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Dresdner Journal : 02.08.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187708029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770802
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-08
- Tag1877-08-02
- Monat1877-08
- Jahr1877
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- Dresdner Journal : 02.08.1877
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834 erfolgreich begonnen. In der Nacht vom Donnerstag aus den Freitag brach er von Plevna auf, trieb wäh rend des ganzen folgenden Tages die Kosaken vor sich her und begann am Sonntag Morgen den Angriff aus Lowacz. Dort halten die Russe» sich in einer halbkreis förmigen Stellung zwischen der Stadt und dem südwest lich davon gelegenen Dorse Leven verschanzt und dazu eine große Anzahl Geschütze in Position gebracht. Das Tressen begann mit einem zweistündigen Artilleriefeuer; als aber die russische Infanterie einen Versuch machte, die türkischen Geschützstände von der Seite her zu fassen, sührte auch Osman Pascha seine Infanterie nebst Re serven ins Feuer. Nach einer sechsstündigen Schlacht, bei der es mannichfach zum Handgemenge kam, gaben die Russen alsdann Lowacz verloren und zogen sich in zunehmender Unordnung zurück. Bei der Verfolgung fiel ein ganzer Artilleriepark, zahlreiche Munition, Waffen, Zelte und Monturstücke in die Hände der Tür ken. Mehemed Ali soll gleichzeitig von Eski-Djuma aus mit 60,000 Mann gegen Tirnova aufgebrochen sein. Einstweilen gilt das russische Hauptquartier Tir- nvva als der Zielpunkt der türkischen Operationen. — Der Bukarester Specialcorrespondent der „Pr." sendet dem Wiener Blatte eine Skizze über die Ver- theilung der beiderseitigen Streitkräfte auf dem bul garischen Kriegsschauplätze, aus der hervorgeht, daß beide Theile ihre Macht in unbegreiflicher Weise verzetteln. Was die Ausstellung der türkischen Armee in Bulgarien betrifft, so stehen in Schumla und nächster Umgebung 20,000 Mann, zwischen Schumla und Rasgrad als eigentliche Operationsarmee gegen die Corps unter Gencrallieutenant Wajnowsky 40,000 Mann, die Garnison von Rustschuk nicht ein gerechnet; in Eski-Stambul aus dem Marsche gegen den Balkan begriffen 30,000 (?) Mann; aus der Linie zwischen Silistria und Barna und in diesen Festungen selbst weitere 50,000 Mann, also zusammen in Ost- dulgarirn 140,000 Mann. Bei Plevna soll Osman Pascha über 20,(XX) und bei Adrianopel Suleiman Pascha über 25,000 Mann versügen. Die Bertheilung der russischen Streitkräfte anlangend, so operirt gegen Plevna der rechte Flügel unter Krüdener, br aus dem 9. und 4. und aus Theilen des 5. Armee corps. Das gegen Rustschuk gerichtete Centrum oder das eigentliche Gros besteht nur aus dem l2. und 13. Armeecorps unter Wajnowsky; bei dem ersteren be findet sich der Großfürst Thronsolger, bei dem letzteren Großsürst Wladimir. Zu diesem Gros gehört noch das 11. Armeecorps, welches sich jedoch zum Theil noch aus dem linken Ufer zwischen Giurgewo und Oltenitza befindet. Bon der Dobrudscha rückt Generallieutenant Zimmermann mit dem 14. und einem Theil des 7. Armeecorps gegen Silistria und Barna. Jenseits des Balkan steht das 8. Armeecorps mit der bulgarischen Legion und dem fliegenden Corps. In Rumänien stehen größere Theile des 5. und 11. Armeecorps, zu denen auch das 2. Corps und 2 außerhalb des Corpsver- bandes stehende Divisionen stoßen sollen. — Die „Pr." bemerkt zu vorstehenden Mittheilungen: Eine kaum glaubliche Thatsache ist die, daß die Russen, nachdem sie 10 Armeecorps sür den europäischen Kriegsschau platz mobittsirt haben, heute auf dem entscheidenden Punkte bet Rustschuk über höchstens 60,000 Mann verfügen. In eine solche abnormale Situation muß