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Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188801197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880119
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-19
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.01.1888
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/ SSchfischer Land,S.«n,Nr. 15. Donnerstag, IS. Januar 1889. jeden weiteren Schritt, welcher als eine Maßregelung zu deuten wäre, abgelehnt. Und das war klug. Die tollen Leute vom Gemeinde rathe, die unter allen Umständen von sich reden machen wollen, sind am unicdädlichsten, so lange sic schwatze» nnd iyre cvnfnse» Beschlüsse fassen, an? denen doch nie etwas wird. Eine Auflösung hätte dem Gemeinderath nur großen Ruhm verliehen. Die Position des Ministerium» Tirard b'cibt, wie öden schon gesagt, troy dieses Katnmersiegcs eine sehr schwache, der eigentliche Kamps kommt erst. Die gemäßigten republikanischen und die monarchistischen Blätter be dauern bei Besprechung der Interpellation, daß die Regierung dem Gcmeinderath gegenüber nicht mehr Energie an den Tag gelegt habe Die Radikalen behaupten, die Interpellation habe das Fortbestehen einer Allianz zwischen Gambettisten und Monarchisten bewiese». Das sagt blos der Aerger! — Der Zank wegen des Florentiner Zwischen falles dauert weiter. Crispi will nicht nachgebcn, Flourcns erst recht nicht. Eine größere Verwicklung ist übrigens jedenfalls ausgeschlossen. — Zur Theilnahme an der Pariser Weltausstellung hat sich »och Norwegen angemeldet, ferner Serbien; die Theilnahme der Vereinig ten Staaten von Nordamerika wird erwartet. — Der Pariser Kassationshof als Disziplinarbehörde berieth über den Fall Vignca» und beschloß, eine neue Untersuchung anzuordnen, deren Resultat in 14 Tagen vorgetragen werden soll. — Der Chef des Gencralstabcs, General Lallemand, ist aus Aerger über die Ordensaffaire zurück getreten. Italien. Der Kammerdiener der Wittwe des Ministerpräsi denten Depretis wurde in Rom verhaftet, weil ein vor mehreren Tagen festgenommencr Raubmörder bekannt hatte, daß im Einver- ständniß mit dem Kammerdiener die Wittwe Depretis beraubt und ermordet werden sollte. Die Recherchen ergaben die Richtigkeit dieser Aussage. — Aus Massauah wird gemeldet, daß die italienischen Truppen den Vormarsch gegen Saati plötzlich eingestellt haben, da die abessynische Armee unter Ras Alula sich bedenklich genähert haben soll. England. Ein Brief des Ministerpräsidenten Lord Salisbury an die Handelskammer in Hüll stellt Erleichterungen in Aussicht, welche dem englischen Handel bei der russischen Zollreform gewährt Werden dürsten. Vom Handelsstand werde» Wünsche und Vorschläge erwartet. Lord Churchill scheint also in Petersourg doch etwas ausgerichtet zu haben. Der Lord hat auch durch eine kleine Schmeichelei sich den Panslawisten angenehm gemacht. Bei seiner Rückkehr aus Moskau nach Petersburg soll er nämlich gesagt haben: »Das Herz Rußlands (so wird Moskau bekanntlich genannt) ist ein gesundes und sehr warmes Herz." Rußland. Nach Moskauer Nachrichten antwortete der Kaiser von Rußland auf die Neujahrswünsche der Moskauer Stadtbehörden, er habe die Zuversicht, das neue Jahr werde ein Jahr des Friedens und des Gedeihens sein. — Gerüchte voni bevorstehenden Rücktritt Ministers von Giers sind nnbegrüudet, aber auch an der allgemeinen Lage ist rein gar nichts geändert. Trotz aller schönen Worte bleibt der Zar in seiner abwartendcn Stellung. — Die „N. Fr. Pr." meldet aus Brody den neuerlichen Zuzug zweier russischer Kavallerie- Regimenter nach Luck, sowie die Errichtung einer großen Feldbäckcrci in