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Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188811022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881102
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-02
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.11.1888
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Ond nach demselben vereÄt'en sich aste Anwesenden, vom Kaiser bis -um letzten Bedienten, zu einem gemeinsamen Mittagessen. Jetzt ist da- Kaiserpaar in Petersburg eingetroffen. > Orient. Mit hundcrtundein Kanonenschüssen ist am Mittwoch in Athen bei prachtvollstem Wetter die eigentliche Feier des Regicrungs- jubiläums des Königs Georg eingcleitet worden. Die Stadt ist reich geschmückt. Im Palaste des Königs fand großer Empfang und Galatafel statt. Prinzessin Sophie von Preußen hat ihrem künftigen Schwiegervater ihre Photographie mit einem neugriechischen Glück wunschschreiben übersandt. — Die Türkei erklärt amtlich die dummen Nachrichten, sie wolle ein Bündniß mit Rußland abschlicßcn, für unbegründet. Afrika. Der Streit, ob Stanley lebt oder todt ist, ist durch ;bie belgische Meldung, die ganze Expedition sei bis auf zwei Maun .massakrirt, von Neuem entfacht. Das englische Komitee, welches Stanley's Zug ausrüstete, erklärt auf das Allerbestimmtcste, daß die belgische Nachricht lediglich auf Vermuthungcn beruhe und nicht erwiesen sei. Die Grundsteinlegung zum Reichsgerichtsgebände. Specialbericht von Oscar Nennewitz-Chemnitz. Leipzig, 30./31. Oktober 1888. Das Schicksal ist unerbittlich und nur der Trotz ist im Stande, ihm einigermaßen noch zu imponiren. So kam cs mir wenigstens vor, als ich den Tampfwagen verließ und das alte gute Leipzig bei nicht endenwollendem Negenwetter betrat. Unwillkürlich dachte ich dabei 'an die Regenstrophc eines unserer größten Dichter: „Es regnet, weil es regnen will, es regnet seinen Lauf, und weuu's genug geregnet hat, da hört's zu regnen auf." Aber es hörte heute — Dienstag zu regnen nicht auf und ich mußte ebenso wie die lieben Leipziger gute Miene zum bösen Spiel machen und die Festvorrichtungeu beim niederströmenden Regen besichtigen. Nun, wenn auch der Eindruck dieser Vorrichtungen bei trocknen: Wetter uud Sonnenschein ein großartigerer gewesen wäre, so muß ich doch gestehen, daß selbst das größte Unwetter nicht im Stande sein Wird, die Opferfreudigkeit zu verwischen, mit welcher Leipzigs Ein Wohnerschast sich bemüht hat, den dritten Kaiser des jungen deutschen Reichs würdig zu empfangen. Von meinem Hotel begab ich mich nach dem Dresdner Bahu- » Hof, woselbst unser allverehrtcr König Albert morgen — Mittwoch — j seinen kaiserlichen Gast empfangen wird. Die Ausschmückung beginnt daselbst ein kleines Stück hinter dem Königszimmer. Letzteres wurde an der Außenseite noch dccvrirt. Von ,da ab zieht sich eine Gnir- lande bis zum Eingänge des Bahnhofs, woselbst zwei Pyramide» angebracht sind. Von hier ans — links — die Bahnhofstraße ent lang zieht sich eine via. triuiuxllalis, an der Schützcnstraßc unter brochen von zwei, an der Post (Grimma'schem Steinweg) unter brochen von vier Pyramiden. Bon letzteren ans führt eine via. triumplialis bis zu dem vor der Grimma'schen Straße (in der Nähe vom Cass fran^ais) befindlichen Triumphbogen. Derselbe ist ein Meisterstück der Kunst. Die Lipsia im Fond, tragen über dem Bogen zwei schwebende Genien die Kaiserkrone, unter welcher sich