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Dresdner Journal : 29.01.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187001299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-01
- Tag1870-01-29
- Monat1870-01
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- Dresdner Journal : 29.01.1870
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15« neuerten Conflicte nie ernst genommen. Da» „Reue Frdbl." äußert sich dahin, daß da» Mißverständlich zwi schen Beust und Gi-kra mit einer Bereiubarung endete, „welche die Macht und die Geltung eine» Jeden von ihnen in seiner Sphäre erhöhte und de»en Zusammen wirken gemeinsamen Zielen und gemeinsamen Feinden gegenüber zum energischen Ausdruck brachte." — Die Angriffe de» Berichterstatters Baron» Tintt auf die ultramontanen tiroler Abgeordneten, welche infolge dessen heute ihr ReichSrathSmandat mederaelegt haben — die vorgestrige Nummer der in Innsbruck erschei nenden „Tiroler Stimmen" hatte übrigen» bereit» einen solchen Schritt in bestimmte Aussicht gestellt —, wer den von der „N. fr. Pc." zu den „besten parlamenta rischen Leistungen" gezählt; denn Baron Tinti habe den Clericalen in markigen Wort n die Lästerungen hcimgezahlt, „die sie in der Wildniß ihrer Innsbrucker Landstube gegen den R^ichsrath auegestvßcn haben, ge gen denselben Reichsratd, dem sie jede Berechtigung und jedes Mandat absprachcn, und in den sie dennoch einzutrctcn keinen Anstand nahmen." In völlig ent gegengesetztem Linne äußert sich die „Pr.", indem sie von einem „unmotivirten Ausfall" spricht, durch wel chen Baron Tinti „mutdwilltg einen Conflict vom Zaune gebrochen" habe, für welch n ihm die Freunde der Regierung keinen Dank wissen würden. Uebrigens ist die Meldung des gestrigen Telegramms dahin zu berichtigen, daß nicht die tirol r Abgeordneten italieni» scher Nationalität, sondern die aus dem italienischen Theile des Landes entsendeten, zur deutschen Ver fassungspartei haltenden beiden Abgg. vr. Leonardi und Baron Prato im Abgeordnetenhaus auch ferner verbleiben.—Was lic polnischen Abgeordneten betrifft, so müssen dieselben, ehe von ihnen ein entscheidender Schritt erfolgen kann, jedenfalls die Erledigung der galizischen Resolution abwarten, welche bekanntlich, vom Abg. Grocholski nochmals eingebracht, einem Aus schüsse von 24 Mitgliedern zugewicsen worden ist. Die Hrltung der Polen in der Aorcßbcbatte hat unbedingt von groß r Mäßigung Zeugniß abgelegt. Paris, 26.Januar. Die socialistische Agita tion geht weiter Man schreibt der „N. A. Z." von hier, daß die Organisation der Arbeiter durch die geheimen Ge sellschaften sorgsam betrieben und in Parts durch einen Ausschuß gefördert wird, w'lcher von dem Nevolutions- comitö in London seine Anweisungen empfängt. Nach den Bestimmungen des Letztcrn hat der Ausschuß in Paris auf eine grsve äv loger in der Art hinzuwir ken, daß für das nächste Quartal eine Miethsgeldver- wetgerung selten der Arbeiter zur Ausführung komme. In den Arbeitcrquarticren solle Niemand die Miethe für der inncgehabte Wohnung den Wirthen bezahlen. Der Londoner Cvmits hofft, daß die Verwirrung, welche infolge der Ausführung jenes Vorschlags durch die Exe- cutivnen und Emissionen der Miether, sowie durch die Weigerung oder Unmöglichkeit der Besitzer, die Staats- steuc n zu zahlen, entstehen könnte, den Ausbruch einer socialen Bewegung beschleunigen werde. — Hr. Mirss