Rowno. Viele russische Reserveoffiziere wurden in der letzten Zeit in den Aktivstand übernommen und gleich eingerciht. — In Petersburg ist ei» halbes Dutzend Polizeibeamte wegen Theilnahme an der jüngsten Attentatsverschwörung verhaftet. Das ist übrigens nicht das erste Mal. Dänemark. Seltsame Reden sind von Mitgliedern der dänischen Regierungspartei abermals in Kopenhagen geführt worden. Es wurde nicht gerade ein Krieg gepredigt, aber aus allem ergab sich, daß die Dänen noch auf eine Ausnutzung der Schlappe von 1864 rechnen. Auch die vielbesprochene, gegen den Willen der Mehr heit des Abgeordnetenhauses durchgeführte Befestigung von Kopen hagen dient diesem schönen Gedanken, der geheimen Hoffnung ans ein einstmaliges Bündniß mit Rußland. Die Dänen sollten doch nicht vergessen, daß auch die Festung Kopenhagen von deutschen Soldaten im Handumdrehen überrumpelt werden kan». Um zehntausend Mann vor Kopenhagen landen zu lassen, sind keine 48 Stunden nothwendig. Orient. In Bulgarien haben am Montag 31 Nachwahlen zur Sobranje stattgcsunden. 30 davon fielen zu Gunsten der Re gierung aus und bei der letzten begünstigte die Witterung die Re gierung. In Lowtscha nämlich, wo Karawelow aufgestellt war, konnte der großen Kälte wegen die Wahl nicht statlfindcn. Minister präsident Stambulow hat damit Zeit gewonnen, die Wahl seines Kandidaten sicher zu stellen. — Die Ncujahrsrede des Fürsten Ferdinand von Bulgarien, die allgemein als Phraseugcklingel be trachtet wird, hat in seinem Lande doch Schule gemacht: auch aus Rustschuck wird von einer militärischen Demonstration berichtet. Der Plntzkommandant sagte in einer Bankettrcde: „Die Bürger und die Soldaten Bulgariens sind alle für eine gemeinsame Idee, die Idee von der Freiheit und Unabhängigkeit Bulgariens, beseelt; dieser Idee war auch das Blut geweiht, das am 19. Februar in den Straßen dieser Stadt floß und welches die Revolution erstickte. Dieser Unab- hängigkcitsgcdanke ist es auch ganz allein, welcher den Fürsten am Ruder hält." — Ju Makedonien wurdcn zwei ans Bulgaren und Montenegrinern bestellende Bauden, welche die Greine von Ost- rumclien überschreiten wollten, durch türkisches Militär scstgenommeu. Deutscher Reichstag. —NN. Berlin, den 17. Januar. Heute wurden die Sitzungen nach den Ferien mit der zweiten Beratlnmg des Marine Etats wieder ausgenommen, welcher unverän dert gcnclimigt wurde. Darauf wurde zum Etat des Reichsamtcs des Innern üdergegangen, die Sitzung aber bald vertagt. Admirali- täischcf von Caprivi betont einer Bemerknug des Abg.Rickert gegen über, weitere Ncuforderungeu iür die Marine seien jetzt nicht zu er warten. Schiffe und Mannschasteu seien völlig vorbereitet und cin- geübt, so daß wir im Ernstfälle Niemand zu fürchten hätten. Beim Etat des Innern wünscht Abg. Banmbach (frcis.) Förderung des Fabrikinspcctionswescns im Interesse der Unfallverhütung und bittet, de» freien Hilsskasscn keine Schwierigkeiten zu bereiten. Ferner be fürwortet Redner die Errichtung gewerblicher Schiedsgerichte und bedauert die Zunahme der Kinderarbeit, die namentlich im Königreich Sachse» zu Tage trete. Staatssccrctär von Bötticher erwidert, bezüglich der Fabrikinspcctoren seien bereits Verordnungen ergangen, auch würde die Zahl dieser Beamten vermehrt werden. DaS Krau- kenkassengesetz habe sich im Allgemeinen bewährt, auch die Arbeiter seien zufrieden damit. Das vom Reichstage beschlossene Arbeitcr- schutzgcsctz beschäftige noch den Bundesrath. Ju seiner gegenwärtigen Form würde cs die Zustimmung der verbündete» Regierungen aller dings nicht erhalten. Nachdem, noch Abg. Lingens (Centn»») für Vermehrung der Fabrik-Jnspcctorcn