die In schrift befindet: „Heil dem Kaiser, Heil dem Könige." Der nach der Grimma'schen Straße zu gekehrte Revers dieses Triumph bogens trägt das Wappen der Stadt Leipzig. Am Mcndebrnnncn (vor dem Museum) befinden sich ztvci mächtige Flaggenstangen. Die Universität präscntirt sich in einfachem, aber überaus würdigem Schmuck, sie tritt in einer Weise hervor, welche zeigt, daß die Wissen schaft jederzeit versteht, Freude und Ernst zu vereinigen. Die Passage zwischen der Post und der Grimma'schen Straße ist für Wagenverkehr gesperrt. Oben und unten halten zwei berittene Schutzleute ständig Wache, ihre Blicke unausgesetzt ans den sehr leb haften Straßenverkehr richtend. Nur die Pfcrdebahnwagcn dürfen das sich neben dem Triumphbogen hinziehcnde Geleise befahren. »/^6 Uhr wurde der Triumphbogen Probeweise cleetrisch beleuchtet. Vom Triumphbogen aus führt der Weg direkt durch die Grimma'schc Straße. Dieselbe befindet sich in einem Schmuck, wie er sich schöner nicht vorstcllcn läßt. Namentlich ist cs das Manricianum, welches auf das Großartigste drapirt und mit kostbaren Markart bouquets ausgestatlct ist. Ganz besonders tritt auch Auerbachs Hof in der Ausschmückung bcrvor. Das ucm zrlng ultra aber bietet in Bezug auf Ausschmückung der Marktplatz mit seinem alterthnmlichcu Rathhaus, in der Nähe das unübertrefflich schöne Sicgcsdenkmal. Hier blicken die Heroen unserer Zeit herab auf ein Fest, für welches sie den Grundstein ge legt, hier steht Germania als schützender Hort, der Menge zurufeud: „Sei frei und einig!" Wahrlich, wenn ein Napoleon I. cs sähe, daß au dem Platze, wo er vor 75 Jahren als Bedrücker Deutsch lands seine schwerste Niederlage erlitt, heute das Wert der Befreiung und Einigung Deutschlands die schönste Weihe erfährt, daß ein jngcudfrischcr, hossunngsvoller und Hoffnung verbreitender deutscher Kaiser augcsichts deS seinen Vätern und dessen Paladinen geweihten Denkmals cinzicht in die deutsche Handelsmetropole, er müßte beschämt von der Seite gehen und sich sagen, daß nicht allein die rohe Gewalt es ist, die zum Siege vcrhilft, sondcui daß in erster Linie die Bildung und die unverbrüchliche Treue ein Volk befähigt, die höchste Stufe der Civilisativn und Macht zu erreichen. Doch hinweg mit dem Bilde jenes Barbaren, er sowohl wie das französische Reich sind für uns überwundene Punkte, die sich nur »och als das Auge hin und wider berührende Nebelflecken am poli tischen Horizont zeigen. An den Markt schließt sich in Bezug auf Ausschmückung die PeterSstraßc würdig an. Namentlich erregte das große Mannfaklnr- geschäftshauS von Anglist Pölich, welches ich am Vorabend auch inneu zu besichtigen Gclcgcnhcit hatte, allgemeine Aufmerksamkeit. Am Pctcrsthvr erheben sich zwei Pyramiden und von diesen ans zieht sich eine vin triumpinüis bis znm Landgericht, woselbst fünf Pyramiden stehen. Nun führt der Weg durch die Keine Burg gasse nach dein an der Harkortstraße gelegenen Fcstplatze, bis zu welchem sich eine lange Kette von Pyramiden abwechselnd mit kleinen Ehrcnlhürmen hinzicht. Ans dem Festplatze selbst steht das unter Aufwendung bedeuten der Mittel errichtete Kaiserzelt, ein Bauwerk, welche- dem Kunstsinn Leipzigs zur größten Ehre gereicht. Der Festtag. Eine bange Nacht hat die Einwohnerschaft hinter sich, bang um der Frage willen: Wie wird morgen das Wetter sein, wird es regnen oder wird goldncr Sonnenschein den Tag verherrlichen, an welchem