Suche löschen...
Dresdner Journal : 27.06.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187206271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-06
- Tag1872-06-27
- Monat1872-06
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 27.06.1872
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
V 14« DomnSIa-, He» 27.,,Zunt^ 1872 Fboiu»«»e»t,pral»« i IüNr«l»»«» tritt iUrrljok S Dblr 8tewp«h«d<U»r, »u»«riuUd Uv» ä«ut»eb»Q tteivb«, ko«t- u»<l Lurrvlos Kummers: I Zterup«Iru»cbI»^ tlimn. lw N»1«L»r /SbrUeb . . . « Iklr XzUbrlü-b: 1 rLIr. 1L »»r InserateLprel.vr kür ävo k»aw vm«r xe»p»Iteoeo 2eil«: 1U Km-, vokr ,,Lii>^«w3t» äw L«Ue- , " Lrookelne»: mit Av»a»bm» ä«r 8om>- uvä kvisrt»^*, Fbooä» kür «ter» Ibl^vQävL DresdntrIournal. Verantwortlicher Ncdacteur: I. G. Hartmann. nnovLrlot >> Lra-^trtt«r, LonuiuEoilLr ä«, Drs-llosr ^ourv»Ii; «dvväa» ; N L„-ier, Luoen /-'ort u F F>v^er, dv»n N*^«» ^l,i>-r.»tx»tx-b»«I->r,ü»»-Nr»»Le»rl ». N.» et koxker, L«rUi>-VI,<n»H»»diirU - Idrl ». U.-Na-od.» ' L«li. Lo««, u»rU»: ^1. N. ^1kbr«c/U Lr,»«o: L .^kott«, Nr«»I»u! 1,. Lore»» u N. ^e-1e, Nr»»Lt»tt ». U.: L ^arAer'iclia o. t?. L^r«a»<-«^lis Üuckk , /-aud« <t U>., kr»-: F>. Üuekti ; k>. ko,§1, r»rt»: La»«», L^1,>r F ^o., Via»! ^11. , lt»tt»»rt: <r v». ll«r»n»r«b«ri ^Snisl LrpecUtioa cle» vraxloor ^ourual», Oraxien, H»r^Lrett>eo^»«s Ho. 1. Dresden, 26. Juni. mÜ kalter Höflichkeit empfangen, die Richtigkeit ihrer Unschanungen bestritten und keiner ihrer Forderungen nachgegeben. So scheine Alles auf demselben Flecke ge blieben zu sein, wo man sich vor dem Schritte der Ma- jorität befunden, nur Eines sei im Grunde geändert: eraleute zur Bochum find Iserlohnfind di« 80 -rikenden B Arbeit zurückaekehrt. Lu» Essen und keine neuen Nachrichten von Belang «ingegaagev. Dagegen läuft soeben dir Kunde ein, da- auf einigen hirfigen Zechen rin Gtrike augesagt sei. und parlamentarischen Gebiete, nicht mehr zu dm Rück sichten und Zugeständnissen verpflichtet halten, welche bisher ihre Beziehungen zu Herm Thiers gekennzeichnet hatten. Sie betrachten die Regierung nicht mehr alS die Vertreterin ihrer Ideen, sondern als die Vertreterin der Ideen des linken Eentrums und der Linken, und wenn die Umstände sie dazu nöthigen, werdm sie dem gemäß zu handeln wissen." — Das „Univrrs" findet, daß der »nicht unerhebliche" Schritt der konservativen Delegtrten bisher kein allzu klares Resultat ausgewie sen habe. Au- den verschiedenen Berichten über die Entrevue sei der Schluß zu ziehen, daß die »verschie denen konservativen Gruppen" wünschten, Herr Thiers wäre so konservativ wie eine jede von ihnen, während Thiers, nicht minder konservativ, wünsche, sie wärm es alle so wie er. Eine Lösung dieser schwer zu de- fintrenden Divergenz dürfte kaum »u hoffen sein. »Es handelt sich," fahrt daS legitimistisch-clericale Organ fort, »dämm, das Einverständniß herzustellen zwischen Leuten, die vielleicht — nicht Alle! — wissen, was sie nicht wollen, aber sicher nicht sagen und ost auch nicht wissen, wa- sie wollen. Es handelt sich dämm, zwischen Leuten eine Kette zu bilden, die heimlich entschlossen sind, einander nur eine Hand zu reichen. Es handelt sich dämm, die Fusion der Jvfustbeln zu Stande zu bringen. Diese Probleme sind allzugroß. Soviel