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Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188811044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881104
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881104
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-04
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.11.1888
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2. Beilage zu Skr. LS8. Sonntag,4.November 1888. 8. Jahrgang. rSchsifcher Landes-Anzeigee Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstratze 5. Sächsisches. — Verleihungen. Reichsgerichtsralh Or. Gallciikamp in Leipzig erhielt den Stern zuin Rothen Adlerordcn 2. Cl. mit Eichenlaub, Neichsgerichtsrath Schwarz ebendaselbst de» Rothen Adlerordcn 2. Cl. — Das vom König Albert eigens für Feuerwehr männer gestiftete goldene Ehrenzeichen wurde dem Gründer und Commandantcn der Feuerwehr in Taucha, Herrn Kaufmann O. Breitenborn, verliehe». — Dresden. Welche Vorsicht beim Umgang mit Hunden angcwendct werden muß, zeigt wieder ein Vorfall, der sich hier ereignete. Der Inhaber von Schack s Bierhallc in der Wilsdrusfer- strasze daselbst besitzt einen großen Hund, der wegen seiner harmlosen Zutraulichkeit von allen Gästen wohl gelitten war. Herr Sch. hatte nun die recht tadelnswerthe Gewohnheit, seinen Hund auf seinem Bett schlafen zu lassen. In genannter Nacht sollte er hierfür insofern gestraft werden, als der Hund plötzlich seinen schlasenden Herrn in's Gesicht, unter dem Auge, und in den Hals biß. Wäre der Biß ins Gesicht ein klein wenig höher gegangen, wäre cs um das Auge des Herrn Sch. geschehen gewesen. Die thierärztliche Untersuchung hat ergebe», daß der Hund vollkommen gesund ist und die That wahrscheinlich infolge eines bösen Traumes begangen hat. — Leipzig, 2. November. Mit uugetheiltcr Freude ist die Mittheilung ausgenommen worden, daß von Seiten des Rathcs die prächtige Decorativn ans Anlaß der Anwesenheit der allerhöchsten Herrschaften in unserer Stadt »och bis einschließlich Sonntag erhalten bleiben soll. Dies hat zur Folge gehabt, daß nun auch die von anderer Seite hergestellteu Dccorationen, mit deren Beseitigung man auf einzelnen Stellen schon gestern beginnen wollte, ebenfalls bestehen bleiben und dadurch namentlich vielen Auswärtigen, denen am Fest tage ein Besuch in Leipzig nicht möglich war, Gelegenheit geboten wird, den herrlichen Schmuck noch nachträglich in Augenschein nehmen zu können. — Leipzig, 2. November. Ein schrecklicher Vorgang hat sich heute Morgen in der Wohnung der Marschnerstraße abge spielt. Daselbst hielt sich seit einigen Tagen eine Kaufmannsehefra», deren Ehemann mit zwei Kindern nach Amerika ausgcwandcrt war und sich als Farmer dort niedergelassen hatte, zum Besuch bei Ver wandten ans. Sw selbst lebte mit ihren zwei anderen Kindern in Nabenstesn bei Chemnitz und mochte Wohl die Hoffnung hegen, später ihrem Mann nach Amerika nachzufolgcn und dorselbst die Familie wieder zu vereinigen. Da traf sie hier das Gerücht, daß ihr Ehemann inzwischen in Amerika sich wieder verhcirathct habe, ein Umstand, der die unglückliche Frau zur Verzweiflung gebracht und zu dem Entschluß, ihrem Leben ein Ende zu machen, getrieben haben mag. Man fand sie heute Morgen mit durchschnittener Kehle in ihrem Zimmer entseelt auf, neben sich ein haarscharfes Rasir- mcsser, womit sie die grausige That verübt hatte. - -7- Neuhause». Aus dem Nachbarorte Göhren