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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.09.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110929011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911092901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911092901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1911
- Monat1911-09
- Tag1911-09-29
- Monat1911-09
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Zshrgsng. Die vorliegende Ausgabe umfas-t 20 Leiten inll. Winlerfahrs'lan I9I1/I2. Oss Wichtigste. * Die ständige wirtschaftliche Kom mission der K o l o n i a l v e r w a l t u n g ist in Berlin zu ihrer ersten Tagung zusammengetreten. (S. Dtschs. R.) * Zn München hat am Donnerstag der 3. Internationale Mittel st andskon- greß begonnen. (S. Dtschs. R.) » Italien hat der Pforte den Entschlich angc- kündigt, zu einer militärischen Besetzung von Tripolis und Cyrenaila zu schreiten, und von der ottomanischen Regierung Maßnahmen zu widerstandsloser Ausführung dieser Absicht ge fordert. (S. den des. Art.) * Die Demission des schwedischen Ka binetts steht infolge des Ausfalls der Reichstags wahlen unmittelbar bevor. (S. Ausl.) * Durch eine Sturmflut sind in Kala brien 30 Menschen ums Leben gekom men. lS. Tageschronik.) Der reichslsnüische Lsnütsgs- ' mshlksmpf. Ein Wahlkampf, bei dem sich alle Parteien ausschließlich ritterlicher Waffen bedienten, wird der Welt fürs erste wohl nicht beschieden werden. Dennoch zeichnen sich die Kampfe, die jetzt bei der Vorbereitung auf die ersten Landtagswahlen in Eljaß-Lothringen ausgefochten werden, noch durch eine Reihe besonderer häßlicher Eigen schaften aus, die ihnen gegenüber ähnlichen Er eignissen in Altdeutschland eine Ausnahme stellung geben. Daß die öffentliche Wahlagitation der Par teien allerhand üble Begleiterscheinungen auf weist, die dem Begriff „politische Moral" Hohn sprechen, ist leider etwas Selbstverständliches, und man treibt es darin nicht bester und nicht schlimmer als anderswo auch. Daß Religion und Konfession als Waffen für den politischen Kampf mißbraucht werden, ist gleichfalls keine Eigentümlichkeit elsaß - lothringischer Verhält nisse. Was dagegen den reichsländischen Wahl vorbereitungen einen abstoßenden Charakter gibt, ist die Ueberzeugungslosigkeit, die in der Wahldiplomatie einzelner Parteien zu tage tritt. In diesem Punkte wetteifern Zentrum, Na» tionalbund und Lothringer Block um den Vor rang. Das Zentrum, das nach Jul. Bachem und Frhrn. von Hertling der vornehmste Träger des deutschen Reichsgedankens in Elsaß-Loth- ringen sein soll, hat mit dem gehässigsten Feind des Deutschtums, dem Nationalbund, einen Wahlpakt geschlossen. Aber nicht etwa in offener, ehrlicher Weise, indem es als selbständige, ihre nationalen und politischen Ueberzeugungen wahrende Partei einer ihr aus konfessionellen Gründen nahestehenden Gruppe für die Wahlen die Hand bot, ohne ihrer verhängnisvollen Richtung selbst Zugeständnisse zu machen, sondern in vollständiger Vermischung der beiderseirigen Interessen und in heimlicher Forderung der demagogisch-antideutschen Be strebungen des Nationalbundes. Denn wie ließe es sich anders erklären, daß das Zentrum die gefährlichsten, fanatischsten Nationalisten, die Preiß, Wetterle, Kübler, Pfleger, Laugel, als seine eigenen Kandidaten aufstellte und für sie mit allen Machtmitteln arbeitet, die ihm als konfessioneller Partei zur Verfügung stehen! Wie wäre es sonst weiter möglich, daß das Zentrum nationalistische Scheinkandidaturen unterstützt, die im entscheidenden Augenblick vor den Nachwahlen zugunsten eines in nationaler Beziehung nicht zuverlässigeren Zentrumsmannes zurücktreten sollen, um ihm Stimmen zuzuführen. Ein Manöver, das speziell in Straßburg und in einigen Kreisen des Unterelsasses geplant ist. Auch in den Verhandlungen mit dem Lothringer