ist in covtumseism zu sechs Monaten Gefängniß und 2000 Francs Buße verurtheilt worden. Florenz, 22. Januar. (N. fr. Pr.) Bezeichnend als ein Gradmesser der Stimmung bei den Ge richtshöfen ist es, daß der königliche Staatsanwalt in Turin, Eula, in der Einweihungslede beim Beginn des neuen Jahres die Worte fallen ließ, daß die Ju stiz von Florenz „sich in den Schmuz Herabziehcn und sich von dem verpesteten Geifer der Consorten vergiften ließe. Auch an andern Orten sind Aeußerungen in ähnlichem Sinne vorgekommen. Der königliche Staats anwalt am Cassationshoje in Florenz, Commendatore Conforti, wies gleichfalls in seiner Ncujahrsrede auf die NothwenRgkeit dcr Unabhängigkeit der Justiz von der Executivgcwalt hm; zwei Reformen seien nothwen dig: daß die Richter nicht mehr ohne ihre Zustimmung versetzt werden könnten, und daß die Poltzeibeamten gleichfalls unversetzbar und unabhängig von der Re gierung seien. Ler königliche Staatsanwalt beim höch sten Gericht m Neapel, Commendatore Vacca, hatte sich die Unabhängigkeit der Justizbehörden zum Thema ge wählt, und auch »r verlangte einen Schutz gegen die Mißbräuche des lctzien Jahres. Die willkürlichen Ver setzungen der Richler von Mailand und Brescia, die Amtsemfernuug von Nelli und Borgnini und verPro- ccß Lobdia mit allen feinen Geheimnissen mußten na türlich alle dieienigen Männer empören, die nicht Würde und Pflichtgefühl oen Cointeressirlen verkauften. — (Pr.) Der Cvnsttct mit Paraguay ist voll kommen beigelegt, da die Regierung beim Erscheinen des italienischen Geschwaders nachgad. Madrid, 26. Januar. (Tcl.) Dir „Cvrrejpon- dencia" gnbt folgendes Wahlrcfultat: 4 Unionlsten, 5 Demokrat.n, 6 Prvgrcfsiftcn, 6 R publtkaner, 1 Ab solutist, 2 Wahlen unentschieden. Die Resultate eini ger Wahlkreise Und noch unbekannt. Z' Loudon, 25. Januar. (E. E.) Au» Thorncliffe bei Sheffield trifft die Sunde von neuen Gesetz widrigkeiten rin. Die ganze Gegend ist in einem Zustande höchster Aufregung und außer einer Verstär kung der Polizeimannschaft sind etwa 100 Mann Mi litär etngetroffen, um weitern Ausschrettungen vorzu- beugen. Vorgestern kam e» zu einem abermaligen Zusam menstöße, an welchem wtrdcr die Gcwerkvercin-mitalie- der die Schuld trugen, indem sie etwa 200 Mann stark auf die Häuser der Nichtmitgl'kber loSrückten und un- ter Abschüßen von Pistolen diese aufforderten, beraus- zukommrn. Diese, mit Schüreisen, Hacken, Knitteln u s. w. bewaffnet, leisteten der Aufforderung Folge und trieben die Angreifer in die Flucht, nachdem ein Mann erheblich verletzt und andere gefangen genommen worden. Den Ruhestörungen ist eine Reihe von Ver Haftungen gefolgt. In früher Morgenstunde, gegen drei Uhr, machte eine starke Polizeimannschaft sich ans Werk, und hatte sechzehn der Unruhestifter bereits hinter Schloß und Riegel gebracht, ehe deren Kame raden ihre Abwesenheit bemerkten. Nachdem mehrere der Verhafteten als Theilnehmcr an den Ruhestörungen erkannt worben, wurden sie sämmtlich ins Gefängniß zurück-,eschickt und die Gerichtsverhandlungen vertagt. Stockholm, 22. Januar. (H. N.) Sonnabeich wurden in beiden Abtheilungen des Reichstag» die Mitglieder zu den stehenden Ausschüssen gewählt. In d<r Ersten Kammer ist die Majorität dieselbe, wie im vorigen Jahre, und bet den meisten Wahlen scheinen sich beide Seiten geeinigt zu haben. In der Zweiten Kammer, wo die Mitglieder größtenthetls neu gewählt