jenseits der Grenze kommt die Nachricht von einer frechen Räuberei. Eine Dicbesbaüde brach in einer der jüngsten Nächte dort zunächst ins Schulhaus ein und versuchte dann auch noch die Kirche auszuraube». Der Pfarrer, der verdächtiges Geräusch gehört, gab einen Schuß ab. Als Antwort hierauf kam sofort eine ganze Salve Schüsse, worauf die Räuber indes; cs vorzogen, das Weite zu suchen. — Adorf. Am Donnerstag Mittag wurde bei den Her stellungsarbeiten der Umfassungsmauer der hiesigen Frohnfeste der Maurer Weller aus Sohl bei Bad Elster, welcher, wie verlautet, der einzige Sohn seiner Wern, durch eine» über 2 Centn« schweren herabfallendcu Stein getödtet. Der Psarr-Heinrich. Novelle von Theodor Winkler. I. Nachdruck verboten. Es war zu jener Jahreszeit, von der das Volk sagt, daß IN ihr der Säst in best Trauben koche. Auf den Rebcngcländen zur Rechten und Linken der breiten Landstraße, welche den Gau durch- schncidet, lag die Gluth der Sonne des heißen Augustmonats und die schlanken Pappeln, welche den Weg säumten, vermochten den Mühsam dahinschreitenden Wandersmann nur wenig vor ihren sengeu- idcn Strahlen zu schützen. Wiederholt blieb er stehen, trocknete sich den Schweiß von der Stirn und blickte sehnsüchtig die Straße ent lang, soweit sein Auge trug, ob er nicht in der Ferne einen Wagen bemerke, der ihn zur Fortsetzung seiner Reise aufnehmcn könne. Denn seit den frühesten Morgenstunden war er bereits unterwegs und es war schon Nachmittags und das Ziel seiner Wanderung noch weit. Dazu hatte die Feldflasche, welche ihm an der Seite hing, keine» Tropfen mehr, seinen brennenden Durst zu löschen, und das Wirthshaus, welches einige hundert Schritte weit an der Landstraße lag, versprach ihm kein Asyl, da nicht ein Kreuzer mehr in seiner Tasche zu finden war. Mißmuthig sprang er über den Chausscegraben, durchschritt ein Stück der daran grenzenden Wiese und warf sich unter einem Busch nieder, der seine blätterreichen Zweige ihm einladend entgcgenstrcckte. Das Täschchen, welches er an der Seite getragen, hatte er sich unter den Kopf geschoben, den Wanderstab neben sich in die Erde gespießt und den kleinen Strohhnt darauf gesteckt. So lag er behaglich da- hingcstrcckt und blickte hinauf in die wolkenlose Bläue des Himmels, während seine Gedanken hinausflvgen in die Ferne, welche er heute noch zu erreichen gedachte. Ein kleines Dorf tauchte vor seinen Blicken auf mit wenigen Häusern und Höfen, überragt vom alten bemoosten Kirchthurm, dessen Glockengeläute er über die Berge herüber zu hören meinte, und umgrenzt von hohen Felsen und grünen Waldbänmen, ihm so wohlbekannt, daß er jeden einzelnen hätte malen können. Und drinnen im Dorf sah er den Weg sich hinschlängcln zwischen den Bauernhöfen und hörte den Bach rauschen, der hinter den Häusern hinlief, und das lustige Schreien und Rufen der Buben ;znd Mädchen, die er nirgends so srisch und fröhlich gefunden, als hier in den Bergen. Und er wandelte im Geiste den Weg hinauf nach dem freundlichen Pfarrhaus, dessen Wände das Grün der Reben bedeckte, und aus dessen Fenstern liebe Gesichter ihm cntgegcnwinkten zum herzlichen Willkommen. Das war ein Bild der Eripnerung ans alter, längst verwichen« Zeit. Manch Jahr war darüber hin gegangen und hatte mittlerweile so manches verändert, so vieles in's Gegentheil verkehrt — nicht draußen im Dörfchen allein, wo jetzt seine Phantasie sich erging, auch in ihm selber, der er einst-zu den Angehörigen