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(1-Juli.— (1854) 15. August.) Deutsche Gewerbezeitung. 241 sAbthcilung I. dcr — Gewerks- un!> Hmikelspslitik, GewerbsveMinig, Gewerliswirthl'chsft und — deutschen Gewerbezeitung.) Inhalt. Die Mühlsteine Sachsens und ihr geognostischeS Borken,men. — Neber die Mahlmetze und die Müller. Nach dem Französischen der. F. Billeroi, LandwirU, zu Rittershof in Baieru. — lieber den Metallverbrauch oer Industrie zu Nürnberg unv Fürth. (Mitgctheilt von Herrn Bergmeister Kiefer in Nürnberg.) — Die Hornvreffer »nd die Paternostermacher in Nürnberg. — Einige Bemerkungen über »en Handel zu Leipzig in, Jahre 18üS, mir besonderer Rücksichtnahme auf den Mcstverkehr. (Aus amtlichen Quellen geschöpft.) — Seidenindustrie, Eisenindustrie. Dampsschisfsahrt in Frankreich. — Der Baumwollenbau in Algier. — Die Zirkelschmiedc in Nürnberg. —. Eisenhütten. Gießereien und sonstige Metallsabriken in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. — Neber Wasserverminderung der Elbe. — Neu-Jersey-Zink nnd Franklinit. (Aus Hunt'S Neupork Magazin.) — Ertrag des Mais in Brod und Berhältniß der Preise des MaiSbrodeS zu denen des Weizenbrodes. (Ans Frankreich.) — Ein Beispiel zur Nachahmung. — Baumwollspinnerei. — Zur Freihandelssrage in Frankreich. — Die Kanalbante» am Ebro. (Stach Michael Chevalier.) — Persönliche und Gewerbe-Freiheit in Nordamerika. (Stach Michael Chevalier.) — Agentenwesen und Unwesen. Die Mühlsteine Sachsens und ihr geognostischeS Vorkommen. Mit gerechtem Stolze betrachtet der Dresdener Bäcker das durch seine Kunst geschaffene Weißbrov als das beste in Deutsch land, welches selbst in den größere» Städte» des Auslandes noch nicht übertroffen worden ist. Ein sehr wesentlicher Grund für die Schönheit und Güte dieses Gebäckes liegt in der Anwendung der vorzüglichsten Pariser Mühlsteine zu dem Mahle» des Ge treides in einer der Väckerinnung zu Dresden gehörenden ameri kanischen Mühle in dem Plauenschen Grunde bei Dresden. Jener Mühlstein (ölouiisrs der Franzose») entspricht durch seine Härte, Festigkeit, Schärfe und Porosität, so wie durch seine lichte Farbe allen Anforderungen, die zum Zwecke trockenen Mahlens des Getreides an einen Mühlstein gestellt werde». In den gesuchtesten Abänderungen herrscht eine lichte, theils gelblich-weiße, theils graulich-weiße, schwach durchscheinende, horn- steiuartige Masse vor, deren Zusammenhang durch zahllose kleinere nnd größere zeitige Aushöhlungen von der verschiedensten Form unterbrochen wird. Die Wände dieser Höhlungen find mit hervorstehenven zackige», moosartigen, traubigen oder ähnliche» Gebilden derselben bornsteinartigen Substanz ausgekleidet, und zuweilen wol auch noch mit einem zarten, lichrgelben, ockergelben Ueberzuge bedeckt. Diese horusteinartige Masse ist härter als Stahl. Da ein solcher Stein im Wesentlichen aus ihr gebildet worden ist, erhielt er durch sie seine große Härte und Festigkeit, während die zahlreiche» von ihr umschlossenen Höhlungen gerade bewirken, daß seine Oberstäche bei dem Gebrauche als Mühlstein stets die zum Mahlen »öihige Schärfe behält. Daß aber die Porosität des Gesteines eine unerläßliche Ei genschaft zum trockenen Mahlen des Getreides sei, weil ohne diese Beschaffenheit das Getreide zu stark erwärmt werden würde, be darf hier eben so wenig einer weiteren Erläuterung, als daß sich das trocken gemahlene Mehl weit länger hält, als das nach Befeuchten des Kornes erhaltene Produkt. Der Mineralog bezeichnet den Pariser Mühlstein als Süß- wasserguarz, womit er zugleich ausspricht, daß derselbe aus Kieselsäure (Kieselerde oder Quarz) bestehe, dem Minerale, welches bei Weitem den größte» Theil der bekannte» Erdrinde zusam mensetzt. Süße Gewässer, und zwar dem Geiser aus Island ähnliche, welche größere Quantitäten von Kieselsäure aufgelöst enthalten, ließen gegen Ende der Schöpsungsepoche, in welcher die Braun kohlen Europa's entstanden, auch jene Süßwasserquarze entstehen, zu denen der Pariser Mühlstein gehört. 