gesprochen, folgte Vertagung. Nächste Sitzung: Mittwoch 1 Uhr. (Anträge betr. Verweisung der politischen und Prcßvergchcu an die Schwurgerichte und Wiedereinführ ung der Berufung.) Vom sächsischen Landtag. In der Sitzung der 11. Kammer am 17. Januar nahm vor Eintritt in die Tagesordnung Viccpräsident Georgi das Wort: Nach dem die „Leipziger Zeitung" gegen ihn die ehrenrührige Anschul digung ausgesprochen, daß er in der Sitzung vom 11. d. wider besseres Wissen gesprochen, glaube er, cs sich selbst, wie der Kammer schuldig zu sein, diese Beschuldigung zu widerlegen. In Nr. 11 der „L. g." heiße es: „Eine Kritik der über die Haltung der „Leipz. Ztg." im Allgemeinen gefallenen Aeußerungc» steht uns nicht zu und wird selbstverständlich unterbleiben. Nur wo cs sich um Aeußeruugen handelt, die von Person zu Person gemeint sind, darf wohl der öffentlich Angegriffene sich auch öffentlich wehren. Als solch ein per unsicher Angriff muß aber dem Zusammenhang nach die Aeußerung des Herrn Vicepräsident Georgi über „Mangel an Patriotismus" erscheinen. Der Herr Vicepräsident kennt Denjenigen, dem dieser Vorwurf gemacht wird, persönlich und weiß ganz genau, daß dessen Patriotismus so gut wie der seiuige ist. Nach dem Zusammenhänge, in dem die Aeußerung nach der Landtagsbeilage erscheint, kann die selbe daher nur wider besseres Wissen erfolgt sein." Demgegenüber konstalire er, daß er den Patriotismus derjenigen Männer, denen die „Leipz. Ztg." offen stehe, nicht mit einem einzigen Wort in Frage gestellt, sondern nur die Haltung des Blattes unter patriotischen Ge sichtspunkten als eine Gefahr bezeichnet habe. Daß die „Leipz. Ztg." viese Gefahr hcrbciznziehen beabsichtige, sei von ihm nicht mit einem Worte behauptet worden. Diese seine objektiven Aeußeruugen seien nun von dem Blatt mit schweren persönlichen Beleidigungen beant wortet worden, ohne daß sich dasselbe die Mühe genommen hätte, sich über den Sachverhalt vorher zu informiren. Diese Thatsachc wolle er hier lediglich fesistelleu. Präsident Haberkvr» erklärt, daß die Angelegenheit zu Protokoll zu nehmen ist. — Die Kammer er ledigte in der kurzen Sitzung einige Petitionen, die sie sämmtlich debatte- los auf sich beruhen ließ. Die Sitzung der 1. Kammer war gleichfalls von kurzer Dauer. Bürgermeister Heinrich referirte über die Petition der Dienergchilsen der Amts- und Landgerichte Dresden, Leipzig und Chemnitz um Auf hebung der Bestimmung bezüglich des Aufrückens in Amtswacht- meisterstellen, und über die Eingabe Englers und Genossen in Alt- bcrnsdorf um Gewährung von Wasserschädenvergtttungen. Beide Petitionen blieben auf sich beruhen. gestohlener Sachen war, aufzusuche». Dieser Manu war von Geburt ein Engländer und hatte, wie der Delcctive wußte, eine ausgedehnte Bekanntschaft unter den von England herübcrgekommeueu Dieben. Die Polizei sah ihm manches durch die Finger, da er derselben oft wcrthvolle Mittheilungen in Bezug auf begangene oder geplante Ver brechen machte. Von diesem Ehrenmanne erhielt Macroy die gewünschte Auskunft. Mit der Adresse von „Liverpool-Mag", die, wie der Rückkaufs Händler versicherte, eine bekannte Persönlichkeit unter den englischen Dieben sei, kehrte Macroy zuerst nach dem Polizei-Bureau zurück, um zu seiner Unterstützung drei Untcrbeamte zu requiriren. Die ganze Gesellschaft — einschließlich Grace und Sarah — machte sich dann unverzüglich auf nach dem als Wohnung der Diebin ange gebenen Hause. Während die Uebrigen im Wagen blieben, der in einer Querstraße hielt, trat Macroy allein ein. Die Dienerin, die ihm öffnete, theilte ihm mit, daß ihre Herrin nach der sechsten Straße gegangen