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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 26.04.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130426029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913042602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913042602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-04
- Tag1913-04-26
- Monat1913-04
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Hsünsdenö. 2b. April 1»13 Neueste Drahtmelduugeu vom 25. Aprü. Aus de» RcichStagskommissionen. Pertrauliche Sitzung der Budgetkommisflou. Berlin. iPriv. Tel.i Die Mitglieder der Budget- k o u> m i j s i v n des Reichstags wäre» auch heute zu einer v c r t i a u l i ch e u B e > p r e ch u n « geladen. Bon der Regierung imiren anwesend: der UnterstaatSsekrelär Wahn- ichasse und Kriegsminister v. Heeringen. außerdem M i l i t ä r b e v v l l m ä ci> t i g t e der Bundesstaaten. Die Buögetkvliimissivn wird die sachliche Erörterung am M v n c a a beginnen. An diesem Tage tiosft man, wenn die Kiaftanstreiigung es nicht ichvn morgen fertig bringt, im Plenum die dritte Lesung des Reichshaushaltsetais zu er ledige». Zu der Klage Adg Bogtherr Professor tÄuhr. Bcrliu. Die G e s ch ä stsvrd n u ngSk o in m ission des Reichstages trat heute vormittag zusammen, um über ein schreiben des Königlichen Schöffengerichts zu D r e S d e n betreffend Erteilung der Genehmigung zur Fortsetzung der erhobenen «degeiiklage in der Privatklage- lache des Abgeordneten Bogtberr gegen den Professor oi u >> r in Eharlottcnburg wegen Beleidigung zu beraten. AuS grundsätzlichen Erwägungen hielt die Kommission an dem bisher geübten Brauche scsi und versagte die Genehmigung. llebnnq der Metzer Garnison vor dem Kaiser Gravclotte. Herne vormittag wurde ln der Nähe von GraveIvtte eine große llebung der M e tz e r G arni - lon almehalten. Der Kaiser verliest Meh morgens im Automobil und traf gegen 8 llhr bei der «Feste „Kaiserin" ein. wo er zu Pferde stieg. Er trug die Uniform seines KönigS-Infanterie Regiments 0>. lothringischest Nr. 145. Die llebung batte bereits begonnen. Eine rote Partei hatte in der Linie Moskau—Banr mit der «Front nach Sttdwest befestigte Stellungen eingenommen. Eine blaue Partei rückte aus der Richtung Bionville-Rezonville-Gravelotte da- gegen vor. Ein Zeppelin Luftschiff und mehrere Flugzeuge waren in Tätigkeit. Der Kaiser beobachtete die Entwicklung des Gefechtes längere Zeit hindurch von einer Anhöhe bei St. Hubert. Im weiteren Berlanfe der llebung bei Gravelotte beobachtete der Kaiser auf der Hoch fläche von Iunn Sie Entwicklung der blauen Partei ans dem Walde bei Banr heraus. Um N'4 Uhr wurde das ttzefeckt abgebrochen. Der Kaiser hielt sodann Kritik ab und nahm bei Insin einen Borvcimarsch der ganzen Gar nison entgegen. Nach Meh znrückgekehrt, nahm der Kaiser 'das Irli»stück im Kasino seines Königs-Insantcric-Rcgi- ments ein. DaS Wetter ivar günstig. Der Bcrgarbeiterstrcik in Oberschlcsicn. Bentheu. Bei der heutigen ,Frühschicht sehlten nach vor- läusigcr Feststellung 3 2 lt 0 l> B ergl c u 1 e. Berlin. iPriv.