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159 160 sich gcwiß in Ländern, wo sie besteht, nicht so un zählige Stimmen dagegen erheben. — Möge also das Wirken der Sachverständigen, die zur Losung dieser wichtigen Frage und zur Berathung einer neuen wohl- thätigen Gewerbeordnung aus dem Gewcrbstande selbst berufen sind, recht bald zu einem erfreulichen Ziele führen. — U «u» pro »iiiltr,»«. ! Eine der gefährlichsten Spielereien, die man selbst von Erwachsenen zu sehen nicht selten Gelegenheit hat, ist das Zerschlagen von Zündhütchen in der Absicht, auf einer festen Unterlage eine möglichst starke Detonation zu erzeugen. Dieses gefahrvolle Vergnügen kostet, wie die Erfah rung gelehrt hat, schon Manchem thcilweise oder ganz das Licht seiner Augen *). Dergleichen traurige Fälle sind selbstredend, und wir können nicht umhin, bei dem jetzt so häufigen Gebrauche von Schießgeweh ren noch auf eine ähnliche Spielerei mit Zündhüt chen hinzuwcisen. Wir meinen das Losschlagen derselben mittelst der Epercirgewehre der Kinder. — Der Gebrauch der Feuerwaffe war bis her zu wenig allgemein, als daß die große Gefahr, welche durch das nicht sichtbare Umherspritzen kleiner losgcrissener Kupsertheilchen dem Auge droht, allen Eltern bekannt sein dürfte. Welcher Gefahr sie ihre Kinder aussetzen, indem sie dieselben zu zeitig mit dem Exerciren und folglich mit der Feuerwaffe bekannt machen lassen, darüber giebt es nach obigen Thatsa- chen keinen Zweifel. Die Füllung der gewöhnlichen Zündhütchen ist das sogenannte Knallquecksilber, ein Präparat, welches viel heftiger, als Schießpulver deto- nirt und im trockenen Zustande schon durch geringe Reibung zur Erplosion kommt. Die Zündhütchenfabri- kantcn vermischen dasselbe gewöhnlich mit andern ein- hüllenden Substanzen, was aber nicht immer in der beabsichtigten Weise gelingt, und daher kommt es, daß manche Zündhütchen außerordentlich sprengend wirken, während andere kaum das daneben liegende Schieß pulver entzünden. — Wir knüpfen an das Gesagte noch die dringendste Ermahnung zum möglichst vorsichtigen Gebrauche der Streichzünd Hölzchen und zur sichern Aufbewah rung derselben. Der Beispiele, daß Kinder durch Spie len mit Streichhölzchen theils Feucrsbrünste verursacht, theils sich selbst auf das Beklagenswertheste zurichte ten, haben wir leider nur allzuviele. Die übergroße Zündbarkeit der Streichhölzer im trocknen Zustande ist eben so gefahrbringend, als ihre Unzuverlässigkeit im Zünden bei nicht trockenem Zustande. — Einzelne Zündhölzer baben die Eigen schaft, daß sie sich bei'm Gebrauch erst nach einigen Sekunden entzünden und oftmals, wo sie deßhalb als untauglich sogleich bei Seite geworfen wurden, noch Feuer fingen, was um so gefährlicher ist, wo leicht brennbare Gegenstände vorhanden sind. Die Erfah rung hat genugsam gelehrt, daß eine Schachtel solcher Hölzchen sich durch Herabfallen entzündete, zumal wenn durch Aufspringcn des Deckels Luft zutritt. Und wie leicht kann dieses Herabfallen durch uiuvisseude Kinder, durch den Luftzug, durch in den Zimmern frei herumfliegende Vögel u. s. w., selbst wenn Niemand gegenwärtig ist, herbeigeführt werden! — Es ist ferner Thatsache, daß sich die Streichhöl zer sogar durch Benagen der Mäuse entzünden. Wie leicht kann daher bei Kaufleuten, die oft große Quantitäten Streichhölzer in schlecht verschlossenen Ki sten auf Böden aufbewahren, ein Unglück passiren. Dergleichen Kisten sollten entweder mit Blech beschla gen sein, oder ganz aus solchem bestehen. Daß der Gebrauch der Zündhölzer und Zündschwämmchen in der Nähe von Schießpulver, auf Schießständen u. s. w. nicht minder gefährlich ist, davon kann man sich leicht überzeugen, wenn man das dabei stattfindende Umher sprühen brennender Schwefel- und Phosphortheilchen im Dunkeln beobachtet. Wir ersuchen unsere freundlichen Leser um weitere Besprechung dcS Obigen im Kreise ihrer Mitbürger und Familien. U Hier in Leipzig hatte dies bedauernswerthc Unglück vor einiger Zeit leider auch ein neunjähriger Knabe. Heinr. Klemm sua. Ausgegeben den 30- September l848. Modebilder 48 — SL und Vatronentafel.