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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.07.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120720024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912072002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912072002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-07
- Tag1912-07-20
- Monat1912-07
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Seite S. Nr. 367. »06. Jahrgang. D«r Sultan aber hielt die Engländer durch Unter. Handlungen hin. rvährenddesscn verstärkte der Sul tan die Befestigungen, und nach 11 Tagen blieb den Engländern nichts übrig, als schleunigst umzukehren und die Dardanellen zu verlassen. Aber auch von türkischer Seite aus war di« Aktion zwecklos, da Napoleon sich bald von der Türkei abwendete und sie sich selbst übersteh. Wss ein Volk leisten kann. Man trifft in der Presse vielfach auf die Ansicht, das deutsche Volk sei nicht in der Lage, eine wettere Berslärkung des Heeres finanziell tragen zu können. Angesichts dieser Behauptung ist es gut, sich einmal vor Augen zu halten, was Jena und Auerstädt dein preußucyen Staate und seinem Bolle gekostet Haden. Durch den Tilsiter Frieden wurde Preußen von 570 Quadratmcilen mit 9'. Millionen Einwohnern auf etwa M« Quadratmciien mit 4'/, Millionen Einwohnern heruntergcdrückt. Trotzdem muhte von diesem, ans die Hälfte verkleinerten Preußen die volle Schuldenlast des früheren Besitz- bepandcs übernommen werden. Durch das Pariser Traktat vom 8. September 1808 hatten die 4'/, Millionen Preußen volle 1l20 Millionen Mark aufzudringcn, in den drei folgenden Jahren wurden, wie Oberstleutnant Wagner in seinen „Grundlagen der Kriegs.hcvrie" seslstellr, vertragswidrig Liefe rungen und Leistungen im Betrage von st«''. Millionen abgepreßt. Der Durchzug der großen Armee gegen Rußland lastete Mi Millionen Taler. Der Geiamt schaden, den dieser Durchzug verursachte, 809 Millionen Taler. Das Land war derartig verarmt, das; eine zu allen vorhergegangcncn Steuern erst 1812 neu ausgeschrieben' starke Bermögcns- und Einkommen steuer fast gar leinen Nutzen für den Staat hatte. Die Prov »; Alr-Preußen brachte statt der veranschlagten 25 Mill. Taler nur 4'/, Millionen. Als Napoleon geschlagen aus Rußland zurückkehrte und Preußens Bolt sich zur Befreiung erhob, hatte die Haupcstaats- tasse nur 0000 Taler Laren Geldes. Trotzdem gelang es im Laufe weniger Monate, das nur 40 000 Mann starke Heer auf 271000 Mann zu vermehren, obgleich man allgemein nur annarm, dag Preußen nicht mehr als 80100 Mann auf die Beine cu bringen imstande sei. Gegenüber diesen Lasten und Leistungen, die von 4'/, Millionen Preußen getragen wurden lauf den Kops der Bevölkerung verrechnet kosteten die sieben Jayre französischer Herrschaft 428 Mark für jeden Einwohner Preußens), nimmt sich das heutige Jammern über die „drückende Wehr» last" recht, recht klüglich aus. Was wir aber für im Frieden versäumte Pflicht im Ernstfälle an Gut und Blut zu zahlen habe», steht auf cinein undeschricbenen Blattes darüber nachzudenken scheuen viele, die über die drückende Wehrlast grobes Geschrei erheben. Vie ÄusMiüMng von Mchenrelten /euerl'elratttrer an üinterdliedene. Ein Bescheid der für das Feuerbestattungswesen in Preußen zuständigen Stelle an einen Fenerbestat- ttingöverein über die Frage dec Aushändigung von Aschenresten an Hinterbliebene hat zu Erörterungen über die Auslegung der betreffenden Bestimmung de,s preustii^x'u FcucrbestattungSgesetzcS Anlast ge geben. Taljächlich