Block, die, wiederholt abgebrochen, immer wieder ausgenommen wurden, ist von nationaler und politischer Ueberzeugung kaum eine Spur zu entdecken. Das Feilschen um Mandate beherrscht diese Verhandlungen voll ständig, und während das führende Lothringer Zentrumsorgan zeitweilig sogar im Gegensatz zu den elsässischen Zentrumsblättern die Ver fassungsreform und das altdeutsche Zentrum in Schutz nahm, wirbt es jetzt in geradezu un würdiger Weise um die Gunst der Partei, die weder von der neuen Verfassung, noch von den altdeutschen Parteien, die sie geschaffen, etwas wissen will. Aber es hat wenigstens die Gewiß heit, seine Bemühungen nicht an Leute zu ver schwenden, die kein Verständnis für solche Charakterlosigkeit besaßen. Denn Nationalbund und Lothringer Block arbeiten nach demselben Rezept. Der Nationalbund hat mit seiner Idee, das Eros der einheimischen Wähler um das nationale Sturmbanner zu scharen, Fiasko gemacht. Sein Aufruf blieb ohne Wirkung. Nun versucht er es mit den bewährten Mitteln der Hintertreppenpolitik, in der die Kolmarer Nationalisten von jeher Meister waren. Nur daß er diesmal nicht bei der Regierung um Gunstbcweise bettelt, sondern bei den Parteien, die ihm gesinnungsverwaudt sind, und bei der Wählerschaft. Er behauptet, nicht klerikal zu sein, unterstützt aber das Zentrum überall, wo es mit eigenen Kandidaten erscheint, und läßt, sich von ihm Helsen, wo er selbständig vorgehen zu können glaubt. Zentrumsführer müssen für seine Ideen werben, und Zentrumsgeistliche führen ihm Anhänger zu. Wo aber mit kleri kalen Mitteln kein Geschäft zu machen ist und auch der Nationalismus noch nicht Wurzel ge schlagen hat, da frisiert er seine Kandidaten als harmlose Unabhängige, die vor der Oeffentlich- keit ihre nationale Unschuld betonen müssen, um dann im Landtage eine um so ergebenere Schutz truppe des Nationalbundes zu werden. Und seine angeblich demokratisch - republikanischen Grundsätze halten ihn nicht ab, den Lothringer Block mit der Versicherung zu umschmeicheln, daß nirgends ein besserer Platz für diese Herren wäre als an der Seite des Nationalbundes. Nach dieser Schilderung der „Mentalität" des elsaß-lothringischen Zentrums und des Nationalbundes, in deren Berechnungen der Lothringer Block eine so große Rolle spielt, ist es kaum noch nötig, dessen Verhalten bei den Wahlvorbereitungen zu charakterisieren. Alle Anregungen, Wahlbündnisse zu schließen, hat er „wohlwollend geprüft", mochten sie kommen woher sie wollten. Politische Richtung, nationale Ueberzeugungen und Rücksicht auf die künftige Entwicklung des Landes waren Nebensache. Die Frage, die er an jeden Unter händler richtete, war einzig und allein die: „Was bietest du? und garantierst du uns die Erhaltung aller Mandate, die wir im Landes ausschuß besaßen?" Nach dieser einfachen würdigen Formel verhandelte der Block mit Nationalbund, Zentrum, Liberalen, abermals Zentrum usw., und wenn nicht alles täuscht, wird er für diesen Eifer, seine Gesinnungs tüchtigkeit zu beweisen, doch noch durch ein Bündnis mit dem Zentrum belohnt werden. So ist der rcichsländische Liberalismus, mag man sonst auch mancherlei an ihm auszusetzen haben, noch die einzige bürgerliche Partei, die Richtung und Ziele ihres Vorgehens bei den Landtagswahlen klar erkennen läßt und den Wählern eine ehrliche Ueberzeugung als Ge währ für ihr Wirken im neuen Parlament bietet. Das llltlmstum. Was der „Matin" bereits ankündigte, ist jetzt offiziell bekanntgegeben worden: Italien hat in der Nacht vom Mittwoch der Pforte ein sehr deutliches Ultimatum gestellt und dessen Beant wortung binnen 24 Stunden verlangt. Es kündigt in dieser Note den unumstößlichen Entschluß an, zu einer militärischen Besetzung von Tri» polis und Cyrenaila zu schreiten, und fordert von der ottomanischen Regierung Maßnahmen, die eine widerstandslose Ausführung dieses Ent schlußes gewährleisten. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Depesche San Giulianos die Sprache des Krieges spricht. Bei keiner der europäischen Mächte kann darüber ein Zweifel bestehen; auch in Berlin besteht ein solcher nicht. Die bisher schweigsame italienische Regierung hat sich deutlich ausgedrückt, auch haben die Vertreter Italiens im Ausland den Regierungen, bei denen sie beglaubigt sind, Mitteilungen über die Lage ge macht. Bisher fehlte eine solche Fühlungnahme. Die Welt weiß nunmehr offiziell und tatsächlich von den Absichten Italiens. Es fragt sich ietzt, ob die Türkei es auf einen Krieg ankommen laßen will. Der Wortlaut der Note, di« in der Nacht vom 26. zum 27. September der italienische Minister des Aeußeren San Guiliano an den italienischen Geschäftsträger in Konstanti nopel, de Martino, depeschiert hat, ist folgender: Während einer langen Reihe von Jahren hat die italienische Regierung niemals aufgehört, der Pforte vorzustellen, daß es absolut notwendig ist, dem Zustande der Unordnung und Ver nachlässigung, worin Tripoli, und Ki) rene von der Türkei gelassen wird, ein Ende zu machen, damit diese Gegenden den gleichen Wohltaten des Fortschrittes wie die übrigen Teile Nordafrikas teilhaftig würden. Ein solcher Wechsel, der sich aus die allgemeinen Forderungen der Zivilisation gründet, stellt für Italien ein vitales Jntereße erster Ordnung dar angesichts der geringen Entfernung, die diese Gegenden von den italienischen Küsten trennt. Trotzdem die italienische Negierung immer in loyaler Weise ihre Unterstützung de: kaiserlichen Regierung in den verschiedenen politischen Fragen der letzten Zeit angedeihen ließ, und trotz der Mäßigung und Geduld, die die italienische Re gierung bis heute bewiesen hat, sind nicht nur ihre Absichten betreffend Tripolis von der kaiser lichen Regierung mißdeutet worden, sondern, was mehr ist, ist jedes italienische Unternehmen in den oben erwähnten Gebieten beständig einer syste matischen, höchst hartnäckigen und ungerechtfcrtig' ten Opposition begegnet. Die kaiserliche Re gierung, die bis heute beständig eine feindselige Stimmung gegen jede legitime Wirksamkeit von italienischer Seite in Tripolis und Kyrcne an den Tag gelegt hat, schlug ganz neuerdings durch einen in letzter Stunde unternommenen Schritt der königlichen Regierung eine Verständigung vor, indem sie sich bereit erklärte, jedes mit den bestehenden Verträgen sowie der Würde und den höheren Interessen der Türkei zu vereinbarende wirtschaftliche Zugeständnis zu bewilligen, aber die königliche Negierung sieht sich nicht in der Lage, jetzt Verhandlungen anzu knüpfen, deren Nutzlosigkeit in der Vergangen heit erwiesen worden ist, die weit entfernt sind, eine Garantie für die Zukunft zu bieten, und die nur eine beständige Ursache zu Reibungen und Konflikten wären. Anderseits stellen die Nachrichten, die die königliche Regierung von ih.en Konsulat Zenten in Tripolis und Cyrenaila erhält, die Lage als außerordentlich ernst dar infolge der Be wegung gegen die italienischen Untertan n. di: augenscheinlich von Beamten und anderen behörd lichen Organen hcrvorgeruscn wird. Diese Be wegung bildet eine große Gefahr nicht nur für die Italiener, sondern auch für die Fremden jeder Nationalität, welche mit Recht beunruhigt und besorgt um ihre Sicherheit sind und Tripolis zu verlaßen anfangen. Die Ankunft von Militär transporten in Tripolis, auf deren ernste Folgen die italienische Regierung die ottomanische vorher aufmerksam zu machen nicht verfehlt hat, kann nur die Lage verschlimmern und hat der königlichen Regierung die unbedingte Verpflichtung auferlegt, den daraus drohenden Gefahren vorzubeugen. Die italienische Negierung, die sich gezwungen sieht, von nun an an den Schutz ihrer Würde und Interessen zu denken, ist entschlossen, zu einer militärischen Besetzung von Tripolis und Cyrenaila