15 dem tiefen Brunnen Wasser zum Löschen trugen, und derer Männer, die Wasser ins Feuer gossen. Ja er selbst hals löschen und gab vom Himmel einen gnädigen Regen. Und so ward die Flamme gedämpft, das Herz des Schlosses erhalten und, obwohl in der Stadt einige verwundet und getötet, desgleichen vom Feuer ergriffen und vom Rauche erstickt worden, so ist doch auf dem Schlosse keiner Person Leid widerfahren". Da zogen die Kroaten endlich ab, mit reicher Beute, unter anderm hatten sie 186 Stück Pferde und Rinder genommen. „Was war aber vor ein schrecklicher Anblick, da der Feind sich unsichtbar gemacht und die ver armten Leute vom Schlosse und von den Feldern auf den Brandstätten zusammen kamen. Nichts kläglicher war als die Schaue so vieler Leichen, und die Einbuße der Eltern, Ehegatten und allernächsten Freunde pressete unzählige Tränen aus den Augen. Und wer noch des andern Tages sich aus den Gossen umsehn wollte, konnte mit unbedeckten Füßen aus dem erhitzten Pflaster nicht fortkommen". III. Ueber all diese Stürme und Schicksale ist die Zeit dahingegangen. Wer denkt noch daran! Aber eine Tragödie hat sich aus Schloß Stolpen abgespielt, die ist noch in oller Munde. Die hat Stolpen zur Berühmtheit gemacht, und niemand weilt heute in den romantischen Ruinen, der nicht ihren Nachklang vernähme: Das ist die Gefangenschaft der Gräfin Cosel. Ihre Lebeosgeschichte ist schnell erzählt.*) Anna Kon- stance von Brockdorf war ein armes holsteinsches Landedel- sräulein und heiratete in jungen Jahren den sächsischen Geheimen Rat von Hoym. Die Ehe mit dem weit älteren, engherzigen Staatsmanne war nicht glücklich. Jahrelang hielt sie Hoym als mißtrauischer Gatte von dem lockern Dresdener Hofe fern. Da soll er einmal bei einem aus gelassenen Jagdessen in Moritzburg in der Weinlaune mit dem Fürsten von Fürstenberg um tausend Dukaten gewettet haben, daß seine Frau alle Schönheiten der Residenz über strahlen würde. Er gewann die Wette und verlor^ seine Frau. Friedrich August der Starke war von der junonischen Schönheit des neuenSterns, von ihrem Geist und Temperament so völlig berückt, daß er nicht eher ruhte, als bis sie geschieden war und einwilligte, seine maitro886 ov titrs zu werden. Aber sie wußte ihre Bedingungen zu stellen. In dem noch erhaltenen Entwürfe des zu gründe liegenden Dokuments, *) Bgl besonders Dr. Kail v. Weber, Anna Cvnslance Gräfin von Cossell, Arch. f. d. Sachs. Gesch. 9. Bd 1871.