Rede gesprochen am neunzehnten October in Gegenwart Sr. Durchlaucht des Herrn Fürsten Repnin General-Gouverneurs von Sachsen bei der Stiftung der zur Feyer der Rettung von Leipzig vereinigten Gesellschaft
Titel
Rede gesprochen am neunzehnten October in Gegenwart Sr. Durchlaucht des Herrn Fürsten Repnin General-Gouverneurs von Sachsen bei der Stiftung der zur Feyer der Rettung von Leipzig vereinigten Gesellschaft
Alternativtitel
Die erste Jahresfeier der Leipziger Völkerschlacht in zeitgenössicher Beleuchtung
A \ Uw 0 , M 4 (P, f? 3 f — Einfaltspinsel! wer bat dein Vater land gerädert, Russland und Preus- sen oder Napoleon? Der Sachsen rechtmässiger König lag in Fesseln und dieser Wicht spricht von Fesseln lösen! kurzsichtigen Jünglingen war es zu vergeben. Gutheissen und loben aber, kann es nur ein Dummer oder ein Bestochner. Nein, es gab noch brave Sachsen, die diesem falschen Ruf nicht folg ten, sondern auf ihres Königs Ruf harr et en. f eine Lüge! ^ eine gedoppelte Lüge! Und wohei’ diese schöne und grosse Versöhnung? woher diese bey- spiellose Vereinigung aller Herrscher und Völker? — Aus der Schule des Unglücks und der Gefahr! — Anhaltendes Glück, das gefähr lichste Geschenk der Götter, vereinsamt den Menschen, Unglück verbin det alle Herzen! Während der Tyrann, der sein Glücksrad viele Jahre fest hielt und, wenn ich so sagen darf, die Welt damit räderte, einsam und von allen verlassen und verrathen von seinem Throne floh, standen die Millio nen, die er gequält und unterjocht hatte, im treuen Bunde und festem Ver trauen ihm gegenüber. Auch uns hat die Gefahr vereint und verbunden! auch für uns sind aus dieser schreckensvollen Zeit schon jetzt schöne Früchte gereift! Sach sen, aus dessen Schoose im sechszehnten Jahrhunderte die Freyheit der Gei ster ausging, ward im neunzehnten der Schauplatz, wo die politische Selbst ständigkeit aller europäischen Völker erfochten wurde. Nie kann der uralte und edle Nähme unsers Volkes, nie die Erinnerung verloschen, was es für das Wohl der ganzen Menschheit that und litt! — Kaum waren die Fes seln gelöst, in welchen wir, durch unglückliche Ereignisse, länger als die benachbarten Völker schmachten mussten, da vereinigten sich, angefeuert durch Ihren grossherzigen Aufruf, Durchlauchtiger Fürst, die Jünglinge unsres Landes zum Kampfe für Freyheit und Ehre, Alle zu Beyträgen und Opfern für die heilige Sache, viele treffliche Männer, zu Hülfs-Ausschüssen, die Bedrängten zu unterstützen und das Elend zu mildern, und Sie, edle Frauen, der schönsten Pflichten Ihres Geschlechtes eingedenk, zu wohlthätigen Gesellschaften, um unsre Jünglinge im Felde zu bekleiden, die Verwundeten zu pflegen, den Verunglückten Trost und Hülfe zu gewähren! Ein Gefühl der innigsten Theilnahme und der brü derlichsten Liebe beseelte uns alle. — Die Morgenröthe einer bessern Zeit stieg empor. Unsre Universität, mit Schmach und Hohnf von dem Ueber- müthigen behandelt, blühte schöner und zahlreicher besucht wieder auf. Die erkämpfte Freyheit der Völker rief das rege lieben des Handels^ wieder in unsre Mauern zurück, alte Verbindungen knüpften sich wieder an, die Sclavenfurcht die jede Thätigkeit gelähmt hatte, verschwand, und das er-