wir sehen, kann nur Hr. Thiers sich aus der Sache herausziehen, Dank dem doppelten Vortheil, den er errungen hat, sich aller Welt unentbehrlich zu machen, und für sich, mehr als irgend ein anderer, tue Partei zu bilden, für die er hauptsäch lich arbeitet." — Die »Patrie" findet die geringen Erwartungen, welche sie von dem Schritte der konserva tiven Delegirten von Anfang an gehegt, nur zu ge rechtfertigt. „Von der abscheulichen und kläglichen Um gebung, die sich um ihn gebildet, völlig überlistet und geleitet", habe Thiers die Abgesandten der großen Par tei, welche ihn im Namen Frankreichs auf seinen Posten erhoben und um deren Beistand er damals nachgesucht. Dortmund, Mittiooch, LS. Juni. (W. T.B.) Wie die „Westfälische Zeitung" erfährt, hat gestern eine Berathung de» „Vereins für bergbanliche Interessen" unter Ausschluß ter Oeffeatlichkeit stattgefandeu. Auf der Zeche „Lremouia" ist aestern Nachmittag, auf der „Westfalia " heute früh Arbeitseinstellung eingetretrn. Darmstadt, Dienstag, LS. Juni, Abends. (W. T. B ) Zur Berichtigung der Mittheilnngea ver schiedener Blätter bringt die „Darmstädter Zei tung" aus bester Quelle die Meldung, da- in die sem Jahre von einer Reise des Kaisers oder der Kaiserin von Ru-land in das Ausland keine Rede sei. Versailles, Dienstag, LS. Juni, Abends. (W. T. B.) Ja der heutigen Sitzung der National versammlung begann die Dtscusfion der Einkom mensteuer, Thiers erklärte, er »olle, trotzdem er gegeu die Lesteneruva der veweglichrn Werthe sei, angesichts der in der Lersammlung vorherrschenden Meinung der Gesetzvorlage zustimmen. Die Kort- setzuvg der Discusfiou erfolgt morgen. Lvxembarg, Dienstag, LS. Jani, Abends. (W. T. B.) Ja der heutigen Kammerfitznng gab Staatsmivister Servais einen Ueberblick über die verschiedenen Stadien der mit Dentschland behufs Abschluß des Sisenbahuvertrags gepflogenen Unter- handlangen. Der Minister erklärte, Luxemburg habe allerdings nicht Alle- erreicht, waS eS gewünscht habe. Indessen der Vertrag, sowie er abgeschlossen, consolidirr die po litische, kommerzielle und industrielle Lage des Landes. Au- diesen Gründen habe er geglaubt, die Convention abschließen zu müssen. Servai- fügst hinzu, er Hosse genug Vertrauen bei der Kammer zu besitzen, um die selbe auffordern zu können, dem von ihm abgeschlosse nen Vertrage ihre Genehmigung zu erthetlen. Nach Entgegennahme dieser Erklärungen setzte die Sammer die viseasfion über die Vorlage auf Donnerstag fest. «ruf, Dienstag, LS. Juui, Abends. (W.T. B.) Das Schiedsgericht in der Alabamafrage ist heute zu einer Sitzung zusammeugrtretru, welche von Nachmittags A4 Uhr bis um S Uhr dauerte. Die nächste Sitzung findet übermorgen (Donnerstag) statt. No«, Mittwoch, 2«. Juni. (W. T. B.) Ueber deu Empfang des katholisch - deutschen Lesezirkels durch den heiligen Later verlautet Folgendes: Der Papst dankte für die Glückwünsche zum Jah restage seiner Inthronisation und gedachte der Ver folgungen der Kirche in Deutschland, denen muthia zu opponiren sei. Ein Premierminister sei nach seinen Erfolgen auf anderm Gebiete der Haupturheber dieser Verfolgungen. Man sei die Antwort auf die Frage, wodurch die Katholiken Deutschlands, die früher mit der Behandlung der Kirche zufrieden waren, in Wider spenstige verwandelt worden seien, schuldig geblieben. Der Papst schloß: Seien wir gefügig, aber nicht bei Gesetzen, welche den Satzungen der Kirche zuwidrr- laufen! Nichtamtlicher Theil. Telegraphisch- Nachrichten. »erliu, Mittwoch, LS. Juui, Rachmittags. (W. T. B.) Laut dec soeben erschienenen „Prov.