unser deutscher Kaiser seinen Einzug hält? Wie mögen sich da die Blicke von Hnndertlanscndeu geklärt haben, als sic heute früh sahen, daß der erwachende Tag das schönste Hcrbslwelter versprach! Schon frühzeitig begann das Leben i» den Straßen und ans den Plätze». Aus den Bahnhöfen war ein Drängen und Treiben, wie cs nur sein kann, wen» ein nationales Fest in Aussicht steht. Fremde, darunter ganze Vereine, strömten in Masse zu und nur sicheren Fußes war man im Stande, sich noch durch die dichtgedrängte» Massen zu bewegen. Noch einmal durchschritt ich die Fcststraßcn und dabei fand ich nur das bestätigt, was ich oben bereits gesagt, nur erschien mir heute beim Soiincnschcin Alles glorreicher, entzückender, als gestern, Ivo der Himmel alle seine Schlcnßcu geöffnet hatte. Bereits Vormittags r/sll Uhr begab ich mich nach dem Fest- Platze, um mich über die Einrichtung der Tribüne, zu welcher mir M, der Bauverwaltung des Reichsgerichts auf dicsfallsigeu Wunsch eine Karte bereitwilligst zugesändt worden war, zu orientkren. End lich kam die Zeit heran, wo ich zum Beginn der Feier zum Festplatz zurückkehren mußte. Die Reihe» der rothen Sitzplätze hatten sich schon recht gefüllt. Aller Augen richteten sich auf das herrliche Kaiserzelt, mit seinem purpurnen Sammetdache, an der Vorderseite das Neichs- wappen und auf der Spitze die Kaiserkrone. Vor dem Zelt befand sich der Grundstein, vor dem Grundstein die Vorrichtung zur Löthung der Kupferkapsel, in welche die Urkunden re. gelegt werden sollten, die in den Grund vergraben werden» und in der Nähe stand die Red- nertrübine. Hinter derselben erhob sich ein Podium für die Musik und die Gesangvereine. Rechts vom Podium nahm eine Deputation der Studentenschaft in Wichs Ausstellung. V4I Uhr wurde auf den Thürmcn der Stadt geläutet und dadurch verkündet, daß Se. Majestät Kaiser Wilhelm II. auf dem Dresdner Bahnhof angekommen, von seinem väterlichen Freunde, Sr. Majestät König Albert, empfangen worden und die Fahrt durch die Stadt nach dem Festplatze angetrcten Ha, wie klopfte mir das Herz, als der weihevolle Moment immer näher heraurückte, ein Moment, den vielleicht viele Generationen nicht wieder erleben werden. Große nationale Ereignisse haben ja stets eine hehre Gemüthsbcwegung zur Folge, aber nicht immer auch die Weihe, welche der Grundsteinlegung zum Reichsgericht von selbst anhastcte. Während dieser Betrachtung füllte sich auch der Zwischenraum. Hohe Offiziere in Paradeuniform, Ordensritter, die sämmtlichcu Minister Sachsens, der bayrische Buudesbcvollmächtigte und endlich der Vertreter des Herrn Reichskanzlers, Sc. Excellenz Staatsministcr von Bötticher, traten ein. Von der Seite nahmen auch die Beamten des Reichsgerichts Eintritt. Kurz vor 1 Uhr erschien Sc. Excellenz Wirklicher Geheimrath Präsident des Reichsgerichts Or. von Simson, ein Herr, dem das unverbrüchliche Recht, zugleich aber auch die größte Menschenfreundlichkeit a» der Stirn geschrieben steht. Wer diesen hochehrwürdigcn Manu einmal gesehen, der muß zu der Ueberzcugung gelange», daß keinem Würdigeren die Leitung unseres Reichsgerichts in die Hände gelegt werden konnte. Gebückt, aber mit der bewunderungswürdigen Kraft eines im hohen Grciseu- alter stehenden Mannes schritt er daher, des Ernstes des Augenblicks sich vollkommen bewußt. Endlich — ei» Hoch — und Ihre Majestäten Kaiser Wilhelm II. und König Albert kamen augcfahrcn und stiegen