-Tcl.i Direktor Monts legt am 1. Sep tember die Leitung des Theaters des Westens nieder und überlästt das Haus dem Inhaber des Bühnenvcrlags Felix Blocks Erben, S"livinski. der es als Operettentheater iveirerführen wird. Direktor Monti ivird sich auf die Leitung seines Operettentheaters am Lchissbauerdainin. des frühe ren Neuen Theaters, beschränken. Kiel. Das c r st c G c i ck w adcr d e r H 0 ch > c c - flotte har heute früh den .Kieler Hafen verlassen. rr Sertliches und Sächsisches. Dresden, 25. April. —* Se. Majestät der K v n l g wohnte heute früh der Rckrutenbesichtigung des t:!. Jäger Bataillons ans dem Truppenübungsplätze KönigSbrück bei inid empfing nach der Rückkehr ins Residenzschloß die HofdepartementschefS zum Bvrtrag. —* Der Besuch des Königs zur Enthüllung des König - Albert-Denkmals und zur '»»jährigen «Feier des König!. Sachs. Militärvereins zu O s ch a h erfolgt nicht, wie erwartet wurde, am I. Juni, sondern erst Sonntag, den 8. Juni. Die Festlichkeiten sind daher aus diesen Tag ver schoben worden. —* Die Einweihungsfeierlichkeitcn der Lnstschifshallc und des neuen «Flugplatzes Leipzig finden nunmehr am Sonntag, den 22. Juni, in Gegenwart Sr. Majestät bcs Königs statt. —* Sc. König!. Hoheit Prinz Friedrich Ehri- stian, Leutnant inr Leib-Grenndic.r-Rcgiment, tritt, wie das „Mil.-Bcrordnungö-Blatt" mittcilt, am 4. Mai zin» Dienste bei diesem Regimcnte ein. —* Se. Königl. Hoheit Prinz Ernst Heinrich in Begleitung des Militärgonverncurs Majors Baron O Burn besuchte gestern nachmittag die U. - T. - L i ch t s p i c l e in der Waisenhausstraße. Der Prinz wurde von -Herrn Direktor Wilhelm am Portal empfangen und nach der königlichen Loge geleitet. Die Kapelle intonierte die Königshvmne und die Anwesenden erhoben sich von ihren Plätzen. Das Theater war auch bei dieser 'Nachmittagsvorstellung wieder ansver- kanst. Die Borstellnng nahm pünktlich !44 Uhr ihren An fang. Prinz Ernst Heinrich sprach nach Schlug derselben Herrn Direktor Wilhelm seine Anerkennung aus. —* Ihre Kvnigl. Hoheiten Prinz und Prinzessin Johann Georg werden heute nachmittag 144 Uhr der von der Dresdner Gesellschaft für neuere Philologie ver anstalteten Englischen Vorstellung des Shakesprareschen Lustspiele» «Dt»« worolraut ok Vouios" im Lentral-Theater beiwohnen. — Frau Prinzessin Johann Georg wird heute abend die 4. Ausführung des Lonkünstler-BereinS km GewerbehauS besuchen. —* Dem Fürsten Johannes zu Hohenlohe- Barten ft ein und Iagstberg. der bisher als Major » I» »uita der sächsischen Armee geführt wurde, ist der Eharakter als Oberstleutnant verlieben worben. —* Der König hat verlieben: das Komturkreuz 2. Klaffe des Albrechts-OrüenS: dem Obersten z. D. Graul, Kom mandeur des Landw.-Bez. Il Dresden, bisher Kommandeur de» Inf.-RegtS. 10.5: die Krone zum Ehrenkrruz: dem Waffenmeister Rauer im Gren. Regt. 10t und dem Kascrneiiwärter Nchfc bei der Garnisouverivaltuug Dresden: sowie die Erlaubnis zur Anlegung folgender »ichtsüchsischer Orden erteilt: des Preußischen Kronen- Ordens 3. Klaffe: dem Major Ritter und Edlen Herrn von Berger, Borstand der Abt. für Landesaufnahme: des Ritterkreuzes 2. Klaffe des Lachscn-Wetmarischen Haus- Ordcns der Wachsamkeit oder vom Weißen Falken: dem Rittin. r>. Bozberg, Eskadr.-Ehef im Karab.-Negt.: dcS Oesterreichischen Ordens der Eisernen Krone 3. Klaffe: dem Stabsarzt Dr. Lylauder, Bats.