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Jahrg. 1882 Allgemeine Zeitschrift für Textil-Industrie. Seite 105 püü ALLGEMEINE ZEITSCHRIFT :* m EXTIL-INDUSTRIE. • ®)C ■/. §) cgi mm Chef - Redactf.uk : PH. ZALUD in Chemnitz. ■ Nr. 8. Chemnitz-Leipzig, 15. April IV. Jahrg. MMIDLÜIQIi'j a'i’ivi'iVi i'a TTTTTTTTTTTTTTTTTTT ”TTTTTTf Inhalt. Abhandlunsen: Das Wolbvaschen und der Gewichtsverlust dabei vonW.J. Menzies. — Muster-Compositionen.— Deutsche Reichspatente im Gebiete der Wirkerei ertheilt während der Jahre 18S0 und 1881.— Original-Färberei- und Druckerei-Recepte: Indophenol (2 Cluster). — Decatir- und Lüstrir-Maschine von C. G. Haubold jr. in Chemnitz (Sachsen). — Crystal- size für Waaren, welche stark beschwert werden sollen, von der Stassfurter chemischen Fabrik. —Ueber die Verwendung der Ramie in der T extil-Industrie von M. Mouehel f ils inElbeuf.— Neuerungen und Verbesserungen: Neuerungen an Krempel-Speise-Apparaten. — Neuerungen an Maschinen zum Spulen, Dupliren und Zwirnen. — Neuerung an Hand wirkstühlen. — Anordnung der Musterkette an Schaftmaschinen für mechanische Webstühle. — Webschützen-Führer. — Schiffchenbewegung an Bandstühlen für Kreuzschuss und Gummi- einlage. — Einrichtung an flachen Kulinvirkstühlen zur selbgtthätigen Herstellung von farbigen Lang- und Qnerstreifen. — Einrichtung zur willkürlichen und selbständigen Regulirung der Kettenspannung an mechanischen Webstühlen. — Verfahren zur Herstellung von Lackfilz. — Schwingende Führungsnadeln an Flechtmaschinen. — Breithalter für mechanische Webstühle. — Verfahren zur Herstellung von Geweben, welche bisher nur von Hand oder auf Webstühlen hergestellt wurden, auf Bobbinet- und Spitzenmaschinen. — Einrichtung zur automatischen Verlängerung und Verkürzung der Klöppeltreiber bei Flechtmaschinen. — Neuerungen an Roll- und Bogen-Calandern. — Kastenrad mit doppelter Bewegung als Bleich- und Waschmaschine für Gewebe aller Art. — Neuerungen an Strick maschinen. — Reiss-, Schlag- und Sortirmasehine. — Verfahren und Einrichtungen zur Herstellung eines Sicherheitspapieres für Werthzeichen. - Patentwesen: Patent-Anmeld ungen, Ertheilungen, Erlöschungen. — Mittheilungen: Fachschulzeitung. — Notizen. — Literatur. — Inserate. 11IXI1U.IV Das Wollwasclien und der Gewichtsverlust dabei von W. J. Menzies. Es dürfte für die Wollenwaaren-Fabrikanten gewiss von grossem Literesse sein, statistische Aufzeichnungen und Einzel heiten über den Gewichtsverlust beim Waschen fettiger Wolle verschiedener Stapel zu erfahren, zu welchem Zwecke während der letzten Wolle- und Wollenwaaren-Ausstellung in London (Crystallpalast) gewissenhafte Versuche gemacht worden sind. Beim Wollewaschen muss vor allen Dingen das Augenmerk des Spinners darauf gerichtet sein, die Wolle zum Spinnen und dem darauf folgenden Färben gründlich und vollständig zu reinigen, jedoch soll dies mit dem möglichst geringsten Gewichtsverlust geschehen. Wollengarne werden gewöhnlich nach dem wirklichen Gewicht verkauft, und der Werth der fertigen Wollenwaaren wird im praktischen Verkehr später auch in einem grossen Maasse lediglich nach dem Gewichte beurtheilt. Deshalb ist es auch zweifelsohne für den Wollen- waaren-Fabrikanten ein Verlust, von der wirklichen Wollfaser mehr als nöthig wegzuwaschen oder loszulösen. Es handelt sich auch noch nicht einmal allein um den blossen Gewichts verlust, sondern auch um die Herabsetzung der Wolle im Werthe, welche dadurch entsteht, dass die Faser durch über mässiges Beinigen mit scharfen Mitteln geschwächt und theil- weise zerstört wird, was eben auch zu gleicher Zeit den Gewichts verlust verursacht hat. Keineswegs wenden alle Fabrikanten der besten Methode des Wollwaschens die ernste Aufmerk samkeit zu, welche dieser Gegenstand verdient. Es scheint nur als eine einleitende Operation betrachtet zu werden und gegen das nachfolgende Spinnen und Weben nur eine sekundäre Beachtung in Anspruch zu nehmen. Die