wurde fortlaufend je ein Kapitel der Bibel Vers für Vers besprochen. Es ist interessant zu erfahren, daß von 1712 bis 1799 die Bibel viermal durchgepredigt worden ist. Die Bevölkerung kam dem neuen Landein mit lebhaftesten Interesse entgegen. Der Zudrang zu den Kirchenstühlen war gewaltig. Ein besonderes Leipziger Gesangbuch wurde 1717 eingeführt. Lauptträger dieser neuen Arbeit war Magister Adam Bernd. Er muß es in hervorragendem Maße verstanden haben, das Interesse seiner Zuhörer zu Wecken. Seine Predigten waren außerordentlich praktisch im Gegensatz zu den dogmatischen seiner Kollegen. Gleich im ersten Jahre sprachen die Bürgermeister und andere achtbare Leute ihm Die alte Peterskapellc (vom Stadtinnern aus gesehen) (Der Stich wurde freundlicherweise vom Stadtgeschichtlichen Museum zur Verfügung gestellt) in der Sakristei ihr „Vergnügen" über die gehaltene Predigt aus. Oft hielten 40 und mehr Kutschen vor der Tür der Peterskirche und diese wurde allgemein „die Magnetkirche" ge nannt. So war die Peterskirche mit einem Schlag aus ihrer Vergessenheit in die Mitte kirchlichen Lebens gerückt. Das Amt eines Katecheten war reizvolles Ziel vieler junger Männer, und sie hofften auf diesem Wege sich schließlich zum Pfarrer emporzuschwingen. Vom siebenjährigen Krieg ist Leipzig damals nicht direkt betroffen worden, nur haben Staat und Stadt aus dem Vermögen der Peterskirche wiederholt Anleihen gemacht, um die hohen Preußischen Kriegskontributionen zu bezahlen. Merkwürdig bleibt, daß die Kirche damals weder einen Turm besaß noch eine Orgel hatte, ja daß man eine große Stiftung von 865