hinter dem Zelte aus. Sofort betraten sie das Kaiscrzelt uud ei» donnerndes Hoch war der Gruß der zahlreichen Versammlung. Alle entblößten die Häupter. Da standen, von der Glorie der Sonnen strahlen umgeben, unser Kaiser und König Albert, beide einen kurzen Gedankenaustausch führend. Die Musik, ansgcführt von der Kapelle des in Leipzig garni- sonircndcn Infanterieregiments Nr. 107, blies eine Fanfare. Darauf sangen die versammelten Gesangvereine unter der Leitung des Herrn Prof. Ncinicke: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre". Sc. Majestät Kaiser Wilhelm II. crthcilte nach dem Gesänge dem Vertreter des Reichskanzlers die Erlaubnis;, die zur Versenkung in den Grundstein bestimmte Urkunde zu verlesen. Dieselbe ist datirt vom 27. Octobcr d. I. Außer der Urkunde wurden in den Grundstein gelegt: 1. das Gerichtsverfassungsgesetz vom 27. Januar 1877 88 12, 125 bis 127, 132 bis 141, 8 143 Nr. 1, 88 14», 150; 2. das Gesetz über den Sitz des Reichsgerichts vom 11. April 1877; 3. das Handbuch für das Deutsche Reich ans das Jahr 1888; 4. die Baugeschichtc des Rcichsgcrichtsgcbäudes; 5. ein Plan der Stadt Leipzig; 6. ein voll ständiger Satz der Neichsmünzcu, zusammcngestcllt aus Prägungen aller deutschen Münzstätten. Sobald die Einsenknng der dazu be stimmten Kapsel in die Vertiefung des Steines begann, spielte die Musik. Ihre Majestäten der Kaiser und der König von Sachsen be gaben Allcrhöchstsich sodann in Begleitung der anwesenden Höchsten Herrschaften nach der Stelle des Grundsteins. Der königlich bayerische stimmführende Bevollmächtigte znm Bnndcsrath überreichte unter einer Ansprache Seiner Majestät dem Kaiser die Kelle. Seine Majestät warsen von dem bcrcilgehaltcncu Mörtel auf den Stein. Meister des Maurer- und Steinmetz-Gewerks setzten das Vcrschlnß- stück auf. Der erste Vice Präsident des Reichstags überreichte unter einer Ansprache Seiner Majestät den Hammer. Seine Majestät der Kaiser, danach Seine Majestät der König von Sachsen, sowie die anwesenden Höchsten Herrschaften vollzogen die drei Hammcrschläge, sodann: der Vertreter des Reichskanzlers, die stimmführcndcn Be vollmächtigten zum Bnndcsrath, die Viee-Präsidenlcn des Reichstags, die Justizministcr der Bundesstaaten, die Chefs der Reichsümlcr, der Präsident des Reichsgerichts, der Obcr-Reichsanwalt, der Ober bürgermeister von Leipzig, der Vertreter der Nechtsanwaltschast beim Reichsgericht, die Mitglieder dcr Kommission für die Errichtung des Rcichsgerichtzgebüudcs und die beiden Architekten des Baues. Nach den Hammcrschlägcu Ihrer Majestäten sicl die Musik ein. Kaiser Wilhelm vollzog den Hammcrschlag mit den Worten: „Zur Ehre des allmächtigen Gottes und zum Schutze unseres Rechts." Die Worte Sr. Majestät deS Königs Albert und die Rede Sr. Excellenz deS Ncichsgcrichtspräsidcntcn Or. von Simson ver mochte ich nicht zu verstehe», Herr Superintendent Pank sprach über die Freiheit und Ein heit des dentschrn Volks und erflehte zu dem Werke den himmlischen Segen. Das Gebet vollzog der Geistliche und die versammelte Ge meinde mit entblößten Häuptern. Am Schlüsse seiner Rede brachte Sc. Excellenz Reichsgerichts- Präsident I)r. von Simson ein Hoch auf Sc. Majestät Kaiser Wilhelm und Sc. Majestät König Albert aus, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. Hierauf wurde mit Musikbegleitung „Heil Dir im Siegerkranz" gesungen, und dann war die hochinteressante Feier zu