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Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Neuen Peterskirche zu Leipzig
- Titel
- Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Neuen Peterskirche zu Leipzig
- Untertitel
- 1885-1935
- Verleger
- [Peterskirche]
- Erscheinungsort
- [Leipzig]
- Erscheinungsdatum
- 1935
- Umfang
- 18 S.
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 33.8.2330
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Vergriffene Werke 1.0
- Rechteinformation Vergriffene Werke
- Wahrnehmung der Rechte durch die VG WORT (§ 51 VGG)
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id5147172622
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id514717262
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-514717262
- SLUB-Katalog (PPN)
- 514717262
- Sammlungen
- Vergriffene Werke
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Monographie
- Parlamentsperiode
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Von der singenden Gemeinde und der Lhorpflcgc Es ist nicht die Absicht dieser kleinen Abhandlung, statistische Angaben zu machen etwa über die in unserer Peterskirche aufgeführten Chorwerke, oder eine Aufzählung der Namen der Kantoren und Organisten zu geben, die in den letzten 50 Jahren hier gewirkt haben, sondern ich möchte einige grundsätzliche Worte über die „singende" Gemeinde und über die Aufgaben der Chorpflege in unserer evangelischen Kirche im all gemeinen sagen. Der Gottesdienst der evangelischen Kirche ist Verkündigung und bekennende Ant wort, beides in unauflöslicher Verflechtung. Neben der Sprache, wie sie in Luthers Bibel übersetzung der deutschen Christenheit geschenkt worden ist, ist das Lied das Gebiet kirchlicher Gestaltung, auf dem die deutsche Reformation wirklich schöpferisch gewesen ist. In dem neu erklingenden Kirchenlied fanden die der Reformation erschlossenen Gemeinden die Form des Bekenntnisses, die dem Wesen ihrer neuen Glaubenscrkenntnis am meisten entsprach; und so kam es, daß der Gesang dieser Lieder oft wie ein brausender Sturm über die erstarrten Reste des alten Kirchenwesens hinwegfegte und viele Lerzen schon dadurch für die reine Lehre des Evangeliums erobert wurden. Bereits aus der Betrachtung dieser geschichtlichen Tatsachen ergibt sich, daß der Gemeindegesang nicht nur ein schmückendes Beiwerk, sondern selbst Be kenntnis und Verkündigung zugleich bedeutet, und daß das Kirchenlied das Lied der singenden und bekennenden Gemeinde ist. Darum wird ein freudiger und kraftvoller Gesang der Kirchenbesucher immer ein schönes Zeichen einer starken inneren Teilnahme am Geschehen und Aufbau des Gottesdienstes sein. Es ist recht erfreulich, daß unsere Zeit bei der Auswahl des Liedgutes das Weichliche und Sentimentale mehr und mehr ausschaltct und das Gesunde und Kräftige bevorzugt. Wir müssen dankbar sein für diese Wandlung, die sich seit einigen Jahren vollzieht und durch die unsere Gemeinden zurückgeführt werden zu den ältesten Liedern unserer Kirche. Diese Wiederbelebung des reformatorischen Chorals, der infolge seiner rhythmischen Prägung und wegen seiner oft spröden sprachlichen und musikalischen Formen der singenden Gemeinde manchmal einige Schwierigkeiten bereitet, ist in vollem Gange. Wenn diese Schwierig keiten allmählich überwunden werden und diese Lieder unfern Gemeinden wieder lieb und vertraut geworden sind, werden die singenden Menschen ihre Helle Freude haben an der Be kenntnisfreudigkeit und der inneren Kraft dieser herrlichen Weisen. Auch die deutschen evangelischen Kirchcnchöre verdanken ihre Entstehung und Ent wicklung der Reformationszeit, die auf der einen Seite die priesterlichen Chöre der römischen Kirche aufhob oder allmählich verfallen ließ und gleichzeitig in chorischer Äinsicht eine erstaunliche Blüte der Kirchenmusik in der jungen reformatorischen Kirche herbei führte. Der Kirchenchor hat die Aufgabe, den Gemeindegesang zu führen und zu unterstützen und den Gottesdienst liturgisch auszugestalten. Zu diesem liturgischen Aufgabenkreis gehört auch der Gesang von Motetten über biblische Sprüche. Entscheidend ist hier die liturgische Einordnung. Eine solche Motette darf im Gottesdienst nie um ihrer selbst willen gesungen werden und deshalb vom Sänger oder vom Lörcr etwa nur als eine ästhetische Abwechslung oder gar als „Einlage" empfunden werden, sondern sie muß ein sinn volles Glied im Aufbau des Gottesdienstes sein, sie muß Bekenntnis und Verkündigung zugleich werden. Denn jede evangelische Kirchenmusik empfängt ihren Auftrag und ihre Zielsetzung vom Gottesdienst her. Wie Luther den evangelischen Gottesdienst dahin kennzeichnet, daß Gott in ihm mit uns redet durch sein Wort und wir wiederum mit ihm reden durch Gebet und Lobgesang, so umfaßt auch die evangelische Kirchenmusik beides: Verkündigung des Evangeliums und anbetendes Lob Gottes. Gerade das Bach—Äändel—Schütz-Jahr und das Bekenntnis der deutschen evangelischen Christenheit zu den großen musikalischen Meistern verpflichtet zur Besinnung auf diese Erkenntnis. Bei der Frage — was die Kirchenchöre heute singen — können wir die erfreuliche Erscheinung feststellen, daß auch hier eine gewisse seichte Romantik mehr und mehr verschwindet und fast überall eine Pflege kraftvoller Musik getrieben wird, die ihre starken Wurzeln in der Chormusik des 16. und 17. Jahrhunderts hat. Möge auch in unserer Peterskirche die Kirchenmusik immer in rechter Blüte stehen zum Lob und zur Ehre des höchsten! Prof. Max Ludwig.
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