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23. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1840. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 28. Mai 1840. Schon glaubten wir, daß die Reihe der Erfindungen und Zusamcnsetzungen in Bezug aus die Sommerstoffe zu Roben, Fichu's, Schärpen, Shawls u. s. w. ihre Endschaft erreicht habe, allein heute müssen wir — zu unserer großen Freude und zur Ehre der Welthauptstadt — cingestehcn, uns bedeutend geirrt zu haben. Ein neuer Stoff folgt noch immer dem an dern und überrascht die neuheitsjagende beau monüo. Daher wir denn zuerst erwähnen: Die von dem Hause Delisle in den Verkehr gebrachte Mousseline-Prairie. Denken Sie sich, meine vielgeehrten Damen, einen schneeweißen Mousselinestoff, der auf seinem Grunde mit Myriaden von Blümlein besäet ist. Ich sage Ihnen, ich wüßte in der Thal nichts Eleganteres und Ge schmackvolleres, und man ereifert sich in allen Stadtvierteln von Paris denselben kleidbar zur Schau zu tragen. — Von derselben Beschaffenheit fast sahen wir ebenfalls bei Herrn Delisle Organdi in kleinen allerliebsten Dessins. Die Kanten waren mit Arabesken und Rollwindungen in Blumenbildern verziert. — Der chmirte Organdi hat diesen Sommer.auch vielen Succeß. — Die dunkeln Seidenshawls, welche indeß ein ganz neues Dessin zeigen, werden ebenso von Herrn Delisle der schönen Welt geliefert und sind namentlich bei der Vorstellung des durchgefallenen Stückes von G. Sand: „Cosima", vielfach bemerkt worden. — Indische Shawls bleiben jedoch immer die feinsten. Vieles Aufsehen macht auch die Gaze-Ba rüge, ein Stoff, der an Dichtheit der Barüge unserer Vorfahren in nichts nachsteht. — Nicht minder schön und beliebt ist auch die Batiste-Baröge-Ecossaise, die sehr brillant und kleidbar ist. — Neulich sahen wir bei den Curscn auf dem Mars felde sehr viele Amazonentrachten. Die meisten waren aus Satin-Cröpe gefertigt, mit langen, halbengcn Aermeln, sehr schmalem Kragen; die Unterthcile des Rockes waren sehr fal tenreich und so wie die mit zwei Reihen Knöpfen besetzte Brustgegcnd mit vieler Schnürarbeit verziert. Eine Dame, es war die reiche Lady Soulherwing, trug ein solches Amazonengcwand aus scharlachrothem Sammet, das in der Lhat viel Aufsehen erregte. Der Castorhut hierzu war schwarz und an seiner Seite wallte ein sehr breiter und langer glän zend weißer Spitzenschleier herab. — — Nur eine Robe wollen wir hierbei noch zu beschreiben uns erlauben, welche als ein Muster ihres Geschmackes überall zu empfehlen sein dürfte. Diese Robe was aus citroncngelbem "inon de Nemours, mit kleinen blaßblauen Blümchen in seinem Dessin, hatte ganz knappe Aermel, welche oben an der Schul tergegend mit zwei gebogenen elastischen Bauschen verziert waren und an den Handenden befanden sich blälterartig ge zackte Aufschläge aus citroncngelbem Atlas. Das Lcibchen dieser Robe war stumpf abgeschneppt, stieg dann mit drei sich all- mählig weiter von einander entfernenden Jeugstrahlen nach den Schultern in die Höhe und endete hier mit einem ziemlich tiefen Halsausschnitte. Außerdem war die Robe noch mit vier Volants von ächten alten Points versehen und in jeder Hin sicht voll Reichthum und Eleganz. Die Besitzerin derselben trug hierzu eine blaßblaue Seidcnschärpe, die sehr lang herab fiel, und blaßblaue Aklasschuhe, deren Spitzen mit ganz feinen Arabesken in weißer Seide geschmückt waren. — Die Crepecapoten werden jetzt sehr en voxue. Wir sahen dergleichen mit zwei Maraboutguirlanden verziert in weiß und grün. Innen ist eine kleine Rosenguirlande ange bracht. — Viel Wesens wollte man Anfangs aus den Basthütchen machen, aber ich weiß nicht, trüge ich mich nicht, so scheinen sie, bei aller ihrer Zartheit, dennoch keinen rechten Eingang finden zu wollen. Ihre Form ist recht gefällig und kleidbar j man besetzt sie gewöhnlich zweiseitig mit Blumcngruppen, so wohl innen als außen. Besser und geschmackvoller sind dieje nigen, welche ohne Blumen getragen werden und die nur mit entsprechendem Atlasbande und einem Halbschleier versehen sind. Die Einfachheit in dieser Hinsicht ist jedenfalls anziehend. Die Madame Sabine Arman, Rue de l'Ecole Nr. 8, wird, wenn die Basthütchenfrage berührt wird, am meisten erwähnt.— Ihre u. s. w. Melanie. Feuilleton. Ein Testament für Bnckliche. Marchese Malacest, in seiner Vaterstadt Bologne als origineller Kauz bekannt, ist jüngst daselbst im 80sten Jahre gestorben, und hat nun auch durch ein Testament den während seines Lebens erworbenen Ruf bestätigt. Er bestimmte die Interessen seines über 100,000 Scudi betragenden Vermögens zur jährlichen Heirathsausstat- tung desjenigen, der beweisen wird, daß er unter den Concur renten, die sämmtlich mit einem Höcker behaftet sein müssen, diese Auszeichnung im vorzüglichsten Grade besitzt. Der rich tende Areopag muß aus 12 in Bologne lebenden Bucklichen bestehen. Für diese Mühe erhält jeder derselben eine Gold münze mit dem Bildnisse des Lesop.