sind, hat es sich gezeigt, daß die Landmann»partei wie der die überwiegende ist. Die bietet jetzt über 110 Stimmen. Die Jntelligenzpartei zählt ca. 40 Stimmen, und die dritte Partei, die Ueberreste der ehemaligen „Neuliberalen" nebst einigen andern Mitgliedern, welche sich gcm.inschaftlich gern „die Linke" nennen lassen, zählen zusammen ca. 30 Mitglieder. Diese letzte Partei soll bei den Ausschubwahlen mit dcr Landmannspartet gestimmt haben, da die Jntelligenzpartei mit ihr keine Vereinbarung treffen wollte. Bukarest, 20. Januar. (A- Z.) Der „Monitorul" veröffentlicht ein Umlaufschreiben des Ministers Kogolniifcheano an die Präfecten, in welchem denselben befohlen wird, die bestehenden Gesetze und Maßnahmen gegen das Ucberhandnehmen der Israeliten mit größ ter Strenge durchzuführen, und auch dafür zu sorgen, daß sowohl die unterstehenden politischen Behörden als auch die Gemeindeorgane diese Gesetze mit Strenge handhaben. Eine neue Verfügung ist zwar in diesem Umlaufschreiben nicht enthalten, dennoch aber werden die Verfolgungen der Juden infolge deffelben aufs Neue beginnen, denn die alten Bestimmungen waren theils eingeschlafen, theils hatten die Israeliten sich die Nachsicht der Präfecten und Subpräfccten durch oft große Opfer zu verschaffen gewußt. Der ministe rielle Erlaß schließt mit folgendem Satze: „Ihr Auge, Herr Präf ct, möge unablässig und nach allen Seiten hin wachen. Nur auf diese Art werden wir den vom Lande ebenso wie von der Regierung gewünschten Zweck «'reichen, nämlich: „Rumänien von ver socialen Geißel des jüdisch n Proletariats zu befreien." Das Interessanteste an diesem schreiben »st aber die Be hauptung: daß die österreichische Regierung schon im Jahre 1851 das Recht der rumänischen Regierung an erkannt habe, die Juden durch ein Verbot des Eintritts aus Rumänen auszuschließcn, zu welchem Ende der „Monitorul" gleichzeitig eine Note des Generalconsuls Testa vom 10. November 1851 veröffentlicht. Wenn auch gar nicht geläugnet werden soll, daß diese Note von dem damaligen österreichischen Generalconsul wirk lich geschrieben wurde, so ist cS doch geradezu komisch, daß Herr Kogolnitscheauo den Zeitraum von beinahe 20 Jahren, der seitdem verflossen »st, vollständig igno- rirt, und vor Allem, daß der rumänische Minister ab sichtlich nicht bedenkt, daß in Oesterreich die Verfassung und die Staatsgrundgesetze seitdem auch den österrei chischen Juden Rechte gegeben haben, welche kein öfter- reicher Staatsmann, der rumänischen Regierung zu Gefallen, heute mißachten dürfte. Serajewo, 26. Januar. (Pr.) Las neue Regic- rungsgedäude, wo alle bosnischen Aemter waren, ist abgebrannt; der Schaven beläuft sich auf eine Million Piaster. Das österreichische Conjulat schwebte in großer Gefahr, wurde aber gerettet. — Der Wesir Safet Pascha wurde alberufen. New-Aork, 25. Januar. (Tel.) DaS Reprä sentantenhaus hat gestern die B«ll behufs Wieder zulassung Virginiens zum Kongresse in der vom Senat amendirten Gestalt angenommen: — Die vor etwa vierzehn Tagen eingclaufene über raschende Depesche, wonach der Präsident der Union bet dem Senate beantragt habe, den Vertrag über den Ankauf von Domingo zu rauficiren, erweist sich als mit der Festigkeit de» Handeln» vereine«, und die i« gleicher Weise das Vertrauen Eurer Majestät wie da« de« Lande» ve- sitzen. Wir freuen un« der eutfchudenen Worte, mit welchen Eurer Majestät den