-Arzt im Grcn.-Regl. lOi,- des Ritterkreuzes des Spanischen Ordens Karls III-: dem Hauptm. Frhrn. v. Welck, Kvmp.-Ehes im Grcn.-Rcgt. 101; des Spanischen Militär-Berdienst-OrdenS 3. Klaffe: dem Major Graf v. Wuthenau-Hohenthurm, beauftragt mit der Führung des Ulan.-Regts. 18. —* Der König l>ai genehmigt, das, der Ltaatsmiiiister Gros B itz > h „ in v. E ck st ä d t das «siroßkreuz des rnisischcn Ordens vom Weißen Adler, der Postsckretür a. D. F rci - gang in Dresden den preußischen Krvnen-Ordcn 4. Klasse und der Ober-Postschaffner Zahn in Dresden da» prcuß. Allgemeine Ehrenzeichen in Silber anncbmcn und anlegen. —* Gestern vormittag gegen 11 Uhr verstarb in seiner Wohnung an den Folgen eines Inslucnzaaufalls Herr Oberstleutnant z. D. v. Linsingen, Kommandeur deS Bezirkskoinmandos in Pirna. Der Entschlafene war seit 1"lO BczirkSkoinmaiideur in Pirna, nachdem er bereits seit It»08 Bczirksoffizicr daselbst gewesen mar. Bis l!»t)8 war v. Linsingcn Batatüons-Kvinmandcur beim Insanicric- Rcgiment Nr. 106 in Leipzig, wohin er als Hanptmann vom Infanterie-Regiment Nr. 105 in Slraßburg versetzt worden war. —* Herr Landgerichtsdirektor Dr. Wagner ist am Dienstag, wie im Polizeibericht ohne Nennung deS 'Namens schon gemeldet, dadurch erheblich verletzt worden, daß ihm. als er ans der Mosczinskmtraßc vor einem Laden stand, von einem Fenstcrornament der ersten Etage ein Stück GipS in der Größe eines Ziegelsteins aus den Hintcr- kops siel. Erfreulicherweise hat sich der Zustand des Herrn Dr. Lstrgner in kurzer Zeit so gebessert, daß er hofft, bereits in den allernächsten Tagen seine berufliche Tätig keit in vollem Umfange wieder aufnchmen zu könne». Als ein Glück ist eS zu bezeichnen, daß die Wucht des fallenden Steines durch den Hm abgeschwächl worden ist. —* Dem Lchulinabcn Johann Larcng in Eiostwitz ist für die mit Entschlossenheit bewirkte Errettung eines Kindes vom Tode des Ertrinkens von der KrciShauptmann- schaft Bautzen eine Geldbelohnung bewilligt worden. -* Schenkung. Dem I n s a n t c r i c R e g i in c 11 t Nr. 177 sind durch lctzttvilligc Zuwendung 1000 Mk. zu einer „K 11 r t - H e r r in a n n - S t i s 1 u 11 g" übcrwiescn wor den. bereu Zinsen zugunsten hilfsbedürftiger Unteroffiziere und Mannschaften verwendet werden sollen. - * Keine Aendernug im Dresdner Tanzrcgulativ. Die Wünsche Dresdner Saalinhaber, daß in Zukunft, analog dem Leipziger Beispiel, die T a n z e r l a 11 b n i s übcrdie ganze Woche verteilt werden möchte, werden nicht in Er s ü l l u n g gehen: das Ministerium des Innern hak dem Kreisavsschiiß z» erkennen gegeben, daß cs den über die ganze Woche verteilten Tanz nicht genehmigen werde. - * AiistriL.isches Hcimmelgesriersleisch. Der nächste Posten des vom Rate zu Dresden Zngesührten anstraii- schen Hc.n'welgefi'iersleisches wird am Mo »log, den 23. Avril, im städtischen Biel, und Schlachthose an hiesige Flencherincister znm Berkans gebracht. Die Abgabe an d a s P n b I i l n m seitens der Fleische r beginnt am Dienstag, den 20. dieses Monats. Das Fleisch kann, wie der Ausschuß für Fleiscbversorgnng dcS Rates zu Dresden mittcilt, dem Publikum zum Ankäufe emp fohlen werden: seine Qualität ist e i n w a n d s r c i. —* Maximilian Harden im BereinshauS. Diese