des Dorfes, zu den Bewohnern des schmucken Pfarr hauses gezählt hatte, und jetzt nur mit innerem Widerstreben in dasselbe zurückkehrte. Statt der heitern Gesichter erwarteten ihn nun ein frisches Grab und weinende Gesichter und eine Mutter mit vielleicht thränenlosen, aber um so vorwurfsvolleren Blicken. Bei LL» Gedanken an letztere zuckte cs schmerzlich um seme Miindwmkel, — In Steinhübel-Seiffen b. Sayda brannte am 31. Oct. Abends das dem Holzdrcchsler Otto Friedrich Häm'g gehörige Wohn haus ab. Das Feuer soll durch die Unvorsichtigkeit eines Kindes entstanden sein. — Annab erg. Der am Mittwoch Morgen 9 Uhr 7 Min. von hier »ach Chemnitz abgcgangcne Personenzug hat in dem Ein schnitte unweit der Weißbrücke eine Kuh to.dtgesahreii, welche sich ans das Gleis verirrt hatte. Die Kuh gehörte dem Gutspachter R. in Frohnau. — Reichend ach. In der am 30. Octob« stattgefundenen Stadtvcrordnctensitznng wurde der Bau eines Schlachthauses endgiltig beschlossen. Innerhalb von zwei Jahren muß dasselbe fertig sein. 0—. Gornsdorf. Am Montag Mittag wnrde die hiesige Frciw. Feuerwehr wegen eines in einem Nachbarorte ausgebrocheuen Feuers alarmirt. Obgleich die Mannschaft schnellstens mit ihrer Spritze bcrcitstand, so gelaugte die Feuerwehr doch nicht zum Aus rücken, indem leider die Einspannuug —- ohne bekannten Grund — auf sich warten ließ. Daß natürlich derartige unliebsame Vorkomm nisse nicht gerade die beste Stimmung bei den Feüerwehrmitgliedcrn Hervorrufen, dürfte nicht befremdlich erscheinen. Ueberhanpt wäre es sehr erwünscht, wenn für die Freilv. Feuerwehr durch Zutritt neuer Mitglieder mehr Zuneigung gezeigt würde, als es bisher voy Seiten vieler Ortsbewohner der Fall gewesen ist, da ja die Thätigkcit des Feuerwehrmanns der Allgemeinheit gilt, für welche er Zell und Mühe opfert und in der Stunde der Gefahr, Nachtruhe oder Arbeit verlassend, jedem Wetter ausgesetzt, seinem Nächsten zu Hilfe eilt. Denn für einen Ort von gegen 2000 Einwohnern, wo eine andere geregelte Feuerwehr nicht besteht, ist eine Frciw. Feuerwehr von 25 Mann doch etwas zu gering. Welchen Nutze» aber auch außer dem eine orgauisirte Freiw. Feuerwehr für eine Gemeinde selbst mit sich bringt, geht daraus hervor, daß belr. Gemeinde zur Feuerlösch kasse 2 °/o mehr Geld« erhält als eine Gemeinde ohne eine organi- sirte Feuerwehr. Schließlich möchte aber auch der Wunsch ausge sprochen werden, daß auch Jene, denen cs die Feuerwehr in ihrer Dienstbereitschaft niemals recht machen kann, endlich einmal bedenken möchten, daß nichts auf Erden vollkommen ist. — Am Kirchweih- Dienstag Nachmittag hielt diehiesige Freiw. Feuerwehr ihre diesjährige Hanptübung an dem zur Verfügung gestellten früheren Ncstaurations- gcbände des Herrn Förster ab. Nachdem zuvor die seitens des Ge- meiuderathcö der Freiw. Feuerwehr zubeorderten und bestellten circa 40 Hilfsdruckmannschaften durch den Gcmeindcvorstand auf ihre Dienstpflicht aufmerksam gemacht, auch der Stellvertreter des Haupt manns der Freilv. Feuerwehr die Hilssdruckmannschaftcn auf die Ordnung und Disciplin, denen sie sich zu unterwerfen Habe», hinge- wiescn, und die Einteilung der Mannschaften in Züge und Ab teilungen vorgenommcn, wurde hierauf die planmäßige Hauptübung ausgeführt, welche in Gegenwart dys Herrn Gemeiudevorstandcs, sowie des Herrn Feucrlöschdirigentcn in best« und exactester Weise verlief. ' — Meerane. Am Reformationsfeste durcheilte unsere Stadt die Kunde