Anlage mit Hauptstück und Anbauten recht glücklich gegliedert. Die Wetterfahne zeigt die Buchstaben C. R. und die Jahreszahl 1756. Zu Beginn des Siebenjährigen Krieges war Caspar Richters Sommerhaus gerade fertig geworden. Von nun an ruhte jede fried liche Bautätigkeit. Mit dem Gohliser Schlößchen klang die glanz volle Periode des bürgerlichen Barocks in Leipzig aus. Nach Richters Tode ging seine Witwe eine dritte Ehe mit dem kur fürstlich-sächsischen Hofrat und Historiographen Johann Gottlob Boehme (1717-80, Abb. 11) ein. Boehme lehrte an der Universität Geschichte und Staatsrecht. Im Bewußtsein der Nachwelt lebt er vor allem als Mentor des Leipziger Studenten Goethe fort. „Ein kleiner, untersetzter, lebhafter Mann“, so charakterisiert ihn der Dichter; eine andere Stimme unterstreicht sein großes Selbstbe wußtsein, das er freilich „als ein sehr feiner Hofmann geschickt zu verbergen weiß“. Die Lesart, daß Goethe als Boehmes Gast im Gohliser Schlößchen gewesen sei, beruht auf Irrtümern. Der Stu dent hatte die Stadt bereits verlassen, als der Professor durch Hei rat Eigentümer des Schlößchens wurde. Boehme verstand es, seinen Besitz und sein Ansehen zu mehren. 1772 erwarb er aus dem Nachlaß des Professors der Jurisprudenz Lüder Mencke das zum Dorfe gehörige Freigut und wurde damit Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf Gohlis. Seitdem trug der gesamte, im Zeichen des Schlößchens vereinte Besitz den Namen Turmgut oder Schloßgut. Viel hat Boehme getan, um Dorf und Gutshaus zu verschönern und zu beleben. Mit seiner Hiife entstand der erste gebahnte Spazierweg durchs Rosental nach Gohlis, das sich nun