Volltext Seite (XML)
258 Magazin der Madame Dassc, rue Nieln-Iie» Nr. 38, die § von Stroh sind, das aber den transparenten Glanz von Tüll hat und das alle Formen annimmt, die man ihm geben will. Ucber die Männermoden ist wenig zu sagen. Die engen Ueberröcke scheinen weichen zu wollen; wenigstens wer den sic nur noch des Morgens und von ganz jungen Leuten getragen. Unser berühmter Klciderkünstlcr Roolf hat der gleichen sehr schöne von Merino, mit Seide gefüttert, gemacht. Aber die Mehrzahl zieht die kurzen Röcke vor mit zwei Reihen Knöpfe und breiten Revers. Die letzter» kommen jedenfalls in die Mode, und das ist erfreulich. Diese kleinen Revers hatten doch etwas Dürftiges, es fehlte ihnen an einer gewissen Grazie, sie waren nur für sehr junge Leute und sahen zu burschikos aus. Zu Gilets nimmt man vorzugsweise Piques, Sommcrcachcmires und Valencias von großer Verschiedenheit. Die Piquewesten mit Shawlkragcn sind sehr elegant, man trägt sie mit ciselirten vergoldeten Knöpfen. Einige Ultra- Lions nehmen sogar Knöpfe von Steinen, meist Amethysten. Die Hauptfarbe der Pantalons ist jetzt hellgrau; sie sind oben weit und unten eng an dem Stiefel anliegend. Des Morgens sieht man viele Negligepantalons von carrirtem Zeuge. In der Hutmode hat sich nichts geändert. Markt des Lebens. Ein deutsches Wort in Frankreich. Die Fran zosen nehmen immer mehr und mehr deutsche Worte in ihre Sprache auf. So thcilte neulich ein pariser Blatt folgendes mit: „Die bemerkenswertheste Neuigkeit in der Mode ist le kvitrvclc. Diese Tracht zeichnet sich durch herrliche Form und einen höchst graciösen Schnitt aus. Wir sind überzeugt, daß der Reitrock künftig das bevorzugte Costum zu Pferde sein und daß er einen Ruf erlangen wird, den er allerdings verdient." Der Taschenspieler Philippe, hat neulich in Leipzig bei einer seiner Vorstellungen einen glänzenden Triumph ge feiert. Er wollte einem Knaben die Nase abschneiden, doch kaum hat er das Messer angesetzt und das Blut beginnt zu fließen, so unterbricht ihn das Publikum lärmend und zwingt ihn, von der weitern Ausführung seines Kunststücks abzulasscn. Die Uebcrschwcmmtcn von Lyon erhalten außer dem Gelde, das durch Subscriptionen eingegangen ist, auch noch den Ertrag einer Ausstellung, welche die Künstler und Gelehrten Frankreichs schnell veranstaltet haben. Die Gegen stände dieses improvisirten Museums werden nächstens ver lasst. Maler, Bildhauer, Musiker, Schriftsteller haben reich lich dazu beigetragen. Von den letzten hat der edle Berangcr seine sämmtlichen Werke geschickt, dem er das Motto beige setzt: „Niemals Hab' ich mich so sehr geschämt, arm zu sein, als jetzt." Theodor Mundt gedenkt von seinen „Wettfahrten" auszuruhen und sich in Mainz niedcrzulassen. Die Universität Bern zählte im Jahre 1839 unter allen Universitäten die meisten Mediciner. Etwa der dritte Theil der dortigen Studirenden widmete sich der Menschen oder Thier- Heilkunde. Das neue Theater in Dresden hat sich manchen Vorwurf gefallen lassen müssen, ehe es fertig war. Nach der ersten Vorstellung brach die allgemeine Begeisterung in unbe dingte Lobsprüche aus. Jetzt, da die Urtheilc ruhiger und besonnener geworden, stellt es sich heraus, daß der Vorwurf, „man kann an vielen Orten die Bühne nicht gut übersehen," dennoch ein gegründeter sei. Redseligkeit- Wenn man die im „National" abge- drucktcn Reden über die Befestigung von Paris — so hat Jemand berechnet — aus dem Journal ausschneiden und an einander legen wollte, so würde ihr papicrner Umfang doppelt so groß sein, als die beabsichtigte Ringmauer. Eine neue Colonic. Ein angesehener Spanier, der sich in einer norddeutschen Handelsstadt aufhält, hat von dem Könige von Spanien eine kleine Insel am grünen Vorgebirge geschenkt bekommen und beabsichtigt, eine Colonie dahin zu verlegen. Er hat bereits eine gute Anzahl von Handwerkern, Künstlern und Gelehrten zusammengebracht und wird nächstens mit einer kleinen Flotte abrciscn. Das Amt eines Bibliothe kars, sagt man, hat ein deutscher junger Literat bekommen. Ein Dilcttantenthcater- In Leipzig hat ein Ver ein von Handwerkern ein Privattheater errichtet, das an dem selben Tage, wo in Dresden das neue Schauspielhaus eröffnet ward, seine Vorstellungen, und zwar mit dem „Pariser Taugenichts", begann. Die Gesellschaft zählt auch einen modernen Hans Sachs zu ihren Mitgliedern; ein junger Schuhmacher schreibt bürgerliche Schauspiele. Eins derselben „Aurelic" ist bereits aufgeführt worden. Es soll sehr rührend gewesen sein. Donizctti arbeitet an einer komischen Oper, zu welcher Scribc den Text geliefert hat. Wie 3 kommt Scribe zu Donizctti? Man ist mir Recht sehr gespannt auf das neue Werk, welches zunächst von der Opüra-Lomiqus in Paris dargestcllt werden soll. Doppelrolle. Die Rollen, in welchen der Schauspieler zwei Charaktere darzustellen hat, kommen immer mehr in Aufnahme. Wahrlich kein gutes Zeichen für das Drama, das nach gerade sehr kindisch geworden ist. In Paris gefällt jetzt ein Stück: „Der Conscribirte", in welchem Bouffs einen Jüngling und einen Greis giebt. Launiger Anekdoten - Bazar. — In Andernach lagen Ocsterreicher und Preußen zusammen, daher auch Erceffe nichts Seltenes waren. Dieser Neckereien müde, ließ der Commandant einen Unteroffizier kommen, um ihm eine Alles schlichtende Ordre zu dictiren. Wie dieser in's Zimmer kommt, befiehlt ihm der Commandant,