jedes große Heer gerathen, wenn es einem halben Dutzend Armeecommandanten gehorchen muß, von denen der größere Theil zu glauben scheint, daß Truppen weniger dazu da sind, den Feind zu schlagen, als poli tische Zwecke zu verfolgen. Der Krieg ist allerdings nur ein Biittel der Politik, aber er muß bis zum Friedensschlüsse von Generälen und nicht von ungedul digen Diplomaten geleitet werden. Bukarest, 31. Juli. Der hiesige Specralbericht- erstalter der „Pr." telegraphirt: 'Nachrichten aus Si- minttza melden, daß gestern 3000 Russen die Donau dort pajsirten. In Siminitza treffen täglich türkische Gesangene und Berwundete ein. Hier weiß man nicht, ob sie von den Gefechten bei Plevna oder Rustschuk berrühren. Jedenfalls wird noch immer in der Um gebung von Rustschuk gekämpft. — Die Aegyptier unter Prinz Hassan haben sich gegen General Zimmermann gewendet, um die Cernirung von Silistria zu er schweren. * Tirnova, 26. Juli. Einem Schreiben, welches der „Pr." von ihrem hiesigen Specialberichterstatter zu- geht, entnehmen wir Folgendes: Das bemerkenswertheste Resultat der russischen Operationen auf bulgarischem Boden seit dem Donauübergangc bei Simnitza ist die Bertreibung der Türken aus der Dobrudscha und aus zwei Districten Mittelbulgariens. In diesen Distrikten wurde sofort die Civilverwaltung provisorisch ein gerichtet und dabei dem Bulgarencomits ein großer Antheil eingeräumt. Zankow soll zum Biceqouverneur in Sistova, Balabanow zum Bicegouverneur in Tirnova eingesetzt werden. (Ein Telegramm aus Tirnova vom 28. d. bestätigt die Ernennung der beiden Genannten.) Ein Districtsconseil durch freie Wahl aus den Bewoh nern wurde bereits in jedem District gebildet, dir Com- munalräthe gewählt und eine Polizei organisirt, die Friedensrichter gewählt und die Gerichtsbarkeit bestimmt, die türkischen Gesetze aber noch nicht abgeschafft, sodaß alle Functionäre, die als Landeskinder die Landesgesetze kennen, leicht auch das neue Amt versehen, zu dem sie berufen wurden. Es hat diese Einrichtung den B or theil, daß Alles so lange im Gleise bleibt, bis eine de finitive Organisation geschaffen sein wird, und das kann doch erst nach dem Friedensschlüsse der Fall sein. Es sind im Lande noch sehr viele Bulgaren, die, von der Furcht befangen, daß die Türken wiederkehren könnten, es nicht wagen, mit den Erbfeinden zu brechen; dann sind die muselmännischen Bulgaren, zene, die durch Zwang ihrem Glauben entrissen wurden, zu berücksich tigen, und die Tschorbadschis, selbst Bulgaren, die es mit den Türken halten, deren Zahl zwar nicht groß ist, deren es aber doch in jedem Dorfe einige giebt. Man sagt, daß die meisten Räubereien gerade von diesen Tschorbadschis verübt werden. Thatsache ist es, daß sich hier in Tirnova einige Bulgaren nach dem Abzüge der Türken zeigten, welche vorgaben, von den Türken be auftragt zu sein, ihre Habseligkeiten zu verwahren und mit den Schlüsseln sich auswiesen, worauf sie Alles, was transportabel war, auf Wagen luden und fort führten. Sogar ein Geistlicher war unter diesen. Der Bulgarencomiteist sehr thätig und schickt seine Emissäre von Ort zu Ort, um die Leute aufzuklären, zu belehren, zu bearbeiten und zu agitiren. In Gabrova wurde der Anfang gemacht, und dort war es wirklich die bulga rische Bevölkerung, die mit den eingeschmuggelten Waffen in der Hand die türkische Besatzung vertrieb. Das wird jetzt von Ort zu Ort organisirt werden. Im Bulgarcn- quartier herrschte gestern noch außerdem große Bewegung. Vom Bulgarencomit« aus Bukarest waren Delegirte an gekommen. Der Großfürst Nikolaus empfing sie sehr gnädig, dankte ihnen herzlichst und belobte die Haltung der Legion, sowie der Einwohner von Gabrova. Bon ihm gingen die Delegirten zum Fürsten