festen Entschluß ru erkeaueu geben, uebru treuer Erfüllung der Alllauzverträge die Selbstständigkeit Bayern« wahren zu wollen. Durchdrungen von der Wahrheit de« Ausspruchs, baß die Möglichkeit emer gedeihlichen Ent wickelung Deutschlands nur aus dem Boden des Rechts und in dem Maße stattfinden könne, als die deutschen Stämme sich nicht selbst ausgeben, und getragen von gleicher Liebe für das gesammte, wie das engere Vaterland werden sich in der Stunde der Gefahr die treuen bayerschcn Männer um Eure Majestät schaaren, in gleicher Weise zur Vertheidiguog der Ehre uud der Integrität Deutschlands wie zur Bewahrung der Rechte und der Würde der Krone Eurer Majestät entschlossen." Der Adrcßentwurs macht ferner auf das Bedenkliche einer Steuererhöhung aufmerksam und sieht dem neuen Wahlgesetze mit dem Wunsche entgegen, „daß dasselbe geeignet sein möge, ebenso sehr wider Parteiterrcrismus als gegen willkürliche Beamtcnbeeinflussung heilsame Schranken auszurichten."— Wie der „N. C." vernimmt, ist der vom Abg. Jörg verfaßte Entwurf, der vor der Hand nicht zur Veröffentlichung gelangen soll, wl Aus schüsse der Abgeordnetenkammer heute mit 11 ge gen 4 Stimmen (v. Stauffcnberg, vr. M. Barth, Umb- scheiden unv Kolb) zur unveränderten Annahme gelangt. Die k. Staatsminister, insbesondere auch Fürst Hohen lohe, waren tn der Sitzung anwesend und betheiligten sich an der.Debatte, die indessen nicht sehr umfangreich gewesen zu sein scheint, da die Sitzung nur 1'L Stunde währte. Es wird versichert, daß dcr Entwurf des Ab- . geordnctenausfchusses m einem gemäßigter», man sagt „höflicher»" Tone abgesagt sei, als jener des Ausschus ses dcr Retchsrathskammer. Der Adreßentwurf knüpfe an die Erhaltung dcr Selbstständigkeit Bayerns und an das Halten der Verträge an, aber die Verträge ließen mehrfache Deutung zu, und über diese Deutungen habe sich im Volke ein Mißtrauen gegen den Minister des Aeußern gebildet. Auf die Frage, welches diese Ver träge (pluralio), die prehrfach gedeutet würden, und wei cher Art jenes Mißtrauen sei, erfolgte eine bestimmte Antwort nicht. Vr. Schüttingcr soll mit Emphase er klärt haben: er habe seinen Eio dem Volke geschworen, und den Gefühlen des Volkes, welcher Art sie auch seien, Ausdruck zu geben, sei seine Pflicht. Als Mini ster v. Schlör m der Discussion den Ausdruck gebrauchte: „die Staätsregicrung," sei ium Abg. Jörg m die Rede gefallen, mit der Bitte zu unterscheiden, daß es sich in der Adresse nicht um die Regierung, das Gesammtmi- uisterium, sondern blos um den Minister des Aeußern handle. An welchen dcr nächsten Tage die Bcrathung der Adresse in beiden Kammern stattfinden wild, ist noch nicht bekannt. Die Abgg. Stauffenberg, Umvjchelden und M. Barth werden der Kammer ein Minoritätsgut achten vorlegen. — Das Collegium der Gemeinde, bevollmächtigten ist h-utc dem Magistratsbeschluß wegen Verleihung des Ehrenbürgerrechts an den Stlfte- propst v. Döllinger mit 43 gegen 12 Stimmen bei- getreten. Karlsruhe, 26. Januar. (Fr. I.) Die Cvmmiffivn der Zweiten Kammer hat durch den Abg. Hummel über den Gesetzentwurf, die Verleihung des Rechts zur Aus gabe von Banknoten an eine badensche Bank bctr., Bericht erstattet. Die an der Regierungsvorlage vvr- geschlagenen Abänderungen sind nicht von besonderer Bedeutung. Ausdrücklich in das Gesetz ausgenommen soll die Bestimmung werben: „Das Gesetz erlischt, wenn die Bank nicht