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Werke geschleift, man sah nur S:einhaufen und Trüm mer davon. In dem dortigen Douauhasen war schon ein lebhaftes Gedränge von Schiffen; Italiener, Fran zosen, Engländer, Griechen und Türken liefen durch einander. Sie luden hier Tabak und Getreide ein und führten es in fremde Länder. Nach sechstägigem Aufenthalt kamen wir mit dem Capitän eines neapolitanischen Kutters, der hier nach Konstantinopel vor Anker lag, um 2.^ Ekuscha (4Thlr. nach unserm Gelde), aber bei eigener Beköstigung, über ein, uns an Bord zu nehmen. Ein solcher Kutter hat zwei gerade Mastbäume und an jedem Mastbaume nur einen Hauptsegel ohne Quersegel. Bei gutem Winde zieht man noch ein kleines Segel oben an der Spitze auf; vom ist der gewöhnliche Fockmast. — Eine Brigg hat an jedem Maste vier Quersegel. Eine Corvette gleichfalls vier, aber nur ein großes Segel am hintern Mast. Unter diesen kleinern Schiffen segeln aber die Kutter, obgleich sie ziemlich tief durch's Was ser gehen, am schnellsten. Wir hatten Zeit genug, uns diese verschiedenen Schiffe anzusehen, denn wir mußten, so ungeduldig wir auch waren, noch zwei Tage am Bord unseres Kutters bleiben, indem die Weizenladung noch nicht völlig eingenommen und auch noch Windstille war. Unsere Gesellschaft wurde in der Zeit noch durch zwei Juden und eine Jüdin vermehrt, so wie durch einen Collegen, einen Schuhmacher aus Wien, der schon ein mal in Konstantinopel gewesen war. Wir drei schlossen uns nun aneinander und hatten gemeinschaftliche Küche. Da der eine Italienisch sprach, so konnten wir präch tig reden. Endlich am drittem Tage erhob sich, als die Sonne hervorbrach, ein frischer Wind, unsere Anker wurden gelichtet und wir gingen unter Segel. Rasch durchschnitt der Kiel die Fluth und lustig ging's den breiten, gelblichen Strom mit seinen grünen Ufern hin unter, zur Rechten die Türkei, zur Linken die Moldau. In zwei Stunden waren wir in Galatsch. Hier wurde auf einige Stunden Anker geworfen und einige Mast- bäumc in's Schiff ausgenommen. Auch diese Festung war vo^, den Russen gründlich zerstört. In dem gro ßen Hafen wehten die Wimpel von Schiffen aller Na tionen. Dann ging's weiter die Donau hinunter, die sich hier in einem rechten Winkel wieder dreht. Nach drei Tagen legten wir bei Tuldscha an, einer türkischen Stadt, die mit ihren Moscheen und den weißen, schlan ken Minarets zwischen den flachen, rothcn Dächern ei- / nen eigenen Anblick gewährte. Wir mußten hier zwei Tage auf Wind warten, denn die Donau hat dmt eine schlechte Stelle, Felsen und Wirbel, wo die Schiffe leicht zu Grunde gehen, wenn sic keinen guten Wind haben, der sie vorüberträgt. Wir benutzten zugleich den Aufschub, um uns mit neuen Lebensmitteln für die Seereise zu verproviantiren. Den dritten Tag in der Frühe segelten wir wie der ab, doch ging die Fahrt nur langsam, wir hatten nicht Wind genug, das Strombett war nicht frei, oft kamen wieder Felsen und Strudel und unser Schiff mußte dann eine Zeitlang gezogen werden. Der mäch tige, oft wohl anderthalb Stunden breite Donaustrom theilt sich nicht weit von seiner Mündung in drei Arme. Einen derselben hatten wir schon vor Tuldscha verlo ren, der von da nach Bessarabicn strömt und sich bei Ismail in's schwarze Meer ergießt. Nicht weit von Tuldscha schieden wir von einem andern Arm, welcher rechts in die Türkei floß. In der Mitte ist der größte, der Sulina-Arm, welcher allein schiffbar ist, und auf welchem auch wir einhcrfuhren. Das linke Donauufer gehört hier den Russen und das rechte oder südliche den Türken. Dort sahen wir denn überall russische Wachtposten und Quarantaine- linien. Zu beiden Seiten waren große, sumpfige Nie derungen und Morastinseln. Links sahen wir von wei tem in das tiefere Rußland oder Bessarabien. Es war dort Alles eben. Rechts nach der Türkei wurde die Gegend recht schön und anmuthig. Ganz in der süd lichen Ferne waren Gebirge sichtbar. Die Inseln wa ren mit dichtem Weidengesträuch bewachsen und von zahlreichen Thieren bevölkert. Wir sahen große Heer- den von Büffeln einherrcnnen; Schwärme von Bü geln, als Kraniche, wilde Enten und Ganse flogen mit vielem Geräusch auf. In unmittelbarer Nähe am User war nichts als Schilf, Rohr und Kalmus, wo sich eine ungeheure Anzahl von Mücken aufhielten. Nach Sonnenuntergang mußten wir jedesmal anlegen, denn wegen der seichten Stellen konnten die Schiffe des Nachts nicht fahren. Gewöhnlich hielten wir am russischen Ufer an. Das Mückengeschmeiß plagte uns so arg, daß wir des Abends auf dem Verdeck kaum etwas genießen konnten. Wir mußten beständig auf- und abgehen, tüchtig Tabak rauchen oder die Mücken mit einem Tuch abwehren. Ihre Stiche waren sehr schmerzhaft. Hände und Gesicht waren uns ganz auf geschwollen und voll Beulen. Auch die Schiffsleute