kann aber über die Deutung dieses Teils de; Gesetzes kein Zweifel bestehen, wenn inan die Erklärungen deS Ministers des Innern und des Vertreters der Justizverwaltung in der Kommission für den Gesetzentwurf b e t r. die Feuer Leipziger Tageblatt Abendausgabe bestattunfl berücksichtigt. Der Minister des Innern erklärte, der betreffende Paragraph habe den Zweck, dafür zu sorgen, daß tatsächlich ein« Bei- sekuug der Ascbenreste an einer würdigen Stätte erfolge; es solle also z. B. verhindert werden, daß die Urnen mit auf Meisen genommen odek tonst unwürdig behandelt würden. Der Paragraph gebe aber die Möglichkeit, die Beisetzung auch außer halb der Urnenhalle der Einäsck)erungSstätte vor- »unehinen; nur müsse die BestattungSanlage für diesen Zweck von der Behörde genehmigt sein. Dem nach könne z. B. auch die Beisetzung in einer in einem Privatpark befindlichen Anlage gestattet wer den, nüe sie jetzt schon als BeerdigunaSstätten ge» nchmigt werden könnten. — Einein Wunsche der Kommission entsprechend, erklärte der Minister des Innern seiner, dast er an dieser seiner Interpretation deS Paragraphen festhalte und dafür Sorge tragen wolle, dag dies bei den Ausführungsbestimmungen zur Geltung gebracht werde. Der Kommissar der Justizverwaltung führte i» der Kommission aus, dast aus kriminalistischen Rücksichten die Justizver- Wallung «ntscl-eidendcn Wert darauf legen müßte, dast die Asclst'nreste in dem Zustand, den sie durch die Einäscherung erfahren, ausbewahrl werden; sie dürften nicht den Zugriffen Privater ausgesetzt sein, damit die Behörde, falls eine Untersuchung der Ascl^nreste nach längerer Zeit erforderlich sein sollte, darüber ebenso verfügen könnte, wie über den in der Erde bestatteten Leichnam. Einer Aus händigung der Asche an Private müßte demnach voraebeugt werden; die in der Erde bestatteten LeickM seien ja auch dem Eingriff und der imllkürlichen Behandlung Privater entzogen. Entspreclfend der Zusage des Ministers deS Innern hat die Anweisung zur Ausführung deS Gesetzes über die Feuerbestattung den betreffenden Paragraphen weiter er läutert. Danach ist die Vorschrift, dast die Aschen reste von verbrannten LeickM entweder in einer Urnenhalle (Urnengrab) oder in einer anderen be hördlich genehmigten Bestattungsanlage beiznsetzen sind, eine zwingende. Sie hat den Zweck, die AsckM- reste jeder willkürlichen Verfügung seitens Privater zu entziehet: und zu verhindern, daß über die Aschen veste in einer Weise verfügt wird, wclck)e einerseits dem Empfinden der Pietät tvidcrspricht, anderseit- sie auch der Nachprüfung im Interesse der Straf rechtspflege zu entziehen geeignet ist. Die Aschen reste sollen bestattet werden. Daran- ergibt sich, daß das Ausstcllen im Zimmer oder das Mitnehmen auf Meisen, das Verstreuen der Asche in die Luft oder deren Versenken im Wasser unstatthaft ist. Des halb kann die Aushändigung der Aschcnreste an die Angehörigen auch nur zum Zwecke der ordnungsmäßigen Beisetzung an einem behördlich ge nehmigten Bestattungsort gestattet werden. Darüber ist ein glaubhafter Nachweis zu erbringen. Gegebenenfalls l>at die Versendung durch die Verwaltung der Feuerbestattungsanlage an die Verwaltung der betreffenden Bestattungs anlage direkt zu erfolgen. Nach dem Bescheide des Ministeriums des Innern steht dieses auf dem Stand punkt, daß die Bestimmungen des preußisckM Ge setzes iit bezug auf die BeisetzuugSpflicht fick ,anch auf Aschenroste bezieht von Leichen, die außerhalb Preußens verbrannt sind. Bei dieser Auffassung kann also die Aushändigung