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Nebst Beiblatt: Jede Woche erscheint l'/i bis 1V4 Bogen Tert und 1 bis 2 fein gesto rbene und sauber colo- birte Knpfcrtasclii 4 bis 8 verschiedene Ab- bildungender neuesten Pariser, Londoner und Wiener Moden enthal tend, Außerdem werden derselben jede» Monat die neuesten Schnitte von Kleidern, Ueber- röcken ic. noch gratis beigegeben. Preis des Jahrganges mit Kpfrn, 8 Thlr, ohne Kpfr, » „ Kpfr.allein» „ Alle Buchhandlungen, Zeitungserpeditionen und Postämter nehmen Bestellungen an. Redacteur: Dr. Ferdinand Atolle. Verleger: Eduard N^eißner in Leipzig. 34. Fünfter Jahrgang. 4841. Drei Tage auf der Elbe. (Humoristisches Reisebild von Ferdinand Stolle.) lFortsetzung.) Der zweite Tag unserer Elbfahrt brach an. Das Schiff setzte sich, während wir noch auf unseren Divans ausgestreckt lagen, wieder in Bewegung und kämpfte gegen Sturm und Wellen, denn während der Nacht war eins der abscheulichsten Unwetter aus gebrochen, das ich je erlebt habe. So lange wir schliefen, hatten wir weniger gegen das böse Wetter einzuwenden; im Gegentheil behagte uns das An schlägen der Wellen gegen die Cajütenwände. Wir versetzten uns in unserem Geiste auf die hohe See, auf den atlantischen Ocean, von dem wir so viel ge lesen, und beklagten nur die mordmäßige Kälte, die gegen Morgen immer mehr zunahm. Auch der sehn- lichst erwartete Kaffee, welcher uns erwärmte und er munterte, ward noch ziemlich frohen Muths einge nommen. Als wir aber mit vollem Bewußtsein unsere Morgenpromenade ans dem Berdecke anstellen wollten, kehrten wir allemal mit höchst unzufriedener und bedenklicher Miene zurück. Da oben war gar V. Jahrgang, kein Fortkommen. Man mußte sich mit Beharrlich keit an die Barrieren anhalten, wollte man nicht von dem unverschämten Sturm über Bord geworfen wer den. Dabei schlug der Regen malitiös genug in's Gesicht. Jedermann war froh, wenn er wieder die Cajüte erreicht hatte. „Wenn das Wetter nicht nachläßt," hieß es, „werden wir heute Abend sehr spät nach Hamburg kommen." <» „Sehr spät?" Das war wieder recht ärgerlich. Nichts ist unangenehmer, als so mitten in der Nacht an einem unbekannten Orte einzutreffen. Was war indeß zu thun, wir mußten uns in unser Schicksal ergeben. Draußen tobte es fort, wir amüsirten uns in der gemächlichen Cajüte nach Kräften; frühstückten, lasen, conversirten, spielten Schach, Dame, Ecartö, steckten von Zeit zu Zeit den Kopf zur Verdeckthüre hinaus, zogen ihn aber in der Regel schleunigst zurück, denn draußen war nicht gut Hütten bauen. Unsere gerechte Bewunderung und unser Mitleid zugleich erregte der Steuermann, ein wahrer Meer geuse, der Sturm und Regen mit beispielloser Kalt blütigkeit trotz bot. Auch der Capitain mußte wegen