Tscherkasky, Gouverneur von Bulgarien, uno dankten auch ihm für die Sorgfalt und Umsicht, mit denen er die Wohlfahrt des Landes wahrnimmt. — Wie der „Agence gönöxale russe" aus Tirnova gemeldet wird, richtete der Großsürst 'Nikolaus an 16 gesangene türkische Osfiziere die Frage, warum die türkischen Soldaten trotz der von Konstantinopel empfangenen Befehle stets die verwundeten und ge fallenen russischen Soldaten verstümmelten. Die Offiziere hätten hierauf erwidert, sie hätten früher von Konstan tinopel aus den Befehl erhalten, die Feinde zu ver stümmeln; eine entgegengesetzte Ordre sei seitdem nicht eingetrvffen. Lraila, 28. Juli. Man schreibt der „Nordd. Allg. Ztg " von hier: Osficiellen Nachrichten zufolge hat die türkische Flotte in Sulina 250 Mann gelandet, die sich daselbst mit Schanzenbau beschäftigen; zu wel chem Zwecke ist nicht recht klar, da die durch Versenkung mit Stein beladener Lichter im Sulinacanal geschaffene Barre überhaupt nicht mehr passirbar, die einzige schiff bare Douanmündung somit für alle Theile verschlossen ist- Inzwischen hat die stets geschäftige Fama aus jener Landung bereits eine Unternehmung in großem Stil gemacht. Gegen 18 türkische Kanonenboote sollen da nach in den Kiliaarm eingelaufen und 12,000, nach anderen noch verläßlicheren Nachrichten sogar 18,000 Mann gelandet haben, die bereits auf Galacz im An marsch sind. Die dieser Tage erfolgte Aufstellung zweier Feldgeschütze zur Deckung des Stromes und der Brücke, die man sich, nachdem die schweren Geschütze aus jener Batterie schon längst zurückgezogen worden waren, nur mit etwas Außerordentlichem zu erklären vermochte, trug womöglich noch dazu bei, die durch jene Gerüchte herorgerufene Unruhe zu erhöhen. — Aus der Dobrudscha vom 27. Juli geht der Augsburger „Allg. Ztg." vou einem ihrer Kriegscorre- spondenten ein schreiben zu, in welchem es heißt: Seit gestern Nacht coursiren allenthalben Gerüchte von einer beabsichtigten Landung türkischer Truppen, um gegen Kilia vorzugehen und direct auf Galacz und Braiia zu marschiren. Ein Kosakenpulk ging heute dahin ab. Wenn es auch nur Gerüchte sind, welche die be schauliche Ruhe stören, in der man hier lebt, so sind sie doch bezeichnend, und die schleunige Armirung Bra'ila's scheint damit im Zusammenhänge zu stehen. Lipovaner, welche heute von der Donaumündung kamen, erzählen, daß die Türken durch Taucher die in die Donau versenkten Torpedos bei Bilkov unschädlich ge macht haben. Es wäre mehr als originell, wenn die Türken plötzlich mit einem bedeutenderen Truppencorps im Rücken des 14. Corps erscheinen würden und den General Zimmermann veranlassen müßten, mit einem Tlxile seiner Streitkräfte gegen Norden Front zu machen. So wie die Dinge heute stehen, ist diese Möglichkeit noch lange nicht ausgeschlossen, und bei einiger Energie der türkischen Generäle ließen sich dem russischen Armee- corps arge Schwierigkeiten bereiten. Schumla, 31. Juli. Eine aus dem türkischen Hauptquartier Rasgrad vom Sonntag Abend datirte Depesche des Specialcorrespondenten der „St. fr. Pr." meldet: Dir auf besondere Anordnung des Armeecom mandanten heute und gestern vorgenommenen scharfen Rccognoscirungen erwiesen sich als günstig. Die Russen zogen sich gegen die Jantra zurück. Heute sind Leute unbclästigt von Rustschuk hier eingetroffen. Ge fangene klagen über schlechte Berpflegung und schildern die sanitären Verhältnisse der russischen Armee als sehr ungünstig. Konstantinopel, 30. Juli. Laut einem Telegramm der „Köln. Ztg." entsandte der englische Botschafter ein englisches Kriegsschiff nach Burgas (Rumelien) zum Schutze der Christen, da diese Stadt von den Tscherkessen bedroht und die Behörde machtlos ist. — Wie man der „Köln. Ztg." f-rner von hier