Aus dem Morgenlande. 85 und die Alten, ihre Seele ist niedergebeugt, ihre Beine sind zusammengekrümmt und auf dem Boden ausgestreckt, und ihre Hände ruhen im Busen. „Die Großen des Reiches sind ratlos. Die Vorratskisten werden aufgerissen, aber nur Luft ist ihr Inhalt, denn alles, was vorhanden war, ist aufgezehrt." Der Brief des Königs an den Fürsten von Elephantine Madir oder Matir, dessen Name ziemlich unägyptisch lautet und an den ebräischen Eigennamen Matri (I. Sam. 10, 21) erinnert, beginnt also mit einer Schilderung des allgemeinen Elends infolge der siebenjährigen Hungersnot, die in der Bibel (l. Mos. 41, 56) mit den kurzen Worten angedeutet ist: „Da nun das ganze Ägyptenland auch Hunger litt, schrie das Volk zu Pharao um Brot." In der weiteren Entwickelung der Inschriften wird der Leser durch die Fortsetzung des Pharaonischen Sendschreibens davon unterrichtet, daß der König sich an denjenigen seiner Gouverneure wendete, welcher in Elephantine, d. h. in der Nähe der vermeintlichen Nilquellen auf nubischem Gebiete seines Amtes waltete, um die Ursache der seit sieben Jahren fehlenden Überschwemmung des Stromes zu erfahren. Seine Hauptfrage berührte zwei sehr wesentliche Punkte, die Stelle des Ursprungs des Niles und das Wesen der daselbst ver ehrten Gottheit. „Sage mir, so schreibt er, wo ist die Stätte der Ent stehung des Nilstromes, welcher Gott oder welche Göttin ist der Schutzpatron (?) an derselben und wie ist seine Gestalt?" Madir machte sich auf den Weg, um zum Hofe des Königs in Memphis zu gelangen und seinem Herm und Gebieter Persönlich Bericht abzustatten. Seine Schilderung ist fast von dichterischem Schwünge und verrät im einzelnen man ches Altertümliche in Form und Fassung. Er leitet sie mit den Worten ein: „Es liegt eine Stadt inmitten des Stromes, bei welcher der Nil zum Vorschein kommt. Elephantine heißt sie von alters her. Es ist die erste Stadt und der erste