der Aschenreste an die Angehörigen nur zum Zwecke der im Sinne deS Gesetzes ordnungsmäßigen Beisetzung erfolgen. Die Frag« des Verbleibs der Afchenreste ist in den verschiedenen deutschen Bundesstaaten, in denen Gesetze -über Viel Feuerbestattung erlassen sind, sehr versckfleden geregelt. In Sachsen darf eine Aus- lieferung an die Angehörigen nur stattsiuden, wenn diese den Nachweis erbringen, dast die Afchenreste auf einer Begräbnisstätte oder in einer Urnenhalle Aufnahme finden. Diese Bestimmung ist von der sächsischen Ersten Kammer in das Gesetz eingefügt. DaS hessische Gesetz enthält keinerlei Bestim mungen über den Verbleib der Aschenreste. Es ist mithin weder eine Beisetzung in einer Urnenhalle noch eine Beerdigung derselben vorgeschrieben: eine Auslieferung der Aschenreste an die Angehörigen ist daher zulässig. Das braunschweigische Gesetz sieht vor, dast die Beisetzung der Aschenreste in der Erde, auf den Friedhöfen aller MeligionS- aemei ns straften und den sonstigen Friedhöfen zn ge- statten ist, wenn die Beerdigung der Lcist-c auf ihnen hätte beansprucht werden können. Eine Beerdigung oder Beisetzung ist aber überhaupt nicht vorgeschrie- ben. In Hamburg ist die Aushändigung der Afchenreste an die Angehörigen sreigegebeu, ebenso in Lübeck, wo daneben ausdrücklich bestimmt ist, daß eine Beisetzung in der Erde oder in aufgestellten Urnen stattfinden kann. Tas Gesetz des Herzog tums Anhalt enthält keinerlei Bestimmungen über den Verbleib der Aschenrcstc. Sal- unü perlmmlimchrithten. * Der König!. Gesandte Wirk!. Geh. Nat Graf von Rer hat Wien mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Legationssekrctär von Schimpfs als interimistischer Geschäftsträger. Deutsches Reich. Keine badische Ministerkrisis. Karlsruhe. 19. Juli. Das Regierungsorgan. die „Karlsruher Ztg", veröffentlicht folgende halb amtliche Mitteilung: Das aus einem Berliner Blatt in die badischen Zeitungen übergegangene Gerücht von einer Ministerkrise entbehrt jeder tatsächlichen Begründung. Die Mitglieder des Staatsministeriums erfreuen sich ohne Ausnahme des vollen Vertrauens des Landes herrn. Weder jetzt noch auf die Zeit des Landtags schlusses ist das Ausscheiden einzelner Minister zu er» warten. Der Unfall des „G. 11V". Kiel, 20. Juli. Zu dem Zusammenstoß des Linienschiffes „Hessen" mit einem Torpedoboot wird noch folgendes gemeldet: Der Unfall ereignete sich auf der Höhe von Rügen um 7s4 Uhr abends, und zwar handelt es sich um das Torpedoboot „6. 110". Das beschädigte Torpedoboot „6. 110" kam im Schlepptau der Tor pedoboote „O. 194", „6. 108" und „O. 109" hier an; cs lag bis zum Hinteren Turm unter Wasser. Di« Masten sind vollständig verloren. Die Besatzung war auf die Begleitschiffe übernommen worden. Das Boot wurde sofort in das Kaiserlich« Werftschwimm dock in Gaarden, das vorher geräumt worden war, ausgenommen. Die Leichen der drei Verunglückten von d«r Mannschaft des Torpedoboots „G. 110" wur den nach der hiesigen Leichenkammer geschafft. Teuerungszulage für Beamte. Rudolstadt, 19. Juli. Die fürstliche Staatere-gie- rung vertilgte di« Uckbenoeffung einer Teuerungs zulage in Höhe von 8 Ptog- des Gehaltes an sämt liche Staatsbeamte und Dolksschullehrer des Landes für das laufende Jahr. Dies erfordert eine Ausgabe von rund 130 000 wofür die nachträgliche Geneh migung des Landtags erforderlich ist. Lonnavenü, 20. Juli lS12. Der Fahneneid der -erbftnenformationen. Berlin, 20. Juli. Die am 1. Oktober d. I. neu zubildenden Bataillone der Infanterie und der tech nischen Truppen und die neuen Fußartillerie-Regi menter erhalten — wie die Mil.