- Lorr." wird der Kaiser «ach einem etwa vier- wöcheutlicheu Aufenthalte iu Ems anf einige Wochen nach Gastrin gehen. Die , Prov.-Corr." bestätigt die Annahme des Jesuiteugesetzes durch deu »uudesrath iu der Fas sung des Reichstags. Die Publikation des Ge setzes und der Erlaß der zur Ausführung und Sicherung des Vollzuges erforderlichen Verfügun gen werden iu Kürze erfolge«. Fenier theilt die „Prov.-Corr." mit, daß iu den letzten Tagen dem deutschen Botschafter iu Paris die erforderlichen Weisungen »ud Ermäch tigungen zum Eintritt in wirkliche Verhandlun gen mit der franzöfischen Regierung zugegangen find. Der Polizeipräsident v. Wurmb ist zum Re gierungspräsidenten iu Wiesbaden und der Polizei präsident v. Madai in Frankfurt a. M. zum Po- lizeipräfideuten in Berlin defiguirt. Die Publi kation der bezüglichen Ernennungen steht für die nächsten Tage bevor. Essen, Dienstag, SS. Juni, Abends. (W.T. B.) Die Zahl der Bergleute, welche die Arbeit wieder aufnrhmeu, nimmt im Essener Revier vou Tag zu Tag zu. Bei Mühlheim fiud gaure Be legschaften auf einzelueu Grube« wieder avgefahren. Tine Stocknug des Verkehrs durch Kohleamaugel ist nicht «ehr zu befürchte«. Dortmund, vie«stag, LS. Jaai, Abevds. (W. T. B.) Die „Westfälische Zeitung" meldet: Au» unserm Kohlenrevier liege« bezüglich des Strikes der Bergarbeiter keine neuen Nachrichten vor. Die Hoffnung, daß die Bergleute übereilte Schritte ver«eideu werdru, erhält sich. Gestern gekränkt fühlen, wenn man an ihrem konservativen Willen zweifeln wollte, und doch haben sie durch ihren jüngsten unfruchtbaren Schritt ihr Mißtrauen gegen die dcjlchcnde Gewalt und den tiefen Zwiespalt zwischen den Parteien verschärft. Mes ist verkehrt, zweideutig und widersprechend. Die Conservativen sind der Re gierung gegenüber in derselben Lage, wie gegenüber dem allgemeinen Stimmrechte: sie beargwöhnen und fürchten Hrn. Thiers und können nicht von ihm lassen; e- geht ihnen wie jenem Ehemanne Martial s, der von seiner Frau sagte, daß er weder mit ihr, noch ohne sie hergestellt sehen möchten, erscheint fast unvermeidlich, «uh sämmtlicht hervorragende Parteiorgane der französi schen Presse säumen nicht, über das negative Ergeb- viß dieser bedeutsamen Zusammenkunft ihre Betrachtun gen anzustelleu. Aus dem bitteren Tone der leitenden Blätter läßt sich auf die herrschende Verstimmung schließen. So äußert sich da- »Bien Public" dessen Redaction Herrn Thiers bekanntlich sehr nahe steht, tu unverblümter Uebellaunigkeit: »Diese Entrevue hat uns das sonderbare Schauspiel von Royalisten geboten, welche durch ihren Schritt kund thun, was sie denken, und, ohne daß sie es auszusprechen wagen, von Neuem ihre formelle Absicht, den Thron wieder aufzurichten, bestä tigen. Man begiebt sich zu Demjenigen, den man stürzen will, und spricht ihm die Treue gegen das Prin- cip ab, das er vertritt. Man läßt durchblicken, daß die bisher befolgte VerhaltungSlinie modificirt werden könnte und daß die in