sei, Einkäufe zu machen. „Nun?" fragte Grace gespannt, als der Detektive zum Wagen zurückkai». „Sie ist Einkäufe, oder richtiger Ladendiebstähle machen ge gangen", berichtete Macroy. „Wo?" „In der sechsten Straße." „Was wollen wir nun thun?" „Unsere Kräfte theilen und sie zu erwischen versuchen." „Aber es gicbt so unzählige Geschäfte in der sechsten Straße", bemerkte Grace fast muthlvs. „O, doch nicht so viele, wenn es sich darum handelt, „Liver- Povl-Mag" zu finden", beruhigte der Detcctivc. „Sie verkehrt natür lich nur in den ganz großen Läden." Der Detective traf nun die Anordnung, daß Grace und Sarah mit ihm durch die verschiedenen großen Geschäfte gehen sollten, um nach „Liverpool-Mag" zu fahnden, während die drei Beamten, die selbstverständlich Civilkleidung angelegt hatten, draußen, doch so, daß sie. jede Minute herbcigerufen werden konnten, bleiben sollte». Sic gingen nun durch mehrere Geschäfte, anfangs erfolglos, in einem der größten aber, das sie zuletzt betreten hatten, bemerkte Grace, wie Sarah, die in geringer Entfernung vor ihr stand, mit Sächsisches. — Die außerordentlich günstigen Betriebsergebnisse der sächs. Staatseisenbahnen des Monats Deccmber schließen sich den jenigen der vorhergcgaugenen Monate in erfreulicher Weise an, svdaß das abgelausene Geschäftsjahr sich für die sächs. Staatseisenbahnen als ein besonders segensreiches kennzeichnet. — Die in Hvanz-elieis bcauflragten Staatsminister haben die Stelle des zweiten geistlichen Raths bei dem Landcskonsistorium dem bisherigen geistlichen Rathe bei der Kreishauptmaunschaft Bautzen, Oberkirchenrath vr. Clemens Gottlob Schmidt, übertragen. Auch erhielt derselbe de» Titel und Rang eines Obcrconsistorialraths. — Es wird beabsichtigt, für die sächsischen Land espsleg. anstalten (Kranken- nnd Irrenanstalten. Bildnngsanstalten für Blinde und Schwachsinnige und Hospitäler) tüchtiges, seiner ebenso schweren als segensreichen Ausgabe gewachsenes Pflegepersonal Hera»z »bilden Zu diesem Zwecke werden zwei Pfl egehäuser, das eine für männliche Pfleger, das andere für weibliche Pfleger errichtet. — Der Beruf des Pflcgerdienstes ist ein schwerer, vielfache Aufopferungen erfordernder und kann nur von Denen erfüllt werde», welche demselben ans christlicher Liebe zu ihre» Mitmenschen als ihrem Lcbcnsberufe sich widmen und in der Hingabe an denselben eine innere Befriedigung suchen und finden. Die ersten 3 Monate gelten als Probezeit, während welcher es sich entscheidet, ob der Aufgcnommeue für diese» Berns nach seinem eigenen und seiner Vorgesetzten Urtheile sich eignet. — Ucber die sittlichen Zustände in den sächsischcn Gemeinden geben die soeben veröffentlichten kirchlichen Jahresberichte ür tas Jahr 1866 unter Anderem die Mitthcilung, daß in dem Prozcntverhältniß der unehelichen Kinder keine Besserung, in der Zahl der Ehescheidungen nnd der Selbstmorde ein geringer Rückgang cingctrcten ist. Nur ganz vereinzelt sind die Stimmen, welche für ihre Gemeinden von einer Hebung der Sittlichkeit in der Jugend und von einem erstarkenden Ehrgefühl bei derselben berichten zu können versichern. — Dresden, 17. Jauuar. Vorgestern starb hier nach langen chweren Leiden der General-Cousnl von San Salvator, Herr Kourad Koep. — Seitens des Rathes ist nunmehr die P reisbewe rbung unter den deutschen Architekten zur Erlangung von Enlwürfln für die hiesige große Ausstellungsanlagc erlassen worden. Bekanntlich sind für die besten Enlwürfe ein Preis von 5000 Mark, ein Preis von 3000 Mack und ein solcher von 2000 Mark ausgesetzt. Das Prcisrichteramt habe» die Herren Oberbürgermeister 1)>-. Stübel, Stadtbaurath Friedrich, Baurath