-pol. Korrespondenz" meldet — ihre Feldzeichen erst im nächsten Jahre. Die Nagelung und Weihe dieser Fahnen wird, nach den bisherigen Bestimmungen, am Neu jahrstage 1913 im Zeughaus zu Berlin stattfinden. Die Rekruten der Neuformationen müssen daher in diesem Herbst auf den Degen eines Offiziers ver eidigt werden. Die Rekruten der Feldartilleri« leisten den Eid auf das Geschütz. Für die Fliefl«r- truppe wird eine besondere Eidesformel vorbereitet, wie sie für die „Treue zu Lande, zu Wasser und in der Luft" schon im türkischen Heere seit Anfang dieses Jahres besteht. Die rheinische Metallarbeitrrbrwegung. Köln, 20. Juli. Im Rheinland ist ein« umfang» reiche Bewegung der Metallarbeiter eingeleitet wor den. Allein im Köln-Mühlheimer In dustriegebiet haben fünf große Versamm lungen zum Zwecke der Forderung der Verkürzung der Arbeitszeit stattgefunden. Es kommen 20 000 Metallarbeiter in Betracht. Endgültige Fertigstellung der neuen Prüfungs» ordnung für Tierärzte. Berlin, 20. Juli. Di« in den beteiligten Kreisen schon lang« erwartete neue tierärztliche Prüfungs ordnung wird nach ihrer endgültigen Fertigstellung im Reichsamt des Innern schon in diesen Tagen an den Bundesrat gelangen. Der Entwurf wird also ein« dar ersten Vorlagen sein, mit der sich der Bundesrat bei der Wiederaufnahme seiner Arbeiten beschäftigen wiro. Da der Bundesrat die Vorlage zweifellos noch in den Herbstmonaten erledigen wird, kann man mit Sicherheit annohmen, daß die Be stimmungen der neuen Prüfungsordnung mit dem 1. April nächsten Jahres in Kraft treten werden. Die Fertigstellung des Entwurfs, die fast zwei Jahre in Anspruch genommen hat, ist dadurch ermöglicht worden, daß Las preußische KriegsiNinisterium in der Frag« der Anrechnung des halben Dienstjahres mit der Waffe auf das Universitätsstudium ein großes Entgegenkommen gezeigt hat. Diese An rechnung war früher ein ausschließliches Vorrecht der Mediziner. Al» Folge der Gleichstellung der Vete rinär« in d«r Armee mit von Sanitätsoffizieren er strebten auch die Tierärzte die Anrechnung des halben Dienstjahres mit der Waffe auf das Univer sitätsstudium. Die Heeresverwaltung und das preußische Landwirtschaftsministerium standen dieser Forderung von vornherein wohlwollend gegenüber. Di« Heeresverwaltung macht« jedoch zur Bedingung, daß die Tierärzte ihrer Dienstpflicht bei einem be rittenen Truppenteil genügten. Dieser Forderung standen aber wieder die Interessen der tierärztlichen Abteilung der Universität Gießen entgegen, weil Gießen keinen berittenen Truppenteil in Garnison hat. Um in diesem Widerstreit der Interessen einen Ausgleich zu schaffen, hat die Heeresverwaltung schließlich von ihrer grundsätzlichen Forderung eine Ausnahme zugunsten Gießens zu gestanden. Es können also, obwohl grundsätzlich alle Veterinäre, die ihr halbes Dienstjahr mit der Waffe auf das Universitatsstudium anrechnen lassen wollen, bei einem berittenen Truppenteil dienen müssen, di« Studierenden der tierärztlichen Abteilung der Uni versität Gießen bei dem dortigen Infanterieregiment ihr Jahr abdienen. Die angebliche Novelle zum Nahrungsmittelgefetz. Berlin, 20. Juli. Eine Berliner Korrespondenz glaubt mitteilen zu können, daß in naher Zeit eine Kus üer Zahlenwelt. Plauderei von Josef Garth, Leipzig. ^Nachdruck verboten.) l. Zahlensysteme Der Mensch hat 10 Finger, die er u. a. mit Vor liebe auch zum Zählen benutzt, und deshalb ist es natürlich, daß er auch von xehn zu zehn zählt. So mit erscheint