Volltext Seite (XML)
9 J. Langl. Formenerzeugung hätte gewonnen werden können. Diefer Forderung ifl „die Weltausftellung 1873“ im reichften Mafse nachgekommen; fall alle Staaten, welche auf dem Gebiete der Induftrie vertreten waren, hatten auch ihren Zeichen- und Kunflunterricht repräfentirt und gefucht, die Beftrebungen in diefer Hinficht darzulegen. Der Berichterftatter hat nun nothwendiger Weife bei der Bearbeitung des ausgebreiteten Materiales, welches in Schülerleiftungen, Lehrmitteln etc. aus den verfchiedenen Ländern vorlag, auch ftets die Leiftungen der Induftrie, als des eigentlichen Ausgangspunktes der jeweiligen Beftrebungen in Betracht gezogen und glaubte zu diefem Hinausgreifen über fein Reffort berechtigt zu fein, da nur dadurch ein richtiges Urtheil über den Unterricht gewonnen werden konnte. Der weitaus gröfsere Theil des Exponirten in derSedlion des Berichterftat- ters bezog fich auf den kunftgewerblichen Unterricht, das Uebrige gehörte den Schulen für allgemeine Bildung an, wo durch den Zeichenunterricht das äfthe- tifche Empfinden in umfangreicherer Weife geweckt werden foll und der Kunft- unterricht als Difciplin der formalen Bildung einzutreten hat. Da diefe Frage allenthalben noch auf eine pofitive Löfung wartet und gerade die Gegenwart eifrig daran arbeitet, fie zu klären, fo hat der Berichterftatter es verfucht, foweit es möglich war, von den verfchiedenen Ländern den gegenwärtigen Stand des bezüg lichen Unterrichtes darzulegen und neben den einfchlagenden Gefetzen, Verord nungen etc. fein Augenmerk vorzüglich darauf gerichtet, „welche Formen zum Studium für diefen Zweck verwendet werden“ und „welche Methoden in Anwen dung flehen“. Eine kurze Charakteriftik der im Gebrauche befindlichen Vorlage werke, Modelle etc. dürfte diefen Punkt ergänzen. Der Referent glaubt wohl nicht erft hervorheben zu müffen, dafs fein Gebiet, von dem bezeichneten Standpunkte aus aufgefafst, ein weitverzweigtes war und mufs um Nachficht erfuchen, wenn er hie und da feiner Aufgabe nicht ganz gerecht geworden fein follte; die oft ungenügenden Auskünfte über die Lücken des Ausgeftellten mögen es entfchuldigen, wenn manche Partien allge meiner gehalten erfcheinen. Was fchon in anderen Berichten betont wurde, mufs auch hier wiederholt werden, dafs nämlich durch die enorme Zerftückelung des Materiales die Arbeit unendlich erfchwert wurde. Gaben fchon vielfach die Bezeichnungen der Gruppen XII und XXV Anlafs, dafs Zufammengehörendes aus der Gruppe XXVI zerftückelt und eine Ueberficht vereitelt wurde, fo kamen im Unterrichtswefen noch die getrenn ten Aufteilungen in den Schulhäufern dazu, wo ebenfalls Fragmente der einzelnen Unterrichtsmittel zu fuchen waren. Immerhin aber glaubt der Referent Manches aufgezeichnet zu haben, was dem fo hochwichtigen Zweige des Bildungswefens in der Zukunft von Nutzen fein kann. Es ift wohl felbftverftändlich, dafs die Grofsmächte der Induftrie, wie Frankreich, Deutfchland, Oefterreich, England und Italien eingehendere Behand lung erfuhren als die übrigen Länder, in welchen die Beftrebungen als weniger tonangebend zu betrachten find. Wenn bei Deutfchland und insbefondere bei Frankreich weiter in die Vergangenheit zurückgegriffen wurde, als das Programm des „officiellen Berichtes“ annahm, fo hat diefs feine Begründung, da es in den früheren Weltausftellungs-Berichten bei Befprechungen unferes Gegenftandes nicht gefchah und es für die Strömung der Gegenwart wichtig erfcheint, die traditio nellen Elemente in der Kunftinduftrie näher ihren Quellen zu beleuchten. Oefterreich. Wer die Refultate des Zeichenunterrichtes der öfterreichifchen Volks-und Mittelfchulen mit denen der Anftalten ähnlicher Kategorie anderer Länder ver glich, mufste zugeben, dafs im Grofsen und Ganzen diefer Gegenftand hier allent halben feine weitaus belfere Pflege findet und bedeutendere Erfolge aufzuweifen