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Der Salon. ävräl Unter Verantwortlichkeit der Redaktion der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1839. Neuestes Bülletin der Moden. Paris, den 27. September 1839. Als ich neulich im Gymnasc-Thcater der ersten Vorstellung Mathildcn'S beiwohnte und ganz entzückt von dem Spiele der Madame Volny war, saß ich zufällig neben der reizen den und durch ihren Gcistcsrcichthum hochgefeicrtcn Madame von Coledas, und ihr Anzug erregte so sehr meine Auf merksamkeit, daß ich nicht umhin kann, ihn jetzt meinen schö nen Leserinnen näher zu erörtern: Diese Dame trug eine Robe von himmelblauem und weißem chinesischem Taffet, das Leibchen dieser Robe war ü I'enlant ausgeschnitten und mit einer doppelten Pariser Spitzencollerctte, in Hohlfaltcn gelegt, bedeckt, ihre Aermcl waren kurz, aus zwei ungleichen Bauschen zusammengesetzt und. endigten sich in feinen Spitzenbesatz. Kleine Mitainen von schwarzem Filet bedeckten halb den nied lich runden Arm, ein goldenes Armband, türkisch verziert, um fing das Handgelenk und verlor sich symetrisch in einem sehr zierlichen Stcinschlößchen. Auch ein Halsband trug diese Dame von gleicher Verzierung und mit ähnlichem Verschlüsse, woran eine Cassolette, mit Guerlain'schein Parfüm gefüllt, hing. Der Untertheil dieser Robe war mit einem Volant garnirt und mit kleinen weißen und blauen Fransen bordirt, nachlässig ge knotet schloß er die schöne Taille ein und siel bis zu den Füßen herab. Frau von Coledas trug dazu kleine. pflanzengrüne Seidenschuhe, mit blauer Seide gefüttert und mit Bandfaltcn- besatz. Ihr schönes Haar war nach hinten griechisch gebun den und siel in losen Locken auf die vollen Schultern herab, nach vorn zerfiel es in zwei Abtheilungen, die an den Schlä fen mit türkischen Nadeln durchheftet waren. Die ganze, so überreich geschmückte Ncbendamcnwelt, nahm sich nicht so rei zend als diese Dame aus, sie wurde bewundert und heute nachgeahmt, — Männcrmoi^n., Gestreifte Tricotpantalons, auf den Stiefeln ausgeschnitten uud ziemlich breit in den Hü^' meisten sind immer noch di- Redingotes en «erden. Unterrocke, die bis zur MstM^^ von nwirtem Tuche Herr Robin zeigte unsH, h,-, man für gewöhiliche Röcke mit einer Rcihe^ Kn^,^^ tragen zumeist nochCravaten halten konnte.,,, Phantasiefarben, oder auch von Seide und von SeM, Die Letzteren dürften wohl die elcgartcsten sein. Wä' Westen werden jetzt schon wieder in schräg gestieiften Sci- - den- oder Sammetstoffen getragen und sehr rund ausgeschnit ten. Die dunkelbraune Farbe ist in dieser Hinsicht wohl am beliebtesten. Was die Da men toil e tten betrifft, so bietet sich nur wenig Neues dar. Es ist jetzt noch ein sehr zögernder Ucber- gang von den Sommer- zu den Wintermoden bemerkbar. Sci- denhütc wechseln mit denen von Crepp noch immer ab, so auch Seidcnroben mit denen von Mousseline. Neulich sahen wir eine sehr niedliche rosagcstreifte Capote, englisch gedeckt und zur Seite mit kleinen Blumen geschmückt. Die Verschwendung und der Luxus in Spitzen und Borden übersteigt fast alle Grenzen, und dennoch hascht man dabei nach Harmonie. Es wogen jetzt Manchetten, Schnupftücher, Fichüs voll mit Spitzen und Besätzen in den Herbstsalons um her und die Madame Pahsan auf derRichelicustraße I§o.38, verbindet sic auch in geschmackvollem Reichthum an der feinen, höchst künstlich gefertigten Leibwäsche. Einem sehr verbürgten Gerüchte zu Folge, gehen jetzt in den Geheimkabinctten der Myriaden Modenmächte sehr bedeu tungsvolle Ministerwechsel vor, und es dürste demnach wohl svätcrhin eine erhebliche Umwälzung nicht mehr so auffal lend sein. Ihre re. Melanie. Kleine Weltschau. In Dublin Hal die Armuth einen furchtbaren Grad er reicht, dreitausend achthundert Bettler in Schmu; und Lum pen durchziehen die Straßen und schreien nach Brod. Die Wohlhabenden weigern sich, der Armenanstalt freiwillige Bei träge zufließen zu lassen, weil sie mit dem neuen Armengesetz nicht einverstanden sind. Die Volkserbitterung gegen die Re gierung wird dadurch noch mehr gesteigert. Dagucrrc, der Erfinder der Luftbilder in Paris, hat von dem Kaiser von Oestreich die goldne Medaille mit dem Brustbild des Kalkes auf der einen und der Inschrift: cks arte merito -uf der andern Seite, nebst einer kostbaren La- baksdost E dem kaiserlichen Namenszug erhalten. Der Künst ler hatte kurz zuvor, sowohl dem Kaiser als auch dem Fürsten Metternich, äußerst gelungene Abdrücke seiner Lichtzeichnung übersandt, die sehr wohlwollend ausgenommen und von den Wienern allgemein bewundert wurden. Theater. Man kann sich (erzählt die elegante Welt) die Unmenschlich kelten und Scheußlichkeiten kaum vorstellen, welche das Thea ter ämbixus - Oomigus noch immer seinem Auditorium zu sehen und zu hören gibt; ja, um sie zu glauben, müßte man sie eigentlich gesehen haben, die kalten, nackten Berichte klin-