zu schreiten. Diese Lösung ist die einzige, die für Italien in Betracht kommt. Die kaiserliche Regierung möge demzufolge Anordnungen treffen, daß dieser Schritt bei den gegenwärtigen ottomanischen Vertretern in Tripolis auf keinen Widerstand stoße und daß die aus ihm sich ergebenden Maßnahmen ohne Schwierigkeit getroffen werden können. Weitere Abmachungen könnten von den Regie rungen festgelegt werden, um die Lage endgültig zu regeln. Die königliche Gesandtschaft in Kon stantinopel hat den Auftrag erhalten, eine ent scheidende Antwort hierauf von der otto- manischen Regierung innerhalb 24 Stunden nach Vorlegung des gegenwärtigen Schriftstückes zu verlangen, widrigenfalls sich die italienische Regierung genötigt sehen würde, die zur Sicherung der Besetzung beabsichtigten Maß nahmen unverzüglich zu treffen. Wollen Sic hierzu noch bemerken, daß in dem Termin von 24 Stunden die Antwort auch durch Vermittlung der türkischen Botschaft in Rom uns mitgeteilt werden soll. gez. San Giuliano. Gleichzeitig hat San Giuliano auch dem otto- manischen Geschäftsträger in Rom von dem Inhalt dieser Note Kenntnis gegeben. Die Antwort der Türkei ist bisher noch nicht bekannt geworden, sie muß aber nach der in dem Ultimatum gestellten Bedingung bereits in Rom vorliegen. Da kaum anzunehmcn ist, daß die Pforte auf diese Note ein Entgegenkommen zeigt, ist es nicht ausgeschlossen, daß wir schon in den nächsten Stunden von Nachrichten über kriegerische Verwicklungen der beiden Staaten überrascht werden. Daß die Pforte die von Italien geforderten Be dingungen nicht erfüllt, geht aus folgenden Mit teilungen des türkischen Botschafters in Wien an die „Neue Freie Preße" hervor: „Die türkische Regierung könnte in Verhandlung wegen wirtschaftlicher Zugeständniße, die man anderen befreundeten Staaten gewährt, mit Italien eintreten; Zugeständniße, wie sie eine Re gierung einräumen kann, ohne sich ihrer souveränen Rechte zu entäußern. Es ist jedoch für die kaiserlich ottomanische Regierung keine Frage, daß sie politische Privi legien oder ähnliche Zugeständniße für Tripolis unter keiner Bedingung verteilen kann. Die kaiserlich ottomanische Regierung wird ihre souveränen Rechte mit allen Mitteln, über die sie verfügt, in Tripolis aufrechterhalten. Es hat in Tripolis keinen Zwischenfall gegeben , die Sicher heit ist vollständig, und es gibt keinen legitimen Grund, der zu irgendeiner Beschwerde Anlaß geben könnte. Jedenfalls wartet die kaiserlich« Regie rung mit Ruhe die Ereignisse ab. Falls aber die Landung von Soldaten oder irgendein Akt von Feindseligkeiten in dieser türkischen Pro vinz sich ereignen sollte, wird die Türkei das selbstverständlich als Kriegsfall an- sehe n." Die „Neue Freie Presse" bemerkt hierzu: Die Verbündeten des italienischen Volkes, Oesterreich und Deutschland, werden selbst unter schwierigen Voraussetzungen ihre volle Zuverlässigkeit beweisen. Gedeckt >m Rücken und gestützt durch das Vertrauen und die Gesinnung der Kabinette von Wien und Berlin kann Italien seinen Streit mit der Türket schlichten. * Ein Runderlaß des türkischen Ministers des Innern. * Konstantinopel, 28. September. (Meldung des Wieirer K. K. Telegr.-Korr.-Bureaus.) Der Minister des Innern richtete an alle Prooinzbehörden einen Runderlaß, in dem erklärt wird, die Regie rung werde alles zum Schutze der Landesinteressen und Verteidigung dernationalen Ehre tun. Vorläufig handle es sich nur um einen Plan Italiens, der ausgeführt werden könnte. Der Erlaß ermahnt, solange die Be ziehungen zu Italien nicht abgebrochen seien, alle Boykott-Tendenzen zu unterdrücken. Auch- die Deputierten von Tripolis ermahnten die Tripolitaner, Ruhe zu halten, da kein Grund zu Besorgnissen vorhanden sei. — Die türkische Flotte, die in den syrischen Gewässern ist. soll möglichst bald den Befehl erhalten. Konstantinopel anzu laufen. — Der Mali von Tripolis, der gestern abend sich nach Tripolis begeben sollte, erhielt den telephonischen Befehl des Ministers des Innern, dis Abreise zu verschieben. Gerüchten zufolge erhält ter Walt neue Instruktionen. Nach anderen Gerüchten soll er zum Militärwali ernannt werden.