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Be iblatt zne Eilpost Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 14. October 1871. Die Mode verdiente jetzt eine Biene in ihr Wappen, so emsig und thätig ist sie, um Neuigkeiten aller Art hervorzu bringen und der Wintersaison ihr großes Prachtgcwand anzu legen. Die Magazine geben ein Bild der mannigfaltigsten Eleganz. Große Sorgfalt wendet man den Pelissen, den Män teln, den Bournouß zu, ohne welche keine Dame auskommen kann. Bei Delisle sahen wir Pelissen von schwarzem und dunkelblauem Atlas, deren unterer Theil mit drei Schleifen von Sammet in derselben Farbe geschmückt war. Auf dem Capuchon, der so zurückgeschlagen ist, daß er eine Art von Pellcrine bildet, sind ebenfalls drei Sammetschleisen in gleicher Entfernung angebracht, und der Capuchon selbst ist so abgc- glattet, daß er nur ein breites Collet darbietet, welches die Form der Schultern auf sehr anmuthige Weise hervorhebt. Noch ist auf jeder Seite vorn eine Schleife. Eine allerliebste spanische Peliffe war von schwarzem Atlas mit schwarzen Sammeträndern, die nach unten breiter werden und oben auf der Brust nur die Breite eines Fingers haben. Sie umgeben auch die breiten Aermel, welche zurückfallen und offen sind. Eine andere Art von Ueberwürfen sind die Halbarabischen und halbfranzösischen Mäntel, sie bestehen aus weißem Cachemir, unten mit Schleifen geziert von demselben Stoff; die Aermel pagodenartig rund, umgeben von Galons und Franzen, wie der Mantel selbst; dazu eine kleine abwechselnd mit Schleifen, Galons und Franzen bedeckte Pelerine. Die Fütterung von oranger Seide. Köstlich sind die Almaviva-Mäntcl von granat farbenem oder grünem Sammet, ganz mit Paffemcnterien in Form von Broderien en r«Ii«k geschmückt; der Capuchon fehlt, dafür eine Pelerine, über welcher ein kleiner abgerundeter Kragen, um den Hals vor der Kälte zu schützen. Der weiße Atlas, mit welchem diese Tracht gefüttert ist, vollendet ihre Eleganz. 2n einem bescheideneren Style ist eine andere Peliffe in sile de moucüs, garnirt mit drei Schleifen von ähnlichem Zeug und mit drei schwarzen Spitzenschleifcn; Spitzen gehen auch um den Capuchon, die Aermel, die Manschetten, u. s.w. Sehr beliebt sind die Bournouß von grauem oder meergrünem Cachemir mit einer Bordüre von Cachemire-Dessins am Rand, wie an der Pelerine und den Aermel». Die Schärpen trägt wan theils mit, theils ohne Aermel, in Sammet mit farbigen Bordüren oder Garnituren von Schleifen. Ich habe deren auch gesehen von meergrünem Atlas, garnirt mit einer Art von Spitzt LN cordonnet von derselben Farbe, und mit weißem Atlas gefüttert. Diese Schärpe war in der That wunderhübsch; sie war aber auch unter den Händen Madame Camilles, Ino Olioise»! Nr. >5, hcrvorgegangen. Die Farbe des Meer grüns ist übrigens nicht die von früher her bekannte, sondern eine ganz neue von einem erstaunenswürdigcn Lüstre. Die Coiffüren fangen auch bereits an sich zu ändern; das Stroh kommt in Mißkredit, die Gaze gefällt nicht mehr, die Spitzen stehen kalt zu Gesicht. Madame Lejaz, rus kicbeiieu Nr. >7, hat in ihrem Salon bereits Neuigkeiten, welche der Jahreszeit und dem Geschmack der Mode ganz convcniren. Die Capots von weißem oder rosafarbenem oder grünem Atlas machen sich geltend. Die genannte Dame wendet auch schon den Sammet an. Atlas-Capots mit Couliffen sssht man viel: ihre Leichtigkeit, ihre Grazie und ihr Ausputz hat ihnen schnell ein Ansehn erworben. — Unter neuen Stoffen sind zu nennen: die Gros de Tours; die weißen werden am besten zu Hochzeits kleidern gebraucht; die roscnfarbenen oder blauen zu Soiree- Roben. Die moirirten Pekins sind von bezauberndem Glanze. Der sogenannte Larpour broobe ist ein dem Levantine ähn liches Gewebe, aber viel seiner. Die Pekins Pompadour, die Renaissance-Atlas, die persischen Sammete eignen sich sehr gut zum Abendputz. Herrenmoden. Während der Uebergangsepoche zur rauhen Jahreszeit hat wieder unser Human, rne 8t. ?i«rr« klont,»artre Nr. 10, Gelegenheit, seine Erfindungsgabe zu zeigen. Es genüge vor der Hand, auf einiges Wenige auf merksam zu machen. So sahen wir einen wunderhübschen Reit überrock, der sehr breit von Taille war, die er genau ab zeichnete, enganliegend aus Brust und Schultern, mit kleinem Kragen, der sich beliebig zurückschlagcn läßt; übrigens hatte der Rock nur eine Reihe Knöpfe und sehr leichtfallende, dega- girtc Schöße. Was die Farbe der Röcke betrifft, so wählt man gewöhnlich Schwarz, Grün und Blau; Human aber hat das Bronze, das Fasangoldne und sogenannte dem»« >I'ur in Aufnahme gebracht; Farben, welche von köstlichem Effect sind. Die Beinkleider werden sehr bequem, in der Taille eng anliegend und den Stiefel ziemlich bedeckend getragen. Die Stoffe nimmt man nach Belieben einfach oder gemustert. Eine größere Mannigfaltigkeit herrscht bei den Stoffen zu Gilets; für das Neglige am Morgen trägt man rein wollenen Cache mir, des Abends reich matelassirte Seide, weiße Valencias, einfach weiße Piques; bei jenen zum Morzcnanzug ist der Schnitt shawlartig mit einer ziemlich weit heraufgehcnden Reihe Knöpfe, bei diesen offener Shawlschnitt. Von neuen Paletots kommen die ä la Lreeque füglich mehr in Aufnahme.