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85 8S man um den Leib herum einen Gürtel schnallt, wie , eS doch uöthig ist. Durch diesen Gurt wird nun die Blousc auf den Hüften völlig festgehalten, es muß daher nothwendig eine Spannung eintreten, sobald man den Arm heben will, oder man ist genöthigt, das j ganze Kleidungsstück vor dem Umschnallen des Gür- ^ tels erst allemal ein Stück in die Höhe zu schieben, ! damit cs den Bewegungen des Körpers nachgeben kann. Hierdurch entsteht aber um den Leib herum eine Un masse von Falten und Bauschung, welche keineswegs zur Bequemlichkeit beiträgt, sondern nur das gute Aus- ! sehen verdirbt. Durch die neue Construction des Schnittes, wel chen wir heute mittheilen, fallen jene Nachtheile gänz lich hinweg, da unser Schnitt einen regelmäßigen Koller und ordentliche bequeme Armlöcher erhält, welche denen eines Rockes gleichen. Auch der Aermel ist nicht wie der eines Hemdes, sondern regelmäßig geschnitten und weit. — Der Koller Fig 11 wird am Be quemsten gleich nach einer Rockpa'trone hcrgestellt. Wir haben dabei zugleich die Form der Dragoner (Achsel leisten) angezeichnet, welche durch 2 Knöpfe befestigt werden. — Fig. 1 Ä ist das Vordertheil; man zeich net es mit dem richtigen Oberweitenmaßstabe nach dem Reductionsschema und es sind alle Stellungspunkte ge nau angegeben. Bei'm Ansetzen des Kollers wird das Vordertheil oben in kleine Fältchen gezogen, und es kommen auf jeder Seite der Brust etwa 8 Centimeter zum Einziehen. Bei'm Ansetzen des Kollers an das Hintertheil Fig- 18 ist jedoch etwas mehr anzu- haltcn, weil die Blouse hinten mehr Weite verträgt, als vorn, wo es schlecht aussehen würde. Die Zu sammensetzung des Ganzen wird man nach Ansicht der Zeichnung leicht begreifen, auch sind alle Details ge nau bcigesetzt. Selbst die Verzierung, d. h. der Aus putz mit schwarz-roth-goldenem Band ist dem Schnitte beigedruckt. Das hierzu passende Beinkleid Fig. 14 und 15 zeichnet man durchgehends mit dem bloßen Centimetermaße und richtet sich hierbei nach den wirk lichen Längen und Welten des betreffenden Mannes. Wir haben dies Verfahren bereits in vorhergehenden Nummern zur Genüge erklärt, so daß eine abermalige Wiederholung uns nur den Platz rauben würde, den wir doch so gern mit nützlicheren Aufsätzen ausfüllen. Erörterungen und Vorschläge zur Erledigung der allgemeinen mit besonderer Berücksichtigung des Kleidermacher - Gewerbes, von Heinrich Klemm sun. Wenn auch wir die Feder ergreifen, um durch Er örterungen und Vorschläge unfern Theil zur Erledigung der allgemeinen Arbeiterfrage beizutragen, so beken nen wir im Voraus, daß wir keineswegs zu Denjeni gen gehören, welche glauben, daß es in der Macht der Regierungen oder der Arbeitgeber liege, Jedem eine ununterbrochen gemächliche Existenz zu sichern; doch sind wir auch weit entfernt, die jetzigen Zustände für un verbesserlich zu halten, oder zu fürchten, daß eine Re organisation dw Arbeit nicht ohne den gänzlichen Umsturz aller soeiawn Verhältnisse möglich sei. — Das Miß- verhältniß zwischen Consumtion und Arbeit ist zu allen Zeilen periodisch fühlbar gewesen, und selbst bei den gangbarsten Industriezweigen treten theils in Folge fremder Concurrenz, theils durch den Wechsel der Jah reszeiten, der Moden und des Geschmacks der Con- sumenten Stockungen ein, so daß .fortwährend ein gro ßer Theil der Staatenbevölkcrung abwechselnd nicht im Stande ist, seine Lebensbedürfnisse ausreichend zu erschwingen. So war es schon vor Jahrtausenden — wie uns unter Andern die Geschichte der Römer lehrt— und wird'S auch für die Zukunft bleiben; es wäre also thöricht, an eine Radicalreform zu glauben, viel mehr haben wir aus kräftige Mittel und Wege zu sin nen, um vor Allem die Arbeitslosigkeit zu vermindern, indem wir durch bessere' Vertheilung der Arbeit, r«-8p. der Arbeitszeit, eine ausdauerndere Beschäftigung her beizuführen, und somit zugleich das Mißverhältmß des Lohnes zum jetzigen Bedarf des Arbeiters möglichst ausgleichen, im klebrigen jedoch die Lage des letzteren mehr indirect und durch moralische Einwirkung verbessern und erträglicher machen. Wir sind, demnach weit ent fernt, den Arbeiterstand zu pecuuiärcn Forderungen an die Arbeitgeber veranlassen zu wollen, die wenig stens so lange ungerecht sein würden, als die politi schen Unruhen und die Stockung der Geschäfte fort- dauern, unter denen die Arbeitgeber nicht weniger leiden, als die Arbeiter. Im Gegentheil halten wir es für die erste Noth- wendigkeit, daß dem so gedrückten Stande der Mei ster fast aller Gewerbe durch geregelte und überall gleichmäßige Zunftverhältmsse rc. unter die Arme ge- 6"