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♦ «r IvhvFvT . .'X • * *Y .. ALLGEMEINE ZEITSCHRIFT für EXTIL-IN DUSTRIE. ChF.F-Rf.DACTFUR: PH. ZALUD in Chkmmiz. iYr. 50. Chemnitz— Leipzig, 15. October IV. Jahrg. Inhalt. Abhandlungen: Die irländische Fabrication von Spitzen. — Bäum-Apparat von Dickinson & Rosseter.— Muster-Compositionen. — Neuerungen und Verbesserungen: Strickmaschine zur Herstellung doppelflächiger, minderungsfähiger Schlauchwaare. — Bleicherei betreflend. — Neuerungen an Doublirmaschinen für Gewebe aller Art. — Regulator für die Kettenbäume der Webstühle. — Verfahren und Apparat zur willkürlichen Fixirung der Flechtpunkte und zur Aufnahme des Fabrikates an Spitzen-Klöppelmasehinen. — Schuss wächter-Schützen für mechanische Webstühle. — Neuerungen an der durch Patent Nr. 15,989 geschützten Rundränder-Strickmaschine. — Maschine zum Waschen, Dämpfen, Spannen und Trocknen von Geweben. — Patentwesen: Patent-Anmeldungen, Ertheilungen, Erlöschungen. Mittheilnngen: Bayrische Landes-Industrie-Ausstellung in Nürnberg. V. — Allgemeines über Gewerbebetrieb von Otto Sack, Patentanwalt, Plagwitz-Leip/ig. II. — Bleichen von Wolle mit wasserfreiem Barium-Binoxyd. — Fragekasten. — Inserate. 4iitiuuuuiimiiiiiiilii.l 1 I r r 1 1 1 I 1 1 inaxxiiinni/ A R H A X D L tl N fi E TTTTTTTTlf Die irländische Fabrication von Spitzen. Obgleich Spitzen in mehreren Theilen Irlands gemacht werden, hat man doch Limerick immer als den Mittelpunkt der Spitzen-Fabrication anerkannt. Man sagt, dass diese Art Arbeit vor 3 oder 4 Jahrhunderten in Limerick eingeführt wurde und dass die Qualitäten der Spitzen deren von Frank reich und Belgien wenig oder gar nichts nachstehen. Ungefähr vor 60 Jahren eröffnete ein Fabrikant aus Nottingham eine Fabrik zur Fabrication von Tambour-Spitzen in Limerick und schon nach 12 Jahren beschäftigte er 1700 Mädchen; später führte ein anderer Engländer eine Art Spitzen ein, Schatten spitzen genannt, worin Faden verschiedener Dicke und Quali täten so eingearbeitet waren, dass sie in dem Stoffe Schattir- ungen machten. Diese Herren sind aher sammt ihren Fabriken längst verschwunden. Es ist unbegreiflich, wie der Handel in Spitzen so schnell reducirt worden ist, wenn die Beweise von deren hohen Qualität in Bedacht genommen werden. Spanische Damen sollen ihre Ueberröcke in Limerick haben fabriciren lassen, während Kleider, aus dort fabricirten Spitzen gemacht, königliche Gunst erworben haben. Aber heute hält sie die „feine Dame“ für zu ordinär, um damit ihr Hochzeitskleid zu schmücken. Diese Spitzen, welche den in Brüssel und Valanciennes gemachten gleich gewesen sein sollen, haben ihre ehemalige Schönheit und Werth nicht verloren, während sie den Vortheil über ausländische Waaren haben, dass sie billiger sind. Gegenwärtig werden in Limerick 4 Arten Spitzen fabricirt, ausser den in Ardee in County Louth meistens gemachten Carrickmacross-Spitzen und den Spitzen des Youghal-Klosters. Das Muster dieser letzten Spitzen wird auf Papier gezeichnet und dann aus Faden mit der Spitze einer Nadel ausgearbeitet. Diese Art Arbeit ist sehr langsam und der gefertigte Artikel daher sehr theuer. Das Lehen einer Person genügt nicht, einen Shawl mit der Hand fertig zu machen. — In Taschen tüchern ist der innere Theil aus Cambric (meistens französische, aber zuweilen irländische), und die Spitzen bilden einen Rand, 2 oder 3 Zoll breit. Die Preise sind zwischen 6 und 20 :£. Brüsseler Spitzen, obgleich theuerer, sollen nicht besser