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Objeöte der Kunft und Gewerbe früherer Zeiten. 3 An der Ausftellung, welche fo lange Zeit gefährdet war und endlich, unge achtet fie gefichert war, mit noch vielen Hinderniffen zu kämpfen hatte, betheiligten fich fchliefslich Oefterreich, Ungarn, Spanien, die Schweiz, Italien, Schweden, Dänemark, Rufsland, Griechenland, die Türkei, Rumänien, Marokko und Perfien. Die ausgeflellten Gegenftände wurden nur von einigen Staaten, als eigent liche archäologifche Expofition, von den übrigen Gegenftänden räumlich getrennt, gruppirt; bei den anderen der genannten Staaten und diefs find gerade jene, die an der Zahl wenig Objedte boten, wurden fie mit den Induftrie- und Kunfterzeugniffen vermengt aufgeftellt. Die Ungleichheit der Betheiligung motivirt, dafs in diefem Referate nur länderweife vorgegangen wird. Oefterreich. Sowie durch den Rücktritt des bei der Generaldireötion früher beftan- denen grofsen Comites die Thätigkeit für die Ausftellung von Kunftobjedten und Produkten der Gewerbe früherer Zeiten im Allgemeinen erlahmte, ebenfo und noch weit fühlbarer war die üble Nachwirkung für diefe Ausftellung hin- fichtlich des cisleithanifchen Oefterreich. Nachdem die mit verfchiedenen Per- fonen eingeleiteten Verhandlungen behufs der Uebernahme der Durchführung diefer Ausftellung nicht zum gewünfchten Ziele führten, wurden am 7. April 1873 die Herren Dr. Eduard Freiherr von Sacken, Dr. Carl Dind und A. Ritter v. Camefina mit diefer Aufgabe betraut. Nach kurzer Verhandlung war die Sache geordnet und conftituirte fich das durch Beiziehung des Herrn P. E. Ober mayer als Chef des Bureaus verfhärkte Comite für Cisleithanien, und zugleich auch als Inftallationscomite für die XXIV. Gruppe. War fchon Vieles bisher durch den Zeitverluft verfäumt worden, fo zeigte fich bei Durchficht der Anmeldungen, dafs, wenn nur die angemeldeten Gegen ftände eingefendet würden, damit, abgefehen davon, dafs bei nur halbwegs ftrenger Prüfung das Meifte zurückgewiefen werden mufste, eine Ausftellung von nur einiger Bedeutung geradezu unmöglich fein würde. Von vielen Seiten waren ftatt Kunftgegenftänden nur Curiofitäten minderer Bedeutung angemeldet worden. Auch fehlten unter den Anmeldungen die meiften Namen der vielen, durch ihre Runftfammlungen ausgezeichneten inländifchen Stifte und Klöfter, deren Schätze, wenn man eben eine mittelalterliche Kunftausftellung machen will, unentbehrlich find; defsgleichen ergab fich nur eine ganz geringe Betheiligung von Seite der verfchiedenen Landesmufeen, und doch erfchienen diefe, bei dem Umftande, als auf eine Theilnahme der kaiferlichen Sammlungen an diefer Ausftellung, wie natürlich, nicht gerechnet werden konnte, und die Zahl der bedeutenden Privat- fammlungen fehr klein ift, nicht minder unentbehrlich, um auch von den profanen Kunftgegenftänden der Vergangenheit, insbefondere aus der Zeit der Renaiffance eine würdige Ausftellung zufammenzubringen. Auch darf nicht unerwähnt bleiben, dafs das k. k. Mufeum für Kunft und Induftrie in Folge feiner ftatutenmafsigen Berechtigung zur felben Zeit einen nicht unbedeutenden Theil von mittelalter lichen Kunftgegenftänden des Privatbefitzes in feinen eigenen Räumen zur Ausftellung brachte. Nun galt es, das Verfäumte nachzuholen, die Lücken der Anmel dungen auszufüllen, und die erlahmte Thätigkeit der Landescommiffionen wieder aufzufrifchen, was nur durch den direkten Verkehr mit den Befitzern von Sammlungen und durch eine lebhafte und ausgebreitete Correfpondenz erreicht werden konnte. In dem urfprünglichen Programme mufsten in Berückfichtigung der geän derten Verhältniffe und der zur Durchführung der Angelegenheit disponiblen, fehr befchränkten Zeit einige Aenderungen gemacht werden; auch machte das erft kurz vorher fertig gewordene Ausftellungsgebäude den Entfall von Bildern wünfchens- werth, aus demfelben Grunde empfahl fich der Entfall von Schrift- und Druck denkmalen jeder Art.