Anwendung gebrachten Triebräder viel leicht nicht die wünschenswerthesten seien. Mit einem Worte, man ertheilt Rathschläge, welche, in Ausführung gebracht, für eine Repräsentativregierung so viel be deuten würden, wie die Petersilie für die Ernährung eine- Papageie-." — Während die »France" und das »Journal de Paris" sich begnügen, den bedeutenden Zwiespalt zu constatiren, welcher zwischen ThierS und der Kammermajoritit offenkundig bestehe, läugnet der »Fransais" allen Schein einer unmittelbaren Kriegs erklärung ab, wenngleich die Sache eine andere Wen dung genommen habe. »Die verschiedenen Gruppen der Rechten und des rechten CentrumS", bemerkt das Or- leanistisch gesinnte Blatt ziemlich verständlich, »suchen nach wie vor nicht die gegenwärtigen Institutionen zu zerstören, aber sie werden sich, aus dem conservativen Amtlicher Theil. Dresden, 26. Juni. Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg ist heute Vormittag A9 Uhr von Marienbad wieder hier eingetrossen. Die Verhandlungen, welche jüngst zwischen dem Präsidenten der französischen Republik und Delegirten der Rechten und des rechten Eentrums der Rational Versammlung stattarfunden, haben zu einem gegensetti- , , . . . . gen Einverständnis nicht geführt; ein Zerwürfniß »ThierS ist veranlaßt worden, sich zu erklären, und er zwischen Thiers und den conservativen Par- h»t sich klarer ausgesprochen, al- es sonst seine Ge- teien, welche die Monarchie je eher je lieber wieder wohnhettist."—Jutenssant ist da-Urtheil des »Ordre", de-BvkaparUsisschcn Hauptblatte», »ächeS sich mtt uu- verhehtter Befriedigung und Ironie folgendermaßen äußert: „Man hat conferirt; viele weise Ansichten müssen zu Tage gefördert, viele beredte Worte müssen gesprochen, viele feine und höfliche Spöttereien, wie eS sich unter so gebildeten und wohlerzogenen Leuten ge ziemt, müssen auSgetauscht worden sein, das öffentliche Bewußtsein ist dadurch nicht aufgeklärter, das öffent liche Interesse nicht besser wahrgenommrn worden. Man scheint sich über das Ziel verständigt zu haben, über die Mittel ist man in Uneinigkeit geblieben. Das war vorauszusehen. Es ist ein beständiges Phänomen, auch außerhalb der Nationalversammlung und der politischen Kreise: Alle wollen wir Frankreich wieder anfrichten, aber wir wollen es Alle ein Jeder nach seiner Art, ein Jeder nach seinem individuellen Sinne, ein Jeder nach den interesstrten Eingebungen der Partei, in deren Reihen er getreten ist. ThierS besteht tapfer darauf, sich für conservativ zu erklären, indessen spendet die Linke ihm Beifall für den kalten Empfang, welchen die Conservativen der Assembler bei ihm gefunden haben. Die Rechte und das rechte Centrum würden sich sehr leben könne." — Zufrieden mit dem Ergebniß der Entrevue äußern sich wohl nur die entschieden republi kanisch gesinnten Blätter. »Siöclc" lobt ThierS'„milde, aber feste" Sprache, wie man sie gegenüber Leuten, »die sich abnutzen", gebrauchen müsse, und constatirt mit scharfer Betonung die Versicherung der Delegirten, daß ihre Parteien nicht die Beseitigung der Republik beabsichtigten. — Der „TempS" glaubt ebenfalls, wie sein liberaler College, daß die Sprache ThierS' im Lande „den besten Eindruck" machen und die Conservativen nur ihren Sturz beschleunigen würden, wenn sie sich wirklich gegen den „um die Ordnung, den Frieden, die Wiedrrerhebung Frankreichs hochverdienten" Präsidenten der Republik in Opposition setzen wollten. Tagesgeschichte. Dresden, 26. Juni. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 12. Stück vom Jahre 1872 in der Ausgabe be- ariffen. Dasselbe enthält: Nr. 95) Verordnung vom 8. Mai d. I., die Einführung einer rev idirte« Hebammen - ordnung und Hebammentaxe, ingleichen einer abgeän- derten Eidesformel zur Verpflichtung der Hebammen betreffend; Nr. 96) Bekanntmachung vom 1 Juni d. I., den Wegfall gewisser Bezeigungsquanta in Ehe sachen betreffend; Nr. 97) Gesetz vom l. Juni d. I. zu Ergänzung und Abänderung des Gesetzes vom 26. "November 186l, die Errichtung der Landesculturrenten- bank betreffend; Nr. 98) Verordnung vom 1. Juni d. I. zu Ausführung vorgenannten Gesetzes; Nr. 99) Be kanntmachung vom 13. Juni d. I., die Richtungslinie der Hainichen-Roßweiner Eisenbahn betreffend; Nr. 100) Bekanntmachung vom 14. Juui d. I-, die RA^tungS- linie der Flöhathalbahu (Chemnitz-Komo tarier Eisen bahn) betreffend. * Berlin, 25. Juni. Gestern Abeud ist der Kaiser nach EmS abgereist und daselbst heute Vormit tag 11 Uhr eingetroffen. Wie der „D. R.-A." meldet, wurde Er. Majestät an dem Bahnhofe von dem Herzog Wilhelm von Mecklenburg, dem General v. Göben und den Spitzen der Behörden empfangen und durch dal Kriegerverein, sowie eine große von allen Stile« her- bngcströmle Zuschauermenge auf das Freudigste begrüßt. Die Stadt EmS war mit Flaggen und Fahnen geschmückt. — Ihre Majestät die Kaiserin wird, wie verlautet, am 28. d. M. aus Baden-Bad«« hier wieder eintreffen, am 8. Juli aber aus Babelsberg wieder und zwar nach Ems, dez. nach Nassau zur Enthüllung des Steindenk- mals abreisen. — Der Bundesrath trat heute zu einer Sitzung zusammm. Nach der „N. Pr. Z." wird derselbe heute seine Beschlüsse über die Jesuttenfrage fassen können, indem die Instructionen fette« der Re gierungen jetzt allseitig eingegangen find. ES gilt als feststehend, daß der Bundesrath daS Gesetz in der Fassung des Reichstages annehmen w«rde. — Da- an den Reichskanzler gerichtete Schreiben deL Präsidenten des Reichstages, wonach der Reichstag bei Berathung des Gesetzentwurfes über die Rechtsverhältnisse der ReichSbeamten beschlossen hat,» den Hrn. Reichskanzler auf- zufordern: 1) eine Vorlage zu machen, welche den Be amten an denjenigen Orten, wo eine ungewöhnliche Ueberbürdung mit Communalsteucrv stattfindct, eine billige Ausgleichung aus Reichsmittel« zu Theil werden läßt; 2) dem Reichstage behufs der Gründung einer Prnssonskasse für die Hinterbliebenen verstorbener Reichs - beamten eine Gesetzesvorlage zu machen", ist in der Sitzung vom 16. d. M. dem Bundesrathe vorgelegt und von letzterem zur weiteren Veranlassung an daS ReichSkanzleramt abgegeben worden. — Die Gesammt- ausprägung der ReichSgoldmunzen stellt sich bi- 8. Juni d. I. auf 167,975,020 Mark. — Eine Com pagnie des hier garnisonirendeu Eiseabahnbatail- lonS wird morgen unter Führung ihres CommandeurS, des Hauptmanns Witte, in einer Stärke von 3 Offi zieren und ca. 100 Mann zum Bau einer Pferdebahn zwischen den Dörfern Marwitz und Hennigsdorf bei Berlin nach Hennigsdorf abrücken. — Die „Spen. Z." schreibt: In der gestrigen Sitzung deS Staatsmini- Feuilleton. (Redigirt von Otto vanck.) K. Hostheater. 