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Nebst Beiblatt: „D er Salo n." Jede Woche erscheint bis 1V4 Bogen Tert und 1 bi» 2 sein gestöckene und sauber colorirte Kupfcrtafeln, S bis Il> verschiedene Abbildungen der neuesten Pariser, Londo ner und Wiener Moden ent haltend. Außerdem werden derselben von Zeit zu Zeit die neuesten Schnitte von Klei- Redacteur und Verleger: Ferdinand Stolle. dern für Damen und Herren noch grati» beigegeben. Preis des Jahrganges mit Kpfrn. 6 Thlr. ohne Kpfr. 3 ,, Kpfr, allein 4 „ Alle Buchhandlungen, Jei- tungserpeditionen u,Postäm ter nebmen Bestellungen an. Commissionär l Theodor Thomas in Leipzig. ^14. ^tcue Folge. Erster Jahrgang. 1842. Drei Freier. Rovellette. In einem elegant eingerichteten Cabinet saß, wohl eingehüllt in seinen weichen und bequemen Schlaf rock, Herr Eorbin, ein Mann von ungefähr sechzig Jahren, und las gemächlich die Zeitung, als ein Herr, etwa eben so alt, als jener, aber in höchst gewählter Kleidung, ohne vorherige Anmeldung hereintrat. Er war ein Jugendfreund des Herrn Corbin, aber zugleich ein Bewerber um die Hand des Fräulein Amanda, der Tochter seines Freun des, in welche er verliebt war. Amanda hatte erst ihr siebzehntes Jahr zurückgclegr, wußte aber schon, daß sie bübsch sei. Herr von Raucourt — so heißt der eben Angekommcne — glaubte durch seine Liebe dem Spätherbste seines Lebens, den er sich nicht recht zugestand, noch einmal das Ansehen des Frühlings zu geben. Vater und Tochter schienen dieser Verbindung sehr geneigt zu sein, und so bil dete sich der bejahrte Freier ein, in der Liebe des anmuthigen Mädchens seine Jugend wieder zu leben. Ein Umstand beunruhigte indessen Herrn von Rau court dcmungeachtet; er hatte nämlich einen Neben buhler, dessen Ueberlegenheit er wohl erkannte und Neue Folge. >. Jahrgang. mit dem zu concurriren einem Mann, der ein halbes Jahrhundert schon längst hinter sich hatte, wohl einige Besorgniß einflößen konnte. Rudolph von Bourmond machte mit großer Ausdauer dem Fräu lein den Hof; er war noch ein junger Mann, ob gleich er in den Zwanzigen nichts mehr zu suchen hatte; dabei war er schön und wohlgcwachscn, aber wie cs mit seinem Vermögensumständen aussah, wußte man freilich nicht recht. Herr von Rau court hatte gegen seinen Nebenbuhler jene Art von Haß gefaßt, welche das Herz mit Argwohn und Unruhe erfüllt. Herr von Bourmond war der Mann, den er am meisten fürchtete und verabscheute, und bis jetzt war es Herrn Eorbin trotz allen Vernunstgründen und Vorstellungen nicht gelungen, ihn zu beruhigen. „Aber mein Gott," sagte Herr von Raucourt zu seinem künftigen Schwiegervater, „warum schaffen Sie sich diesen Menschen nicht vom Halse?" „Nom Halse schaffen, wie so?" „Nun, ich meine, warum verschließen Sie ihm nicht Ihre Thüre?" „Weil er ein Mann ist, der überall gut ausge nommen wird, weil er durch einen vertrauten Freund bei mir eingeführt worden ist, und weil ich, wenn