Das Rathaus, davor das Gellertdenkmal. Photographie Otto Rientann, Hainichen. Briefe, den er unter dem 4. Juli 1745, an seinem 30. Geburtstage an eine Leipziger Dame richtet. Er schreibt da: „So verächtlich Sie auch von meiner kleinen Vaterstadt urteilen, und so leicht man sie auch mit einem Dorfe verwechseln kann, so gefällt es mir doch an keinem Orte in der Welt besser. Nirgends, Ma dame, es ist mein wahrer Ernst, nirgends geht die Sonne so schön auf, nirgends scheint der Mond so hell, und nirgends erfrischen Luft und Wasser so als an dem Orte, wo ich geboren bin.“ Als Geliert nach seinem letzten Besuche in Hainichen, wenige Monate vor seinem Tode, aus der Stadt hinausgefahren ist, da hat er, wie er an seine in Hainichen woh nende Schwester schreibt, mit Gebet und Tränen Abschied von seiner Vaterstadt ge nommen. Hainichen hat das Andenken an seinen berühmten Sohn jederzeit gepflegt. Nach seinem Tode besaß es als äußeres Erinne rungszeichen lange Jahre hindurch eine der beiden Linden, die der Vater im Geburtsjahre Christian Fürchtegotts im Pfarrgarten ge pflanzt hatte. Eine davon war schon früh zeitig umgehauen worden. Die andre hatte sich zu einem stattlichen Baume entwickelt, zu dem alljährlich an Gellerts Geburtstage die Schuljugend zog, um ihn mit Kränzen und Blumengewinden zu schmücken und dabei Gellertsche Lieder zu singen. Im Jahre 1833 ist aber dieser ehrwürdige Baum von einem Sturme umgebrochen worden. Ein Schößling von ihm steht heute noch mitten in der Stadt am Schulplatze und führt den Namen Geliertlinde. Nunmehr wurde der Gedanke wach, dem Dichter in dem Orte seiner Geburt ein Denk mal zu errichten. Der Gewerbeverein nahm bereits 1847 die Sache in die Hand, aber infolge der politischen Wirren jener Zeit vergingen noch Jahre, ehe man zur Aus führung des Planes schreiten konnte. Erst am 4. Juli 1865 wurde der Grundstein zu dem Denkmal gelegt, und am 26. Oktober des selben Jahres konnte es enthüllt werden. Das bronzene Standbild des Dichters, das auf einem grauen Granitsockel steht, ist von Ernst Rietschel entworfen und nach dessen Tode von dem Bildhauer Wilhelm Schwenk in Dresden ausgeführt worden. Mit dem Gusse des Standbildes wurde das Gräflich Einsiedelsche Werk in Lauchhammer be traut. Das Geliertdenkmal, das ein lebens wahres Bild des frommen Dichters darstellt, steht auf dem Markte vor dem 1837 neu er " bauten Rathause. Noch ein zweites Denkmal hat Haini chen einem seiner Söhne errichten können, das Denkmal Friedrich Gottlob Kellers, des 6