Prof. Hey», Stadtrath Baumeister Richter, Stadtrath Tcucher, Prof. Thiersch-MüuchcN und Architekt Wallot-Berlin übernommen. Die Preisbewerbuugsaufgabe und die Bestimmungen für die Preisbewerbung können von dem hiesigen Stadlbauamte bezogen werden; die Entwürfe sind spätestens am 31. Mai d. I. ebendaselbst eiuzureichen. — Am Mrntag Mittag mußte eine Wohnung auf dem Elbbergc gewaltsam geöffnet werde», weil man auf die Vermnthuug kam, daß den Bewohnern etwas zu- gestoßen sei. Man fand die 87 Jahre alte Mutter mit ihren, Sohne in der Stube bewußtlos, aber lebend auf und dabei eine Anzahl leerer Weinflaschen. Ein Unglück oder ein Verbrechen scheinen nicht vorznlicgen, und wurden die aufgefundenen Leute in der Kranken- droschkc nach dem Stadtkiankeuhause gebracht. Die alte Frau ist an demselben Nachmittag noch gestorben und der Sohn, geistig gestört, in der Abtheilung für Irre in dem Stadtkrankenhause uutergebracht worden. — Meißen. Einen merkwürdigen Abschluß fand die am Sonntag hier abgehaltcne Generalversammlung der Malen, Lackirer- und Vergolder-Innung. Nach dem letzten Punkt der Tagesordnung, welcher die Neuwahl der Vorstandsmitglieder bctras und die ein stimmige Wiederwahl des Herrn Axt für das seit acht Jahren von ihm verwaltete Obermcistcramt ergab, dankte derselbe für das ihm enlgegengcbrachte Vertrauen und gab dem Wunsche Ausdruck, nur noch zwei Jahre bis zum zehnjährigen Stiftungsfeste der Innung als Obermeister angchörcn zu wollen, als er plötzlich nach diesen Worten tvdt ans seinen Stuhl znrücksank. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein plötzliches Ziel gesetzt. — Freiberg. Bei der Einweisung der neuen bcz. wiedcr- gewählten Stadtverordneten theilte Bürgermeister Beutler u. A. mit, daß zwar bezüglich der Erbauung einer Artillcrickaserne in Freiberg noch kein schriftlicher Bescheid des Königl. Kriegsministeriums erfolgte, nach den mündlichen Erklärungen Sr. Excellenz des Kriegsministers jedoch ein Arrangement zu erwarten steht, durch welches das Ver bleiben der Artillerie-Garnison in Freiberg gesichert werde. — Am vergangenen Sonntag morgens fand man in Reche nberg bei Bienenmühle den unverheiratheten Musikus und Tischlergehilfen K. in der Wohnstube todt vor der Stubcnthür liegen. K. hatte am Abend zuvor mit einigen College» in einer dortigen Restauration zusammen gezecht, war betrunken und von den Andern, da nicht mehr marschfähig, nach Hause gebracht worden. Es sollen sich am Kopfe des Unglücklichen Wunden befinden; die cingcleitete Untersuchung dürfte wahrscheinlich Licht in dieses Dunkel bringen. K. wohnte bei seinem Stiefvater. — Leipzig, 17. Januar. Der Untersuchungsrichter bei dem königl. Landgericht erläßt folgende Bekanntmachung: Der 74 Jahre alte Glaser Messinger und dessen Frau sind am Morgen des 2. Januar 1888 in ihrer Wohnung inLindenthal ermordet aufge funden worden. In der anhängig gemachten Untersuchung ist es von großer Wichtigkeit, volle Klarheit darüber zu gewinnen, wo sich der alte Messinger am Ncujahrstage von 1 Uhr Nachmittags ab aufgehalten habe. Nach einer hier erstatteten Aussage soll Messinger Nachmittags in der 3. Stunde von einem etwa 7 Jahre alten Knaben von seiner Wohnung abgehvlt worden und Abends um 9 Uhr noch nicht wieder heimgekommen sein. Jedermann, welcher etwas Sachdienliches weiß, weit geöffneten Augen unverwandt nach einem Punkte blickte. Grace trat sofort an das Mädchen heran. „Was gicbt es, Sarah?" fragte sie mit leiser Stimme. „Der Diamant!" stieß das Mädchen erregt hervor. „Wo?" „Dort, au dem Hals jener Frau, die in der Nähe des Zahl: tisches steht. Der Diamant ist neu gefaßt, aber ich erkenne den