das Dezimalsystem als etwas ganz Se bstvei üc i.dlickics. Indessen ist die Gewohnheit, bis je zehn zu zählen, doch nicht so ganz allgemein, und auch wir «elbst haben heute noch in den Worten elf, zwölf, in Fuß, Zoll. Minute, Sekunde u. dergl. Ucberreste anderer Zählsysteme, Auch kann man nicht einmal sagen, daß die Zahl 10 etwa wegen besonderer Eigenschaften diese hervorragende Stellung verdient, und es ist schon darauf lstngewiesen worden, daß sich die Zahl 12 noch viel besser als Basis eines Zahlensystems eignen würde, einiuch deshalb, weil sie zwei Teiler mehr hat. Dieser Grund ist nun zwar deshalb nicht ganz stichhaltig, weil auch 12 nur 2 Primfaktoren, nämlich 2 und 3 enthält, also nicht mehr als 10, worin 2 und l> stecken. Immerhin hat aber 12 zwei ganzzahlige Teller mehr und ist doch nicht so groß, daß die Ver mehrung der hauptlächlich denn Einmaleins erforder lichen Gedächtnisarbeit wesentlich erschwerend ins Gewicht fiele. Und deshalb würde in der Tat das Duodczimalsystem viele Vorzüge vor dem Dezimal system Haven. Unter allen Zahlen aber, die überhaupt als Basis »ines Systems in Frage kommen, d. h. unter allen Zahlen von 2 an auswärts, gibt es nun eine, die eine Sonderstellung einnimmt, die ganz wesentliche Aenderungcn in unser Rechnen bringen und sich schließlich aus diesen inneren Eigenschaften heraus wie leine andere als Basis eignen würde, und das ist die 2, die erste gerade Zahl, die einzige gerade Primzahl, die einzige ganze Zahl, die zu sich selbst addiert ebensoviel ergibt als nut sich selbst multi pliziert und ebensoviel als mit sich selbst potenziert. 2 2 --- 2 . 2 --- 2'. »-t-r — .Li — r». Allerdings würde ihre E genart als Basis nicht nur auf ihren inneren Eigen chaften, sondern hauptsäch lich in unserer Cchreibwe se der Zahlen beruhen, die darin gipiclt, daß wir die Zahlen in Potenzen von 10 auflöjen und die Potenz durch die Stellung der Ziffern zum Ausdruck bringen, jo daß wir mit ins gesamt zehn Zeichen auskommen. Auch die Römer besaßen schon das Dezimalsystem; es war sogar noch reiner als bei uns. kannten sie doch für 11 und 12 keine selbständigen Worte. Aber ihre bildliche Darstellung der Zahlen war außer ordentlich schwerfällig und ungelentig. So schrieben sie z. B. statt 1878 .!DV^6ttXXVIlI. Aus diesem rein äußerlichen Grunde konnte sich bei diesem sonst so ganz zahlenmäßig denkenden und fühlenden Volk (man stelle sich nur Vornamen vor wie Quintus, der Fünfte, Decimus, der Zehnte) das Rechnen nicht erbedlich entwickeln, und erst die im Mittelalter Lurch die Araber erfolgte Einführung des Stellenwertes und damit des Fehlzeichcns Null brachte in unser Rechnen jene Einheit, jene außer- ordentliche Beweglichkeit und Leichtigkeit, die uns ermöglicht ielbst noch mit solchen Zahlen spielend umzugehen, für die dem Römer fast die Möglichkeit der Darstellung fehlte. Dabei sieht die Sache r den ersten Blick wie eine Komplikation aus; de die einfache Addition wird zu einer Verbindung von Addition und Mul tiplikation und auch das, was nicht gezählt wird, bekommt ein Zeichen. Aber das ist nur trügerischer Schein, und in Wahrheit ist diese leere Null eine der gewaltigsten Erfindungen des Menschengeistes und eine Haupt ursache unserer gesamten modernen Entwickelung. So wie wir nnt einigen zwanzig Buchstaben ganze Sprachen schreiben, so meistern wir jetzt mit 10 Zeichen die ganze Zahlenwelt. Ja wir brauchen nicht einmal zehn, beim System mit der Basis 2 genügen schon zwei Zeichen, 1 und 0. Es wäre dann: eine — eins zwei — zwei hoch eins drei — « , , vier — - - zwei fünf — , . . sechs — - » zwei sieden — . - , acht — » » drei -l- eins Z- eins -t- zwei -t- drei — 1 — 10 — 11 — 100 — 101 — 110 — 111 — 1000 uff. Somit würden die Zahlen schnell recht lang werden und das ist nun gerade kein Vorteil; aber sie bestehen immer nur aus Einsen und Nullen und darin liegt der Witz. Das ganze Einmaleins würde fortsallen und beim Multiplizreren und Dividieren würde sich alles ganz einfach in Abschreiben und Addition und Subtraktion auflösen. Wetter gehen ersichtlich alle geraden Zahlen auf 0 aus, was namentlich bei höheren Potenzen von Bedeutung würde. Z. V. würden die pythagoräischen Gleichungen 3- 4- — 5' und 5' -f- 12- - 13' so aussehen: 11'" -s- 100" — 101" und 101" Z- 1100" — 1101" oder ausgerechnet 1001 11001 -t- 10000 -t- 10010000 11001 10101001 Wie man sieht, springen die Additionsergebnisse in die Augen. Dre Multiplikation 7 . 0 ergäbe fol gendes Bild: 111 . 101 — iil m 100011. Noch ein ganz wesentlicher Umstand käme in Frage. Wohl jedem ist schon einmal die eigentüm liche Rolle aufgefallen, welche in unserm Dezimal system die Zahl Neun spielt. Bekannt ist die Neuner vrobe, und fast bei jedem Rechenkunststück lugt an irgendeiner Stelle auch die Neun übern Zaun und freut sich mit. Im Zweiersystem würde nun die Rolle der Neun auf die Eins übergehen. Das bedeutet zunächst, daß da», was wir al» Reunerprobe kennen, Wegfällen würde, weil ja jede Zahl durch 1 teilbar ist. Weiter würde ein Unterschied zwischen solchen Zahlen wie 999 und 111 nicht mehr existieren. Bei den Perioden würde cs keine einstelligen mehr geben, weil * keine Periode liefert, sondern ausgeht: selbstredend blieben aber sonstige Eigen tümlichkeiten der Perioden weiterbestehen. In welcher Weise die Länge der Zahlen zunehmen würde, ergibt sich aus einem Vergleich der Potenzen. So ist 2" — 1024, also 2" größer als 1000, d. h. 2" > 10» 2" > 10" 2° > 10° u. s. f., so daß auf je 3 Stellen im Dezimalsystem rund 10 Stellen im Zweiersystem kommen. Mithin wären in diesem die Zahlen rund 30, mal so lang als in jenem; aber trotzdem wäre, alles in allem genommen, das Rechnen leichter als jetzt. H. Da» Weltall im Meterstab. Man liest heutigeslags so oft von Milliardären und Billionären, daß man wirtlich daran zweifelt, ob der betreffende Schreiber sich jemals klar gemacht hat, was diese Begriffe bedeuten. Wenn man nicht schon eine Summe von lOOOO^i eine Million nennt, obwohl es ja 1000000 sind, sondern erst den Eigentümer von 1000000 bei uns Millionär schimpft, so mag es schließlich ein paar Milliardäre geben, aber noch lange keinen Billionär. Will man sich die Größe vielstelliger Zahlen überhaupt einmal klar machen und ihre Unendlichkeit wenigstens in etwas erfassen, so muß man sie in Beziehung zum Weltall bringen. Wählen wir als Einheitsmaß das Meter, so er gibt im Dezimaliystem die Entfernung der Erde vom Monde (rund 384 000 K>») eine Ostellige Zahl, also noch keine Milliarde Meter, und 12 Stellen, also noch keine Billion Meter, führen uns schon zur Sonne (rund 160000000 tzm). Ein Lichtjahr, d. h. die Strecke, welche zu durch laufen ein Lichtstrahl von rund 300 000 Km Sekunden geschwindigkeit ein ganzes Jahr braucht, hat demnach 3tiü . 24 . 3600.300000 «m — 94608.10" lcm -- 94608 x10"m oder weniger als 10" m, also noch nicht zehn tausend Billionen Meter. ahren hat. Ganz neuerdings hat man die größte Sternweite auf 200000 Lichtjahre geschätzt, jo daß wir heute erst das Licht sehen, das ein solcher Stern bereits vor 200000 Jahren ausgestrahlt hat. In unserer Be trachtung bedeutet diese Zahl nun, daß der Welt raum in seiner größten Ausdehnung von uns aus 200000 Lichtjahre mißt und, wenn wir ihm diese größte Ausdehnung nach allen Seiten hin zuerkennen und das Weltall der einfacheren Rechnung wegen als Würfel denken, daß dieser Wür el eine Seiten länge von 2 . 