An kündigung allein genügte, um gestern abend viele.Hunderte nach dem grosten Saale ans der Zinzendorsstraßc pilgern zu "lassen. Wenn der Bciucv auch nicht ganz dem der frühe ren Portragsabende gleichsam, so konnte man ihn immer hin mit sehr gut bezeichnen. Wie immer, war die Damen welt besonders zahlreich vertreten. Das Thema seines Bortrages batte Harden in die zwei inhaltsschweren Worte gekleidet: „Was wird?" Er knüpfte, wie zu erwarten, an den Fall von L k 11 t a r j an und beschäftigte sich zu nächst mit der Pcrsönlichleit Königs Nikolaus von Monte negro, den er als einen Helden, mit allen Fehlern, Schwächen und Torheiten eines solchen bezeichnete, der für sein unsäglich armes Bolk geradezu Unglaubliches getan. Wenn Montenegro jetzt aus den Besitz von Skutari bestehe, so kämpfe cs nur um sein Recht: sei ihm doch diese Stadt im Frieden von San Stefano ausdrücklich zngcsagt worden, n»as di« Großmächte anschein«nd vcrgrffrn hätten. Nachdem jetzt 18000 Mann sich verblutet, da interveniere Europa wtder alle» Recht. Wollte man in den -roßen Kabinetten, baß diese Ecke frei von »Slawen bleib«, bann hätte man dies von Anfan- an erklären müssen. Die Folgen der Ueber- gabe -er Festung seien noch gar nicht abzusehen: jedenfalls habe der PanslawiSmuS dadurch eine ungeabntc Stärkung ersahren. Ein sehr bedeutsame» Zeichen sei der Jubel der Tschechen in Böhmen über den Lieg der Montenegriner. Auch Rußland befinde sich in einem wah. ren Rausch de» Slawentums, der uns endlich auS unseren Träumen rütteln müßte. Die deutsche Regierung sei aber von den Ereignissen wieder überrascht worden, utrd sie werde sich so lange überraschen lassen, bis sie einsieht, daß in der Politik an den großen Wegkreuzungen gerade das Unwahrscheinliche einzutreten pflege. Wäre die viel- gerühmte Einigkeit der Großmächte wirklich vorhanden ge wesen. so wäre auf dem Balkan niemals eine Flinte loS- gegangen. Rußland ziehe nicht nur seine großen Wtllens- ltnten vom Weißen bis zum Schwarzen Meere, es könne auch unter der Firma Serbien und Bulgarien jederzeit den Zugang zum MUtelmeerc erlangen. England sage sich, daß die Ansammlung eines großen Komplexes slawischer Staa ten nur erwünscht sei, da dadurch ein wirksames Gegen gewicht gegen Deutschland geschaffen werde. Für unsere Regierung l>abe cs nur zwei Wege gegeben, um endlich einmal eine Klärung der Verhältnisse herbeizuftthren. Wir hätten entweder Oesterreich vvrstoßcn oder, wenn diese Monarchie mit ihrer Riesenmasse von Slawen nicht eine solche Aktionsfähigkeit besäße, uns mit den Balkanstaatcn in ein so gutes Verhältnis setzen müssen, daß sie zu dem Glauben gekommen wären, nichts mehr von Rußland er warten zu brauchen. Kurz: B e r n i ch t u n g übermttti. ger Ansprüche oder A n s r c u n d » n g. Nichts von alle dem sei geschehen. Was wird nun werden'? Zwänge man Montenegro mit Geivalt, Skutari herauszugeben. so würde dies die slawische Welt aus feinen Fall hinnehmen. Zu Hlinderttansendcn würden die Slawen au» aller Welt zusammciistrvmen und einmütig für ihr nationales Be wußtsein fechten. Man dürfe diese Ereignisse nicht mit den Augen des Westens beurteilen. Ganz Rußland, vom Zaren bis zum unwissenden 'Bauern, sei von dem Rausch des All slawismus