von einem schrecklichen Mord und Selbstmordver such. Die in hiesiger Heinrichstraße wohnhaften Eheleute Engel mann verloren in den letzten Tagen ein 2 jähriges Kind durch Dyph- tcritis. Am Mittwoch früh nun halten beide Gatten die Leiche ihres kleinen Lieblings in der Leichenhalle gesehen, was die Frau so furcht bar erregte, daß sie beschloß, auch ihrem und ihres zweiten Kindes Leben ein Ende zu machen. Während Herr Engelmann Nachmittags bei einer Familienfeier seinem Gewerbe als Musiker nachging, schloß die Frau sich zu Hause ein und überließ sich ganz ihrer Verzweiflung er sah die grauen Fäden, die bereits reichlich ihr schwarzes Haar durchzogen, und er mußte sich sagen, daß er au keinem nicht ganz ohne Schuld sei. . . Plötzlich griff er nach der Brnsttasche seines Rockes, zog einen Brief hervor, breitete ihn vor sich ans den Nasen, stützte den Kopf auf den einen Arm und las: Lieber Neffe! Ich gestehe Dir frei und offen, daß mir diese Ueberschrift an .Dich schwer fällt. Es darf Tsich dgs auch nicht wundern. Ein Mensch, der zu seiner Familie eine solche Stellung ejunimmt, wie Du, hat keinen Anspruch auf Achtung und Liebe. Daß Tein Vater aus Gram und Kummer über Dich zu, Grunde gegangen, weißt Du, und daß Deine Mutter und Geschwister vergebens in Dir den Er nährer suchen, mußt Tu Dir zu Deiner Schande selbst gestehen. Ich habe Deinem Vater auf dem Todlcnbett versprochen, mich seiner Wittwe und Waisen anzunehmen; diesem Gelöbuiß hast Du es zu danken, daß ich meine Verachtung überwinde und an Dich schreibe und Dir einen Vorschlag mache, den Tu anuchmeu magst oder nicht, je nachdem es Dir beliebt. Jedenfalls will ich dem Worte gerecht werden, das ich Deinem seligen. Vater im Sterben gegeben, und dyrum erkläre ich Dir hiermit folgendes: Ich bin bereit, es mit Dir zu versuchen und Dich in meiner Kanzlei cinzustellen unter zweierlei Bedingungen; einmal, daß Tn vün dem Gehalt, was ich Dir anweise, nur ein Drittel für Dich, die beiden andern Drittel zur Tilgung Deiner Schulden verwendest, und zweitens, daß Du sofort in das Haus Deiner Mutter zürückkehrst und schriftlich ans jeden Anspruch an die Hinterlassenschaft Deines seligen Vaters Ver zicht leistest. Erklärungen über diese Forderungen sind Dir gegen über nicht nöthig. Deine Mutter wird mich davon in Kcnntniß setzen^ wie ihr Sohn diesen Brief anfgenommcu hat und ob ich Dir den in meinem Bureau Dir zugedachten Platz cinräumen kann oder nicht. Grünthal, if August 1P.**, Dein Onkel Ferdinand von Samswcgen. Immer mehr hatte er sich in den Inhalt vertieft, von Zeile zu Zeile' lvüchs seine Erregung es war' ihm, als wären aste seine Gefühle geknebelt und gebunden gewesen und nun auf einmal los gelassen; er begriff nicht, wie nur Alles so haste kommen können. Da war's,' als hörte er auf eipmÄ Schritte hinter sich. Erschrocken wandte er sich mir und sah einen Bauer den Feldweg daher und, wie es schien, g«qde auf ihn zukommen. Hetzt erst hielt er Umschau und gewahrte, daß ein Fußsteig hart an seinein Ruhcplätzchen vor überlief. ! ,Ef. besann sich, einen Augenblick, steckte dann den Brief ruhig in die Tasche nn§ nahm schic alte behagliche Stellung wieder ein, den 'Kopf in's Gras gedrückt und die Äugen gen Himmel gerichtet. Ass bist Bauer HLrüngekommen war, blixb er stehest, betrachtete sich deli'Dallegendest und schien verwundert, finen Mann, den er trotz seines ctwäs derangirtcn Anzugs für einen Städte'! halten mußte, A