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Jahrg. 1882 Allgemeine Zeitschrift für Textil-Industrie. Seite 227 mm ALLGEMEINE ZEITSCHRIFT | * m EXTIL-1NDUSTR1E. 1 •. u - 9 ■V Chef-Redactf.ur: PH. ZALUD in Chemnitz. lizzzzzzzzzzzzzz..xizxizxzzzzizxzzxzxxxxzxzzzrzizxzzzxxzzzzxxxzzxzxzxxJ C»)C . E ■»■E, *: Nr. 17. A‘ ' • K' Chemnitz—Leipzig, 1. September 1882. IV. Jahrg. Inhalt. Abhaiidlnnsen: Ein Satz Spinnmaschinen von John Tatham in Rochdale (England). II. — Neue Wickelmaschinen für Näh- und Häkelgarn. — Muster-Compositionen. — Nenernngen und Verbessernngen: Spindelantrieb für Streichgarnselfactoren mit drei Geschwindigkeiten. — Neuerung an Maschinen zum Waschen und Schlagen von Gespinnsten in Strähnen. — Regnlrnmgs-Vorrichtungen an Flechtmaschinen der im Patent Nr. 15,241 dargesteliten Art für die die Verbindungsteller nicht passirenden Klöppel. — Maschine zum Kräuseln und Heften von Stoffen. — Neuerung an Schleifwalzen für Tuchappretur. — Culirstühle für schlauchförmige Wirkwaaren. — Vorrichtung zum Umflechten und Umweben von hohlen widerstandslosen Gegenständen. — Neuerung an Wasch- und Schlagmaschinen für Gespinnste und Gewebe. — Einrichtung zum Schützenwechsel für Bandwebstühle. — Einrichlung zum Schützenwechsel für mechanische Wehstühle. — Breitbalter für Webstühle. — Neuerungen an der Lamb’schen Strickmaschine. — Patentwesen: Patent-Anmeldungen, Erthoilungen, Erlöschungen, Versagung. — Mittheilnngen: Bayrische Landes-Industrie- Ausstellung in Nürnberg. H. — Meinung*-Austausch: Cosmosfaser und Nesselfaser. — Notizen. — Fachschulzeitnng. — Inserate. Ein Satz Spinnmaschinen von John Tatham in Rochdale (England). II. Die Wageneinzugsbewegung wurde durch einen selbstän digen Antrieb von der Deckenvorgelegwelle erhalten und zwar mittelst doppeltem Schnurtrieb. Die Einfahrt erfolgte mittelst Schnecken, wovon zwei seitwärts des Headstockes und eine in der Mitte angebracht waren, welche die Bewegung regulirten. Die Aufwickelung auf die Spindeln könnte entweder direct, auf Papierhülsen oder Holzspulen erfolgen. Die Umstellung dieser Anordnungen wäre leicht am Quadranten angeordnet. Die Leitschiene für die Führung des Winders war nicht fest, sondern wurde am Wagen mit ein- und ausgeschoben und zwar mit Hilfe von Zahnrad und Zahnstangen. Es war durch diese Anordnung bei dem Wagen ein vollständig freier Raum gelassen. Die YersteRung der Leitschieue auf den Formplatten wurde mittelst Schnur und Sperrrad bewirkt. Eine entsprechende Verbindung zwischen den einzelnen Theilen vermittelte, dass, wenn eine Bewegung noch nicht ausgeschaltet ist, die andere nicht eingeschaltet werden kann, wodurch Brüche und Störungen vermieden werden. Der Selfactor, wie die anderen Maschinen zeigten eine vorzügliche Ausführung und war die Arbeit derselben nach dem gelieferten Garn (zu welchem eine mindere Wollsorte und Abfälle verwendet waren) zu schliessen, eine ganz gute. Wäh rend des Betriebes zeigten sich trotz des minderen Materials nur wenig Fadenbrüche. Ungeachtet der guten Ausfühning schien es deutlich, dass die Maschinen nicht besonders für die Ausstellung angefertigt waren.