krode-Mmwer. Fraucu-Zkitung. Jeden Sonnabend erscheint eine Nummer. Inserate werden mir 6 Ps. pro Zeile berechnet. Motto: Preis: 15 Ngr. vierteljährlich. We Postämter und Luchbandlnngen nehmen Bestellungen darauf an. Dem Reich der Freiheit werb' ich Bürgerinnen! Redigirt von Louise Otto. 1. Sonnabend, den 21. April. 1849. Programm. ^ie Geschichte aller Zeiten, nad die deiilnsc gan; desenderS, lehrt: dah diejenigen anch vergessen wurden, welche an-sich selbst zu denken vergaßen! — Das schrieb ich im Mai des Jahres 18-18 hinaus in die Welt, als ich zunächst meine Worte an die Männer richtete, die sich in Sachsen mit der Frage der Arbeit beschäftigten — ich mabntc sie damit an die armen Arbeiterinnen, indem ich für meine' Schwestern das Wort ergriff, aus daß sie nicht vergessen wurden! Dieser selbe Erfahrungssatz ist es, welcher mich zur Herausgabe einer Frauen - Zeitung veranlaßt. Mitten in den großen Umwälzungen, in denen wir uns Alle beftnden, werden sich die Frauen vergessen sehen, wenn sie selbst an sich zu denken vergessen! Wohl aus denn, meine Schwestern, vereinigt Euch mit mir, damit wir nicht zurückbleibcn, wo Alle und Alles um uns und neben uns vorwärts drängt und kämpft. Wir wollen auch unser Thcil fordern und verdienen an der großen Welt-Erlösung, welche der ganzen Menschheit, deren eine Hälfte wir sind, endlich werden muß. Wir wollen unser Theil fordern: das Recht, das Rein-Menschliche in nnS in freier Ent wickelung aller unserer Kräfte auSzubildcn. und das Recht der Mündigkeit und Selbstständigkeit im Staat. Wir wollen unser Theil verdienen: wir wollen unsere Kräfte aufbieten, das Werk der Welt- Erlösung zu fördern, zunächst dadurch,, daß wir den.großen Gedanken der Zukunft: Freiheit und Humanität 1 was im Grunde zwei gleichbedeutende Worte sind) auszubreiten suchen in allen Kreisen, welche uns zugänglich sind, in den weiteren des größeren Lebens durch die Presse, in den engeren der Familie durch Beispiel, Be lehrung und Erziehung. Wir wollen unser Thcil aber auch dadurch verdienen, daß wir nicht vereinzelt streben nur Jede für sich, sondern vielmehr Jede für Alle, und daß wir vor Allem Derer zumeist uns annehmen, welche in Armuth. Elend und Unwissenheit vergessen und vernachlässigt schmachten. Wohl auf, meine Schwestern, helft mir zu diesem Werke! Helft mir für die hier angedeuteten Ideen zunächst durch diese Zeitung wirken! — Ich meine nun zwar Alles gesagt zu haben. w«S über die Tendenz dieser Zeitung zu sagen ist - aber leider muß ich denen Recht geben, welche mir zuftüstern, umgekehrt von der gewöhnlichen Redensart, ,.es sei mit dem Positiven nickst genug": ich müsse auch noch Negatives hinzufügen — will hier sagen: ich müste mich und diese Zeitung vor 'Mißverständnissen schützen. — 'Nein! ich kann darüber keine Worte macken! ich berufe mich auf mein Leben, auf mein schriftstellerisches Wirken seit 1813 — wer etwas davon kennt, wird wissen, daß ich nicht zu den sogenannten „Emanciplrten' gehöre, zu denen, welche das Wort „Frauen-Eman- cipation" in Mißcrcdit gebracht haben, indem sie das Weib zur Earrieatur des Mannes berabwürdigtcn. Für Diejenigen, die noch nichts von mir wissen, möge einstweilen die 'Versicherung genügen, daß ich eben durch die Tendenz dieser Zeitung dem Irrlhum enrgegenziiarbcilcn hoffe, welcher oft gerade die begabtesten Frauen ver anlaßt, ihr Streben nach geistiger Freiheit in der Zügellosigkeit der Leidenschaften zu befriedigen. — Man wird also weder mich, noch meine mitarbeitcuden Schwestern zn diesen „Emancipirlcn" werfen können, wobl aber werden wir stolz darauf sein, wenn man uns 'Nachfolgerinnen jener edlen Jungfrau aus Betbanien nennt, von welcker das leuchtende Borbild aller Menschen sagte: „Maria hat das bessere Thcil erwählt!" —