Ende. Die Majestäten fuhren nunmehr nach dem Gewandhaus, wo selbst das von Sr. Maj. König Albert gegebene Dejeuner eingenommen wurde. Hierauf erfolgte die Abfahrt Sr. Maj. des Kaisers vom bayeri schen Bahnhof aus. Ich behalte mir vor, nachträglich noch an anderer Stelle über Verschiedenes zu berichte», was ich gesehen und gehört, doch will ich zum Schluß bemerken, daß Se. Maj. Kaiser Wilhelm II. zwar blaß, aber in der Fülle voller Manneskrast erscheint. Sein Antlitz ist ernst, aber doch glitt bei der Unterhaltung mit Sr. Maj. dem König Albert einmal ein Lächeln, ein strahlendes Lächeln über sein Gesicht und ich bin fest überzeugt, dieses holde Lächeln, cs war, es bedeutete die Freude über Deutschlands Freiheit und Einigkeit. Sächsisches. — Bnttcrpreise von voriger Woche. Bautzen M. 2.00 b/s 2.20; Chemnitz M. 2.00—2.70; Löban M. 1.70—1.90; Reichen bach M. 2.38—2.04; Großenhain M. 2.10—2.32; Leisnig M. 2.30 bis 2.40; Rvßwein M. 2.48—2.56. — Dresden. In dem Strafprozeß gegen die Dresdner Ge- trcidehändlcr Gebrüder Heller hat das Reichsgericht das letzte Wort gesprochen: Es hat das Urtheil der vorhcrgcgangcncn Instanzen, welches die Gebrüder Heller wegen Steuerhinterziehung zu einer Strafe von nahezu einer halben Million Mark verurtheilte, in vollem Umfange bestätigt. — Leipzig, 30. Oktober. Dem Vernehmen nach ist vom Kaiser Herrn Oberbürgermeister Vr. Georg! der Roths Adler-' orden zweiter Klasse verliehen worden. — Zwickau, 30.Octobcr. Der 33 Jahre alte ledige Dienst- knecht Georg Schcerbaum aus Bayreuth, welcher hier in Diensten stand, war gestern beauftragt, eine Fuhre Pflaumen von Altcnbnrg nach hier zu bringe». Als derselbe die Stiaßc nach Weissenborn hcreinfuhr, ist nun zweifellos Schcerbaum, welcher in der Schoßkelle gesessen, vom Wagen gefallen und so unglücklich zu liegen gekommen, daß ihm das Rad über den Kopf gegangen ist, was seinen augen blicklichen Tod herbciführte. Die Pferde sind nun ohne Führer weiter gefahren, bis sie endlich ohnwcit des Winter'schen Gasthoss de» Wagen in den Straßengraben warfen und stehen blieben. Zunächst wurde das führerlose Geschirr gefunden, bis endlich beim Suchen einige hundert Schritt zurück auch der verunglückte Schcerbaum gefunden wurde. — Ehrenfriedersdorf, 30. Oktober. Gestern wurde ein ans Obcrschlesicn gebürtiges, hier in Stellung befindliches Dienst mädchen zur Haft gebracht, da es seiner Herrschaft ans einem ver schlossenen Koffer die Summe von 150 Mark gestohlen hatte. Dieser weibliche Langfinger hatte von dem entwendeten Gcldc bereits für 23 Mark Gvldschmnck in Thum gekauft, sowie auch sonstige Ausgaben gemacht, den» man fand bei der aus Veranlassung dcr hiesigen Polizeibehörde in Thum erfolgten Festnahme nur noch 120 Mark in baar bei ihr vor. — N. Fallend ach. Der seit dem 12. Octobcr vom elter lichen Felde entwichene Wirlhschaflsgehilfe Carl Schaarschmidt blieb trotz allem Suchen und Forschen spurlos verschwunden. Am 28. Octobcr nun unternahm die hiesige Feuerwehr eine gründliche Untersuchung der Umgegend und hierbei gelang es ihr, de» Ver mißte» als Leiche im Zschopanslnsse, oberhalb der Acticnspinncrci Himmelsmühle (Ortstheil Falkenbach) zu finden. Das Motiv zur traurigen That ist unbekannt. — Uebcr den in der Nacht zum 30. Octobcr in Falke »an bei Flvha stattgehabten Brand berichtet das „Oed. Wchbl.": Gegen 1 Uhr Morgens brach in der zum Anwesen der Gutsbesitzer Nestler und Mauersbergcr