noch vor 100 Jahren Frauen und Mädchen beim „Rocken“ zusammen und hatten den Spinnrocken mit dem Flechtbrett vertauscht. Verarbeitet wurde das einheimische Weizenstroh, weshalb der Sommerweizen sechsmal dichter aus gesät wurde. Als die Flechtarbeit nicht mehr lohnte, weil billigere Geflechte Einführung fanden, erfolgte die Umstellung auf die Anfertigung Thüringer Volkstrachtkappen in Dohna, während in Dippoldiswalde und Kreischa die Ver edelung der eingeführten Strohgeflechte durch Bleichen und Färben zur Her stellung von Stroh hüten verblieb. Bau handwerker fanden bei dieser Beschäftigung einen Winterverdienst. Die Dippoldiswalder Heide, ein Gebiet von ca. 900 ha, steht nach der Neuorganisation des Forstwesens unter der Verwaltung des Forstamtes Karsdorf. In den Jahren 1764 bis 1777 wurden die ersten forstlichen Vermessun gen vorgenommen, als umfassende Unterlage u Barbara Uttmann lehrt den Frauen das Klöppeln für die von Heinrich Cotta (Begründer der ersten Forstlichen Hochschule der Welt in Tharandt) geschaffene Regelung einer staatlichen Forstwirtschaft dienten. Die ungestüme Kraft der in romantischen Schluchten talwärts eilenden Ge wässer wurde zum Antrieb zahlreicher Mühlräder benutzt. Der Holzreichtum der Dippoldiswalder, Höckendorfer und Paulsdorfer Heide ermöglichte den Auf stieg der Holzindustrie und gewann in der Stuhlfabrikation der Orte Rabenau und Oelsa weitbekannte Bedeutung. Zu Mahl- und Schneidemühlen gesellten sich Holzschleifereien, die den Werkstoff für die Papier-, Papp-, Holz- und Spielwarenfabrikation liefern. Die Industrie, aus Handwerk und Gewerbe ent standen, nahm somit bereits seit 300 Jahren die infolge Rückganges des Silber- und Erzbergbaues freiwerdenden zahlreichen Arbeitskräfte auf. Die gegenwärtige Zeit findet die arbeitsamen Menschen wieder am Werk, um aus den Trümmern des furchtbarsten aller Kriege Neues zu schaffen. Der sächsische Erzbergbau erwacht zu neuem Leben, nicht aber, um Silber zu suchen, sondern um der modernen Wissenschaft wertvolles Material zu liefern. Eine Entwicklung des Gebietes zum ausgesprochenen Industriegebiet erfolgte nicht (mit etwa 100 Einwohnern auf 1 qkm zählt es sogar zu den am schwäch sten besiedelten Gegenden Sachsens). Gerade deshalb bietet sich genügend Raum zur Erholung in herrlich gelegenen Kur- und Ferienorten, die eingebettet liegen in harzduftenden Wäldern und die mit ihrer erquickenden Ruhe so recht dazu geeignet sind, dem schaffenden Menschen unvergeßliche, wenn auch nur wenige Tage der Entspannung und neuer Kräftesammlung zu gewähren. K U R O R T Gasthaus* Kur haus »Strandbad Talsperre Malter Inh. Willi Neumann, Ruf Dippoldiswalde 312