erfüllt. Auf Oesterreichs Hilfe dürfe Deutsch land bei einem russischen Angriffe nicht zählen: die habs- burgii'chc Monarchie sei selbst von süns feindlichen Mächten umschlossen. Italien werde zweifellos sofort losschlagen, aber gegen seinen österreichischen 'Verbündeten: darauf deute die ganze politische Konstellation. Wir stünden also gänzlich allein. Auf den Ernst unserer politischen Situation weise ja auch die fieberhafte Anspannung unserer Kräfte hin. die in der neuen Militärvorlagc deutlich zum Ausdruck komme. Aber die große Mehrung unserer Wehr macht allein genüge nicht. Wenn wir sortführcn, eine icdem Ernst hohnsprcchcndc Politik zu treiben, dann werde »ns einmal keine Macht der Erde heften können. lBeisall.l Oesterreich habe auS der ganzen Türkenerbschaft nichts er halten als einen ungeheuren Haß der slawischen Böller. Und wir? Ist es möglich, daß wir mit solchen Macht Mitteln, über die das Deutsche Reich verfügt, gar nichts verdient haben? Niemals ist eS zu spät für einen Starken, der weiß. waS er will, und will, was er wollen muß. Das sollten wir beherzigen. Es ist ein Glück für Deutschland, daß es so gesund in scinein Boden und seiner Menschheit ist. so daß cs über emc Fülle politischer «Fehler hinweg- kommt. Aber es g e h t nicht an, daß fortan die well- g e s ch i ch t > i ch c n E r c i g 11 i s s c 0 h n e u n S g c t r v s s e n werden. Oesterreich kann mit voller Vornehmheit und äußerem Erfolg sich sehr viel Liebe in seiner Nachbarschaft erwerben. eS kann aber auch der Dolmetsch des gesamte» deutschen Willens sein, und kann durchsetzen, was ihm nnd seinen «Freunden "lieb ist. Und wahrscheinlich ohne Krieg. Bor allem müssen mir aber Sorge dafür tragen, daß die Kraft des deutschen StaatSwcienS wieder wach wird. Es ailt jetzt, nicht nur den Besitz an greifbaren Gütern zu er halten. sondern vor allem den Hort der Achtung, den unser Vaterland in jahrhundertelanger Arbeit sich errungen, vor jeder Verkleinerung zu bewahren. Der zweistündige Bor trag loste bei dein ansmcrksam zuhörendcn Publikum minutenlangen Beifall aus. - * Die Mitteilungen über die Hnpolhekenküiidigiingen seitens der Stadl sind nicht in der Gcmeindcratssitzniig in Eossebaude, sondern in Briesnitz erfolgt. Nicht genehmigter Tattersall. Nach 8 87 der Dresdner Bauordnung sind für bestimmte Stadtteile ge werbliche Anlagen »nznlüssig, die durch die Art ihres Be triebes eine Gefährdung oder durch die Entwicklung übler Gerüche eine Belästigung für die benachbarten Grundstücke herbciznführen geeignet sind, oder deren Betriebe mit un gewöhnlichem Geräusch verbunden sind. Der Stallmeister Hcmpcl bcobsichtigte auf einem Grundstücke an der Ltrchlencr Straße die Errichtung eines Tattersalls nebst den erforderlichen Stallungen und Wagenremiscn für 8l Pferde. Der Grundstücksnachbar, Baumeister Jacob, erhob biergcgcn Widerspruch, weil er von üblen Gerüchen und Geräuschen, welche von Stallungen auszugehen pflegen, namentlich aber von der damit verbundenen Flicgcnplagc eine Schädigung seines Besitztums befürch tete. Baukoiiiinissar und StadtbezirkSarzt erklärten sich gegen die Anlage, während sie ein anderer Sachverstän diger, der Bezirkstierarzt. für unbedenklich fand. Der Stadtrat war der Meinung, daß