Der Siebenjährige Krieg (1756—63) vernichtete den Wohl stand Sachsens. Die Verluste durch Plünderung und Zerstörung beliefen sich auf weit über hundert Millionen Taler, wozu noch etwa 70 Millionen Kriegstontributionen kamen. Das Land war entvölkert, manche Städte und Dörfer lagen ganz oder teilweise zerstört da. Viele Jahrzehnte dauerte es, bis die Gemeinden die furchtbaren Kriegsschäden etwas überwun den halten. Auch Rochlitz war nach dem Krieg vollständig verarmt, überschuldet: seine Bürger waren in der Hauptsache Bettler geworden. Als der Siebenjährige Krieg anbrach, hatte unsere Stadt kaum einigermaßen die bedeutenden Opfer verschmerzt, die ihr 1746 die Preußen auferlegt hatten. Mit der Stadt kasse war es noch 1756 schlecht bestellt, und der Rat mußte bereits im September dieses Jahres vom Fleischer Erötsch 50 Taler und vom Eeleitsmann Jänich 300 Taler zur Be streitung der ersten Kriegsausgaben borgen. Die folgenden Jahre preßte der unerbittliche Feind unserm unglücklichen Ort den letzten Pfennig, das letzte Lot Mehl ab. Die Bürger mußten Preußen öfters Pferde und Schlachtvieh liefern, un zählige Fuhren Heu, Stroh, Holz, Getreide, Bier und sonstige Lebensmittel zustellen, mußten im Laufe der Jahre immer größere Summen, die geborgt wurden, zahlen, mußten Schanr- gräber und Proviantknechte, Handwerker (Schneider, Böttcher, Kupferschmiede u. drgl.) schicken, und — was das Schmach vollste war — aus der Bewohnerschaft hoben die Preußen Rekruten aus, die unter fremder Fahne gegen ihr eignes Vaterland zu kämpfen hatten. Eine wissenschaftliche Schilderung der damaligen unsäglichen Kriegsnöte von Rochlitz liegt noch nicht vor: die einschlägigen dickleibigen Aktenstücke und Kriegsrechnungen im Ratsarchiv, die in ihrer nüchternen, amtlichen Sprache eine trostlose Leidensge schichte unsrer Stadt erzählen, harren noch ihrer Bearbeitung. Es ist selbstverständlich, daß nach dem Hubertusburger Friedensschluß die Erinnerung an die grauenvollen Jahre lange in unsrer Bürgerschaft erhalten blieb. Aber allmählich srarb dann so mancher, der den Krieg erlebt hatte, und neue Geschlechter, die letzteren nur vom Hörensagen kannten, ent standen. Manches einzelne Geschehnis mag nach und nach ver gessen oder ungenau berichtet worden sein. Deshalb dürfte es von vielen, die Sinn für Ortsgeschichte besaßen, mit Dank begrüßt worden sein, als alte Rochlitzer Kalender von 1786/87 eine Zusammenstellung der Rochlitzer Kriegsereignisse, also etwa 25 Jahre nach der Schreckenszeit, gaben. Der Kalen der von 1786 befindet sich in der Bibliothek des Rochlitzer Eeschichtsvereins, wurde vor ungefähr 30 Jahren auf dem