200 000 - 400 000 Licht Der Würfel oder, was dasselbe ist, der für uns wahrnehmbare Weltraum hat demgemäß einen Inhalt von weniger als (400000 . 10")' ebm, also weniger al» 4' . 10" . 10" oder 64 . 10" oder noch weniger als 10"' cd-», eine 65stellige Zahl. Da 1 «bin — 10° cdmw ist, braucht man die vor stehende Zahl nur noch mit 10° zu multiplizieren, um zu wissen, wieviel Kubikmillimeter, wieviel Sandkörnchen also da» ganze Weltall faßt; es ist eine 74stelltge Zahl. Wir könnten noch weiter gehen und auch noch auf die Atome, die kleinstmöglichen Teile der Materie zurückgreifcn, wir würden auch in einem noch weit größeren Welträume doch noch nicht auf eine Zahl von 100 Stellen für die Anzahl aller Atome kommen. Nun stelle man sich einmal vor, wie die Römer mit ihren u, I), 0, u. dergl. eine solche Zahl batten darstellen sollen. Ein Ting der Unmöglichkeit! Bei leidlich großer Schrift braucht man für je 2 Ziffern 1 >m, für 100 Stellen m. So drängt sich also die Anzahl der kleinsten Teilchen des Welt ¬ raums — soweit er für uns weil wahrnehmbar existiert — auf ein halbes Meter zusammen. So groß nun eine solche Zahl ist, so gering ander seits die benötigten Mittel, so können wir doch mit noch viel weniger Material noch weit, ganz ungleich grötzere Zahlen darstellen. (»') Sehen wir uns einmal die Doppelpotenz 9 etwas näher an. Durch Rechnung finden wir 9°— 387420489 und weiter 9^ > 1O.n (r>*) 387 Nun ist, - 9^"° - g" Ä — gH. 18 400 ooo . -(»') - ."«.18400000 oder 9 >10 . _(s') . .-308 000 000 oder 9 >10 Diese Zahl hat 868 Millionen Stellen und ist - immer 2 Ziffern auf 1 em — rund 184000000 em lang, d. b. rund 4 060 000 mal länger als die obige hundertstellige Zahl, die Summe der Atome im Weltall. Was das bedeutet, wird uns wenigstens etwas verständlicher, wenn wir folgender bedenken: Ein Atom nimmt sich neben dem Weltall aus wie eine einstellige Zahl zu einer lOOstelligen und wie diese wieder neben einer 200stelligen, wie die 200stellige zur 300stelligen usw. Nennen wir nun je 100 Stellen eine Ordnung, so ist das Weltall neben dem Atom etwas unendlich Großes von der ersten Ordnung, dagegen die Zahl (o') 9 im Vergleich zur Anzahl der Atome im Weltall etwas unendlich Troges von der 4 000 OOOten Ordnung. Wir hätten die Rechnung etwas einfacher ge- (io") stalten können, wenn wir die Größe 1(i betrachtet hätten und hätten erhalten: — io""" d. h. eine Zahl von 10 Milliarden Stellen, oder (bei 2 Ziffern auf 1cm) von 5000000000cm-50000000m — 50 000 Km, rund 1'/- mal die Länge des Aequators. Schraubt man die Potenz noch höher, nämlich auf so fehlt UN» jede Möglichkeit, UN» diese neue Tröge irgendwie verständlich zu machen, einfach de»- (,') halb, weil wir schon den Exponenten 9 nicht aus denken können. Des Interesses wegen sei hier daran erinnert, daß man Logarithmen bis auf 64 Stellen und die Zahl n, das Verhältnis des Kreisumfanges zum Durchmesser, sogar auf mehr als 700 Stellen be rechnet hat. Während die» letztere praktisch keine Bedeutung hat, ergeben erstere eine ganz unheim liche Genauigkeit, wie man sie nur in den aller- jeltensten Fällen benötigen dürfte und die uns an die Grenzen des Wahrnehmbaren führt.
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