25. Juni: „Der Troubadour". Musik von I. Verdi. Herr Riese gab als Manrico eine glänzende Leistung. Er beherrscht die moderne italienische GesangSweise dieser Partie in Phrasiruvg, Rhythmik und Tonmodulation, in ihrem Wechsel süß klagender Cantilene und schwung voll stürmischer Affecte ganz vorzüglich und mit mu sikalischem Geschmack, ohne m die outrirte Pointtrung und Verzerrung deS VortragS zu fallen, die jetzt leider in Italien mit voller Entartung einer künstlerisch edlern Behandlung sehr üblich geworden und bis zur Cari- catur gesteigert ist. Der dramatische Ausdruck der Verdt'schen Musik wurde mit großem Effect wieder- gegeben und z. B. die erste Scene mit Azucena durch das Feuer seiner Declamatton ungewöhnlich gehoben. Besonders vollendet aber wirkte sein herrliche-Stimm material und dessen technisch durchgebildetr Verwendung in den Cantilen ätzen, erfüllt von Wohlklang, feiner reizvoller Schatttrung und breitem Tragen deS Tons. E- sei nur der wunderschöne, innig warme Vortrag der Cavatine Act 3 hervorgrhobe«. Minder aber ge lingt ihm eine energische brillante Ausführung der Schlußcabaletta dieses Acte-, und eS hindert daran wohl ihre zu tiefe Lage für seine Stimme; die Eech- zchnchkile de- Motiv- waren zu schwach und mavcato statt tort« und iegnto. Herr Riese darf vermöge der Beherrschung seiner herrlichen Stimmmittel und musikalisch tüchtige« Durch, bildung de- Vortrags noch dm Vorzug al- et« erster Tenor in Anspruch nehmen, daß er ein sehr reiches Rollenrepertoire besitzt. Frau Otto-Alv-leben führte die Leonore sehr loben-werth und corrrct auS. Die übrigen Leistungen in dieser Oper sind genugsam bekannt. Herm Sch aff- ganz (Graf v. Luna) bleiben bemerkbarere Fortschritte in seiner Ge angStechnit zu wünschen, die ihn auch von dem beharrlichen Effectuiren mit forcirter und outrirter Tongebung abletten würden. C. Banck. Reisehandbücher. Schon unser Berliner Correspondent hat uns im gestrigen Blatte aus der lehrreichen Hauptstadt des deutschen Kaiserreichs die Versicherung gegeben, daß die Zett vor der Thür ist, in welcher ieder arbeitende Mensch, wenn er eS Haden kann, sich nach seinem Stab und seinen Siebenmeilenstiefcln umsieht. Um zu wan dern und sich das Schone in der Nähe anzusehen- Keineswegs! Die Eiebmmeilrnstirfeln will er in seinen Koffer packen und auf die Eisenbahn will er sich setzen und hinau-fahrrn in die blaue Ferne. Eine Ferirn- rrise, eine Fußtour auf nahe liegendem Terrain, Aus flüge nach Böhmen, nach dem Riesrngrbirge, nach Thü ringen find von der Mode in den Hintergrund gedrängt; wchl wird noch dies« Näh« durchwandert, aber weniger von der Nachbarschaft alS von den Writwohnendrn, von dm Fremden. Der heutige Reismde nimmt am liebsten nach achtzig Meilen per Dampf seine Reise tasche und seinen Stad in die Hand, um diesen zu be halten und jene einem Führer aufzulaccn, der dann neben dem Esel herschrettrt. Auf diese« setzt sich näm lich, wrnn es irgmd möglich, der „rüstig" ausdauernde Tourist, dm« er, der ehemals nach altdeutscher Sitte selbst auf Reisen ähnlich wie sein beladenes Thier ein Lastträger war, trägt gegenwärtig gar nichts mehr als einen chromatischen Operngucker