tele- graphirt, fand am 30. Juli bei Eski-Saghra (süd östlich von Kezanlyk unterhalb des Balkan), wohin die Russen sich von Karabunar zurückgezogen hatten, eine große Schlacht Statt, deren Ausgang sür die Türken günstig war. Weiteres ist noch nicht bekannt. Konstantinopel, 31. Juli. Das nachstehende Tele gramm der „N. fr. Pr." bestätigt und ergänzt die gestrige Meldung von „Reuter's Office": Der neue Scheit-ul-Jslam hat in den Moscheen verkünden lassen, das Waffenglück liege in den Händen Allahs, und daß daher die Muselmänner die Christen und Fremden wie Brüder behandeln mögen. Die Bersolgung der Christen würde nur der russischen Sache bienen. Engesgeschichte. Dresden, 1. August. Dem Bernehmen nach steht die Bornahme der Ergänzungswahlen für den im Herbste d. I. einzuberufenden Landtag in der Mitte des Monats September zu erwarten. * Berlin, 31. Juli. Der heutige „D. R.- u St.- A." enthält die Meldung, daß der in der Streitsache zwischen den Königreichen Preußen und Sachsen bezüg lich der Berlin-Dresdener Eisenbahn von dem hanseatischen Oberappellationsgericht zu Lübeck unterm 28. vor. Mts. gefällte und den beiden betheiligten Re gierungen bereits unmittelbar zugestellte Schiedsspruch jammt den Entscheidungsgründen feiten des Reichs kanzlers dem Bunbesrathe zur Kenntnißnahme vorgelegt worden ist. — Gestern ist, wie bereits kurz gemeldet, die Commission zur Vorbereitung der Gesetzentwürfe wegen Einführung einer Reichs stempel- und Erb schaftssteuer hrer zusammengetreten. Mitglieder der selben sind für Preußen: Geh. Finanzrach Girth, Ber lin; Bayern: Regierungsrath Frhr. v. Stengel, Mün chen; Sachsen: Geh. Finanzrath Or. Diller, Dresden; Württemberg: Staatsrath v. Pfleiderer, Stuttgart; Ba den: Ministerialrath Glöckner, Karlsruhe; Hessen: Geh. Finanzrath Müller, Darmstadt; Hamburg: Senator vr. Bersmann, Stellvertreter: Beamter der indirekten Steuern Röloffs, Hamburg; Bremen: Senator Dr. Meier, Bre men; Elsaß Lothringen: Regierungsrath Carl, Straß burg i. E. Magdeburg, 30. Juli. (M. Z.) Die Jubi läumsfeier oes Generals v. Blumenthal ge staltete sich am Vorabende zu einem wirklichen Volks feste. Tausende von Menschen erwarteten an der Pion- niercaserne den Abmarsch der hier in Garnison stehenden Musik- und Tambourcorps und begleiteten den Zug, der feinen Weg über den alten Markt, durch die Johannisfahrt- und Fürstenstraße nach dem neuen Markt nahm. Hier hatte sich das Publicum so zahl reich eingefnnden, daß der Verkehr in den Verbindungs straßen zeitweise unmöglich war, namentlich, als die Musik anrückte und vor dem Gebäude des Gencral- commandos Aufstellung nahm. Mit Rücksicht aus die künstlerische Wirkung der Musikstücke und des Gesanges hatte mau einen großen Platz vor dem Gebäude freige- halten, und so konnte man denn aus allen Punkten des neuen Marktes der musikalischen Aufführung mit Be- friedigung folgen. Während der Serenade fand beim Jubilar Empfang Statt. Heute überraschte denselben eine Morgenmusik und später erjchienen die Deputa tionen der militärischen und Civilbehörden, wie der zum Verbände des vierten Armeecorps gehörenden Truppentheile. Se. Majestät der Kaiser ehrte die hohen Verdienste des Jubilars durch die Verleihung des schwarzen Avlerorvens; die regierenden Fürsten der jenigen Länder, deren Truppentheile zum 4. Armeecorps gehören, ließen durch ihre Klügeladjutanten dem ver dienten General ihre Glückwünsche darbringen und einen kostbaren Tafelaufsatz als Geschenk überreichen; Se. königl. werden ersucht, diese Maßnahmen auf eine gründliche Erforschung der jetzigen Theaterzustände ihrer Theil- nahme zu würdigen. * Literatur. Von „Deutsche Jugend", illu- strirte Monatshefte sür Knaben nnd Mädchen, beraus- gegeben von Julius Lohmeyer. Unter künstlerischer Leitung von Oskar Pletsch, Verlag von Alphons Dürr in Leipzig, ist das Augustheft (X. Bd. 5. Heft) soeben erschienen. Wir können unsere bereits öfter ausge sprochene Empfehlung dieser vorzüglichen Jugendschrift nur wiederholen. Wilhelm Osterwald, Ludwig Burger, Julius Sturm, I- Stieler, E. Klimsch, O. v. Leixner, Georg Lang, Friedrich Preller, R. Schuster, Adolf' Müller, Fedor Flinzer, R. Kretschmar, Geibel und Julius Lohmeyer, im Vereine mit Oskar Pletsch haben dieses neue Heft zur herzigen Kindergabe geschaffen. Ehe wir wieder näher auf diese Hefte zurückblicken, sei nur erwähnt, daß es bis jetzt in dieser Richtung gar kein deutsches Buchhändlerunternehmen glebt, welches sich an Solidität der Tendenz und an opferwilliger Noblesse der Ausstattung von Seiten dcS Verlegers mit Alphons Dürr's „Deutsche Jugend" vergleichen ließe. "InBezug auf die Versammlung deutscher Na- tursorscher und Aerzte, welche diesmal (es ist die 49. Versammlung) in München stattfindet, wollen wir ein paar festgestellte Vorträge erwähnen. Prof. Or. Wal- deyer aus Straßburg: C. E. v. Bär und seine Be deutung für die Entwickelungsgeschichte: Prof. vr. E. Häckel auS Jena: Die heutige Cntwickelungslehre im Verhältniß zur Gesammtwissenschaft; Prof. vr. G. Tschrrmak aus Wien: Die Jugendgeschichte des Erd balls; Prof. vr. Klebs auS Prag: Ueber die Umge staltung der mrdicinifchrn Anschauungen in den letzten Jahrzehnden; vr. G. Neumayer, Director der deutschen Seewarte in Hamburg: Die Witterungskunde im all täglichen Leben. * Die Verjammlung deutscher Forstwirthe tagt am 3., 4. und 5. September l. I. in Bamberg. Voraus geht am 2. September Gartenbauausstellung. Berathungsgegenstände sind: 1) Nach welchen Grund sätzen ist die Abfindung bei der Ablösung von Forst- rechten zu bemessen? 2) Wie ist die Ausbildung des Schutz und Hilfspersonals für den forstlichen Betrieb einzurichten? 3) Welche Erfahrungen hat man ge wonnen über die Zweckmäßigkeit des Unterhaltens von Waldrechten? 4) Allgemeine forstliche Gegenstände. * In den Tagen vom 17. bis 27. August wird nun auch in Antwerpen der 3M jährige Geburtstag von Rubens festlich begangen werden. Die bedeutendsten Vereine Belgiens haben ihre Mitwirkung zugesagt. Musikaufführungen, Fackelzüge, Preisvertheilungen, Aus stellungen der verschiedensten Art, Wettrennen, Regatten, Taubcnschießen und zahlreiche ähnliche Veranstaltungen werden miteinander abwechseln. Am 19. August wird die Ausstellung alter Gemälde und Kunstgegenstände und gleichzeitig die von dem belgischen Alterthumsvcrein veranstaltete Rubensausstellung, bestehend aus Gemäl den, Stichen, Zeichnungen des Meisters, eröffnet werden. Diese Exposition dauert bis zum 19. September. Am 20. August wird eine neue Rubensbüste im alten Mu seum und am 22. August das Jordaensdenkmal ent hüllt werden. Am 26. August: Jubiläumsfeier und Umzug der St. Lukas-Gilde. Den Glanzpunkt des Festes dürfte jedoch der große historische Frstzug bilden, welcher von dem Verein „De Olijstak" veranstaltet, an drei Abenden (20., 26., 27. August) bei großer Beleuch tung und Fackelbegleitung die verschiedenen Theile der Stadt besuchen wird. * Ein interessanter Fund, aus dem älteren „eiser nen Zeitalter" stammend, ist, wie Kopenhagener Blätter melden, dieser Tage unweit des Städtchens Storehedinge auf Seeland gemacht worden. Bei einer von den Professoren Engelhardt und M. Petersen vorgenommenen Untersuchung stieß man auf eine Grabkammer in Form eines länglichen Vierecks, eine weibliche Leiche enthaltend. Oden beim Kopf des Leichnams fand man eine ganze Sammlung von Gefäßen, darunter eine blaue Glas schale mit einer prächtigen silbernen Einfassung von durchbrochner Arbeit und mit der Inschrift ki-r,-xws (Glück auf!). Dies ist das erste Mal, daß man im Norden eine griechische Inschrift aus der Vorzeit ge funden Hal. Ferner enthielt die Sammlung ein kleines Gefäß aus rubinrothem Glas, eine große Vase aus grünem Glas u. s. w. Neben dem Leichnam lag eine Goldmünze aus der Zeit des römischen Kaisers Probus, also während des Zeitraums 276 bis 282 nach Chr. geprägt. Die Leiche war mit zahlreichen Hals- und Fingerringen ans Gold, sowie mehreren Silderschmuck- sachen geschmückt. Das Grab enthielt ferner einige Thierknochcn, einen hölzernen Eimer mit Bronzebeschlag, 42 knöcherne Spielbricken, sowie ein großes römisches Bronzegefäß. * Bereits in Nr. 162 (vom 17. Juli) wiesen wir an diesem Orte auf das Preisausschreiben des k. itali enischen Ministeriums, ein „Nationalausstellungs- geböude der schönen Künste in Rom" betreffend hin, da uns diese Bewerbung auch für alle nichtitali- entschen Architekten zulässig und wünschenSwerth erschien. Im Jnseratentheil der heutigen Nummer finden die Künstler eine Bekanntmachung d«S hiesigen akademischen Rathes, welche ihnen alle praktischen Anhaltspunkte sür jene Concurrrnz darbietet. Hoheit der Kronprinz widmete dem Jubilar seine Büste, welche aus der Rückseite des Sockels die Inschrift trägt: „Friedrich Wilhelm, Kronprinz deS deutschen Reiches und von Preußen, dem General von Blumenthal, Ches deS vierten Armeecorps, zum 30. Juli 1877." Das Offiziercorps verehrte dem Jubilar einen werthoollen Tafelaufsatz und ein silbernes Besteck. In Vertretung der städtischen Behörden überbrachte Herr Oberbürger meister Hasselbach und der Stadtverorbnetenvorsteher Herr Generaldirector Listemann ven Ehrenbürgerbries der Stadt Magdeburg. (Die Universität Halle hat dem General das Doctordiplom übersandt.) Um 10 Uhr fand die Parade der hiesigen Garnison Statt. Dieselbe stand auf der West- und Nordseite des neuen Marktes; die nicht in Parade stehenden Offiziere hatten auf dem rechten Flügel Aufstellung genommen. Bei dem Er scheinen des Jubilars präsentirten die Truppen unter einem dreifachen Hurrah, welches General v. Mützsche- fahl dem Jubilar ausbrachte. Nachdem die Front ab geschritten war, ersolgte der Vorbeimarsch der Garnison in Compagniefront. Nachmittags giebt General v. Blu menthal ein Diner, zu welchem die Generalität, die Regimentskommandeure, die Flügeladjutanten, die Depu tationen und die Vertreter der Civil- und Militärbe hörden Einladungen erhallen haben. Die Offiziercorps der hiesigen Regimenter haben sich in ihren Casinos zu Festessen vereinigt. Karlsruhe, 29. Juli. Die evangelische Ober- kirchenbehörde giebt in ihrem Jahresbericht über die Zunahme der Sec tir er in der evangelischen Kirche und über den Culturkampf beim Volk, laut dem „Fr. Journ.*, folgenden Bescheid: Die Methodisten verstehen es, die Sprache des gemeinen Mannes zu reden und auf religiöse Gemüther einzuwirken. Ueberall treten sie anfangs behutsam auf und erwecken den Glauben, daß es sich in ihren Versammlungen lediglich um religiöse Erbauung im Sinn des Evangeliums handle. Fast immer wenden sie sich zunächst an söge- nannte erweckte Kreise. Ader sobald sie größeren Ein gang gefunden haben, lösen sie ihre Anhänger all mählich los von der Kirche und suchen eine eigene Gemeinschaft mit eigener Kapelle, Sacramentsverwaltung, Klasseneintheilung und gemeindlicher Organisation zu bilden. In Karlsruhe, Pforzheim, Lahr und Durlach befinden sich die größten Gemeinden derselben. Das Verhältniß der Consessionen zu einander wird als ein fast überall freundliches bezeichnet, und daraus der Schluß gezogen, daß das Volk vom Culturkampse Nichts weiß; der Oberkirchenraih bezeichnet daher diesen Kamps nur als einen in den Zeitungen geführten, der das Zusammenleben der verschiedenen Consessionen in der Hauptsache unberührt lasse. Marburg, 31. Juli. (Tel.) Zur Judelseier der Universität sind über UX)O Theilnehmer erjchienen. Am Vormittag sand ein Festzug zum Marktplatz Statt, woselbst, nach dem Vortrag der Jubeleuverture von Weber, Prof. Cäsar die Festrede hielt. Den Schluß der Feier bildete abermalige Musikaufführung und Ge sang. Hierauf sand im Schlosse ein Frühstück Statt, welches von den städtischen Behörden dargeboten war. Paris, 30. Juli. Bei der Vorbereitung der allgemeinen Wahlen machen die Bonapartisten dem Ministerium die meisten Schwierigkeiten. Sie hegen schon seit einiger Zeit den Verdacht, daß man in der Umgebung des Marschallpräsidenten gegen sie conjpirirc, und sie wollen sich für alle Fälle sicher stellen. Die Zeiten sind fern, da die Partei des Kaiserreichs ihr Treiben folglich geheim hallen mußte, wollte sie sich nichl öffentlich gebrandmarkt sehen; heute würde Rouher nicht mehr rmt bekannter Aufrichtigkeit die Existenz des Bonapartistischeu Comilös leugnen. Wenn die Imperia listen, wie gesagt, die Absichten der Regierung bearg wöhnen, so sind sie doch stark genug, diese Regierung in Respect zu halten. Ohne ihre Hilse wäre die Un ternehmung des 16. Mai von vorn herein hoffnungslos uno unmöglich gewesen, und für ihre bisherige Mn- wirkung mußten sie schon durch die Verleihung zahl reicher Präsecturen und Unterpräfecturen, sowie das Versprechen einer großen Zahl osficieller Candidaturen belohnt werden. Sie haben überdies im Cabtnet einen Freund, der ihnen ziemlich zuverlässig scheint und wel cher beim Staatsoberhaupt: großen Einfluß besitzt, den Minister des Innern, oe Fourtou, dessen Ansicht dis jetzt noch immer in den Berathungen des Ministeriums durchgedrungen. Das Alles beruhigt aber die Jmperia- listen nicht vollständig, und sie lassen die Vorsicht nicht außer Acht. Sie fußen auf dem bereits Gewonnenen, um weitere Fortschritte zu machen. * New-Jork, 29. Juli. Den neuesten Kabeltet: grammen der „Times" über den Eisenbahnstrikt entnehmen wir Folgendes : Die Lage hat sich noch weiter gebessert; Unruhen sind nicht mehr vorgefallen, da die Behörden dieselben jetzt im Keime ersticken. Mtt Aus nahme einiger Kohlenbahnen haben die Sinkenden in den atlantischen Staaten überall die Arbeit wieder aus genommen; ebenso kommt auch in den westlichen Staa ten der Verkehr mehr und mehr wieder in Gang. Das „Ncw-'l). Journal of Commerce" schätzt den Gcsammt- vcrlust, welchen die Bahnvcrwalumgen seit Beginn des Strikes durch Zerstörung ihres Eigenthums und Behin derung des Verkehrs erlitten Haven, auf 26,250,000 Dollars. In dieser Summe sind die Verluste, welche Privatpersonen gehabt haben, nicht mit einbegriffen. Lrucunlumcu, onfchllttttcll it. im öffentlichen Dienste. Bei den königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft. Bei der königl. öffentlichen Biblio thek ist dec Blbliotheksecretär Or. Schnorr v. Ca- rolsfeld zum Bibliothekar, der dritte Secretär Rich ter zum zweiten Secretär, und der wissenschaftliche Hilfsarbeiter Or. Hügel zum dritten Secretär ernannt, ferner dem Bibliotheksccretär Or. Bösigk das Prädicat als Bibliothekar und dem wissenschaftlichen Hilfsarbeiter vr. Hänel das Prädicat als Secretär verliehen wor den. — Dem Aufwärter an der Antikensammlung Göhlr ist das Prädicat alS Aufseher verliehen worden. Departement der Kinanzeu. For st Verwaltung. Der Oberförstercandidat Arthur Reinhard Ferdinand v. Römer ist zum Hilssbeamten und Förster auf Neustädter Revier im Forstbezirke Schandau ernannt worden. Dresdner Nachrichiev vom 1. August. — Den Mittheilungen deS hiesigen Amtsblattes über di« Rathsplenarsitzung vom 24. Juli entnehmen
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