'Nicht selten finden sich darin noch als Zeugen hierfür einzelne Schnecken und Muscheln, welche nur auf die bekannten, in den sumpfigen Gewässern des vaterländischen Bodens lebenden Gattungen zurückgesührt werden können. Warum aber bezieht man diesen Mühlstein von Paris und scheut nicht die beträchtlichen Transportkosten hierfür, welche den Preis eines solchen Steines in Dresden bis gegen 200 Thaler cmporschrauben? Liegt etwa der Grund hierfür in dem schon oft getadelten Vorurtheile, daß die Waare des Auslandes besser als die des Inlandes sei? Man kan» hierauf leider nur die Antwort ertheilen, daß weder in Sachsen, noch in einem anderen Theile von Deutschland bis jetzt ei» Rohmaterial gefunden worden ist, welches sich in den obengedachten Beziehungen mit dem bei Paris verkommenden voll kommen messen könnte. Jndeß dürfen wir an der Auffindung desselben keinesweges verzweifeln, und es ist gerade Zweck dieser Zeilen, die Aufmerksamkeit auf das Vorkommen ähnlicher Gesteine von Neuem zu lenken. — Jene isolirten Blöcke eines sehr festen und zähen Sandsteines mit einer scheinbar glasirten Oberfläche, welche in der Gegend von Niederau, Meißen, Okrilla und Jessen auf Wiesen und Feldern umherliegen und in denen hier und da noch versteinerte Wurzeln und Stammstückeu vorwcltlicher Nadelhölzer eingeschloffen sind, die beiden Oldersteine in der Nähe des letzten Hellers bei Dresden, welche von Alterihumsforschern als heidnische Altäre bezeichnet werden, und diesen ähnliche Gesteine, wie sie im Gebiete der Braunkohlensormazion in der Gegend von Altenburg und Halle gefunden werden, haben dasselbe Alter und wenigstens eine sehr ähnliche Entstehungsweise wie der berühmte Mühlsteinquarz von Paris. Sie gleichen ihm durch Härte und Festigkeit, jedoch fehlt ihnen in der Regel die Porosität. Die gallertartige Kieselsäure fand Sandkörner vor, welche von ihr gänzlich umhüllt und ve>- kitter wurden. Nur einer dieser Süßwasserquarze in Sachsen hält auch hierin einen Vergleich mit den Pariser Mühlsteinen ans. Er wurde vor mehreren Jahren bei Mit t el-Cunewalde südöstlich von Bautzen gefunden, wo er in zahlreichen Blöcken umherlag, wie dies überhaupt eine gewöhnliche Art des Vorkommens solcher Süßwasserquarze zu sein pflegt. Der Aberglaube hat ihnen des halb öfters sogar einen diabolischen Ursprung zuerkannt, wie dem jetzt zersprengten Teuselssteine in der Nähe von Möckern bei Aiteuburg. Das Gestein von Cunewalde ist dem ölsulisrs von Paris im Allgemeinen sehr ähnlich, und die geringeren Sorten des letz teren können kaum davon unterschieden werden, doch sind die besseren, vorzugsweise gesuchten Abänderungen von einer mehr hornstcinartigeu Beschaffenheit bis jetzt hier »och nicht zu erlangen gewesen. Statt dieser zeigt das Cunewalder Gestein eine mehr körnige' Beschaffenheit, welche seiner Festigkeit und der Schärfe des Kornes wesentlichen Eintrag thut. Nachdem aus ihm schon ein Mühlstein in gleicher Weise, wie es mit denen von Paris geschieht, künstlich zusammengesetzt worden war, bat auch die Praris darüber, und zwar nicht zum Nachtheile der Pariser, be reits entschieden. Immerhin ist aber doch durch den Fund bei Cunewalve ein Weg zur Auffindung von Mühlsteinen der besten Qualität angebahnt worden. Etwas ungünstiger lautet das Urtheil der Praktiker über 33