“ t on anderer sachkundiger und ebenso verlässlicher Seite wird uns berichtet: „Die Ausstellung der Finna John Tatham in Rochdale (England), der eine goldene Medaille zuerkannt worden, war eine der wenigen, die für sich ein abgeschlossenes Ganzes bildeten. Sie zeigte dem Beschauer nach jeder Richt ung die Operationen, denen das Rohmaterial unterworfen werden muss, resp. die Maschinen, welche hierbei in Anwend ung kommen, um es in marktfähige Waare, d. h. in Garn, umzuwandeln. Die hier gezeigte Anordnung kann wohl als Muster hingestellt werden für die Einrichtungen, wie sie in Hunderten von Spinnereien in den verschiedensten Gegenden Englands existireu. Im Ganzen waren von der Firma 8 Maschinen ausgestellt, von denen fast jede etwas Neues enthielt, so dass eine eingehende Beschreibung derselben grösseren Raum be anspruchen würde, als eine allgemeine Kritisirung der Aus- stellungsohjecte es gestattet. Wir wollen daher unser Augen merk vorzugsweise auf die wesentlichen Neuerungen lenken. Die Ausstellung enthält einen vollständigen Satz von Maschinen, wie sie zur Herstellung von Wollengarnen erforder lich sind. Mehr sind eben nicht nöthig, wobei zur Fabrication gewisser Arten Garne eine Maschine sogar noch entbehrt werden könnte. Der Satz enthält 3 Krempelmaschinen, 1 Condenser und 1 Spinnmaschine. Ein Haupterforderniss dieser Maschinen ist natürlich, dass sie das gegebene Rohmaterial in Garn von möglichst gleichförmiger Stärke und gleichmässigem Gewicht arbeiten, und ist es deshalb nöthig, der Krempelmaschine in immer gleichen Intervallen gleich grosse Quantitäten von Roh material zuzuführen. Das Letztere kommt nacheinander auf die 3 Krempelmaschinen — den groben Reisskrempel, die Zwischenmaschine und den Feinkrempel — dann auf den Con denser, von welchem das condensirte Band der Spinnmaschine zugeführt wird. In manchen Fabriken behilft man sich ohne die Zwischenmaschine, doch ist dieselbe zur Herstellung feinerer Garnsorten unumgänglich nothwendig. Wir haben gesagt, dass es von besonderer Wichtigkeit ist, jeder Maschine das Material in constanten Zwischenräumen und gleich grossen Quantitäten zuzuführen. Es ist besonders darauf zu achten, dass dies gleich bei der ersten Maschine, dem groben Reisskrempel, der Fall ist, weil eine unregel mässige Materialzuführung in diese Maschine nie vollständig durch die feineren Prozesse, denen das Material unterworfen wird, beseitigt wird. Der Reisskrempel ist deshalb mit einem automatischen BramwelTschen „Speiser“ versehen, einer amerikanischen Er findung, die von John Tatham angefertigt und mit einigen Verbesserungen ausgestattet, sich in England allgemeiner An erkennung erfreut. Die Maschine ist in ihrer Wirkungsweise vollkommen automatisch und wohl die einzige bis jetzt existi- reude, die der Handarbeit gleichgestellt werden kann, wenn sie nicht überhaupt derselben vorzuziehen ist. Bisher wurde die Wolle mit der Hand möglichst gleichmässig auf der Zu- führuugsplatte ausgebreitet, und war die Qualität des Garnes mehr oder weniger von der Geschicklichkeit des Arbeiters, der das Material auf die Maschine aufzubringen hatte, ab hängig. Der BramwelTsche „Speiser“ hat nun den Zweck, eine in jeder Beziehung gleichmässige Zuführung der Wolle in die Ki’empelmaschine zu sichern. Derselbe wiegt das Material nach einem bestimmten Gewicht — das je nach Erforderniss ver ändert werden kann — ab, und lässt es dann auf die Zuführ ungsplatte fallen, so dass diese mit einer vollkommen gleich- mässigen Schicht bedeckt wird. Es resultirt hieraus, dass das Band, welches am anderen Ende die Maschine verlässt, äusserst gleichförmig sein wird. Fig. 1 (rechts) zeigt eine äussere Ansicht des „Speisers“, der ebenso gut bei alten wie bei neuen Maschinen Anwendung