— Es verlautet, daß angesichts der verwickelten Lage das Parlament statt für den 14. November be reits für den 14. Oktober einberufen wirb. Dis Erregung in Tripolis. London, 28. September. lEig. Drahtmeld.i Nach hier eingetroffencn Mitteilungen treffen täglich aus Tripolis Hunderte von jüdischen Ein wohnern auf Malta ein. die aus Angst vor Verfolgungen ihre Heimat verlaßen haben. D.s Nachrichten besagen weiter, daß dennoch bisher di» Ruhe una Ordnung in Tripolis vollständig aufrecht erhalten sei. Tripolis, 28. September. (Meldung der ..Azcncia Stefani".) Die italienische Kolonie ist fast vollständig an Bord des Dampfers „Dan so di Noma" eingeschifft. In der Stadt sind nur italienische Beamte und einig: wsnigs ita lienische Staatsangehörige zurückgeblieben, di: sich auf das italicni'che Konsulat begaben. E^en'v sina noch einige Geistliche in der Stadt, dis lick' oiff einem moraen erwanstcn Dampfer cinsthiif n w:"- dcn. Der Handel ist l a h m g e l e g t. Rom, 28. September. sEig. Drahtmrld.) Einer Meldung der „Corrierc d'Jtalia" aus Tripolis zu folge ist es gestern abend in einem Kinemato - graphcntheater zwischen Eingeborenen und Italienern zu einem heftigen Zu- s a m m e n st o ß gekommen. Der Besitzer -cs Theaters hatte einen Film zur Aufführung gebracht, in dem der König von Italien zu sehen war. Die Italiener klatschten lebhaften Beifall, während von den Plätzen der Eingeborenen Pfeifen und Johlen erschallte. Es kam sofort zu einem Handgemenge, in dessen Verlaus die Italiener sehr mißhandelt wurden und da sie in der Minderheit waren, schließlich den Saal verlassen mußten. Ein italienisches Kriegsschiff vor Tripolis- Aus Tripolis wirb dem „B. T." vom 28. Sep tember gemeldet: Letzte Nacht wurde in nächster Rähe der Stadt ein verdächtiges Schiff sichtbar, das allgemein für ein italienisches Kriegs schiff gehalten wird, denn es beleuchtete mit Scheinwerfern die Stadt und die Umgebung. Das Erscheinen des Schiffes rief unter der Ein- gebcrenenbevölkerung. die eine Truppenlandung er wartet, große Aufregung hervor. Viele fliehen ziel los aus der Stadt. Tripolis, 28. September. sEig. Drahtmeld.) Ein italienischer Kreuzer kreuzt vor Tripolis und setzt sich mit den italienischen P o st- dampfern in Verbindung, di« Fahrplan und Route ändern. Der Herzog der Abruzzen Flottenkommandant. Venedig. 28. September. lEig. Drahtmeld.) Der Herzog der Abruzzen hat sich nach Brindisi be geben. um dort Len Oberbefehl über eine Torpedobootsdivision zu übernehmen. Ein französischer Panzerkreuzer auf dem Wege nach Tripolis? Toulon, 28. September. (Eig. Drahtmeld.) Der Panzerkreuzer „Leon Gambetta", der sich anfänglich zur Abreise nach Tripolis bereithalten sollte, hat gegen Mitternacht den Befehl erhalten, die Reise noch nicht anzulreten. An seiner Stelle hat der Panzerkreuzer „Ernest Renan", der be deutend schnelle" ist als „Leon Gambetta". heute nacht die Anker gelichtet. Das Kriegsschiff ist mit unbekannte: Bestimmung abgefahren. Die Zeitungen berichten, daß es jedenfalls nach Tripoli» gehen soll. Die türkische Prelle beruhigt. Konstantinopel, 28. September. lEig Draht« Meldung.) Die Morgenblätter faßen die Lage, deren Ernst sie nicht verkennen, ruhiger auf und raten der Bevölkerung Ruhe an Die meisten Blätter empfehlen es, die Tripolisfrage zu lösen, bevor sie eine akut« Form annimmt. Dir Beziehun« gen zwischen der Türkei und Italien in den leisten Tagen machten jeden Angriff Italien» auf I Tripolis unwahrscheinlich, l? D. Red.) I Einen Boykott dürste die Türkei gegen Italien nicht
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