binnen 2 Jahren gegründet ist", damit die Gründer der Bank nicht nach ihrem eventuellen Ermessen die Ausführung des Unternehmens bis zu einem unbestimmten Zeitpunkte verzögern können. Wie man weiß, ist Mannheim, als dcr erste Handelsplatz des Landes, zum Sitze der Bank bestimmt. Eine gleich berechtigte Filiale ist zunächst tn Karlsruhe zu grün den, und weitere Zweigniederlassungen werden vor zugsweise für die Städte Freiburg, Heidelberg, Pforz heim, Lahr, Konstanz, Lörrach und Villingcn in Aus sicht genommen. *7 Wien, 27. Januar. Die heutigen Morgen- blätter beschäftigen sich eingehend mit dcr gestrigen Sitzung deo Abgeordnetenhauses, »n welcher die siebentägige Generaldebatte der Adresse zu Ende ging und die Spccialdiscussion derselben begonnen wurde. Was Lie Verständigung des Grafen Bin stund des Ministers Giskra betrifft, jo meint die„N.fr.Pr.", wenn möglich und noth wendig, habe Gras Beust mit seinen Erklärungen dre etwa aus seiner am Sonnabend gehaltenen Rede ab- zuleiteuden Differenzen vollends abgcschwächt und da mit auch im Hause „die Herstellung des Friedens mit dem in der Neugestaltung begriffenen Ministerium manifestirt". Die „Pr." zieht den Schluß, daß wieder ein „leidliches Verhälmiß" zwischen dem Chef des ge meinsamen Ministeriums und dem Grundstock des zu erhoffenden cislelthanijchen Cabinets hcrgcstcllt sei. Wer die beifälligen Commcntare gelesen, mit denen die Leib organe der Fünf die Sonnabendrcde des Grafen Beust sich zurechtgAegt, habe die Gerüchte von einem er- Verfasser die Kunst der Spannung: dcr Roman ist gut angelegt und nimmt einen lebendigen Fortgang, Ver- und Entwickelung geschieht beinahe mit dramati scher Folgerichtigkeit. Sodann aber werden die „Kin der dcr Zeit" auf viele Leser auch deshalb einen be- sondern Rciz üben, well hier das moderne Leben mit seinen Höhen und Liefen, seinen Schatten- und Licht- scitcn, feiner Größe und Elenbigkeit geschildert wird. Der Schauplatz des Romans ist vornehmlich Wien und Berlin, und der Leser gewinnt ebenso tiefe Einblicke in die Finanz- und Acttenwclt, als in das Fabnk- und Thcatcrwcsen. Die beiden Götzen, welche man anbctet, heißen Geld und Vergnügen. In dem ersten Capitel treffen wir vier junge Männer, einen Juristen, einen Mcdletncr, einen Mathematiker und einen Poeten, die sich zu einem Abschirdsfcste versammelt haben und deren Lebenswege dann eine Zeit lang auseinander- gehen. Der Mcdiciner, ein Materialist vom reinsten Wasser, beweist seiner Geliebte», daß der Menich die einzige Gottheit der Welt, daß Genuß und eigener Vortheil das höchste Gesetz, daß alles Ucbcrsinnliche blanke Verrücktheit, die Seele nichts als ein Nerven- reflex sei. Zu seiner eigenen großen Bctrübniß erfährt er abcr später an Olympia die Consequenzen dieser traurigen Lehre. Höchst ergötzlich ist ein politischer Führer geschildert, der, obwohl ein guter Deutscher von Geburt, sich an die Spitze der slawischen Bewegung stellt, um Carricre zu machen. Die interessanteste Fi gur »st unstreitig Olympia, ein Charakter, der eben soviel Anziehens»- al» Abstoßendes tn sich schließt. Immerhin geht abcr au» dcr LrbcnSgeschichte dieses Thcatermtigiievcs hervor, daß ein armes Mädchen in dieser unserer so hoch gerühmten, civilisirten Geftll>chaft der Ausdauer de» stärksten Mannes bidarf, um sich durchzukämpsen durch das harte Leben. Der Wett de» Schwindels und dcr Unsittlichleit stehen