Volltext Seite (XML)
Nebst Beiblatt: „D er Salo n." Jede WoKe erscheint 1V2 bis lV^ Wegen Text und I bis 2 sein gesto chene und sauber colo- rirte Kupfcrtafcl» 4 bis 8 verschiedene Ab- bildungender neueste» Pariser, Londoner und WienerModen enthal tend. Außerdem werden derselben jeden Monat die neuesten Schnitte von Kleidern, Ueber- rbcken rc. noch gratis beigegeben. Preis des Jahrganges mit Kpfrn.« Thlr. ohne Kvfr. S >, Kxfr. allein 4 „ Alle Buchhandlungen, Zeitungserpeditionen und Postämter nehmen Bestellungen an. Redacteur: Ferdinand Stolle. Verleger: Eduard Meißner in Leipzig. ^ 48. Fünfter Jahrgang. 1841. Die Preisbewerbung. Ein Scherz von Ferdinand Stolle. <B eschluß.) „Unter den mannigfachen Preisbewerbungen kann man der vorliegenden gewiß den Charakter der Ori ginalität nicht absprechen." Balthasar strich sich bei diesen Worten mit vieler Selbstgefälligkeit den Bart. Er las weiter; aber allmälig verzog sich sein Gesicht in seltsame Fal ten, als bekäme er die Kolik, es ward immer dunkel- rother, die Zornesader trat sichtbar hervor, und als er an die Stelle kam, wo sein ökonomisches Pol-m, dessen Verfertigung ihn so viel Mühe und Schweiß gekostet, mit einem Misthaufen und stinkenden Ochsen stalle verglichen und der Verfasser als im Oberstübchen nicht ganz richtig dargestellt ward, flog die Rezension zusammengeballt in einen Winkel des Gemachs und der unglückliche Dichter begann zu rasen im vollsten Sinne des Worts. Auf den höllischen Lärm, den er vollführte, stürz ten wieder Jacob und Christine in's Zimmer, und letztere berichtete zugleich, um den Erzürnten zu V. Jahrgang. beruhigen, daß nun alles Federvieh und selbst die Canarienvögel ausgelitten, das irdische Jammerthal verlassen und in die bessere Welt einmarschirt wären. Die Nachricht von diesem wahrhaft Bethlehe- mitischen Morde, der nun ohne allen Zweck vollführt worden war, brachte Herrn Balthasar nur noch mehr in Wuth. Er kam, mit einer Papierscheere bewaffnet, wie toll auf die Mörderin seiner Hühner und Enten zugerannt und trieb sie mir sammt dem Jacob in die Flucht. Noch lange vernahm man, wie Herr Baltha sar, von seinem leidenschaftlichen Temperamente hin gerissen, seinen Zorn an Tischen und Stühlen ausließ, die er mit zahllosen Schlägen traktirte. Nach Ver lauf einer Stunde ward er ruhiger. Seine Tobsucht hatte sich gelegt; dafür aber sein Grimm gegen den Verfasser der zermalmenden Rezension gewandt. „Wenn ich diesen Heidenhund einmal unter die Hände bekomme," schrie er, „so soll er nicht lebendig vom Platze kommen. Ist es denn möglich, daß in einem Menschen so viel Galle wohnen kann, als in diesem nichtswürdigen Rezensenten? Ich habe immer Uebles von dieser Sorte Menschen gehört; aber so