gehörigen Scheune Feuer aus. Durch den herrschen den starken Wind äußerst begünstigt, stand bald das ganze Gebäude in Flammen und fielen alle in derselben befindlichen Erntevorrüthe, n. A. für ca. 300 Mk. Flachs, und Erntegeräthe dem verheerenden Elemente zum Opfer; vier Schweine verbrannten ebenfalls mit. Plötzlich, als die Feuerwehr i» voller Thätigkeit war, entstand durch das vom Winde fortgetriebene Flugfcucr im Gute des Gemeindevor lands Lange ebenfalls Feuer und äscherte das ganze Anwesen (Wohn haus, Seitengebäude, Stall und Scheune) bis auf die Umfassungs mauern ein. Dem Besitzer konnte fast gar nichts gerettet werden, ebenfalls kamen zwei in dem Gute wohnende Miethsparteicn uni ihre sämmtliche Habe. Wie groß die durch das Feuer verursachte Gluth gewesen ist, geht daraus hervor, daß der Dachstuhl der in einiger Entfernung gelegenen sogen. Kaserne, sowie derjenige vom Wohnhaus des Restaurateurs Kempe Feuer fing, welches aber recht zeitig, ehe es weiter um sich greifen konnte, gelöscht wurde. Von den Kalamitoscn haben Nestler und Lange wenig, Mauersberger dem Vernehmen nach gar nichts versichert. Durch den intensiven Schein war das Feuer weithin sichtbar und waren am Brandplatze die Feuer wehren von Gückclsberg, Flöha, Plaue, Grünberg, Oederan und Schellenberg erschienen. — Leider kam der Feuerwehrmann Eichler beim Spritzentransport zu Fall, wurde von den Rädern der Spritze eine Strecke weit geschleift und derart verletzt, daß er in seine Wohn ung transporlirt werden mußte. — Siegmar. Am 30. Octobcr früh nach 5 Uhr brannte die in der Nähe der Pelzmühle gelegene Ziegelei nieder. Die Frciw. Feuerwehren dcr Umgegend bemühten sich mit Erfolg, die Pelzmühle zu schützen. PI—. S ch vnan, 1. November. Gestern Abend veranstaltete dcr hiesige Ortsverein der Ansässigen in Zinn's Gasthaus eine Abend- Unterhaltung, deren Einnahme zum Besten eines Schulfestes gestiftet wurde. Die Veranstaltung war sehr zahlreich besucht, bot Mannig faches an Unterhaltung und wurde durch ein vierhäudigcs Piano- fortcspiel dcr Herren Lehrer Fickel eröffnet. Dann folgte Sopransolo (Fräulein Elise Rups), „Schwcizerpillcn" und „Wir sind froh", komische Duetts (Gebrüder Lorenz), „Heimkehr" und „Wir Deutsche fürchten Gott", Männerchor (Ortsvereiu der Ansässigen), „Blaue Blümlcin", Zithervvrtrag (Zitherclub), „Unglückliche Liebe", Couplet (Herr Albin Tauscher) und den Schluß bildete das Auftreten der Kameruner Hof-Musikkapelle (Mitglieder des Ortsvereins der An sässigen), welches die Lachmuskelu auf's Aeußcrste spannte. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Die »reimt->oNc> ei Vieltes «eres» ersucht. »US wichtige Begebenheit-» giUiga »ittNithelleii. Cüemnitz, de» 1- November. — Im Verein für Chemnitzer Geschichte hielt am 30. October Herr vr. Uhle einen Vortrag über „Erbhnldignngcn dcr Stadt Chemnitz." Lokal: Saal dcr „Börse". Es war dies für den Geschichtsfrennd überhaupt wie im Besonderen namentlich für Liebhaber dcr Geschichte von Chemnitz ein sehr interessanter Gegenstand. Man durste sich daher mit Recht darüber ver wundern, daß verhältnißmäßig nnr wenige Hörer erschienen waren. Stand doch das Lokal außer den Mitgliedern des Vereins auch Gästen offen. Es ist zwar hinreichend bekannt, daß man geschichtliche Vortragsthemen in der Regel z» denen zählt, welche der Mehrzahl des Publikums als „zu trocken" erscheinen und daher gemicdcu werden; allein der speziell lokale Charakter des in Rede stehenden Vortrages Hütte immerhin ein allgemeineres Interesse voranssetzcn lasse». Herr Vr. Uhle hatte mit sichtbarem Flcißc ein reiches Material mühsam zusammcngclragcn und in anziehender, klarer Form bear beitet, sodaß man seinen AnSführnngcn mit vielem Interesse folgte und dem Redner am Schlüsse den ihm gebührenden Beisall in reichem Maße zollte.