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Nebst „D e r eiblaLt: a l o n." Jede Woche erscheint 1/2 . bis t'/» Bogen Text und I di» 2 fein gestochene und sauber eolorirte Kupfcrtafeln, S bis Ist verschiedene Abbildungen der neueste» Pariser, Londo ner und Wiener Moden ent haltend. Außerdem werden derselben von Zeit zu Zeit die neuesten Schnitte von Klei - i j dern für Damen und Herren noch gratis beigegeben. Preis des Jahrganges mit Kpfrn. S Thlr. ohne Kpfr. S ,, Kpfr, allein 4 „ Alle Buchhandlungen, Jei- tungserpeditionen ».Postäm ter nehmen Bestellungen an. Redacteur und Verleger: Ferdinand Stolle. Kommissionär: Theodor Thomas in Leipzig 22» Neue Folge. Erster Jahrgang. 1842» Awei Freunde durch Anfall. Rovellette. Wenn du in einem Postwagen sitzest, lieber Leser, und gezwungen wärest, die banalen Lamentationen alter Weiber, die platten Witze einiger Reisediener und die neugierigen Fragen vertrockneter Philister- scelen, die z. B. deine Reisegesellschaft sein konnten, mit anzuhören, so ist cs ein seltener Fall, daß du unter diesem Häuflein von Gewöhnlichkeit und Er bärmlichkeit einen Mann bemerkst, der, nur noch mit den Augen sprechend, offenbar seinen Nachbarn an Geist und Gemüth tausendmal überlegen, keine Lust zu haben scheint, mit jemand Anderem eine Unter haltung einzugehen, als wer im Stande ist, ihn zu verstehen und zu antworten. Durch einen Zufall war ich so glücklich, mit einem solchen zu den Ausnahmen gehörenden Mann zusammenzutreffcn. Unsere Freundschaft schreibt sich von dem Tage her, wo ich in eine königliche Post- chaise einstieg, und wird nur mit unserm letzten Athemzuge verlöschen. Zehn Meilen von Paris hatten wir uns schon ausgezeichnet gut verständigt, nachdem wir fünfund zwanzig zurückgclegt, waren wir im cameradschaft- Neue Folge. I. Jahrgang. lichsten Verhältnisse zu einander, und nach fünfzig Meilen nannten wir uns Freunde. In einiger, ich weiß nicht mehr, wie großer Entfernung von Mont pellier, zeigte dieser mein neuer Freund Spuren der höchsten Unruhe und wurde entsetzlich blaß; eine große Thräne drang in sein Auge, über die er flüchtig erröthete, indem er sie zurückzuhalten sich bemühte. Ich fragte so rücksichtsvoll als möglich meinen Reisegefährten nach der Ursache seiner Erregung. Er weigerte sich nicht, mir Aufklärung zu geben, und der Leser mag selbst urtheilen, welche Freude mir sein Vertrauen gewährte. „Mein Herr," sprach er zu mir, „in der Stadt Montpellier, wo wir in einer Stunde ankommen werden, gibt es ein Haus von hübschem Aussehn, welches unter Nr. 27. in der ersten Straße, durch die wir kommen, liegt. In diesem Hause wohnt eine Dame, — o, ein Engel, den ich ehemals das Recht hatte, Eugen ie zu heißen, und die jetzt von aller Welt Frau Baronin von Dubois ge nannt wird." „Diese Einleitung verspricht Ihnen keine über natürliche Geschichte. Alles, was mir begegnet ist, war sehr gewöhnlich, und der Kreis, der mich und einige andere Personen umschließt, gehr nicht über