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21 22 die Tracht der Männer einen Anstrich von Eleganz und Pracht, sogar im Negligve und auf den Straßen und eine Gesuchtheit achter Koketterie in manchen Ein- zelnheiten. So findet man jetzt Soiröefräcke mit Kragen und Revers von Sammt, aber an den Revers so beseht, daß eine sehr breite Kante von Tuch vorsteht, eine Art von Anglaise bildet und wirklich einen sehr reizenden Anblick gewährt, ein Haschen nach Effect verräth, was sich wahrscheinlich durch diese Saison halten, vielleicht noch verfeinern wird. Ich will einen solchen Frack näher beschreiben: Der Frack ist von schwarzem Drap caoliomirv. Die Schoße sind gerade, viereckig abgcschnitten, bedecken die Hüfte bis zum Vordertheil; ihre Länge ist genau bestimmt, sie gehen bei jedem Manne bis in die Kniekehle. Der Rücken geht nicht sehr weit hinauf; die Ear- rure ist breit und niedrig, die Taille von gewöhnlicher Länge; die Seiten des Rückens sind vollkommen und werden durch eine gerade Linie bezeichnet, welche von der Carrure in der Mitte der Taille nur 6 Eentime- ter vom Uutertheil entfernt, ausgeht; die Taille ist halb kreisförmig sehr stark ausgehöhlt. An allen Höhlun gen der Schulterblätter und unter dem Arm wird et was wattirt. Das Seitenstück des Vordcrtheils ist wenig abge rundet, damit es mit dem Rückcntheil harmvnire, je doch nach unten viel mehr, damit es dem Ausschnitt am Untcrtheil der Taille entspreche. Dieses Seitenstück ist niedrig, wodurch Würfe und Falten vermieden wer den; das Achselstück wird etwas hohl, das Armloch klein gehalten. Der Aermel ist schmal und knapp ohne Besatz angenäht; er geht niemals über die Handwurzel hin ab. Ucbrigcns ist er seiner ganzen Lange nach nur wenig ausgeschweift und hat einen kleinen Aufschlag, mit 4 Knöpfen geschmückt. Das Vordertheil ist mit 5 Knüpfen von Seide besetzt; der Bruch sehr niedrig, dar Revers sehr breit und so breit dessen Spitze (crau) ist, an der Kante nicht mit Sammt besetzt, sondern rein von Tuch, auch auf keine Weise innen besetzt, sehr sorgfältig abgestochen und dadurch ganz dünn; dieselbe Arbeit wird an dem Kra gen vorgenommen, wonach man diesen, so wie das Revers mit ebenfalls am Rand abgestochenem gleichfar bigen Seidensammt überzieht, so daß, wenn das Ganze fertig ist, der freie Tuchstreifcn vor dem Sammt ganz das Aussehen einer breiten Bordirung gewinnt. Der ganze Frack wird mit einer kleinen runden Borde eingefaßt. Schöße, Rücken, Vordertheile und Aermel füttert man durchaus mit Seidenstoff, damit dieser Staats frack dir vollkommenste Anmuth und Leichtigkeit ge winne. Die Toilette-Pantalons werden Halbenge gemacht; der Schnitt daran ist derselbe, wie bieStadt- Pantalons, jedoch so eingerichtet, daß sie am Leib genauer anliegen; das Untercheit bildet einen kamaschen- sörmigen Ansatz und wird durch einen Steg von glei chem Stoff festgehalten. Diese Art von Pantalons paßt nicht wohl zu Stiefeln, um so weniger, da diese selbst zu Staats- Soirven und Bällen nicht mehr üblich sind. Man trägt dazu jetzt nur sehr elegante lakirte Schuhe mit einem kleinen Schnällchen und einem Obcrtheil von ganz feinem Tuch oder noch lieber von 8oi« »r»8 xrains. Stiesel gelten bei einem eigentlichen Ball für einen Mangel an Eleganz, in manchen Gesellschaften sogar für einen Mangel an Bonton und Schicklich keilsgefühl. Die ausgesuchteste Eleganz herrscht in Betreff der Ballwesten. Man sicht vraps «Io 8ois mit wei ßem Grund, 0aclivm!re8, Seidenstoffe, Amerikanisch gerippt, mit Opalblau broschirt, oft auch mit Grün oder Roth, ganz mit Filets bestreut, mit Laubwerk oder Zweigen von Gold geschmückt; andere auf hellfarbigem Grund mit mancherlei Mustern, welche erhaben velu- tirt und von dunkeln Farben sind. Der Schnitt an den Ballwesten bildet einen sehr niedrigen Schal, der vorne ziemlich breit und hinten sehr schmal ist; die Länge der Vordertheile geht nicht über die Hüfte hinab; die Knöpfe müssen sehr nahe bei einander stehen, sie sind entweder von Metall oder von dem Stoff der Weste. Die Westen werden fortwährend mit kleinen seide nen Rundschnürchen, oder mit flachen, ^ Centimcter breiten Bördchen eingefaßt, jenes bei seidenen, dieses bei cachemirnen Westen. »