tn erster Linie gcgennocr: Or. Pe>rgrin, ein Manu der Ideale, und Ferdinand Domb.ll, der als reicher Mann in einem friedlichen Erdenwrnkel den Versuch gemacht, der ehr lichen Arbeit ein trauliches Heim zu gründen. Die „Kinder dcr Zeil ', ein glücklicher Griff des Lichters rn die volle Gegenwart, gehören unbedingt zu den bessern Erscheinungen auf dem heutigen Romangedlete, trotzdem rn der Darstellung hin und wteder Spuren der Ausäugerschaft nicht wcgzuläu»nen sind. — Levin Schückiug's „Hiltgran", ebenfalls ru dem vorge nannten Verlage crichlcnen, enthält vier Erzählungen (mit meist geschichtlichem Hintergründe), deren sich be reits verschiedene Bearbeiter bemächtigt haben, um sie für die Buhne darstellbar zu mache». In dem „ge fangenen Dichter" «sl Goethe die Hauptperson, als er sich 1772 rn Darmstadt befand, und rn den „Novizen" werden wir an dcn Hof Marie Theresien'» geführt. Tie geschmackvoll gearbeiteten Novellen lesen sich Vicht und angcnchm. Es ist, wie däs Vorwort sagt, nichis aus ernstem Stoff GebrldrteS, sondern irgend rin leichtes Gewebe der Fiction, de» Lebens Spiegelbild, wie es in zierlicher Farbenklarhett eine Srifeubtuje zurückwirft, Etwas, worin dcr G.danke Libellenflügrt angenommen hat und mit buntem Schiller durch das heitere Gebilde der Phantasie schwebt. — „Großmutters Geld. Roman von Frederick W. Robinson. Aus dem Englischen ven Helene Hardt. Einzige autorisirte deutsche Ausgabe. Drei Bände. Leipzig, Verlag von Bernhard Schlicke. 1869." Wie so häufig in englische» Familienromanen, spielt auch h,er ein Gejrllschaflsfräulein d»< Hauptrolle, und Miß Bloyce findet nach Jahren schwerer DiensttxukUt nicht nur einen trefflichen Gatten, sondern erbt auch von ihrer ehemaligen Dienstherrin, der Großmutter Lresdaile, eine namhafte Summe. Ohne den stofflichen Inhalt hier näher darzulegcn, sei nur bewirkt, daß die Erbschaftsgeschichte, bei der außerdem einige Enkel der alten Dame betyeiligt sino, etwas lang auSge- sponu-n erscheint, daß die Erzählung aber im Uebrigen mäßigen Unterhaltuugsansprüchen genügt, sowie sie denn auch einen sittlichen Grundgedanken nicht ent behrt. Die Charaktere — beispielsweise sei an die Großmutter, Miß Bloyce, Alice, George Keldon, Andrew, Holllngston erinnert — sind ebenso scharf als elgenthümlich gezeichnet und die Erzählungsweise ist flietzcno und gefällig. — „Lebensbilder von Karl Gutzkow. Erster Band. Stuttgart, Verlag von Eduard Hallberger. 1870." Dir Reche dieser „Lebensbilder" wird in dem vorlttgeudcn Bande mit der Erzählung „Durch Nacht zum Licht" eröffnet, wobei ver Verfasser einleitungs- wcise von sich bekennt, daß ihm die Novelle eine Dichtungsform ist, wo nicht nur die Art der Behand lung lediglich vom Charakter des zufällig gefundenen Stoffes abhängt, sondern auch überall der Stoff da gegeben vorliegt, wo sich eure Anek.ote natürlich an- lcgt, entwickelt, steigert und löst. Die Geschichte spielt in England und zwar in der Zett, in welcher der früh untergegangeuc Dichter Richard Savage lebte, den Gutzkow bekanntlich in einer Tragödie verewigr hat, welche vor drei Dccennien mit dem glänzendsten Erfolge über alle namhaften Bühnen ging. Wir unterlassen eine Inhaltsangabe dcr vorliegenden Erzählung, um den Reiz der Ucberrajchung nicht zu schwächcn, können aber die Versicherung geben, vatz gebildete Leser diese- neueste Werk de» berühmten Dichter» mck inniger Thettnahme und