im Lederetui, einen gelben Sonnenschirm mit blauem Futter und ein roch eingebundenes Buch, über welches wlr eben reden wollen. So geht es hinauf, denn auf den Bergen ist Freiheit. Der Esel keucht, der Führer trän-pirirt, der Gastwirth lächelt, aber der Tourist bezahlt sie alle Drei, spannt seinen Sonnenschirm auf und amüsirt sich. Und doch ist er fetten ganz befriedigt, und sollte ihm ein Platz regen, ein nächtlicher Vampyr aus der Jnsectenwell oder ein papieruer Vampyr in Gestatt einer Rechnung die vollendete Stimmung verdorben haben. Ach! das wahre Glück findet er nirgends, wo er auch hinkommt, denn der Dichter hat gesagt: Die Welt ist glücklich überall, wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qnal. Dieser begeisterte Ausspruch ist eine peinliche Sphynxcharade, die der Sterbliche nur per äiotLue« zu Hause lösen kann. Doch es girbt der Reiseräthsel mehr. Der Commerzienrath Baumann war Weiß- bierbraurr gewesen und hatte sich dabei viel Geld, aber gar keine französischen Sprachkenntnisse er worben. Zwanzig Jahre lang bezahlte er alljährlich auf seinen Vergnügungsreisen zehn Silbrrgroschen für „Bougie", ohne sich zu der ungrnirten Frage über winden zu können, waS denn eigentlich mit diesem ewigen „Bougie" gemeint sei. Endlich nmuthigte ihn der Anblick eines gemüthltchen Oberkellners ohne mo dernsten Frack, ohne gebrannte Locke«, ohne doppetten Scheitel, ohne herausfordernden Anstand, ohne dicta- torische« Blick; blo- eine hohle Hand hatte dieser sanfte Mercur mit seinen Gefährten gemein. Da that der Commerzienrath seine große zwanzig Jahre aufgesparte Frage nach der Natur des „Bougie". „Da- heißt ein Licht aufstecken, welches Sie doch natürlich bezahlen müssen", antwortete der Kellner. Doch diese lichtvolle Antwort scheint dem Frager dunkel geblieben zu sein; in seinem hinterlassenen Tagebuche stand bei der letzten Reise bemerkt: Endlich derausgrkriegt: »Bougie" heißt guter Rath oder Belehrung; sie wird dem Reisend««, ohne daß er es will und daß er es merkt, in allen Gasthöfen ertheitt und mit zehn Silbrrgroschen auf die Rechnung gesetzt. Der gute Mann ist nun todt, und da er die große Reise angetrrten und ihm auf Erden nicht mehr zu helfen ist, werden ihm die Gasttvirthe im Himmel — im Fall deren dort sein sollten — ein Hallelujah für seine noble Bereitwilligkeit fingen, stets Etwas zu be zahlen, da- ihm unbekannt blieb. Lebte er noch, so könnte er profitirrn von der „Retseschule für Tou risten und Curgäste"von Arthur Micheli-(Leipzig bei Gumbrecht). Das ist ein sehr behagliche- Unter nehmen, ein Buch so nützlich, daß man e- lesen muß, ehr man die Geduld dazu verliert, nämlich daheim, be vor man abgrreist ist. Auf der Wanderung ergraut alle Theorie und grün ist nur de- Leben- goldner Baum, der einzige Baum, der ganz gegeu die gewöhn liche Logik golden und doch zugleich grün sein kann. -f Wie wir beim Schluffe unsere- Blatte- erfahren, ist in den ersten Morgenstunden de- 26. d. in Blase- Witz bei Drr-den der al- Journalist und Romaudichter, sowie durcb seine bibliographischen Nrbrtten und histo rischen Eompilatiourn bekannte Schriftsteller Eduard Maria Oettinger nach langen und schweren Leiden im 64. Lrben-jahre verschieden.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite