Nu? dem Morgenlands. 63 Ihre Entstehung verdankt diese wichtige und dem Ge schichtsforscher unentbehrlicheWissenschaftzunächst dem Bedürf nis, Ereignisse aus der Vergangenheit durch ein berechen bares Datum der zeitlichen Vergessenheit zu entreißen oder eine Begebenheit in der Gegenwart durch die Angabe von Jahr und Tag einer laufenden Ära für die Zukunft zu er halten. Dem ersten Geschichtsschreiber mußte sie als die not wendigste Grundlage seiner Schilderungen erscheinen, sobald seine Aufgabe zeitlich fern liegende Thatsachen berührte und sobald es ihm darauf ankam, die genaue Zeitbestimmung durch Rückrechnung von der Gegenwart aus mit gewissen hafter Treue den zukünftigen Lesern seiner Werke zu über liefern. Ein großes und in der Geschichte des eigenen Volkes bedeutsames Ereignis gab den ersten Gedanken an die Stif tung und den Gebrauch einer Ära ein, welche den Ausgangs punkt aller Berechnungen für das zeitliche Eintreffen späterer Begebenheiten bildete. Zu den ältesten Verbuchen dieser Art gehört der Auszug der Kinder Israels aus Ägypten und der Anfang des Exils in der Bibel. Die notwendige Voraus setzung, welche auch bei der Gründung irgend einer Ära vorangehen muß, betrifft zunächst die Jahresform selber, welche der Ära zu Grunde liegt und wie sie mehr oder weniger vollkommen im bürgerlichen Leben gang und gäbe war. Die ältesten Völker, aber auch noch heute die Anhänger der Reli gion des Islam, bedienten sich erwiesenermaßen eines Mond jahres, dessen Monate sich von einem Neumonde bis zum andern erstreckten, oder eines sogenannten Wandeljahres von 365 Tagen, ohne den Bierteltag des Sonnenjahres, so daß am Schluffe 365 x 4----1460 Sonnenjahre gerade 1461 Wandeljahre aussüllten. Die Zurückführung irgend einer Zeitangabe aus dem Altertum, welcher eine Ära zu Grunde liegt, auf Tag, Monat und Jahr unserer eigenen christlichen Zeitrechnung ist Gegen stand der berechnenden Chronologie, wobei die genaue Kennt-