Stein selbst bestimmt wieder." Grace machte dem Detektiven ein Zeichen. Er kam sogleich herbei. „Sarah sagt, daß der Diamant dort, an dem Halse jener Frau, der ermordeten Stella Raimonde gehört habe," keuchte Grace mehr, als sie cs sprach, so erregt war sie durch die Mittheilung Sarahs. Macroy ging mit ruhigen Schritten nach dem Zahltisch, berührte wie aus Versehen den Arm jener Frau und warf, während er sich entschuldigte, einen prüfenden Blick auf das durch einen dünnen Schleier verhüllte Gesicht. Zufrieden gestellt schleuderte er langsam zu Grace zurück und flüsterte ihr zu: „Sie ist es. Begeben Sie sich an Ihren Wagen, bitte, und geben Sie meinen Leuten einen Wink, auf dem Posten zu sein." Grace verließ mit Sarah den Laden, und nachdem sie die Polizcibcamtcn mit ein paar Worten von der Sachlage in Kcnntniß gesetzt hatte, schritt sie zu dem Wagen. Mag verweilte noch eine Weile in dem Geschäft, sorgfältig be obachtet von dem Detektive. Endlich trat sie auf die Straße hinaus und ihr auf den Fersen folgte der Geheimpolizist. Es waren nur wenige Leute auf der Straße und es erregte keinerlei Aufsehen, als Macroy an die Frau herantrat. „Wie geht's, Mag?" fragte er in ruhigem Ton, als begrüße er eine alte Bekannte. Mag war ein großes, schönes Weib mit gefälligen Bewegungen und in sehr eleganter Toilette. Sie drehte sich erstaunt nach dem Detective um und betrachtete ihn mit einem kurzen prüfenden Blick. „Ich kenne Sie nicht, mein Herr", antwortete sic kurz, fast stolz. «Ich sprach heute Morgen mit dem Detective Mapes von der Londoner Polizei", war die ruhige Antwort Macroy's, „er trug mir Grüße für Sie auf." „Wer sind Sie?" fragte sie. Macroy schlug die Aufschläge seines Rockes zurück und zeigte auf das kleine Mctallschild au seiner Weste, das ihn als Polizei- bcamtcn auswics. Sie wußte nun, wen sie vor sich hatte. „Ich habe mit Ihnen nichts zu thun", sagte sic von oben herab. Zufälligerweise hatte an diesem Tage das Glück „Liverpool- Mag" nicht begünstigt; cs war ihr nicht gelungen, auch nur ein Stück Waare mitgehen heißen zu könne», und daher ihr zuversicht liches Auftreten. „Sie irren sich, Mag", bemerkte der Detective lächelnd, „ich habe mit Ihnen zu sprechen. Sic haben da eiueu sehr kostbaren Brillanten am Hals." „Das Geschenk eines Freundes", erklärte sie schnell. „Welches Freundes?" forschte der Detective. „Ich sehe nicht ein, warum —", begann sie. „Welches Freundes?" wiederholte Macroy in einem Ton und mit einem Blick, daß sic ihren Widerstand aufgab. „Sein Name ist Clarke." „Wo befindet er sich jetzt?" „In Chicago", antwortcte sie sogleich. „Der Besitzer des Diamants", sagte Macroy, „ist dort in dem Wagen. Folgen Sic mir!" Die kurze Unterhaltung war in so leisem Ton geführt worden, daß sie keinem der Vorübergehenden ausgefallen war. Obgleich Mag sich in Gesellschaft des Beamten sehr unbehaglich fühlte, so wagte sie doch nicht, sich seinem Verlangen zu entziehen. Sie begleitete Macroy willig zu dem Wagen. „Madame", fragte der Detective Grace, „ist das der Diamant, den Sie suchen?" „Ja, er ist es", antwortete Grace. „O, ich kann es beschwören, daß er es ist", rief Sarah aus. „Geben Sie den Schmuck her, Mag!" forderte Macroy. „Aber ich kenne keinen von Ihnen", widcrsetzte sich das Weib. „So begleite» Sie uns nach dem Pvlizeibureau!" versetzte der Detektive. „Ich will Ihnen lieber den Brillanten geben", sagte sie schnell. Sie nahm den Schmuck ab und händigte ihn dem Beamten ein. „Sagten Sie nicht, der Name Ihres Freundes sei Clarke?" „Ja", antwortcte sic nach einigem Zögern. „Und wo hält er sich doch «ms?"
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