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rMt-eilMg i. d,r - Gewerks- und Handelspolitik, - dn«-» «»nb-zütMz^ Gewerbsoersassimg, Gewerbswirthschlift, Gewerbsststiflik und Kunst. Inhalt. Die Hebung der Flachskultur in Sachsen. — Mulden-Zwota-Eiscnbahn von Sachsen nach Böhmen. — Die Allgemeine Deutsche Kreditanstalt zu Leipzig. — Nachträgliches zu dem Artikel über WohnungSnoth. — Der Nespirazionsprozeß und seine Beziehunaen rum häuslichen Leben von Or. Hugo Fleck, Assistent der königl. polytechnischen Schule zu Dresden. — Die Fabrikazion der Baumwoll- sammte. (Velours <ls ooton, velvsts, vslvstssns, kustisus, Lotes, moleskins.) Bericht au die Handelskammer von Amiens von Ed de Roucy. — Die Bestimmungen der Kreditverficherungsanstalien und deren heutiger Standpunkt. — Gewerbliche Gerichts'eituna — Brief!. Mittheil. Die öffentliche Handelslehranstalt in Chemnitz. — Die englisch-ostindischcn Eisenerzlagerstätten. Die Hebung -er Flachskirltur in Sachsen Die wissenschaftliche Beilage Nr. 42 u. 43, -1857 der Leip ziger Zeitung enthält einen höchst belangreichen Aufsatz unter obigem Titel ans der Feder des königl. sächs. Gehcimrath Or. Weint ig in Dresden. Er verbreitet sich über einen Gegenstand von äußerster Wichtigkeit für Sachsen, und da wir diesem Gegenstand seit langen Jahren in, unserer Zeitung die verdiente Aufmerksamkeit geschenkt haben, so fühlen wir uns auch verpflichtet, erwähnten Aufsatz nicht schlechthin in unserer Zeitung wiederzngebcn, sondern mit einigen Andeutungen zu be gleiten — Ergebnisse eigener und Anderer sachverständigen Betrach tungen und Erfahrungen — indem wir überzeugt sind, daß der hochgestellte Herr Verfasser wohlmeinende Erörterungen seiner Ausstellungen mit Vergnügen sehen wird, selbst wenn sie nickt immer ganz mit denselben übereinstimmen sollten. Wir lassen hier zunächst den betreffenden Aufsatz unverändert folgen. ,,Die Aufmerksamkeit, welche sich in der neuesten Zeit end lich in erwünschter Weise der Flachsindustrie Sachsens zuzuwen- dcn beginnt, läßt einige Worte über diesen Gegenstand in spe zieller Beziehung aus Sachsen gerade jetzt ganz zeitgemäß er scheinen. Dabei wird sich auch Gelegenheit bieten, nach neueren offiziellen Berichten einige dem inländischen Publikum noch nicht bekannte Thatsachcn mitzutheilen. Das Schicksal der Flachskultnr in Sachsen ist im Ganzen dasselbe gewesen, wie in dem größten Theile des übrigen Europa's. Früher in allen Gegenden, welche sich nur irgend dazu eigneten, allgemein verbreitet behufs der Erzeugung des von der ländlichen Bevölkerung selbst als Nebenbeschäftigung zu verspinnenden, zu verwebenden, kurz zu fertigem Hausliuucn, zunächst für eigenen Bedarf, nicht selten aber auch zu theilweisem Verkaufe, zu ver arbeitenden Rohmaterials, erhielt die Flachskultur die ersten Stoße durch Eintritt der baumwollenen und kammwolleuen Stoffe in die Konkurrenz mit dem Leinen, und durch die, in Sachsen verhältnißmäßig frühzeitig erfolgte Lösung der Weberei aus ihrer Verbindung mit der Laudwirthschaft. Die Preise der Leincnwaaren sanken, der Landwirth selbst fand für manche Verwendung erkaufte Stoffe billiger und zweckmäßiger, als selbst- verfertigre Hausleincn. Mit einem Worte, die Selbstverarbei tung hörte auf, die Basis des Flachsbaues zu sein, und in grö ßerer Ausdehnung konnte der Flachs nur noch für den Verkauf gebaut werden. Wäre die Leincnindustrie selbst aus dem alten Standpunkte geblieben, so würde sich der alte Flachsbau, wenn auch in einer dem verminderten Konsum von Leinen entsprechen den geringeren Ausdehnung, doch noch einigermaßen haben halten können. Aber die Leinenindustric selbst machte anderwärts in technischer Beziehung durch Einführung der Maschincnspinnerei u. s. w. Fortschritte, welche einestheils der noch die Flächse aus der Nähe verarbeitenden Handspinnerei den Todesstoß gaben, andererseits die Anforderungen an die Qualität des Materials in einer Weise steigerten, daß die althergebrachten Methoden des Anbaues und der Zubereitung denselben nicht zu genügen ver mochten. Leider geschah in diesen Perioden des Uebergangs in Deutschland, und namentlich auch in Sachsen, nichts, um sich an der Spitze des Fortschrittes in Bezug auf Anbau, Zubereitung und Verspinnung des Flachses zu halten. Belgien und Holland zeigten zuerst, und Irland folgte bald in dieser Erkenutniß nach, daß man den Flachs auf sorgfältig vorbereitetem, tief geackertem Boden möglichst früh säen müsse, um regelmäßigere Ernten eines völlig ausgcbildeten, festen und doch zarten Flachses zu erlangen, daß die alte Methode, die Trennung der Bastschicht des Sten gels (welche allein die spiunbare Faser gibt) von den holzigen Theilcn erst durch die sogenannte Thauröste (d. h. Auslcgen des Flachses aus offenem Felde an die Lust während längerer Zeit) chemisch vorzubereiten, dann durch Trocknen im Backofen und durch mechanisches Zerknicken auf der sogenannten Handbreche 33