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Die Frauen-Zeitung : 21.07.1849
- Erscheinungsdatum
- 1849-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id500284490-184907214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id500284490-18490721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-500284490-18490721
- Sammlungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDie Frauen-Zeitung
- Jahr1849
- Monat1849-07
- Tag1849-07-21
- Monat1849-07
- Jahr1849
- Titel
- Die Frauen-Zeitung : 21.07.1849
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4 Begeisterung, das Vaterland von der Selbstkerrschaft zu befreien, wie die Männer ergriffen, und thaten was ihnen zukam — aber wie die Männer ver gaßen sic die erretteten Güter zu wahren, und so sank Deutschland in Knechtschaft zurück. Daß die jetzige Erhebung nicht wieder endige wie die da malige. laßt auch uns Frauen Wache halten am Altar des Vaterlandes und der Freibett, und das beiligc Feuer bitten, damit es nicht wieder verlösche! — L. O. Das Weib. Des Menschen schönste Bestimmung ist, sich selbst veredeln, um Andere zu veredeln. Er strebe nach Vollkommenbeit und rücke sein Ziel immer weiter. Beim Anblicke jeder neuen Höhe rege er dvvpelt seine Schwingen, ewiger Durst nach Wissen und unaus löschliche Begeisterung für alles Große brenne in seinem Gcmittke. Das ist zugleich der einzige Be griff von Religion, wie ihn Christus gelebt und ge lehrt bat, nicht aber unser Ehristcnthum, dieses in sich selbst zerspalten«: Glaubcnsgcbäude als Abschluß gegen Juden- und Heiden- u. s. w. -thum. Der mächtige Ruf: „Werdet vollkommen!" ergeht an die gesammle selbstbewußte Menschheit beiderlei Geschlechts, Mann und Weib. Beide haben Her; und Verstand, Beide dürfen ihren Geisteshorizont er weitern und den Flug nach Oben uebmcn, das sagt die Stimme der Natur, und darum ist's göttlich und wahr. Aber viele Menschen-Stimmen sprechen anders: Nur dem Manne kommt cs zu, Weltbürger zu sein, nur er darf den Blick in blaue Fernen sen den. ES steht bei ihm, in den Harem das Weib cinzuspcrreu, seine Wirksamkeit mit Küche und Keller zu beschränken, oder es nach Belieben in den Salon spazieren zu lassen. Das Weib ist dem Manne untergeordnet, denn er ist Herr der Schö pfung. Daraus hat sich ein großartiges Vorurtheil gebildet, das immer noch der Menschheit anbängt. Lange stand es unumgänglich; doch man umschiffte dieses Schrcckeuskap auf dem Wogendrange nach Freiheit, und nun ist cS ein Kap der guten Hoff nung geworden, der Hoffnung auf richtige Aner kennung und Mündigkeit des Weibes. Dem Manne wie dem Weibe verlieh der Schöpfer gleiche Rechte als Menschen. Derselbe Schöpfer crthcilte aber verschiedene Gaben an sie, und unterschied dadurch zwei Geschlechter: Manu und Weib. Was Gott dem Manne nahm, besitzt das Weib, und was diesem fehlt, hat der Mann. Tic Natur zeigt Beiden gesonderte Wege, um sie einst zusammen zu führen. Das Weib wird durch den Mann erst zum Weibe, und der Mann das, was er sein soll, durch s Weib. Beide müssen sich in einander übertragen, Beide in sich den Gott sehen, nur so ist wahres Erden-Glück Möglich. Hier ist dann auch von keiner Unterord nung des Weibes die Rede, wohl aber von geist iger Ebenbürtigkeit, von einer Vermählung der Seelen. Ja. das Weib hat einen besonder« Berns, als Gattin, Mutter und Hausfrau; darüber darf aber der allgemein menschliche nicht vergessen werden. O, wie kläglich und bemitleidenswert!) irren die, wclebe sprechen: „die Frau soll nicht über ihren Beruf ldamit meinen sie nämlich den besonder sten im bcsonderu, Kochen, Flicken u. s. w.) hinaus denken, sie soll sich nur um das Hauswesen im streng sten Sinne bekümmern, und was außer diesem sich bcgicbl, geht sie gar nicht an." Wahrlich, da wäre des WeibeS Beruf ein gewaltig enger. Nein, es muß wissen von der Welt und sich sagen: auch du bist Mensch und Weltbürger. Für Beides, Haus und Welt, muß sic taugen, denn nur so hat der Herr der Schöpfung eine Herrin neben sich. Gewiß, ein Weib, das sich mit begeistern kann für das Wohl der Mensch, heit, das mttliest in dem ewigen Buche der Geschichte, und von dieser Unendlichkeit noch aufblickt in die ge stirnte, dem wird eS nie zu eng in der Häuslichkeit, weil eS eine Welt mit bincin nimmt. Klein und eng ist ja auch das Mcnschcn-Herz in seiner Form, aber in sich hat es einen wahren Ozean von Gefühlen. Gerade das Weib muß denken und sich begeistern können. Es darf nichts versäumen, den Verstand zu schärfen und die Seele zu adeln, nur so kann es die große Aufgabe lösen, wodurch cS erst zum Weibe wird, nämlich: den Menschen zu bil den an Körper und Geist. Jeder Mensch ist nur dann glücklich, wenn er glücklich macht, — so «auch das Weib. Je mehr Schönes und Wahres die Seele ausnimmt, desto mehr wird sie wieder von sich geben können. Ein Weib, das aber nie von der Sonne der Poesie hat beschienen werden dürfen, das nur „Mühseligkeit und Beschwerde" kennt, muß nothwen- dig auch für seine Umgebung eine Last werden. Ja, die Tempel der Kunst und die Vorhallen der Wissenschaft dürfen dem Weibe geöff net sein, denn cö kann nicht genug Mittel erwcr- bcu, um zur Ausführung seines Kunstwerkes sich tüchtig zu machen. Hat gar ein Weib (wie es schon häufig der Fall warf ganz besondere Fähigkeiten, die es auszeicbncn vor allen Genossinnen seines Geschlechts, hat es entschiedene Kraft, irgend etwas Außergewöhn liches zu leisten, so darf cs daran nicht gehindert werden aus dem Grunde, weil cs Weib ist. Das sind Ausnahmen von den Regeln der Natur. Was aber die Natur will, bricht durch, es sei ein Oucll, oder ein Talent, und wenn man cs gewaltsam hemmt, so sucht es eben so gewaltsam andere Wege, und zerstört, wo es geschaffen hätte. Jedes vernünft ige Weib jedoch sieht ein, daß Erscheinungen mit an- ßcrgcwölnilicken Fähigkeiten nur Phänomene sind, die isolirt auftauchen, verschwinden und Staunen erregen. Es wird ihnen nicht nachstreben wollen, sondern ruhig in dem System bleiben, wofür echte Weiblichkeit die Sonne ist. Das Wort „Emancipation. „Franen-Emancipation" hat zwei Bedeutungen, die des Mißbrauchs und dcS richtigen Gebrauchs. Leider hält man sich aber bei der Rede davon nur immer an die üble Bedeutung, und die gebildetere Frau, welche stolz sein sollte, emancipirt zu heißen, nimmt es am Ende für Be leidigung, wenn man ihr dieses Prädicat beilegt.
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