— Dcr Gegenstand des Vortrages selbst sei hier nur in allgemeinen Umrissen gezeichnet. Unter dem Begriffe „Erbhuldigung" hat man eine Rechtshandlung zu verstehen: die Ableistung des Eides der Treue seitens dcr Bürger einer Stadt rcsp. dcr angesessenen Glieder einer Landgemeinde einem zur Regierung gelangten Landesfürstcn gegenüber. Man unterschied hierbei Eventual- und Leibgedinge-Huldignng. Hinsichtlich der Veranstaltung des Hnldigungsaktcs traten im Laufe dcr Jahrhunderte verschiedene Wandlungen ein. Bis zum 16. Jahrhundert erschienen in dcr Regel die zur Regierung gelangten Landesherren in Chemnitz wie in allen größeren Städten selbst, um die Huldigung der Bürger von Chemnitz wie dcr Nachbarstädte und der zwischcnliegendcn Ortschaften entgegcnzunchmen. Später erschienen meist statt des Landcsherrn hierzu beauftragte Commissarc. Im 18. Jahrhundert (k733) aber trat insofern wieder eine bedeutende Aendcrnng ein, als die Chemnitzer Bürgerschaft aus kurfürstlichen Befehl zur Ableistung der Erbhuldigung »ach Frciberg beordert wnrdc. Weil cs dem Kurfürsten nicht gefiel, nach Chemnitz zu kommen, mußte» 1118 Chemnitzer Bürger und 36 ansässige Wittwen die damals beschwerliche Reise nach Frciberg cnitrcten, um dein neuen Landcs herrn den Eid dcr Treue abzulcgcn. Welche Ironie auf die sog. gute alte Zeit! Selbstverständlich mar man in Chemnitz höchlichst verwundert über die gestellte Znunithnng und dcr Rath erhob in einem an die Regierung gerich teten Schreiben gerechte Bedenken, da cs doch nicht räthlich erscheine, die Stadt aus mehrere Tage des Kerns dcr männlichen Bewohner zu entblößen, z. B. wegen Feuersgefahr rc. Aber die Regierung war nicht geneigt, von ihrem Beschlüsse abzngchcn Nach langem Zögern willigte sie endlich nnr insoweit in eine Abänderung ihres Beschlusses, daß nnr äußerst unabkömmliche Bürger, 288 an Zahl, Zurückbleiben dursten. Im Jahre 1766, beim Regierungsantritt Friedrich Angnst's „des Gerechten", wiederholte sich diese höchst lästige Form der Erbhuldigung. Es mußte» gegen 1500 Chemnitzer Bürger zu diesem Zwecke nach Frciberg wandern. Die letzte Erbhuldigung erfolgte beim Re- gicrnngsantritte König Anton's im Jahre 1827. Doch trat hierbei insofern eine wesentliche Erleichterung ein, als auf Befehl dieses Königs nur in Dres den, Leipzig, Frciberg und Plauen der Huldigungsakt vollzogen wurde und die übrigen Städte bcz. Orte nur Vertreter hierzu abznordnen hatten. Zu den beträchtlichen Kosten, welche diese Erbhnldignngcn de» Gemeinden an und für sich verursachten, kamen noch solche für ansehnliche Geschenke, welche hier- bei den Fürsten resp. den Conimissaren und deren Personal dargebracht wurden. — Nach diesen den Gegenstand im Allgemeinen behandelnden Dar legungen gab Herr Vr. Uhle im Besonderen eine eingehende Schilderung deS Cercmoniells, welche? bei dergleichen Erbhuldigungen beobachtet wurde resp wie man cs speziell im Jahre 1692 in Chemnitz handhabte. Man getraust hieraus die Kleinigkeltsk —ed. 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