Der Zeichen- und Kunftuntcrricht. 77 Gegenftände. und in Contourornamenten, theils nach Vorlagen und theils nach Gypsmodellen, vorwiegend nach antiken Mudern. Es id, als ob der Geid Thor- » aldfo n’s fchon bis in die Schulzimmer eingedrungen wäre; in der Induftrie begegnet er uns überall, und fanden fich feine Zeichnungen reizvoll in die griechifchen Formen der Gefafse, Geräthe etc. componirt, die vielleicht nirgends fo getreu imitirt werden, wie in Kopenhagen. Der Grofsmeider der Pladik war übrigens in kleinen gelungenen Nachbildungen feiner Werke in Bisquit (von Jörgenfen in Kopenhagen) auf der Ausdellung felbd vertreten. Am meiden erinnerte aber an ihn Jerichau's „Hochzeit Alexanders mit Roxane“ in der Kundausdellung. Das kleine Land hat feinen edleren Gefchmack in der Indudrie nur dem Impulfe diefes grofsen vaterländifchen Kündlers zu danken, und id es erfreulich, dafs die Formen dets mit gutem Verdändnifs auch in das Materiale componirt werden. B r i n k o p f (Kopenhagen) hatte reizend dilifirte Möbelzeichnungen aus- gedellt, und waren die Formen in edler einfacher Renaiffance nebendem auch äufserd zweckmäfsig. Vom feinden Gefühl in rhythmifchen Contouren zeugten Chridefen’s Gold- und Silberwaaren. Spanien und Portugal. Neben Italien bietet bei keinem Lande die Vergangenheit der Kund- indudrie fo viel des Intereffanten als Spanien. Schon die arabifch-maurifche Kund entfaltete fich auf diefem Boden in ihren fchönden Blüthen; eine Anzahl ganz neuer Indudriezweige entdand dann, als nach der Vertreibung der Maurenfürden ein neuer Welttheil feine Gaben dem Lande zuführte, und Städte, wie: Cordova, Toledo, Madrid, genoffen in ihren fpeciellen Erzeugniffen zur Zeit einen Weltruf; aber nicht blofs die Indudrie — auch die Kund erhob fich in den Namen eines Murillo, Valesquez etc. zu einer Höhe, dafs aller Welt Augen auf de gelenkt wurden. Und diefs Alles id vorübergegangen und kaum mehr als die Erinnerung davon geblieben. Wenn in Italien in gewiffen Zweigen des Kundgewerbes fich noch das technifche Gefchick ererbt hat, und noch heut zu Tage die alten Formen in den Zeichenfchulen und durch diefe in der Indudrie fortleben, fo wird man vergebens in Spanien darnach fuchen. Die ' politifchen Stürme, die fad unausgefetzt über das Land einherzogen und mit ihren culturhemmenden Feffeln noch gegenwärtig jede Entwickelung daniederhalten, haben die Fäden der ruhmvollen Vergangen heit längd zerriffen, und was die Indudrie gegenwärtig in Spanien an Formen bietet, beruht nur geringentheils mehr in Imitation des Alten (Fayencen- und Taufchirarbeiten); im Grofsen und Ganzen dominirt der franzöfifche Gefchmack. Wer die Stoffe Barcelonas und Valencias in der Ausdellung betrachtete, konnte höchdens bei den Erzeugniffen der letzteren Stadt hie und da die refor- mirenden Elemente wahrnehmen; fond herrfcht fo ziemlich allgemein die planlofe Willkür in Farbe und Form. Die Ausdellung der Gruppe XXVI war im erden Stockwerke des fpanifchen Pavillons in der erden Zone untergebracht und umfafste dem Kataloge nach wohl viel Intereffantes und Wichtiges zur Charakteridik der gegenwärtigen Verhältniffe ; allein es w T ard dem Berichterdatter unmöglich, irgend welche Auskunft über das vorhandene Material zu erhalten. Es waren nämlich weder Nummern an den Gegendänden, um mit dem Kataloge diefelben aufzufinden, noch wufsten die anwefenden Vertreter Befcheid zu geben. An Freihand-Zeichnungen hingen ganz oben an den Wänden Rahmen mit ziemlich mangelhaft copirten Julien-Köpfen und franzöfifchen Kreideorna menten (darunter einiges Getufchtes) und lagen in einem verfchloffenen Glas- fchrank einige gut gezeichnete Gypsköpfe in Kohle vor. Woher fie gekommen, war nicht eruirbar. Eingebunden fanden fich Linearzeichnungen von der