wnshrnchslos im freien Feld liegen zu seheis. Seine Neu gier stieg allf's Höchste, als der Fremde von ihm gar keine Notiz nehmen wollt«. > D i 1>, „Heiß Wettest heutl" rief er, zu dem AuSgeftreckten gewendet. «DA.amEZdenoih was Nasses!" Gegen 4 Uhr hörten Nachbarleute aus dem betreffenden Zimmer Geräusche dringen, welche ihre Aufmerksamkeit erregten; sie versuchten in has 'verschlossene Gemach zu gelangen uüd als ihnen das endlich geglückt war, kaiücn sie gerade dazu, als die Frau Engelmann in Folge von Beilhieben, welche sie sich selbst vor die Stirn versetzte, bewußtlos züsammenbrach. Aber des Grauenhaften noch nicht genug, lag daneben die Leiche des einjährigen Kindes, welchem die Mutter in ihrer Raserei den Hals mittelst eines Wiegenmessers fast voll ständig durchgeschnittcn hatte; wie sich dann herausstellte, hatte sie hierauf versucht, mit demselben Messer sich selbst den Hals abzuschnei den, doch war ihr das nur insofern gelungen, als sie sich die Luft röhre und die Halsmuskeln durch trennte, die Gefäße indeß nicht ver letzte. Nachdem ärztliche Hilfe hinzugezogen war, wurde die Frau, mit Nothverband versehen, in das Krankenhaus befördert, wo eS heute Morgen dey behandelnden Aerzten gelang, die zerschnittene Luft röhre zu vernähen, so daß man, trotz dieser anscheinend lebensgefähr lichen Wunde und Obgleich die Schädeldecke au der Stirn durch die Beil- Hiebe vollständig bwsgelegt worden und ungeheurer Blutverlust «»getre ten war, hofft, die Frau am Leben zu «halten. Als man nach Entdeckung der That Herrn Engelmann aus der Gesellschaft, wo er eben zum Tanz äusspielte, nach Hause holte, war er beim Anblick des furcht baren Dramas, welches sich in seiner Familie abgespielt hatte, seelisch vollständig gebrochen, so daß auch er den Versuch machen wollte, sich ein Leids anznthun. Doch gelang cs endlich, den unglücklichen Galten und Vater zu beruhigen. Die Frau dagegen soll auch heute Morgen im Krankenhause noch wiederholt versucht haben, ihren Selbstmord zu vollenden, so daß sie aus's Strengste bewacht werden muß. — Pegau, 2. Nov. Von schwerem Leide wurde am 31. v.M. die Tepel'sche Familie in dem preußischen Nachbarorte Werbe» hcimgesucht. Beim Sieden von Pflaumenmus fiel das dreijährige Söhnchen derselben in ei» mit kochendem Muß gefülltes Gefäß und verbrannte sich dabei derartig, daß cs Tags darauf seinen qualvollen Schmerzen erlegen ist. — Stollberg. Am Reformationstage verunglückte bei der Arbeit auf dem herrschaftlichen Schach te zu Oelsnitz der Bergarbeiter Reuth« aus Stollberg. Der schwer Verletzte wurde mittels des Siechkorbes in das Städtkrankenhaus zu Stollberg übergeführt. — Limb ach. In der vom hiesigen Kirchenvorstande bean tragten Auspfarrung des Dorfes Obcrfrohna aus der Parochie Limbach trat der Rath den auf Befürwortung dieser Auspfarrung gerichteten Beschlüssen der Coinspektionen und im Hinblick auf die Erklärungen der königl. Snperintendcntur Chemnitz bei, da die be antragte Auspfarrung als im beiderseitigen Hnteresse liegend zu erachten, anhercrseitZ aber die Gemeinde Obcrfrohna für größ genug und als hinreichend vermögend zur Unterhaltung eine? «gelten Geistlichen anzusehen ist. ^ ? -s- Hartmannsdorf, 2. Nov. Gestern Vormittag verun glückten im hiesigen Rathsbrnchx 2 Steiitbrecher dadurch, daß sich ein Schuß entlud, während dieselbe;; noch mit dessen Ladung beschäf- I ügt wären. Beide mußten ins hiesige Krankenhaus übergeführt werdest, ! und soll