kein Berstoß gegen 8 87 der Bauordnung vorliegc, und micS den Widerspruch zurück, weil bei sachgemäßer Anlage eine Belästigung der Nachbarschaft nicht zu erwarten sei, um so weniger, als dem Unternehmer gewisse Bedingungen anfcrlegt wurden seien und eine strenge Beaufsichtigung der Anlage nicht 7* Eine fröhliche alte Dame, Frau Pctti B a n i n i, früher Schauspielerin des Wiener Iosesstädtischcn Thea ters, die noch als 88jährige Frau spielte, wird am 25. April hundert Jahre all. Im verflossenen Jahre, 00 Jahre alt, hat sic noch ein L u st spiel versaßt. 7* Baron Henri de Rothschild, denen erstes Stück „Die Rampe" auch in Berlin aiisgcsührt worden ist. hat eine Komödie ,.K rösn s" acschricbcn. die znm erstenmal in englischer Sprache in London ausgeführt werden wird. Der Grobherzog von Heben als Regisseur. Ans D a r m st a d t wird uns geschrieben: Das Tarm- srädter Hofthcater hat bekanntlich Wagner-Festspiele ver anstaltet. die die großen Dvnwerke des Meisters tu ganz neuer Darstellung bringen sollten. Man weiß, wie regen Anteil Grvßherzvg Ernst Ludwig an dem Werke nimmt, daß er den ausgedehnten und zahlreichen Proben beiwohnte und selbst vielfach Zugriff »nd Anregungen gab. Es wird daher von allgemeinem Interesse sein, etwas Näheres von dieser Rcaictütigkcit des Großhcrzogs zu erfahren, und so Zci eine dieser B ü h n e n p r v b e n zu „R h e i n g 0 l d" ge schildert. die in einer Nacht bis 4 Uhr morgens stattfand. Eine halbe Stunde vor Mitternacht sitze ich in dem dunkeln Znichanerraum. den ich nach einem gefahrvollen Wege über die Bühne, vorbei an gähnenden Versenkungen und ragenoen Felsen, stolpernd über Stricke und Requi siten aller Art. erreicht habe, über der schmalen Ncgie- brücke. die von der Bühne über den Orchesterraum in den Zuschaucrrauin führt und die unzähligcmalc von dem be weglichen Generaldirektor, den Regisseuren und — dem Großherzog benutzt wird. Der hohe Herr ist bereits an wesend. Rock im Smoking, die weiße Nelke im Knopfloch, Denn er ist eigens von Mainz, wo er die „Ariadne" an gesehen, im Auto gclvmmcn, um der Schwimm- und Be- Icuchtnngsprobe bciznwohncn. Das Orchester hat gestreikt. fDasür sitzt am Flügel Kapcllincistrr Prcuß »nd — singt! — Singt schcnßiich. aber laut die Rheintöchter. Denn die müssen ihre Stimmen jchonen. nnd was an ihrer Stelle fröhlich im Rheine herumschwimmt, sind drei Balletteusen älteren Semesters, die wohl sehr graziöse Tchwimm- bcwcgniigen machen, aber nicht singen können, noch weniger als der Kapellmeister. Der Rhein, der früher allerdings ein schlimmes Kulisscnwerk war, soll anders werden, lind er wird anders. Zwischen drei dünnen Lchlcicrvorhängen ragen die plastischen Riffe mit dem Rhcingolo. Die Schleier changieren von selbst schon in der steten Bewegung. Nun kommen aber noch zwei rotierende Scheinwerfer hinzu, die Wellen auf die Schleier werfen. Und auf die Mitte des Bildes wirst ein dritter Projektionsapparat einen helleren grünlichen Lichtkegel. Der Erfolg ist befriedigend. Täu schend der Rhein im Durchschnitt bis zum dunkeln Grunde, aus dem Alberich umhcrkriecht, die Rheintöchter haschend. Und oben sicht man Wellen plätschern, auf die das matte Mvrgeiidümmcrn füllt. Ein prächtiges Bild, besser kann's nicht