22 Dresden festlich begangen ward, mußte Georg überall starke Wachen aufstellen lassen, um etwaige Ausschreitungen der evangelisch Ge sinnten zu verhüten. Ja selbst die Augustinermönche in Dresden zeigten starke Vorliebe für ihren Ordensbruder in Wittenberg, so daß der Herzog erbittert drohte, das ganze Kloster aufzuheben und mit Mönchen streng römischer Gesinnung zu besetzen. In Leipzig las man Luthers Schriften, zumal seine Bibel, mit heißer Begierde, zwei Prediger verkündeten das Evangelium. Mit Strenge schritt der Herzog gegen sie ein. Zu dem einen von ihnen, Sebastian Fröschel, meinte er: so lange er in Leipzig studiert habe, sei er noch „ein schön Fröschlein gewest", nachdem er sich aber „gen Wittenberg, in die Ketzergruben, begeben, hätte er sich gar voll Gift gesogen und wäre zur Kröten worden; nun sei er nach Leipzig zurückgekehrt und schütte es in Kirchen und Schulen aus, um die- selbigen zu vergiften." Als die Prediger vom Herzog verjagt waren, strömten die Leipziger nach Eicha, Holzhausen und Zuckel hausen, wo sie evangelische Predigten hören konnten. Wie die sächsischen Edelleute, die Schönberg, die Einsiedel, die Metzsch u. a., so fielen auch die Bürger der albertinischen Städte Ännaberg, Schellenberg, Chemnitz, Mittweida, Grünhain dem Evangelium zu und bedauerten nur, es nicht frei und offen bekennen zu dürfen. Das ganze Land war evangelisch gesinnt, der Boden ward immer hohler, auf dem der Herzog nißte; noch immer glaubte er als eine Säule der alten Kirche auf sicherem Grunde zu stehen. So lange er lebte, war an eine Wendung der Dinge nicht zu denken, und er konnte noch lange leben und hatte zwei erwachsene Söhne, die ganz in seinen Wegen wandelten. 4. Die große Wendung. war am Anfang des Jahres 1537, als der Thronfolger im albertinischen Sachsen, Herzog Johann, ohne Erben zu hinter lassen, unerwartet heimging Er hatte gesagt: wenn sein Vater Georg gegen Luther eisern gewesen sei, so wolle er einmal stählern sein — nun trugen sie ihn n, die Fürstengruft zu Meißen. Der Vater tröstete den Sterben > en unter Hinweis auf das Verdienst Christi im Gegensatz zum e>gwen Verdienst oder dem Verdienst der Heiligen. Als die eva gelisch gesinnte Gattin des Sterben den leise frug: „Lieber He Vater, warum läßt man dies nicht öffentlich im Lande predige, sagte Georg: „Liebe Frau Tochter, man soll's nur den Sterbens, „ zum Tröste Vorhalten, denn wenn