sprüngliche Hauptstraße des alten Gohlis. Ihre gebogene, fast spitz winklige Form paßt sich einer Geländeerhöhung an, die den Sied lern Schutz vor den Wasserfluten der Niederung bot. Heute ist die Menckestraße großstädtisch bebaut und vom Zentrum der Stadt in bequemer Anfahrt erreichbar. Das dörfliche Gohlis lag abseits der großen Straße, und über Jahr hunderte hat die Außenwelt kaum jemals besq/iders von ihm Notiz genommen. Das wurde anders, als auch die Leipziger die Enge des Stadtaufenthalts immer öfter durch Spaziergänge in freier Natur aufzulockern begannen. Dem für das 18. Jahrhundert charakteristi schen Drang zum Ländlichen konnte der Kranz herrlicher, zu ihrer Zeit weithin berühmter Barockgärten, der die Stadt umgab, nicht mehr genügen. Man zog hinaus auf die weitergelegenen Dörfer, und vor allem Gohlis bewies eine starke Anziehungskraft als Aus flugsziel. Das reizvoll im Winkel zwischen Pleißefluß und Rietzschkebach gelegene Dörfchen besaß in der Tat für Naturschwärmer alle Vor aussetzungen. Neben dem Wasser war es der Wald, der die stadt müden Leipziger erquickte. Zu erholsamem Spaziergang lockte das Rosental, ein stattlicher, von uralten Eichen durchsetzter Auen wald, der sich im Norden bis dicht vor die Stadt hinzog. Schon aus der Zeit des ausgehenden 17. Jahrhunderts berichtet die Chronik: „In diesem Forst wird zur Sommerszeit manche Spatzierfahrt Er- götzlichkeit halber angestellet, weil derselbige der Stadt sehr nahe liegt, und man durch denselben biß auff Golitz meistentheils im Schatten nach Gelegenheit entweder gehen oder auff dem Wasser fahren kan.“ In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erreichte die Beliebtheit des Rosentals als „Lustwald“ der Leipziger ihren Höhepunkt. Mehr und mehr war der Wald mit seinen prächtigen Alleen zum Durdigang nach den Gohliser Gast- und Vergnügungs stätten geworden. Wie es die Möglichkeit bot, bewegte man sich zu Fuß, zu Pferde oder zu Wagen dorthin, und höchstes „plaisir“ zugleich mit vornehmem gesellschaftlichem Anstrich war eine Gon delfahrt unter grünschattenden Zweigen gemächlich die Pleiße hin ab zu dem kleinen Fährhaus nahe der Gohliser Mühle. Wohl spie gelt die unterschiedliche Art der Anreise gewisse gesellschaftliche Gruppierungen; aber das bürgerliche Leipzig betonte sie nicht, und alle fanden die gleiche Rast im Saal oder Kastaniengarten einer der vielgerühmten Gohliser Schenken. Wer die Stille liebte, zog sich auf die idyllische Mühlinsel zurück; das war ein von Linden und Weiden umrahmter und mit Steinbänken ausgestatteter Platz, der zu empfindsamer Naturbetrachtung einlud. Das Rokoko hatte in der ihm eigenen verspielten Art die Natur wieder „entdeckt“. Freier und nachhaltiger aber als auf Spazier gängen und Ausflügen konnte man ihre Annehmlichkeiten bei einem längeren Landaufenthalt genießen. Es wurde Mode und ent sprach wohl teilweise auch einem echten Bedürfnis, wenigstens einige Sommerwochen völlig abgelöst von der Stadt auf dem Lande