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Das Bauernhaus mit feiner Einrichtung und feinem Geiäthe. 39 Das ruffifche Bauernhaus. Es hat Aufregung verurfacht, dafs das ruffifche Bauernhaus, von Gromoff in Petersburg ausgeftellt, vom Architekten Winterhalter gebaut, durch das Preis gericht vor allen anderen Bauernhäufern ausgezeichnet wurde. Nach dem Kataloge gehört es in die XX. Gruppe, das Preisgericht hat es aber als Gegenftand der XVIII. Gruppe als architektonifches Kunftwerk, ausgezeichnet. Diefs war es in der That und kam eigentlich in der XX. Gruppe nicht in Betracht. Es find die Motive dem ruffifchen Bauernhaufe entnommen und idealifirt zur Darftellung gebracht worden. Ruffen, die es befuchten. lachten darüber und fagten: „Lüge, Lüge! nirgends in Rufsland findet man folche Bauernhäufer!“ Wenn das Haus als echtes Bild eines ruffifchen Haufes aufträte, wäre ein folcher Ausruf wohl berechtigt gewefen und wenn es in die XX. Gruppe geftellt ward, war er es auch. Da aber über der Thür der Name des Architekten Winterhalter zu lefen war, fo haben wir hier keine „Lüge“ vor uns, fondern ein Kunftwerk nach Art ruffifcher Häufer. Es ift ein Holzbau, reich verziert mit Schnitzwerk. Eine Wand von Holz gitter und Breterwerk mit dem bedachten Einfahrtsthore verbindet die beiden Theile des Ganzen. Vor der Einfahrt links befindet fich das Wohnhaus, zu dem eine befondere Eingangsthüre führt. Das Wohnhaus befteht aus einem ebenerdi gen Zimmer mit kleinen länglichten Fenftern, wie fie auf dem Bilde zu fehen find und aus einem Zimmer im erften Stockwerke mit grofsenFenftern und gefchmack- voller Einrichtung, wohl Alles nach Angabe des Architekten. In diefem Zimmer fafs ein Ruffe, der auch deutfch konnte. Wenn das Haus nicht als echtes Bauern haus gelten konnte, diefer Mann ift zweifellos ein echtes Exemplar, etwa eines ruffifchen Soldaten, bei dem das Anfehen, das er fich im Hinblick auf die Macht, die er vertritt, gab, feltfam ftimmt zu feiner Bildung. — Ein harmlofer Befucher richtete an ihn die Frage, indem er auf ein Zimmergeräth wies: „Was ift das?“ worauf der Ruffe mit zornigem Blick ihn anfuhr mit der Antwort: „Das geht Sie nichts an!“ Auf die Frage: „Wie nennt man das ruffifch?“ antwortete er: „Das brauchen Sie nicht zu wiffen!“ Der Fragende lachte und fragte weiter, worauf der ruffifche Ausftellungsmann mit der Miene eines Gendarmen, der einem Verbre cher auf der Spur ift, fragte : „W a s fragen Sie folche Dinge ?“ —• Diefe Figur war nun wohl originell, gibt uns aber, wie wir gefehen haben, nichtsdeftoweniger über das Innere eines ruffifchen Bauernhaufes keinen Auffchlufs. — In dem Wohnhaufe befand fich neben dem ebenerdigen Zimmer noch eine kleine Küche und dann ein nach der Hoffeite offener Raum, der als Drefchtenne und Scheuer benützt werden mag. In der Ecke kommt man in einen Pferdeftall. Die hintere Hoffeite hatte wieder einen feitlich offenen Scheuerraum, und die zweite Ecke einen Kuhftall. Auf der rechten Seite neben der Einfahrt fehen wir ein kleineres Gebäude, das als Vorräthekammer benützt werden mag. Diefe Eintheilung wird wohl im Allgemeinen in ruffifchen Bauernhäufern fo Vorkommen, wenn hier auch Alles viel vollkommener und reicher ausgeführt erfcbien. Beachtenswerth ift, dafs die Ein theilung im Ganzen zu den deutfchen Bauernhäufern ftimmt und von der des kroatifchen und galizifchen Haufes abweicht. Das galizifche Bauernhaus. Das einzige Bauernhaus auf der Weltausftellung, das mit Stroh gedeckt war, war das galizifche. Es ift dem rumänifchen ziemlich ähnlich. — Auch diefes Haus war benutzt von der landwirtlifchaftlichen Abtheilung der Brodyer Aus- ffellungscommiffion zu einer forftlichen Collebtivausftellung. Es war alfo auch hier das Innere nicht eingerichtet und die Aufgabe der XX. Gruppe nicht erfüllt