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101 102 Falten über der Fußspanne entstehen, macht man die Hose nicht sehr lang und vergrößert dafür die Stege. Glatte Pantalons werden immer halbengc gehalten, unten schwach abgerundet, damit man nicht die Vordcrhose plötzlich abschneiden muß, was eine ganz gegen das moderne Genre stoßende Höhlung bilden würde. Die Paletots geben wenig oder gar keine Le benszeichen von sich. Indessen werden sie doch für die sen Sommer in Mode bleiben, da sie, was Bequem lichkeit betrifft, ohne Widerrede zu dem passendsten ge hören, was die neuere Zeit erfunden oder aus alten Zeiten wieder hervorgesucht hat. Uebrigens haben wir bereits hübsche neue Stoffe für diese Tracht, also wer den neue Formen dafür gewiß nicht ausbleibcn. . . . Wir könnten hierüber noch Berichte von Lacroix, Hum ann, Rouzet ,c. in Menge anführen, aber wozu? Jeder dieser Herren berichtet, was seinem Han del und seinem Streben gerade bequem und angemes sen erscheint. Hieraus entstehen natürlich eine Menge von Widersprüchen, welche zu lesen weder interessant noch förderlich seyn würde. Aber interessant bleibt das Resultat dieser Vielseitigkeit und Mannichfaltigkeit: Volle Freiheit der Tracht innerhalb der Grenzen des allgemeinen Zuschnittes und der edeln Eleganz in Schnitt und Farben. Die Wiener Modeschneider machen von dieser Frei heit den freiesten und, man darf es sagen, den erfreu lichsten Gebrauch und sie geben einen guten Ton an. Modebilder und Patronen. Die Auswahl der Bilder ist in diesem Augenblick sehr reich, aber doch eigentlich nicht leicht, indem von den sich täglich vermehrenden Modejournalen manche es sich zur Aufgabe zu machen scheinen, nur Karrika- turcn und utrirte Dinge zu Markt zu bringen und dabei den Ton der Wichtigkeit anzunehmen. Eine Kleinigkeit macht nicht selten aus einem sonst hübschen einen lächerlichen Anzug, und heutzutage kann sich Ge schmacklosigkeit lediglich noch in Kleinigkeiten zeigen, wenn sie Eingang finden und blenden will; daher ist Aufmerksamkeit um so nöthiger und die Wahl mitunter um so schwieriger. Das Bild Nr. 34 und die Patrone Nr. 43 lie fern einen modernen Reitanzug von Turroques, der durch seine Einfachheit cmpfehlenswcrth ist: ein licht blauer Frack, gerade geschnitten, mit einer Reihe von sieben Knöpfen, sehr hoch hinauf zuknöpfend, am Un- tertheil der Revers ausgeschnitten, die Schöße oberhalb etwas leicht gehalten, nach unten sich anmuthig ab rundend; Knöpfe von ciselirtem Gold; Kragen niedrig und mit Spitze. Die dazu gehörigen Pantalons von Milchkaffee- sarbe, unten abgerundet; Stoff 8ati» äs laino. Zu der Patrone Nr. 43 bemerken wir folgendes: Die Schöße haben an der Hüfte Zwickel, die ein wenig tief geschnitten sind, damit dieser Theil sich hübsch völlig und rund gestalte; Patten sind nicht anzu bringen. Der Leib erhält zwei Zwickelchen, eins am Hals loch und eins unten am Revers, damit auch die Brust- theile sich abrunden und die Revers sich nur wenig heben; der Kragen ist sehr niedrig und schmal, wodurch die Achseln sehr frei werden. Die Besätze halte man sehr leicht: zur Haltung der Vordertheile genügt eine schwache Futterleinwand und ein einfaches Stück Trikot; unter die Armhöhlen legt man ein wenig Watte, wodurch sich der Oberarm hübscher gestaltet und der Oberleib völliger wird. Am Rand der Brust darf man keine Zwickel an» bringen, aber man muß sie ein wenig festhalten, da mit sie sich nicht werfe, nicht gähne, zwischen den Knopflöchern nicht bausche. Da das Achselstück sehr breit ist und dem Steh kragen gleichsam etwas zugibt, so wird es gut seyn, wenn man es an seiner Höhlung etwas auszieht und zwar zwischen der Spitze und der Zwickelhöh- lung, dadurch wird das so unangenehme Faltenwer fen vermieden. Der Erfinder gibt außer den auf der Patrone be- zeichncten Maasen noch folgende 7*