mit Gewinn für Grist und Hcr» in sich ausnchmen werden. Reichthum des Wissens, feine Meuschenkenntniß, bewundern»wevthrs Gcfiattuugsvrr- ( unrichtig. Bisher ist bekanntlich von einem Ankauf von Domingo nirgend» dir Rede gewesen, sondern lediglich von der Pachtung der Samanabai auf Do mingo. Die im Wege der Correspvndrn» etngelaufrnrn Mitthetlungen berichtigen heut« nun auch jene Depesche. Danach beschränkt sich die an den Senat gerichtete Botschaft des Präsidenten vielmehr lediglich daraus, aus Anlaß der Pachtung der Samanabai den spätcrn Ankauf von ganz Domingo zu empfehlen. Der Senat hat dcn Antrag an den Au-schuß für auswärtige An gelegenheiten überwiesen. Dresdner Nachrichten vom 28. Januar. — Das k. Bezirksgericht hat die Verhandlung gegen den Beleuchtungsgehilfen Junghann» und den Beleuchtungsinspector Fahrenwaldr wegcn Brand stiftung aus Unbedachtsamkeit (beim Hofthraterdrande) gestern Abend noch zu Ende geführt. Durch das gegen 10 Uhr publicirte Erkenntmtz find beide Angejchul- digte fretgesprochen worben. (Einen un» heule zu- gegangenen ausführlichen Bericht müssen wir, seiner Umfänglichkeit wegen, für die nächste Stummer ver schieben.) — Wie bereit- erwähnt, hat der Bildhauer G. W. Schwenk im Auftrage der Frau Erzherzogin Sophie von Oesterreich eine treffliche Gruppe modellirt, welche einen Verwundeten, von einer barmherzigen Schwester gepflegt, darstellt. Das Modell ist gegenwärtig Lurch den Bildhauer Schwarz meisterhaft tn cararischem Marmor ausgeführt worden, wovon sich Kunstfreunde im Atelier des Herrn Schwarz (Queckbrunnen Nr. 3) überzeugen können. Da die Gruppe Dresden bald verlassen dürfte, so möge man sich mit einem Besuche des genannten Ateliers beeilen. — Dem Vernehmen nach beabsichtigt der Verein der Geflügelfrcundc von, 6. bis 10. Februar d. I. im Gewandbause eine Ausstellung edlen Geflügels nebst einer Verlovsungzu veranstalten, deren Ertrag der Armenkrankenpflege des Albertvereins zugewiesen werden soll. Es ist zu hoffen, daß der wohlthättge Zweck dcs Unternehmens dessen Anziehungs kraft auf bas Publicum noch steigern wird. — Herr Bellachtnt, köntgl. preußischer Hof künstler, wird morgen Abend im „Hotel de Saxe" eine seiner magischrn Soirsen zu wohlthätigcn Zwecken und übermorgen (Sonntag) die Schlußvorftellung geben. " Auf der Eisenbahn ist gestern abermals ein Frevel verübt worden, der indeß glücklicherweise eben falls keine nachtheiligen Folgen hatte. Za der Nähe von Trachau stieß nämlich der Berliner Pcrsonenzug auf eine über das Gleis gelegte ausgrwcchfelte Eisen bahnschiene, die von dem Räumer der Maschine mit solcher Gewalt erfaßt und auf die Seue geworfen wurde, daß derselbe abgebrochen ist. f Mit anerkennenswenher Ausdauer sorgt Berg,- heer's Theater im Gewandhause feit einigen Mo naten für das abendliche Unterhaktungsbedürfntß des Publicum», und es ist somit wohl gerechtfertigt, noch mals auf dir amüsanten Vorstellungen genannter Bühne hinzuwrisen Das Programm dcs gegenwärtigen drtttcn Cyklus ist durchgehends neu und dabei wiederum von großer Maunichfaltigkeit. Neben fesselnden physikali schen, besonders hydraulischen Experimenten, werden verschiedene gut construirle Mechanismen, wie z. B. auf dem Seile tanzende Automaten, vorgeführt. Den Charakter de» Unerklärbaren trägt ferner rin Kunst stück, in dem wir eine Dame, und zwar eine lebendige, frei vor uns in der Luft schweben sehen, ein