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WAS IST AKMEIS1IUS? Ata Anfang war der Logos. Am Anfang der Literatur steht der Be- h /griff, das fleischliche Bort, das etwas bedeutet. 3s gibt keine ' Literatur ohne den Logos (selbst Futuristen und Surrealisten und konkrete Poeten können ihn nur negieren, zu Unsinn, von Sinn umzingelt, nicht beseitigen^). So liegt der Versuch nahe, zu ge- f ebener Zeit die Literastur, insbesondere die Lyrik dadurch zu ntensivieren, den Logos selbst zu ihrem form .len Gegenstand zu machen. Alle anderen formalen technischen Möglichkeiten (Rhythmus, Reim, Metrum, Musikalität, Klang, Metaphorik, Pathos, Assoziation, Anspielung, olitisierung, überspringen, Ausschmücken, Wiederho lungen usw.) werden weiter benutzt, aber im Dienste der Leucht kraft de» Logos. Aus ihm werden Systeme gebaut, Welten geschaf- ifen. Intensität der Benennung wird zum Kriterium der Schönheit. 'Das wort, selbst der Logos, cer Aßegriff im Kern des Wortes, ist >weit mehr als eine Bezeichnung, ein Zeichen, es ist so handwarm, so konkret wie das benannte Ding. Das scheint eine theoretische , gleichsam HSXgKäxgkts innerliterarische Überlegung zu sein. Je doch ist der Logos in dieser Dichtung immer gemeint als Begriff kon einer Sache. Einem Gegenstand. Der Gegenstand Jeweils steht in seiner Blute und Fülle, höchsten Entfaltung (dafür das griechische ort akne). Welcher Moment es auch sei, er wird als Höhepunkt gesetzt, die Zeit wird angehalten und zum den Gegenstand umgebenden Raum gewandelt. Zeit und Bewegung entsteht neu aus der sich im Fortschreiten entwickelnden und komplizierenden Verknüp fung in Assoziationen, Sprüngen und Kontrasten der Gegenstände bzw. ihrer Begriffe, Das heißt, Aknei3muö bezieht sich auf di> realen Gegenstände der Wirklichkeit, stoppt sie ira Fluge für den Moment Ewigkeit, in dem sie benannt werden (Wie ein Elementar teilchen, das eine Spur hinterl -ßt auf dem Target der Physiker) - oder aber die Bewegung des Gegenstandes wird zum Begriff, der aber nicht nach-,sondern neugebildet wird im Ablauf des Gedichtes (in dem, was gesagt wird, unterstützt davon, wie es gesagt wircl^j die Wörtlichkeit ist das Wesentliche). Vorweggenommen wird da mit die methodische Kiarksbbfc Erkenntnis der Buturwissenschaft, daß von einem Teilchen nur Basse oder Geschwindigkeit gemessen werden kann, nicht beides zugleich. (Ein guteä Beispiel für die se Technik der angehaltenen Zeit ist Mandelstoms Gedicht "Aus der Flasche floß Met als ein Strahl goldochimjnerndes Licht”,in dem die Zeit räumlich wird, ein Ding wie ein dreidimensionales Ziffer blatt. dessen Zeigerbewejungen so verschlungen v/ie handgreiflich sind.) Es ist keinesfalls richtig, den Akmeiamus als "ideenlose” (d. h. ideologieloae) Literatur zu bezeichnen, wie es Shdanow 1946 im Zusammenhang mit Achmatowa tat. Die Grundidee ("Ideologie") ak- meiatischer Dichtung liegt in der Nahrhaftigkeit und Deutlich keit bei der Darstellung der materiellen feit. Das ist schon eine prinzipielle Entscheidung, die auch, wie ich noch zeigen will, weltanschauliche und gar politische Aspekte hat. Diese ira Akraeisraus liegenden Möglichkeiten können fast nur pro grammatisch ange,trabt werden. In der tatsächlichen akraeistischen Dichtung sind sie nur starke Elemente. Das wesentliche Ziel ist Achtung des Dichters vor seinen Gegenständen, Distanz - und Kraft, die Distanz in der Benennung zu überwinden. Handwerkliche Mei sterschaft ist Voraussetzung, um sowohl wohlproportionierte als mich statisch und dynamisch funktionierende (bewohnbare) Dich tungen zu schaffen. (Hauptsächlich lyrische, weil Handlung und Charaktere zurücktreten hinter der konzentrierten Wort-Arbeit, sich höchstens äußerst verwandelt in ihr uasetzen lausen} Den Kern der Akmeistengruppe bildeten die Dichter Gumiljow, Goro- dezki, Senäewitsch, Achmatowa und nadeleton* Eie konstituierten sich 1913 in der "Dichtergilde", schufen sich die Zeitschrift "Apollon" und den Verlag "Giperborej". Sie waren eine absicht-