leider die Verwundung des einen, eines schon seit langer Zeit hier aufhältlichen Italieners, eine derartige sein, daß der Verlust des. Augenlichts zu befürchten ist. Der Umstand, daß wir schon nichrmtzls in bie Nothsvendigkeit versetzt wurden, derartige unglückliche Vorkymmnisse berichten zu müssen, scheint doch darauf hinzüweisen, daß seitens der Arbeiter beim Laden der Bohrlöcher die nöthige Vorsicht außer Acht gelassen wird. .K... X Altendorf, 2. November. Heute Abend, kurz vor'halb 6 Uhr,, ertönte seit dem Bestehest unseres neuen Gotteshauses zum ersten Male das Stnrlngeläute. Es brannte das Riugofengebäude '.istann sein," entgegnese der Angeredete nach einer Weile, warf dem Sprecher, sich halb emstorhebend, einen flüchtigen Blick zu und fiel in seine aste Lage zurück. „Wo soll's denn noch zu, wenn's erlaubt ist, zu fragen?" forschte er neugierig weiter. Wieder verstrich eine Weile, ehe aus dem Grase Antwort zu rückkam.. „Noch weit," verlautete es endlich, „oder auch nicht, je nachdem es mir gefällt und dem Wetter." „So? Dann wird die Reise nicht mehr viel Stiefclsohlen kosten. Hinter';» Berg steht das Wetter pechschwarz und durch die Pappeln 'treicht schon der Wind!" Abermals trat eine Pause ein. Der Fremde schien gar wenig zur Unterhaltung aufgelegt. „Führt Euer Weg üb« Schwalbenheim oder droben über Rains dorf?" „Bon Nainsdorf komm ich und nach Schwalbenheim will ich I" „Das paßt mir grade. Zu Zweien geht sich der Weg leichter, ich muß auch dorthin; wenn's beliebt, gehen wir mitsammen." Wie vom Schlage getroffen, schnellte der Fremde nach diesen Worten vom Boden empor, drückte seinen Hut auf den »Scheitel, ergriff den Stock und das Bündel und sagte: > „Wenn's beliebt, Erlmüller, kann die Reife losgchen, ich bi» marschbereit." Der Angcredcte blieb wie versteinert stehen. „Potz Mohrcnclement, woher kennen Sie mich?" Jener lachte laut auf. „Wie kommt's, daß Ihr mich nicht mehr kennt?" möchte ich lieber fragen." Ist Euch der Pfarr-Heinrich so aus dem Gedächtniß geschwunden? Ja, zieht nur ein langes Gesicht und entsetzt Euch! Ich hin's und kein anoercr. Ich wußte wohl, daß Ihr in Schrecken und Verlegenheit gerathen würdet, wenn Ihr mich erkenntet, daher mocht' ich anfangs nicht auf Euer Gespräch eingchen. Der Erlen- müllcr und der Pfarr-Hcinrich von Schwalbenheim! Ha, ha, ha! Das ganze Dorf gcräth in Aufruhr, wenn wir zusammen einzichen!" Der Bauer stand noch immer verdutzt vor dein in ansgelassener Lustigkeit sich ergehenden jungen Mann, der mit einem Mal zum Leben «wacht schien und ans dessen Gesicht der Schalk aus jeder Miene zuckt« „Bei allen Heiligen," stotterte endlich der Erlmüller, „nehmen Sie's nur nicht übel, — Herr Candidat. ." „Nichts mit Candidat, alter Freund!" unterbrach ihn jener, „sagt nur einfach: Herr Berner, oder, wenn Ihr cs gut meinen pvolltz nennt mich nur flottweg Pfarr-Hcinrich, ich hab's lang nicht gehört und 's gefällt mir." „Nehmen Sie mir's nicht übel," fuhr der Müller fort, „daß ch Sie nicht gleich erkannte. Der Bart und das lange Haar und dir vielen Jahre, die ich Sie nicht gesehen habe . . ." „Jawohl, 's ist lange her, daß ich nicht daheim war," seufzte Berner. „Und was Sie mittlerweile für ein stattlicher Mann geworden ind," schmeichelte der Bau«, „da wird die Frau Pfarrcrin eine Freud' haben, Hie wieder zu sehen. Sie nehmen nun doch das Amt Ihre- !Katers ein?" Fortsetzung folgt-
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