Der Unterricht in der Gefchichte. 21 Kunft und Literatur, Politik und Philofophie in feinen Bereich zieht, und von Privat Defchantel et Focillon gedacht. Auf Lee tü re der Quellen fcheint kein befonderes Gewicht gelegt zu werden. Selten erfcheinen die Quellen in einem Lehrbuche angeführt. Es ift gewifs nicht Zufall, dafs diefs in Emile Belots hiftorie des Chevaliers Romains der Fall ift. denn gerade die römifche Gefchichte erfreut fich in Frankreich befon* derer Berückfichtigung. Schon im Lehrpläne ift diefs erfichtlich, denn während die alte Gefchichte des Orientes und Griechenlands (in der fechften und fünften Claffe) nur täglich mit fünfzehn Minuten bedacht erfcheint, find der römifchen Gefchichte (in der vierten Claffe) wöchentlich zwei Stunden zugewiefen. Und wir brauchten blofs die franzöfifche Gallerie in der Kunfthalle durchzufchreiten, um zu derfelben Ueberzeugung zu gelangen. Unter den nicht zu zahlreichen hiftorifchen Bildern fielen jedem Beobachter G er o m e s Gladiatoren oder U11 m a n n’s Sulla und Marius auf. Die Erklärung für diefe Vorliebe der Franzofen zur römifchen Gefchichte ift unfehwer zu finden. Sie datirt aus der Zeit Ludwigs XIV., in der man die römifche Gefchichte und Literatur der Kaiferzeit mit Eifer pflegte, weil in Frankreich analoge Verhältniffe beftanden. Montesquieu’s Werke wiefen wieder auf die römifche Gefchichte hin und die republikanifchen Beftrebungen am Ende des vorigen Jahrhundertes fanden in der Gefchichte der römifchen Republik Nahrung, bis das Empire wieder Cäfar und die Kaiferzeit zu Ehren brachte. Zum Schluffe fei eines Hilfsbuches noch gedacht. In Raffy’s lectures d'Hiftorie erblicken wir eine fyftematifche Sammlung von gefchichtlichen Lefe- ftücken über orientalifche, griechifche, römifche und franzöfifche Gefchichte, die theils Quellenwerken theils den beften franzöfifchen Hiftorikern entlehnt find. Es bietet diefes Werk Aehnliches, was P ü t z’s Charakteriftiken aus der Welt- gefchichte oder Schöppner's Gefchichtsbilder. Italien. Nur mit grofser Mühe war es möglich aus den maffenhaft aufgehäuften Büchern, Schriften, Bilderwerken und Zeichnungen das für den vorliegenden Zweck Geeignete hervorzufuchen, zumal ftch weder eine Perfon, noch ein Katalog als Führer in der ungeordneten Fülle des Gebotenen vorfand. Doch im Allgemeinen war erfichtlich, dafs fich die erlangte Einheit der Apenninen-Halbinfel in dem Gefchichtsunterrichte ihrerSchulenabfpiegelt. Vorrherrfchend wird italienifche Gefchichte, zu welcher auch die alte römifche Gefchichte gezählt wird, gelehrt. In den VoIksfchulen wird ausfchliefslich vaterländifche Gefchichte getrieben, zu welcher die biblifche Gefchichte die Vorftufe bildet. Neben einer Piccola ftoria d’ Italia, die in kurzer Ueberficht zufammenhängend die Gefchichte erzählt, ift auch die biographifche Methode vertreten. So enthält das für die Alumnen der fcuole elementari e fuperiori da Paolo di Paoli „II fanc iu- letto“ beftimmte biographifche Erzählungen aus der römifchen und italifchen Gefchichte. die von Cec. Macchi edirten „Racconti ftorici del medio Evo 4 * Biographien hervorragender Perfönlichkeiten. Ebenfo die „Cento biografie di fan- ciulli illustri Italiani con brevi cenni sulla storia d’Italia“ von iooo bis 1867 p.Chr. von G. M. Bourelly, welchem Werkchen auch Abbildungen beigegeben find. Doch ift neben Italiens Gefchichte die des königlichen Kaufes nicht vergeffen. Ein für die dritte und vierte Elementarclaffe beftimmtes Lefebuch enthält kurze Biographien der bedeutendften Regenten aus dem favoifchen Königshaufe „Storia della reale Cafa di Savoia“ von Profeffor T. Gallo. Wir dürften nicht irren, wenn wir annehmen, dafs diefes Lehrbuch hauptföchlich in der Provinz Sardinien im Gebrauche ift. Auch ein Hilfsmittel fei erwähnt, das zunächft für Volksfchulen beftimmt ift. um durch Anfchauung das Erlernen der einheimifchen Gefchichte zu unter-