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Jahrg. 1885 Allgemeine Zeitschrift für Textil-Industrie. Seite 205 •A* h 3 •• fj ALLGEMEINE ZEITSCHRIFT rT 1 | II | EXT1L-INDUSTRIE. Chef-Redacteub: PH. ZALUD in Chemnitz. msm Nr. 18. Chemnitz—Leipzig^Wien, 15. September 1885. vn. Jahrg. Inhalt. Abhandlungen: Indigo - Blau - Färberei. — Beschwerung der Baumwollstoffe in England. — Versuch, Garn mit Kalk zu kochen (Fortsetzung). — Behandlung trockener resp. schwefelfreier Wollen ror dem Waschen. — Die Verseiflichkeit fossiler Oele. — Neuerungen und Verbesserungen: Patentirtes verstellbares Laufrollenlager zur Ver minderung der Wellenreibung. — Aufrichtemaschine für geschnittene Florwaare. — Falz vorrichtung. — Schützenschlag-Vorrichtung für mechanische Webstühle. — Vorrichtung behufs Herstellung zusammenhängender Ränder auf Lamb’schen Strickmaschinen. — Messer zur Herstellung gemusterter Plüsche. — Zähl- und Regulirungs-Apparat für die Schloss- dreiecke der Strickmaschinen. — Einlege-Apparat für Rohrwebstühle. — Heilmann’sche Kämm-Maschine. — Maschine zum continuirlichen Appretiren und Bügeln von Sammet, Plüsch, Seidenstoffen und dergl. — Verfahren, um Zeug, Papier, Leder und dergl. mit farbigen Mustern zu versehen. — Rundstrickmaschine für reguläre Waare. — Fadenführer- Apparat für Rundstrickmaschinen. — L’msteuerungsmechanismus für Heilmann’sche Stick maschinen. — Patentwesen: Anmeldung, Ertheilung, Erlöschung von Patenten in Deutsch land. — Mittheilnngen: Fachschul-Nachrichten. — Die österreichischen Webeschulen (Fortsetzung). — Literatur. — Inserate. \S\5^\S\SS5\S'S\SVS\S'S^\S\S\5\SSSNSVS\S\S\S\5'S\5\S\S\S\S\S\5 ÄBHÄTIDLUIIGEIt, Indigo-Blau - Färberei. Es ist kein Farbstoff, der, seit so langer Zeit bekannt, so vielfache und so verbreitete Verwendung gefunden bat, wie der Indigo. Die alten Braminen, Aegypter, Römer und Griechen kannten bereits Indigo und bis heut ist noch kein Farbstoff bekannt, der demselben in Qualität, sowie Beständigkeit bei Ein wirkungen von Wasser, Säuren, Alkalien und Licht gleichkommt. Die Folge davon ist, dass derselbe mit jedem Tage mehr Ver breitung findet und es werden heute allein in Deutschland Tausende von Stücken theils in Indigoblau, theils gedruckt fertig gestellt. Man war bis vor kurzer Zeit in dem Färben mit Indigo der maschinellen Einrichtungen wegen sehr beschränkt und die Production gering, da man Alles auf sogenannten Senk küpen mittelst Spannreifen färben musste. Für eine grössere Production waren dann gleich ein Paar Hundert solcher Küpen nöthig, welche nicht nur einen grossen Raum, sondern auch eine grosse Arbeiterzahl zu ihrer Bedienung erforderten. Seit Einführung der sogenannten Continue-Indigofärbmaschine oder Rouletteküpe kann eine grössere Quantität mit wenig Arbeitern und wenig Raumaufwand fertig gestellt werden. Obgleich die Indigorouletteküpe seit vielleicht anderthalb Decennien bekannt ist und auch in einzelnen grösseren Fabriken damit gearbeitet wurde, war dieselbe doch noch sehr unvoll kommen, weil es den Maschinenfabrikauten an den nöthigen Erfahrungen mangelte, die Maschine so zu construiren, wie es die Eigenschaften der Indigofarbe bedingten. Aus diesem Grunde kam auch selten eine derartige Maschine ordentlich in Betrieb. Wenngleich den meisten grösseren Indigofärbereien diese Maschine bekannt ist, nehme ich mir dennoch die Freiheit, in Nachstehendem eine kurze Beschreibung der von mir aus geführten Rouletteküpe zu geben, da deren Construction jahre lange Erfahrungen zu Grunde liegen und dieselbe in Bezug auf Handlichkeit, Solidität und Genauigkeit des Ganges, den Anforderungen der Praxis in jeder Weise entspricht. Es spielen dabei die Grössen- und Geschwindigkeitsverhältnisse eine grosse Rolle. Die Rouletteküpe besteht aus einem eisernen Reservoir, in welchem unweit des Bodens 2 Rührer angebracht sind. In diesem Reservoir wird ferner ein Gestell befestigt, auf dem die messingenen Walzen ai a2 a3 und b bi bi> genau parallel ge lagert sind. Auf dem Reservoir befindet sich ein gehobelter gusseiserner Rahmen, auf dem die Leitwalzenreihe c ci C2, 3 Pressstücke mit je 2 Quetschwalzen, 1 Paar hölzerne Abzieh walzen nebst Lege- und Aufrollvorrichtung angebracht werden. Eine zweite Reihe Leitwalzen ist unter der Decke in einem gusseisernen Gestell gelagert. Die unteren Quetschwalzen sind von Messing, die oberen werden auf Wunsch mit Gummi über zogen, um ein gleichmässiges und recht gutes Ausquetschen zu erzielen, sowie Bombage zu ersparen. Der auf dem Reservoir angebrachte gusseiserne Rahmen ; erhöht die Solidität der Maschine, sowie die genaue Lagerung der Walzen. Der Antrieb geschieht durch eine Vorgelegewelle ; mit Los- und Festriemenscheibe sowie Stirnräderübersetzung nach den 3 Paar Quetsch- und Abziehwalzen; von da aus findet die Uebertragung durch eine Gelenkkette statt, wodurch , ein viel ruhigerer und leichterer Gang erzielt wird als durch Wechselräder. Die Rührer werden direct von der Antriebswelle bewegt. Dieselben können durch eine eigene Combination während des Ganges wie Stillstandes der Maschine im Betrieb i erhalten werden, ohne dass das Herabnehmen von Riemen nöthig wird. Der Einlass ist ein doppelter, d. h. man kann, wenn ein seitig gefärbt werden soll, 2 Stücke aufeinander auf ein Mal einlassen, wodurch eine doppelte Leistung der Maschine erzielt i wird. Bei vielen Waaren ist es erwünscht, dass die eine Seite etwas heller gefärbt ist; es wird dieses durch den doppelten