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163 164 Die zweite Figur des Modcnbildes, Nr. 55, isi nicht minder zweckmäßig gekleidet, als die vorige. Der dunkelgrüne allerliebste Pelzrock ist in der Taille genau so zugeschnitten, wie die im Septemberstücke von uns gegebene Zeichnung eines?aIoiot anKluis. Vorn dagegen ist derselbe mit Schawlkragen angesertigt, und die Vordertheile werden anstatt der Knopflöcher mit denselben Brandeburgs geschlossen, die wir be reits oben empfohlen. Die Beinkleider der obigen Figur sind von grün lichgrauem Bukökin angefertigt und mit Stegen ver sehen, wodurch sie um den Fuß viel besser anschließen und einen hohem Wärmegrad um das Bein entwik- keln, ein Umstand, dem man um diese Jahreszeit die kleine Bequemlichkeit der steglosen Beinkleider gern zum Opfer bringen sollte. Die Fig. Bild 56 zeigt uns auf den ersten Blick eine ganz eigenthümliche neue Kleiderform. Ein in der Taille ziemlich anliegender, aber im Ganzen sehr bequemer wattirter Palletot, vorn mit sehr breitum schlagenden Revers und zwei Reihen Knöpfe. Die Kanten sind durchgeheuds mit einer sehr breiten Borte besetzt, was dem Kleidungsstück ein noch winterartige res Aussehen giebt. — Die Beinkleider dieses Man nes sind von einem neuen sehr beliebten Modestoffe ! angefertigt und durchgehends bequem zugeschnitten. Das Gilet von schwarzem Sammt mit Stehbrust. Bild 5 V des Modenkupfcrs bringt uns einen neuen sehr einfach netten Geschäftsanzng, bestehend in einem zweireihigen bis oben geknöpften Rocke, welcher von hellblauem Winterstoffe angefertigt ist und den Körper vollkommen umschließt. — Die Beinkleider sind halbweit und mit Stegen angefertigt. Der neue hellbraune Wollenstoff hat an der einen Kante dunkle Streifen, welche man bei'm Zuschneiden an die Seite der Vorderhose bringt, wo sie einen Besatz bilden. Hierzu erfordert es jedoch einen cigenthümlichen Schnitt mit schmaler Vorderhose, wobei der Streifen mit theil- weise zerschnitten wird, was bei'm gewöhnlichen Schnitte der Fall sein würde. Wir geben den verehelichen Ge- schäftsgenosscn diesen neuen Bcinkleiderschnitt vollstän dig auf der heutigen Patronentafel Fig. 22 u. 23. — Die Ausführung der Zeichnung geschieht mit demCen- timetcrmaße. Die letzte Figur des Modenbildes Nr. 58 stellt ein vollständiges Costüm für Bälle, Conccrte und Soi- rücn dar. Fracks und Beinkleider sind kohlschwarz; das Gilet von weißer Seide. Ein spanischer Mantel dient unterwegs als Ucberkleid und verdient, seiner Eleganz und Zweckmäßigkeit wegen, zu diesem Behufs die beste Empfehlung. Die Redaction des Eleganten, genugsam überzeugt von der regen Theilnahme, die das Kleidermacher- Gewerbe wohl mehr, als jedes andere an den socialen Reformbestrebungen der Neuzeit nimmt, glaubt ihren zahlreichen freundlichen Lesern ein besonderes Interesse zu bereiten, indem sie nachstehend die Hauptgrund züge der Beschlüsse veröffentlicht, die in dem bis zum 3. September d. I. zu Berlin stattge habten „allgemeinen deutschen Arbeitercongresse" über eine den Anforderungen der Zeit entsprechende Arbeiter-Organisation festgestellt und dem constituirenden Parlamente zu Frank furt bei Berathung der Grundrechte des deutschen Volkes mit als Unterlage übergeben, rosp. zur Berücksichtigung empfohlen worden ist. Die sociale oder Arbeiterfrage greift ohnstreitig so tief in das praktische Leben ein, und die Grund-Ideen der fraglichen Arbeiter-Association sind wirklich der Art, daß sie die Beachtung selbst Derjenigen im hohen Grade verdient, welche durch ein bereits erworbenes selbstständiges Etablissement dem Arbeitcrstande nur noch relativ anzugehören glauben; ja wir sprechen die Gewißheit aus: daß, obgleich ein vortheilbaft organisirtes Arbeiterverhältniß zunächst das materielle Wohl der Gesellen oder Gehülfcn bezweckt, es doch auch für den Meisterstand — so lange von einem solchen die Rede sein kann — sowohl direct als indirect wichtig ist, zumal, wenn wir von dem Grundsätze ausgehen, daß jedenfalls drei Viertheilc des „Meisterstandes" zu unbemittelt sind, um ihres Lebens jemals wahrhaft sroh zu werden und nicht unter dem Drucke des Kapitals, der Geldherrschaft, zu leiden, oder gar effektiv als Sclave der größeren Speku lanten zu arbeiten, welches traurige Loos leider^rur zu Vielen bescheert ist, und durch fortgesetzte oder noch einzuführende Gewerbefreiheit, bei welcher das Capital immer mehr die Oberhand gewinnt, noch Tau senden zu Theil werden dürften, von denen wir überzeugt sind, daß sie dieses traurige Loos, dieses glänzende Elend „Meister" zu sein, gern gegen einen Platz in dem wohlthätig associrten „Arbeiterstande", vertauschen möchten, wo dem rechtlichen Arbeiter wenigstens ein Auskommen als Mensch garantirt ist.