Kunst stück, dem eine neue Erfindung des bekannten engli schen Physikers Pepper zu Grunde liegen soll. Letzterer ist bekanntlich auch der Erfinder des Apparates, welcher bei den ebenfalls auf Bergheer's Theater zum Besten ge gebenen Gcspenstcrerjcheinungm zur Anwendung kommt. Unter dcn übrigen Kunststücke» figurirt eine Selbst- rnthauptung- Auherdem werden mittelst des Hydro- oxigengasapparates interessante geologische Darstel lungen, landschaftliche und architektonische Ansichten, wie eine Reihe von Humoreske» und Chromatropeu vorgeführt. Schließlich möge darauf aufmerksam ge macht sein, daß die Vorstellungen ihrem Ende entge gengehen. -ck- Im „Salon Victoria" wird neben dem Alten manches Neue und Gute producirt. Neu ist zu nächst die Soubrette Frl. Thicm, ferner der Ballct- meistcr Herr G. Rinda, welcher mit Frl. Alice de la Croix am Mittwoch ein reizendes k«, äe Äem tanzte, sowie der Komiker Herr Lcbourd. Die älter» Künst ler dcs Salons leisten wie gewöhnlich anerkannt Gu tes, vor Allem auch der Königsturner Herr Foottit mit seiner Promenade an der Decke des Salon-, den Kopf nach unten. " Gestern Nachmittag gerieth auf dem Postplatz^ ein Knabe durch eigene Unvorsichtigkeit unter die Be^ mögen und Zauber des Stils etnigen sich hier zu einem harmonischen Ganzen, und daS Erzählte tritt uns wie unmttrelbareS Lebe» entgegen. Daß es an Gedankeugoldkörnern tu dem Buche nicht fehlt, bedarf einem so tiefgcistigen Autor gegenüber wohl nicht erst besonderer Versicherung. Einer dieser Weisheitssprüche möge hier zum Schluß Platz finden, er lautet: „Wun derbare Fügung! So ist unser gesammtcs Leben I Wir suchen und juchen nach einem heißersehntrn Ziele, wir erreichen es niemals und finden doch Anderes I W.r juchen die allmächttge Größe Gottes uud finden — seine Liebe! Wer suchen die ewige Wahrheit des Denkens und je weiter sie sich uns entrückt und je dunkler die Fernsicht dorthin wird, desto Heller strahlt nach einer Seile ein Stern nach dem andern in unserer Nähe auf — vielleicht der Stern der Tugend, vtelletcht das Kletnod der wahren Erkrnntnlß, die uns sagt, daß Alles, was wir gejucht, nicht soviel werth ist, als was wir gefunden! Wir fanden die Schälfuug uusrcr Augen, die Bildung unseres Geistes, Vie Beherrschung und Zähmung unsere-Herzens und seiner Begierden!" -j- Der „St.-Auz." veröffentlicht das Programm für die im Herbst diese- Jahre- im kgl. Akademiegebäude zu Berlin stattfindende Kunstausstellung von Werken lebender Künstler, die sich bekanntlich alle zwei Jahre wiederholt. Dieselbe wird am 4. September d. I. er öffnet und am 6. November ge chtossen werden. Die Bestimmungen de» Programm» sind die üblichen. Dte für die Aufstellung bcsttmmtcu Kunstwerke stud bi- zum Freitag dcn 6. August bet »cm Inspektor der Akademie abjultefern. " Man meldet au» Pari- den Tod de» greisen Akademiker» o. Pougerville, Uebersetzer» de» ,Lu- cru" und de» «Mitton", Mi nu au zu srl gaj ein R, tre Lo; sp de ko w tag ner M. No Hei rich erst tru, jetzt 186 Br, von erm stell der ho < dir dem wer du« die richt mchi ges-l weis dene liche vcra tung Ausi trolc im Thal 1745 194 Thlr Thlr nrn Lire ein l 8 Pf Dorf ander bis 4 nomn chemi mittet die L aus i rrbliä min; Frag, ist, L Körpt man fvrde. aus i! köMe lrüobs trolre vorÄ< unä n ruglei Ävr k Sebe« lieben veräc unä b vercb raüm> Uv, t»x»i
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