Wolle muss auf irgend eine Art gereinigt werden und es wird dies auf die möglichst billigste Weise gemacht, indem man mit Soda-Asche oder einer starken alkalischen Seife wäscht! Nun, gegen nichts könnte man mehr einwenden, als gegen diese Art und Weise, bucht allein, dass der Schmutz von der Wolle abgeht und dass jede Spur von Fettigkeit, welche die Wolle von Natur enthält, verschwindet, sondern es werden auch wirkliche Bestandtheile von der Wolle seihst aufgelöst. Wollenwaaren-Fabrikanten, die ihre Wolle so be handeln, können nicht genug aufmerksam gemacht werden, dass Wolle nicht allein mit starker Alkali-Lösung gereinigt J werden kann, sondern vor allem Zeit und ein wenig Extrahitze J erfordert, Alles zu lösen. Das praktische Ergebniss ist dies: J In der Absicht, eine kleine Quantität Potasch-Seife zu sparen, welche man für ca. 2 d. pr. Pfund beschaffen kann, wird ein beträchtliches Quantum reiner Wolle in einem Durchschnitts- werthe von 2 Schill, pr. Pfund aufgelöst und weggewaschen. J Mit andern Worten, man adoptirt ein Verfahren, wobei man im Kleinen spart und im Grossen verschwenderisch ist. Es : ist daher klar, dass weder Soda-Asche noch strenge alkalische Seife zum Wollewaschen genommen werden sollte, sondern nur i eine neutrale Potasch-Seife, das heisst eine Seife, die keinen ! Ueberschuss an freiem Alkali enthält. Natürlich wird von der neutralen Seife mehr nöthig sein, aber dies wird mehr wie aufgewogen durch den Gewinn an Gewicht bei der gewaschenen Wolle. Man sollte auchPotasch-Seife anwenden in der Zusammen setzung von Fett und Eidotter, während man die Wolle in ihrem , natürlichen Stande wäscht. Was sich erzielen lässt, wenn man ; mit vollständig neutraler Potasch-Seife wäscht, wurde auf der ! letzten Ausstellung in London (Crystallpalast) von der Green- bank-Alkali-Company, St. Helens, mit einer auf dem Fleck für die Wollwasch-Maschinen gemachten Seife bewiesen, und das durch eine einfache Beimischung von reiner caustischer Pot asche und Talg oder Baumwoll-Saamenöl auf kaltem Wege. Ausser der blossen Handhabung und dem Erscheinen der [ Wolle nach dem Waschen wurden eine Reihe von Experi- [ menten mit dieser reinen neutralen Potasch-Seife vorgeführt, ! zu welchem Zwecke eine der grossen Wollwasch-Maschinen zur ! Verfügung gestellt war. Es wurde bestimmt, eine Quantität Sydney-, Port Philip- und New-Zealand-Wolle zu waschen, wozu man vor und nach dem Waschen das Gewicht der Wolle sorgfältig notirte, um den wirklichen Werth der Wolle vor und nach der Wäsche zu ermitteln. Diese Versuche wurden von einer der hervorragendsten Londoner Wollmakler-Firmen unternommen, ohne dass man vorher den wirklichen Gewichts verlust wusste. Die Resultate davon, die hier der bequemeren Calculation halber in Procenten angegeben sind, waren dann J folgende: 100 Pfund Sydney-Wolle in ungewaschenem Zustande, ä. 11 1 / 2 d. pr. Pfund, gaben 48 x / 2 Pfund reine Wolle im Werthe von 26 d. pr. Pfund, oder nach Abzug des Gewichtsverlustes von 51 1 L Pfuud zeigte sich eine Erhöhung im Werthe von ca. 10 Procent. 100 Pfund Port Philip-Wolle in ungewaschenem Zustande, im Werthe von IP/2 d. pr. Pfund, gaben 49 ‘/ ä Pfund reine Wolle, im Preise von 27 d. pr. Pfund, wodurch sich nach Abzug eines Gewichtsverlustes von 50 b) Pfund eine Erhöhung im Werthe von ca. 16 Procent ergab. 100 Pfund New-Zealand- Wolle in schmutzigem Zustande zu 12 1 / 2 d. pr. Pfund gaben 56 Pfund reine Wolle zu 25 d. pr. Pfund, oder nach Abzug von 44 Pfund Gewichtsverlust eine Erhöhung im Werthe von 12 Proc. Das in jedem Falle gebrauchte Quantum neutraler Pot- asch-Seife war ca. 5 Pfund auf 100 Pfund ungewaschene Wolle, welches, wenn man zum ungefähren Preise von 2 d. pr. Pfund nimmt, sich auf ca. 10 d. oder ca. 1 Procent vom Werthe der Wolle belaufen würde. Rechnet man nun noch die Arbeit des Waschens. und Trockens in derselben Höhe hinzu, so würde der Reingewinn durch das Waschen immerhin, gut gerechnet,