sein. Ta erscheinen die Rhctittöchter und — werfen Schatten, scharf innrissene Schlagschatten auf den Hintcr- grund-Nundhvrizont, der das Wasser des Rheines dämmt, denn dahinter baut man doch schon an Walhall! Ter Groß herzog: „Ter Schatten muß weg!" Der Generaldirektor: „Ja, Königliche Hohcft, der Schatten muß weg!" Der Regisseur: „Der Schatten mutz weg!" Der. nein, d i e Kapell meister unisono: „Ter Schatten muß weg!" Ter Beleuch- tnngsinspektor: „Ter Schatten muß weg!" Der Mann am Apparat oben aus dem Wolken-Lchnürboden: „Der Schaddc muh weg! Et gewiß, des geht aach, mir mache den aane Schleier anschatt dcfor, hinner de Felse!" Und der Mann behalt Recht. Ter Großherzog läßt zwar den Projektionsapparat mit den Wellen noch an sechs verschic- denen Stellen ansstellcn, aber die Wirkung wird nicht mehr erreicht. Also, die Schleier verhängt. Und es klappt. Als der Kapellmeister am Flügel zum zchnteninal versichert, daß er die Liebe verflucht, und nachdem der wütende Albe rich znm viertenmal 8aS leuchtende Rhcingold geraubt, plätschern die Wellen so lieblich »nd ruhig, und schwimmen die Rheintöchter-Ballettcusen mit ihren Fischlcibern so graziös und „schattenlos" darin herum, daß der Groß herzog laut ruft: „Heureka!", und der Generaldirektor versichert freudig, daß er eine Kanone alifcncrn möchte . . . Szenenwechsel. Links die leuchtend glühende Walhalla. Sic soll hinter Wolken, hinter vorüberzichendcn Wolken sichtbar sein. Also ziehen Wolken vorüber. Aber cs sind Gewitterwolken, schaurig-schön, lind es ist doch gar kein Gewitter, nicht mal eins im Anzüge, denn der Regenbogen im Morgenrot leuchtet doch bald auf. Also etwas Lieb lichcrcs. Der Grvßhcrzoc, wünscht: „Schäfchenwolken". Ter Generaldirektor ruft nach oben: „Haben Sie denn keine Schäschcnwolkcn?" ,.Ei gewiß, Herr Schcnncral- direktor, vier Scheibe!" „Also stellen Sie die Schäschen- wolkcn ein." Die Schäfchenwolkcn sind aber zu scharf und werfen nicht nur aus Walhall, sondern auf das ganze Bühnenbild Flecken, als habe der Aussatz sich darüber er gossen. Das geht nicht. Außerdem ziehen die Schäfchen zu schnell. Der Generaldirektor will, sie sollen stehen, wenn man sie nicht ganz langsam ziehen lassen kann. Der Bcleuchtungsinspektor behauptet, stehende Wolken gibt cs gar nicht. In der ziemlich crregien Auseinandersetzung hierüber gibt der Großherzoa dem BeleuchtungSinspcktor recht. Also mußten die Schäfchenwolkcn ziehen, aber ganz langsam. Außerdem sind d-tc Wölkchen zu scharf und z» klein. Nach zehn Versuchen wird der Mann vom Apparat oben hcruntergcholt. „Ja, Königliche Hoheit, anncre Wolke hawwe ma nich!" Der Großherzog: „Sei, die gehe ja auch. Sie müsse nur annerst ci'schtellel ES muß gehe. Gebbe Sc mal acht. Wenn Se ein Vergrößerungsglas nemme un halte das immer weiter ab von dem Gegenstand, dann wird der immer klaaner! So kenne Se das mit dem Apparat doch aach mache!" „Ei gewiß, Königliche Hoheit, aber dann werde ja die Wolke noch »'schärfer!" Der Grob herzog. der Generaldirektor, der Beleuchtung.tnspektor: „Aber, Mensch, das sollen sic ja gerade . . ." Also hinauf! Und endlich klappt'S. Lieblich und zart ziehen die Schäf chen-Wolken an Walhall vorüber.
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