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3. ZYKLUS- KONZERT KONTRASTE Festsaal des Kulturpalastes Dresden Sonnabend, den 1. Dezember 1979, 20.00 Uhr Sonntag, den 2. Dezember 1979, 20.00 Uhr oresoner < oHiilhsrnoonio Dirigent: Johannes Winkler Solist: Paul Badura-Skoda, Österreich, Klavier Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Konzert für Klavier und Orchester C-Dur KV 467 Allegro maestoso Andante Allegro vivace assai Kadenzen von Paul Badura-Skoda PAUSE Anton Bruckner 1824-1896 Sinfonie Nr. 3 d-Moll Mäßig bewegt Adagio, etwas bewegt, quasi Andante Scherzo (Ziemlich schnell) Allegro ZUR EINFÜHRUNG Einen Monat nach dem berühmten d-Moll-Kla vierkonzert KV 466, am 9. März 1785, vollen dete Wolfgang Amadeus Mozart das Konzert für Klavier und Or chester C-Dur KV 467, das er am 10. März in einer seiner Akademien im Wiener Burgtheater erstmalig vortrug. Gegenüber dem schwermütigen, bereits in romantische Aus drucksbezirke vorstoßenden d-Moll-Konzert zeigt dieses Werk wieder eine ganz andere Grundhaltung: Kraftvolle Heiterkeit, festlicher Glanz und farbige Klangpracht dominieren hier. Dennoch blieb Mozart in dem besonders durch seine unerhörte Einfallsfülle bestechen den C-Dur-Konzert bei einer schon im voran gegangenen Konzert manifestierten ausgespro chen sinfonischen Gestaltungsweise. Der bril lante, virtuos-elegante Klavierpart wie der vor allem durch mannigfache interessante Bläser wirkungen fesselnde Part des reich besetzten Orchesters werden gleichermaßen in das musi kalische Geschehen einbezogen, wobei die große sinfonische Einheit des Werkes auch durch motivische Verästelungen und Reminis- Text zum Bild auf der vorhergehenden Seite: PAUL BADURA-SKODA, 1927 in Wien geboren, einer der berühmtesten Pianisten der Gegenwart, studierte trotz naturwissenschaftlicher Neigungen Musik am Wiener Konservatorium, dessen Klavier- und Diri gentenklasse er 1948 mit Auszeichnung absolvierte. Schon 1947 mit einem österreichischen Musikpreis ausgezeichnet, wurden ihm 1948 und 1949 in Buda pest und Paris weitere erste Klavierpreise verliehen. Während der ersten Jahre seiner Weltkarriere als Pianist, die ihn inzwischen wiederholt durch alle Kontinente führte, arbeitete er mit Edwin Fischer bei dessen Luzerner Sommerkursen zusammen. Seine Konzerte sind künstlerische Höhepunkte der verschie densten internationalen Musikfestivals. Er ist ein äußerst vielseitiger Künstler: Pianist, Komponist, Di rigent und Musikwissenschaftler in einer Person. Zu sammen mit seiner Frau, der Musikwissenschaftlerin Dr. Eva Badura-Skoda, publizierte er u. a. Arbeiten zur Mozart-Interpretation (er genießt überhaupt als Mozartkenner und -Interpret besonderes Ansehen), mit Jörg Demus verfaßte er ein Buch über Beetho vens Klaviersonaten. Außerdem widmet er sich der pädagogischen Tätigkeit mit Hingabe. Alljährlich führt er Meisterkurse für Pianisten während der Edinburgher und Salzburger Festspiele und der Wie ner Festwochen durch. Seit 1966 ist er Artist-in-Resi- dence an der University of Wisconsin. 1974 brachte er das für ihn komponierte 2. Klavierkonzert von Frank Martin mit der Dresdner Philharmonie zur er folgreichen DDR-Erstaufführung. zenzen zwischen den einzelnen Sätzen zum Ausdruck kommt. Der Charakter des ersten Satzes wird im we sentlichen durch sein energisches, zündendes Hauptthema bestimmt; die marschartige The matik entspricht der zur dieser Zeit sehr be liebten, von Mozart auch in einigen anderen Klavierkonzerten aufgegriffenen Form des so genannten „Militärkonzertes". Jedoch werden dem gegenüber auch kontrastierende, lyrisch innige Episoden wirksam, und ein Nebenthema erinnert sogar stark an das Hauptthema der dunklen g-Moll-Sinfonie KV 550. „Eine von allen Rücksichten auf die Menschen stimme befreite ideale Aria" nannte der Mu sikforscher Alfred Einstein den folgenden SaM ein anmutsvolles Andante. Er besteht aus ein" fortlaufenden, weitgeschwungenen Kantilene des Soloinstrumentes, vom Orchester zart durch Bläser und sordinierte Streicher um spielt, mit Trioien und Pizzicato-Begleitung. — Ungetrübte, geschliffene Heiterkeit herrscht schließlich im liebenswürdig-temperamentvol len, in freier Sonatenform angelegten Finale, dessen tänzerisches Thema in vielseitiger, geistvoll-witziger Weise verarbeitet wird. „Sinfonie in d-Moll Sr. Hochwohlgeboren Herrn Richard Wagner, dem unerreichbaren, weltbe rühmten und erhabenen Meister der Dicht- und Tonkunst in tiefster Ehrfurcht gewidmet" — schrieb Anton Bruckner 1872 über einen Entwurf zu seiner Sinfonie Nr. 3 d-Moll, deren zweite Fassung am 16. De zember 1877 unter Leitung des Komponisten in Wien uraufgeführt wurde. Publikum und Kritik reagierten jedoch negativ. Das bewog Bruckner, 1889 eine dritte Fassung zu begin nen, die 1890 veröffentlicht wurde und in un serer heutigen Aufführung erklingt. In der „Dritten" zeigt sich deutlich das ganz eigerÄ Verhältnis Bruckners zu Wagner. Obwohl es " der Sinfonie reichlich „wagnert", kann man in gar keinem Falle von Epigonentum, Abhän gigkeit, höchstens von einer musikalischen Gei stesverwandtschaft sprechen. Immerhin hat Bruckner ja die instrumentatorischen und har monischen Errungenschaften Wagners auf die Gattung der Sinfonie übertragen. Am Beginn des ersten Satzes steht — vor dunklem Streicherhintergrund — ein sich zu kraftvoller Männlichkeit steigerndes Trompe tenthema, dem ein zweites gesanglich-idylli sches Thema folgt. Heroisch, in Oktaven, schreitet das dritte Thema einher. Daneben