sein, da durch die geringen Productionskosten der irländische Artikel den Yortheil hat. Die 4 Arten in Limerick gemachten Spitzen sind Tambouret und Run, die uralten Limerick-Spitzen, und die Guipure und Applique von frauzösicher Herkunft. Die Runspitzen sind den sogenannten Brüsseler Spitzen am Aehu- lichsten und nur halb so theuer. Die in Limerick gemachten Spitzen sind alle mit der Hand gearbeitet und werden nur für Kleider gebraucht. Gardinen und andere grosse Artikel werden nicht in Limerick gemacht, vermuthlich wegen der gi-ossen Kosten der Fabrication. Eine Art Spitzen wird in Nottingham mit Maschinen fabricirt, wovon der grösste Theil in Gardinen und beinahe alle jene billigen Spitzen gemacht werden, welche die untere Classe Mädchen als Halsverzierungen tragen. Man will noch in Limerick keine Maschinen zur Concurrenz mit Nottingham in der Fabrication einer geringeren Sorte Spitzen anwenden, sondern scheint mehr darauf zu sehen, eine gute Waare zu produciren, als eine Aus dehnung der Production zu bewirken. — Die Spitzenfabrication wird allem Anschein nach in Irland nie aussterben und sie könnte unter Umständen sehr vergrössert werden. Die Wuth nach Brüsseler Spitzen ist jedenfaUs die Schuld an der Ver nachlässigung der irländischen Fabrikate. Jedenfalls steht es fest, dass viele Spitzen, welche als Brüsseler verkauft werden, nur irländische sind. Der Betrag des inländischen Handels in Spitzen ist nicht sehr gross, nur ungefähr 5000 oder 6000 '£ jährlich. Irlän dische Spitzen werden aber vielfach nach Liverpool, Manchester, London und verhältnissmässig nach Australien exportirt, aber den grössten Theil derselben kaufen die irländischen Amerikaner, die während der Reisezeit ihre alte Heimath besuchen und grosse Quantitäten mit sich zurückuehmen. Dieser Handel soll in fortwährender Ausdehnung begriffen sein, während zu gleicher Zeih der Artikel nichts von seinem geschichtlichen Renomme verliert. t Bäum- Apparat von Dickinson & Rosseter. Ein Uebelstand, der schon manchen Weber fast zur Ver zweiflung gebracht hat, weil er zu grossen Arbeits- und Zeit verlusten führt, ist das ungleichmässige Bäumen der Kette auf den Kettenbaum. Dasselbe zeigt sich einestheils dadurch, dass zu lockere Fäden in das geöffnete Fach hereinhängen, wo sie entweder vom durchgehenden Schützen zerrissen werden oder gar zu falschen Bindungen Veranlassung geben, andern- theils aber darin, dass die zu straff gespannten Fäden reissen. Besonders zeigt sich das Uebel bei den Fäden in der Nähe der Leisten. Es entsteht dadurch, dass die Baumscheiben nicht genau rechtwinkelig zum Baum selbst stehen, wodurch die Breite des Zwischenraumes zwischen beiden Scheiben beständig wechselt. Die Kette selbst aber kommt in gleicher Breite auf den Baum und muss sich der wechselnden Breite desselben anpassen. Dadurch werden die Fäden an der einen Stelle hart aneinander, auch wohl übereinander gepresst, wodurch sie straffer gespannt werden, als die übrigen Kettenfäden; an der anderen Stelle aber können die Fäden in den Zwischenraum hinein- rutschen, der zwischen dem Kettenrand und der schiefstehenden Baumscheibe entsteht; in diesem Fall werden sie nur eine geringe Spannung erhalten. Längst schon hat man versucht, diesem Uebel abzuhelfen; eine der neuesten Vorrichtungen zu diesem Zweck ist an dem Bäum-Apparat angebracht, welcher mit den von Dickinson & Rosseter in Blackburn gebauten Schlichtmaschinen in Verbindung steht. Unter dem Kettenbaum befinden sich 2 Presswalzen, welche